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"Man muss Dinge probieren"

Lorraine Huber im Interview: Die Freeride World Tour 2015 im Blick

15 Minuten Lesezeit
Lorraine Huber stand im Vorjahr auf dem Silbertreppchen der Freeride World Tour. Für dieses Jahr hat sie ein Stockwerk höher im Visier. Florian Fischl sprach mit der Österreicherin über die FWT, Filmprojekte und die Arbeit eines Freeride-Profis.

Mit drei Jahren stand Lorraine Huber als Tochter eines Skilehrers das erste Mal auf Skiern – am Arlberg versteht sich. Dieses Paradebeispiel für den Start einer österreichischen Skikarriere führt beinahe selbstverständlich ins Lager der Ski-Elite, zudem Lorraine nicht erst seit ihrem Vize-Weltmeistertitel bei der Freeride World Tour 2014 dazu gehört. Kurz vor Saisonstart bat Florian Fischl die Vorarlbergerin zum Interview und fragt nach, wie aus der klassischen Kurzschwingerin eine der wenigen professionellen Freeriderinnen auf Weltklasse-Niveau wurde.

Florian Fischl: Lorraine, was hat Dich zum Freeriden bewegt?

Lorraine Huber (33) gehört zu den besten Freeriderinnen der Welt. | Foto: Bergans / Fredrik Schenholm
Lorraine Huber (33) gehört zu den besten Freeriderinnen der Welt. Zuhause ist die Österreicherin in Lech am Arlberg. | Foto: Bergans / Fredrik Schenholm

Lorraine Huber: Als Skilehrerin am Arlberg war ich in der Freizeit mit meinen Kollegen viel im Gelände unterwegs – alles Jungs und bis auf zwei durch die Bank Snowboarder. Meinem Vorbild Martin „McFly“ Winkler fuhr ich einfach überall hinterher. So hat es angefangen und mir hat dieses „andere“ Skifahren irrsinnig gut gefallen – mich herauszufordern, zu springen und neue Dinge auszuprobieren. Davor war ich im Gelände sehr klassisch unterwegs: eher Kurzschwung und Falllinie anstatt das Gelände zu lesen und damit zu spielen. Das hab ich vor allen Dingen von den Snowboardern gelernt.

Gab es einen Schlüsselmoment, der dich besonders beeindruckt oder geprägt hat?

Lorraine Huber: Ich tu mich schwer irgendeinen spezifischen Moment zu nennen, denn es gibt sehr viele davon. Aber vor allem dann, wenn man in der Luft einfach sehr stabil ist, wenn man richtig segelt – das ist ein wahnsinniges Gefühl. Wenn man keinen harten Untergrund spürt, sondern alles butterweich ist. Und sicherlich immer Linien, die eine große Herausforderung sind, für die man sich lange vorbereitet und man nervös und angespannt ist. Solche Aktionen, wie z.B. sehr hohe Sprünge, bleiben bei mir sehr stark haften.

Auf zur nächsten Freeride World Tour: Lorraines Ziele für 2015

Du hast Dich auf der letztjährigen Freeride World Tour (FWT) als sensationelle Vizeweltmeisterin feiern dürfen – was sind Deine Ziele für die anstehende Saison?

Lorraine Huber: Die vergangene Saison hat mir gezeigt, dass ich es drauf habe, den Gesamttitel zu gewinnen – dass es realistisch ist. Vor fünf Jahren war das noch nicht der Fall. Vom körperlichen und ski-technischen bin ich ganz vorne dabei und wenn es mental und von der Gemütslage bei mir passt, dann weiß ich, dass ich ganz oben stehen kann.

Wie verändern sich die Rahmenbedingungen auf der FWT von Jahr zu Jahr und welche Rolle spielen zum Beispiel die Wettkampfhänge oder das Material?

