Als im Herbst die Nächte in den Bergen das erste Mal wieder Frost mit sich bringen, machen wir uns von München auf den Weg in den Süden der Alpen. Während sich am Pragser Wildsee und den Drei Zinnen Mitte September 2019 immer noch die Touristenscharen tummeln, begeben wir uns auf den wenig besuchten südlichen Teil des Dolomitenhöhenweges Nr. 2 (AV2) von Feltre nach San Martino. In sechs Tagen durchqueren wir hier zwei Gebirgszüge: Auf der ersten Hälfte wandern wir durch die teilweise noch zahmen, grünen Berge des Nationalparks Dolomiti Belunesi, bevor uns die zweite Hälfte durch die wilden Felstürme und steinernen Meere des Naturparks Pale di San Martino (Palagruppe) führt. Der Höhenweg lebt vom Gegensatz dieser beiden wunderschönen Parks und ist abgeschieden von Skigebieten und Massentourismus. Er besticht durch schön angelegte alpine Bergwege, ursprüngliche italienische Hütten und beeindruckende Dolomiten Formationen.
Erste Etappe: Hinauf zum Rifugio dal Piaz
Entweder direkt von Feltre oder abkürzend vom Passo Croce d’Aune geht die erste Etappe am Anreisetag durch grüne Wälder einfach hinauf zum Rifugio dal Piaz.
Zweite Etappe: Tagesziel Rifugio Bruno Boz
An Tag 2 stehen wir schon in den frühen Morgenstunden auf und machen einen kleinen Abstecher um den Sonnenaufgang vom Col di Luna (2295m) und dem Monte Pavione (2334m) zu bewundern.
Angekommen am ersten Gipfel, stehen wir über einem sagenhaften Wolkenmeer und genießen wie die blaue Stunde zum ersten Morgenlicht übergeht. Im Hintergrund sehen wir bereits die Felsgipfel der Palagruppe aus den Wolken auftauchen, die wir im zweiten Teil unserer Tour durchqueren wollen.
Der Aussicht über die Belluneser Dolomiten bei Sonnenaufgang ist überragend.
Die ersten Sonnenstrahlen erleuchten das Wolkenmeer am Fuße der felsigeren Berge des Nationalparks – in etwa dort liegt auch unser Tagesziel, das Rifugio Bruno Boz.
Auf schönen Wanderwegen führt uns die zweite Tagesetappe durch die grüne Bergwelt, während sich langsam die Wolken verdichten.
Bevor am Nachmittag leichter Regen einsetzt, erreichen wir das Rifugio Bruno Boz.
Dritte Etappe: Passo Cereda
Auf der dritten Etappe zum Passo Cereda sind wir den gesamten Tag in Nebel eingehüllt. Im felsigen Gelände geht es immer wieder auf und ab, mit teilweise steilen Querungen und leichten Steigpassagen die etwas Trittsicherheit erfordern.
Vierte Etappe: Sonnenuntergang am Rifugio Treviso
An Tag 4 reist die Bewölkung während des Aufstiegs in die Palagruppe langsam auf und gibt den Blick auf faszinierende Felstürme in alle Richtungen frei – ein Highlight der Tour.
Bei Sonnenuntergang kommen wir am Rifugio Treviso an, über dem die Cima di Lastei (2844m) beeindruckend aus den Wolken ragt.
Fünfte Etappe: Tagesziel: Rifugio Pradidali
Bei blauem Himmel beschließen wir an Tag 5 vom normalen Routenverlauf des AV2 abzuweichen und nehmen uns mit etwas Kletterei (UIAA II. Grad) die hier abgebildete Cima Mastorna mit ihren zwei Gipfeln Orientale (2761m) und Occidentale (2816m) vor.
Am Gipfel angekommen bietet sich uns ein Panorama vom Feinsten: Im Tal bilden sich Wolken, aus denen die vielen Türme der Palagruppe hervorragen.
Beim Abstieg zum Tagesziel Rifugio Pradidali baut sich plötzlich nach einer Biegung im Tal imposant der Sass Maor vor uns auf.
Das Rifugio Pradidali liegt bereits schon lange im Schatten während sich die spitzen Dolomitengipfel dahinter noch nach den letzten Sonnenstrahlen recken.
Auch bei Nacht geben die Felstürme mit klarem Sternenhimmel im Hintergrund eine gute Figur ab.
Sechste Etappe: Cima La Fradusta und Abstieg bis nach San Martino
Am letzten Tag der Tour besteigen wir noch zum Sonnenaufgang die Cima La Fradusta (2939m). Der Himmel über den gesamten Dolomiten beginnt förmlich zu brennen als wir uns in der Dämmerung dem felsigen Gipfel nähern. Vom Gipfel der Cima La Fradusta aus erleben wir einen unglaublichen Sonnenaufgang – ein großartiges Finale zu einer einmaligen Tour!
Nun müssen wir nur noch ins Tal nach San Martino absteigen, im Hintergrund die markante Cimon della Pala (3184m). Der restliche Tag verläuft stark bewölkt – gut, dass wir so früh aufgestanden sind und den besten Teil des Tages genießen konnten.