Klättermusen – das steht für „Klettermaus“ und ist schwedisch. Der Bergsteiger Peter Askulv begann in den siebziger Jahren, seine eigene Bergsportausrüstung zu entwerfen und musste alsbald alle Freunde und Bekannten beliefern. Der Grundstein für die exklusive schwedische Brand mit dem Motto „maximum safety for you, minimum impact for the environment“ war gelegt. Da mich die Brand schon länger interessiert, habe ich mich gerne bereit erklärt, die aktuelle Skitouren-Kombi, bestehend aus Softshelljacke und Hose, zu testen.
Die Jolner Softshelljacke überzeugt mit liebevollen Details
Als ich die Softshelljacke der Schweden zum ersten Mal in der Hand hielt, war ich zugegebenermaßen erst leicht skeptisch. Denn: Das Modell Jolner ist mit ca. 700g in Größe M sicherlich nicht die leichteste Softshelljacke am Markt. Tatsächlich kommt es aber letztendlich immer darauf an, was man mit dem Bekleidungsstück vorhat und wenn es einmal ungemütlich wird, ist das eine oder andere Gramm Material mehr durchaus von Vorteil.

Fabian von Schalscha-Ehrenfeld
Fabians erster Eindruck der Jolner: Robust und ein angenehm weiches Tragegefühl.
Als ich in die Jacke reingeschlüpft bin, habe ich mich direkt wohl gefühlt. Die sehr weiche und natürliche Haptik der Jolner Jacke war für mich tatsächlich etwas komplett Neues, da ich bisher stets nur die typischen Poly-Varianten einer Softshell gewohnt war.
Natürlich handelt es sich bei der Materialzusammensetzung der Jolner Jacke (47% Ultramid Bio-Mass Balanced Polymie, 42% recyceltes Polyester, 10% Polyester und 1% Elastan) auch um eine Softshelljacke aus synthetischen Chemiefasern, dennoch fühl sich das Material sehr natürlich und puristisch an.
Sofort ins Auge sind mir auch die mit Duracoat™ verstärken Schulterpartien und Armabschlüsse aufgefallen. Diese Beschichtung macht das Material extrem abriebfest und somit robust an viel beanspruchten Bereichen des Kleidungsstücks. Die drei riesigen Taschen auf der Vorderseite, der eingebaute Recco-Reflektor oder die detailverliebten Gummizüge an Armabschluss, Kapuze oder Hüfte: Auch nach fünf Minuten in der Jacke finde ich noch immer große und kleine Highlights, über die ich mich freue. Fast wie ein Schulkind, das seine Schultüte endlich öffnen darf…

Fabian von Schalscha-Ehrenfeld
Die mit Duracoat verstärkten Schulterpartien machen die Jolner Jacke besonders robust.
Die Jacke im Outdoor-Test
Für den Test ging es direkt zum Stubaier Gletscher, freilich ist das aus Sicht der Nachhaltigkeit nicht wirklich gut, aber wenigstens sind wir gleich für zwei Tage dortgeblieben, damit sich die zwei Stunden Fahrt auch gelohnt haben. Und: So konnte ich die Jacke im Oktober gleich unter echten Winterbedingungen testen. Die ließen mit starken Windböen und Temperaturen bis minus zehn Grad auch nicht lange auf sich warten!

Fabian von Schalscha-Ehrenfeld
Bei starkem Wind und einer Außentemperatur von minus zehn Grad kann die Klättermusen-Kombi gleich beweisen, was sie drauf hat.
Sowohl in der Abfahrt als auch im Aufstieg fühle ich mich mit der Jolner Softshell Jacke stets bestens ausgerüstet. Die mehr als 10.000 mm Wassersäule hält leichten Regen, Schnee und jeglichen Wind von meinem Körper fern. Bei einer Wasserdampfdurchlässigkeit von über 25.000 mm und dank den großen Fronttaschen, welche im offenen Zustand eine optimale Ventilation bieten, kann ich das Klima innerhalb der Jacke optimal regulieren. Darüber hinaus ist das verwendete 3-Lagen-Material aus Cutan komplett PTFE-frei und erfüllt somit einen Teil meines Anspruches an umweltbewusste Outdoorbekleidung.
Der Zwei-Wege-Reißverschluss lässt es darüber hinaus zu, die Jacke praktisch zu öffnen ohne anschließend mit den Handschuhen die zwei Teile des geöffneten Reisverschlusses zusammenfummeln zu müssen.
Fazit zur Jolner Softshelljacke
Der einzige Kritikpunkt ist und bleibt von meiner Seite das Gewicht und – daraus resultierend – das größere Packmaß im Vergleich zu anderen Jacken. Nichts desto Trotz bin ich für dieses Niveau an Schutz und Komfort bereit, ein paar Gramm mehr mit mir herumzutragen.
Andvare Hardshellhose: Erster Eindruck und Passform
Ganz im Gegenteil zur Softshelljacke kommt die Andvare Hardshell Hose mit ca. 580g eher als Leichtgewicht daher. Tatsächlich bin ich sehr gespannt, wie lang das Modell dann durchhält, wenn die Skikanten bei den Spitzkehren oder die Steigeisen das Material touchieren. Die auch hier mit Duracoat™ verstärkten Knie und Unterschenkelinnenseiten machen allerdings, wie schon bei der Jolner Softshelljacke, einen sehr robusten Eindruck. Der Übergang wurde sehr minimalistisch und tonal gestaltet und hat daher nichts mehr mit dem klassischen Patchwork-Look bei ähnlichen Modellen zu tun.
Um das LVS, Handy o.ä. zu verstauen, ist die Hose mit einer wasserdichten Tasche auf dem rechten Oberschenkel ausgestattet.

