Garmont kann auf über 150 Jahre Schuhherstellung zurückblicken – und damit auf einen reichen Schatz an Erfahrung. Die traditionsreiche Firma wurde 1864 im oberitalienischen Montebelluna gegründet. Montebelluna ist bekannt für seine Schuhindustrie. Die dort ansässigen Unternehmen haben sich speziell auf den Berg- und Skisport spezialisiert, viele namhafte Skischuh-Hersteller produzieren dort.
Aufbau und Material des Hochtourenstiefels
Wie Name und Geschichte schon vermuten lassen, ist der Garmont Icon Plus GTX kein herkömmlicher steigeisenfester Bergschuh. Schließlich heißt „Icon“ auf deutsch „Ikone“ – und das sieht man dem Stiefel schon beim Auspacken an!
Fangen wir gleich beim wichtigsten Element für den Alpinisten an: die Sohle. Garmont setzt beim Icon Plus GTX auf eine Vibram® Titus Sohle. Im Zehenbereich und an der Ferse ist das Profil etwas kompakter und feiner strukturiert, um möglichst gute Reibungswerte im steilen Felsgelände oder auch im Abstieg auf felsigem Untergrund zu erhalten. Die Gummimischung der Titus Sohle erscheint mir etwas härter als bei anderen Sohlen. Damit fordert der Schuh etwas mehr Präzision beim Antreten auf kleinen Leisten, reibt sich aber nicht so schnell ab.
Nach einem Sommer mit vielen tausend Höhenmetern hat die Sohle einen deutlich besseren Eindruck hinterlassen als viele andere Schuhe, die in meinem Schrank stehen. Zusätzlich hat die Sohle einen leichten Spitzenhub (Rocker) bekommen, damit sie beim Gehen schöner abrollt.
Garmont Icon Plus GTX: Bergschuh für den harten Einsatz
Zwischen der Brandsohle aus Kohlenstofffaser und der Profilsohle hat Garmont dem Icon Plus GTX eine solide Steigeisenaufnahme und ein Dämpfungselement aus PU für die Ferse spendiert. Die Brandsohle wird von einer mikroporösen, 2,5 Millimeter dicken Schicht bedeckt, die für ein ideales Fußklima sorgt.
Um den Schaft der Schuhe robuster zu machen, hat Garmont abriebfestes Schoeller® Material verwendet. Der Geröllschutz verläuft rund um den Schuh und ist an der Ferse extra hochgezogen. Somit lassen sich auch Steigeisen mit längerem Kipphebel gut tragen, ohne dabei auf die Achillesferse zu drücken.
Oberhalb der Trageschlaufe ist der Schaft angenehm weich gehalten. Damit lässt sich der Icon Plus GTX sehr gut zum Vertikalzackengehen verwenden, ohne dass der Schaft zu sehr auf die Achillessehne drückt. In meinen Augen ein absolutes Muss für einen durchdachten, steigeisenfesten Bergschuh! Ansonsten verfügt der Schuh, wie der Name schon sagt, über einen GTX (Gore-Tex®)-Strumpf und ist mit Primaloft® isoliert.
Passform und Tragekomfort
Das geringe Gewicht stellt in meinen Augen ein riesiges Plus für den Tragekomfort dar. Laut Hersteller wiegt das Paar in Größe UK8 lediglich 1.820 Gramm. Das ist für einen Schuh mit dieser Performance und einer solchen Wärmeleistung bemerkenswert!
Die richtige Passform – das ist ein sehr individuelles Thema. Als Bergführer kann ich aber durchaus behaupten, dass ich einen guten Überblick über die Passform-Eigenarten der wichtigsten Bergschuh-Hersteller habe. Der Icon Plus GTX fällt vergleichsweise klein aus, weshalb ich ihn in Größe EU 44,5 trage, obwohl ich normalerweise bei EU 44 bin. Ich habe den Icon Plus GTX extra etwas kompakter genommen, weil ich ein bisschen mehr Trittpräzision haben wollte und nicht wieder einen klassischen „Hochtourenschlappen“, der eine Nummer zu groß ist…
Ich trage den Schuh fast ausschließlich mit dünnen Merinosocken, sodass ich am Spann relativ viel Platz habe. Durch eine Einlagesohle von Sidas ließ sich die ideale Passform schnell erreichen. Dazu trägt hauptsächlich die durchdachte Schnürung bei. Den Icon Plus GTX kann man bis an die Zehen schnüren und so den Schuh ideal auf jedes Fußvolumen anpassen.
Des Weiteren ist die Ferse des Bergschuhs raffiniert ausgeformt und umschließt den Fuß optimal – es kann nicht viel rutschen. Um im Abstieg oder beim Klettern die Ferse noch besser im Schuh zu fixieren, hat es sich bewährt, den Schnürsenkel von oben in die Feststellöse zwischen Spann und Schaft einzulegen. Man wickelt den Senkel einmal fast komplett um diesen Haken und die Ferse ist fixiert.
Isolation und Atmungsaktivität, Grip und Stabilität
Das verwendete Gore-Tex® hält den Fuß stets angenehm trocken. Gut für das Klima ist es, einen etwas dünneren, passenden Sportsocken zu nehmen, der wenig Fußschweiß aufnimmt und diesen sofort an den Schuh abgibt. Nur dann kann die GTX-Membrane arbeiten und Feuchtigkeit aus dem Schuh transportieren. Auf Primaloft® als Isolationsmaterial zu setzen, erweist sich als ein sehr guter Schachzug von Garmont. So bleibt der Schuh warm, die Kunstfaser ermöglicht zudem ein problemloses Entweichen von Fußschweiß.
Die Sohle überzeugt darüber hinaus mit einer sehr guten Haftung – auch wenn der etwas härtere Gummi präziser angetreten werden will als andere Mischungen. Auch auf feuchtem Untergrund hat die Sohle immer vergleichsweise gut gehalten. Der Schuhabsatz ist negativ eingeschnitten. Damit krallt sich der Absatz beim Bergabgehen regelrecht in weicheren Untergrund.
Die harte Brandsohle macht den Schuh zudem sehr kantenstabil. Die vorgeformte Ferse hält den Fuß stets schön im Schuh – auch wenn man auf Frontalzacken im steilen Eis steht.
Fazit zum Test des Garmont Icon Plus GTX
Für mich ist der Icon Plus GTX ein rundum gelungener Hochtourenstiefel. Es hat zwar etwas gedauert, bis ich die für mich ideale Schnürweise gefunden habe. Seitdem bin ich mit dem Schuh sehr zufrieden. Im steilen Eis und am Wasserfall bleibt der Fuß schön im Schuh und wird durch das Primaloft angenehm temperiert.
Auf Hochtour macht die aufgebogene Sohle Spaß beim Laufen und die gute Atmungsaktivität hält den Fuß schön trocken – und das bei nur 910 Gramm Gewicht pro Schuh! Mit dem Icon Plus GTX hat Garmont wieder einmal gezeigt, wie man funktionale Bergschuhe baut.
Hinweis: Aktuell ist der Garmont Icon Plus GTX leider nicht erhältlich. Passende Alternativen findest Du hier:
Geeignet für:
- Hochtouren, Eistouren, Eisklettern
Weniger geeignet für:
- Wandern, Hüttentouren, Trekking
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