Fabian von Schalscha-Ehrenfeld
Die Softshellhose ist leicht und minimalistisch. Eine praktische Tasche am Oberschenkel…

Fabian von Schalscha-Ehrenfeld
und verstärkte Duracoat-Partien gehören zu den Skitouren-spezifischen Details.
Natürlich hat auch diese Hose, wie jede gute Skitour-Hardshell, einen anpassbaren Schneefang welcher in typischer Klättermusen-Manier durch einen Kantenschutz aus Kevlar am Beinabschluss die Hose deutlich abriebfester und hoffentlich langlebiger macht.
Die Hose im Outdoor-Test
Nachdem die erste Anprobe in meiner Wohnung ein sehr gutes Gefühl hinterlassen hat, konnte ich es kaum erwarten, mit der neuen Hose im Schnee unterwegs zu sein. Auch hier habe ich erst während der Tour noch einige Features entdeckt, wie z.B. den etwas höheren Bund auf der Rückseite, dank der keine kalte Luft oder Schnee zwischen Jacke und Hose gelangen kann.

F. von Schalscha-Ehrenfeld
Der durchgängige Seitenreißverschluss als zusätzliche Belüftungsoption.
Zusätzlich besitzt die Hose einen sehr langen Reißverschluss auf beiden Seiten, welcher durch eine aufgesetzte Schlaufe auf Höhe des Knies zusätzlich fixiert ist. Somit könnte man mit seitlich komplett geöffneter Hose aufsteigen, ohne dass die Hosenbeine lästig nach rechts und links baumeln (aber Vorsicht, wenn man dies macht sollte man sich auf alle Fälle die Beine eincremen, ansonsten hat dieser Style einen ziemlich lächerlichen Sonnenbrand á la Galon Streifen zur Folge). Darüber hinaus kann das Material aus 50% Ultramid Bio-Mass Balanced Polyamide und 50% Polyamid sowie einer Wassersäule und Wasserdampfdurchlässigkeit von je 20.000 (mm bzw. Gramm) aufweisen. Somit funktioniert die Klimaregulation auch bei geschlossenen Reißverschlüssen sehr gut. Da im oberen Teil der Tour Spitzkehren notwendig waren, hatte die Hose auch das ein oder andere Mal Kontakt zur Skikante, was dem Material zu meiner Verwunderung absolut nichts anhaben konnte.
Oben am Ziel angekommen, habe ich direkt alle Reißverschlüsse geschlossen und war dabei sehr begeistert, dass sowohl der Schieber des Reißverschlusses als auch die Druckknopf-Laschen so gut konstruiert sind, dass man diese selbst mit dicken Fäustlingen problemlos justieren bzw. schließen kann. Bei der Abfahrt hat sich die Hose sehr geschmeidig angefühlt, sodass ich mich zu keinem Zeitpunkt in meiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt gefühlt habe (was gerade bei Hardshellhosen doch schnell der Fall werden kann).
Fazit zur Andvare Hardshellhose
Mein einziger Kritikpunkt ist lediglich, dass die Andvare Hardshell keinen Bib hat, wobei dadurch wohl im Umkehrschluss die Performance im Aufstieg negativ beeinflusst werden würde. Somit ist für mich die Hose eine rundum gelungene Skitourenhose mit einem extrem breiten Einsatzspektrum. Auch wenn es sich hier freilich um eine Hardshellhose handelt, ist sie für meine Begriffe sehr nah an der eierlegenden Wollmilchsau der Skitourenhosen und somit ganz nach meinem Geschmack.
Zusammengefasst: Versprechen erfüllt!
Hat Klättermusen sein Credo, „Maximale Sicherheit bei minimalen Auswirkungen auf die Umwelt“, somit erfüllt? Sowohl bei der Jolner Jacke als auch bei der Andvare Hardshell Hose kann ich diese Frage guten Gewissen mit einem mit einem eindeutigen „Ja“ beantworten. Ich freue mich schon auf den richtigen Winter in dieser Kombi.

Fabian von Schalscha-Ehrenfeld
Der Vorab-Test konnte Fabian voll und ganz überzeugen.