Lorraine Huber: Im Vergleich zum alpinen Skirennsport spielt das Material beim Freeriden eine untergeordnete Rolle. Bei den Alpinen geht es um Hundertstel, uns bewertet die Jury dagegen in einer sehr komplexen Art und Weise. Wir haben viel andere Faktoren, die viel stärker als das Material in die Ergebnisse einfließen – z.B. die große Schwierigkeit eine Linie zu finden oder sich diese aus einer vollkommen anderen Perspektive einzuprägen ohne sie zuvor fahren zu können. Bei der Besichtigung des Wettkampfhanges kann man mit einem geschulten Auge schon einiges an Informationen herausholen. Die Unsicherheit bleibt aber trotzdem sehr hoch, denn es gibt am Start auch keine Kommunikation darüber, was im Hang gerade läuft. Du weißt nicht, was die Leute vor Dir gefahren sind und ob deine Landung schon einige Bombholes (Anm. d. Red.: Löcher im Schnee aufgrund von Landungen ergo harte Landung) hat. Bei der Linienbesichtigung spielt die Startnummer eine Rolle: Wenn du später dran bist, wählst du eher eine originellere Linie. Wenn Du eine frühere Startnummer hast kannst du eine offensichtlichere Linie wählen. Es ist sehr viel Kreativität und Intelligenz gefragt. Natürlich kann man mehrere Varianten vorbereiten aber das bedeutet erheblich mehr mentalen Druck. Das können wirklich nur die sehr erfahrenen Wettkämpfer.

Gibt es auf diesem hohen Niveau überhaupt noch Unterschiede bei der Fahrtechnik oder entscheiden auf den großen, steilen Hängen einzig und allein Mut und Psyche – nach dem Motto, wer mehr wagt, gewinnt?

Lorraine Huber: Es gibt auf jeden Fall Unterschiede in der Technik und bei den Fahrstilen der Fahrerinnen. Ich glaub aber nicht, dass diese so ausschlaggebend sind wie der mentale Zustand. Ich denke, dass jemand mit einer schwächeren Technik und einen stärkeren Kopf jemanden mit einer stärkeren Technik aber etwas schwächeren mentalen Zustand an dem Tag schlagen kann.

Macht man sich beim Fahren auf der FWT jemals Gedanken um die Sicherheit der Hänge oder vertraut man da voll und ganz auf die entscheidenden Organe vor Ort?

Lorraine Huber: Die Freeride World Tour verfügt über ein eigenes Sicherheitsteam, das seinen Job wirklich sehr gut macht. Das sind ortskundige Bergführer und andere Fachleute, die den ganzen Winter über die lokalen Bedingungen beobachten. Ich hatte am Hang noch nie ein mulmiges Gefühl. Es ist nicht so, dass ich meinen Kopf ausschalte, aber man hat es mit einem abgesicherten Hang zu tun. Die Situation ist anders als beim Filmen, wo man viel mehr Aufwand betätigen muss um sicherzustellen, dass die Schneedecke stabil ist. Auf der FWT kann man sich bis zu einem gewissen Grad auf die Fachleute verlassen.

Lorraine Huber vor der Kamera: Filmprojekte und Kooperationen

Dein erster Film „Lorraine“ lässt vermuten, dass für Dich beim Filmen Ästhetik und Entschleunigung im Vordergrund stehen. Das passt zur Ski-Geschichte des Arlbergs. Was war der Auslöser für den Film?

Lorraine Huber: Die Idee zu Lorraine kommt von Hanno Mackowitz, einem begnadeten Filmemacher und Fotograf. Hanno wollte das Projekt umsetzen um zu zeigen was Freeriden wirklich ist – jenseits von den krassen Extremabfahrten, die für den normalen Skifahrer kaum nachvollziehbar sind. Hanno wollte die Ästhetik von Schnee und Landschaft hervorheben. Er wollte das Projekt gerne mit mir umsetzen, weil er weiß, dass ich eine gute Ski-Technik habe, was für die entschleunigten Aufnahmen die wichtigste Voraussetzung ist. Ich selber konnte auch gut damit umgehen, denn es ist mir nicht so wichtig beim Filmen nach außen hin immer nur riskante Linien zu fahren. Ich war sofort begeistert! Im vergangenen Winter haben Hanno und ich wieder gefilmt. Das Folgeprojekt, ebenfalls ein entschleunigter Kurzfilm, heißt KONNEX und ist meiner Meinung nach noch innovativer und experimenteller mit vielen neuen Kameraeinstellungen und Winkeln. Der Film wird voraussichtlich im November online veröffentlicht.

Gibt es Aspekte, die Du Dir in Skifilmen vermehrt wünschst oder Themen, die bislang noch nicht gebührend aufgegriffen wurden?

Lorraine Huber: Ich glaube, dass bei Skifilmen das Storytelling noch nicht ausgeschöpft ist. Insbesondere bei Kletter- und Bergfilmen gibt es immer spannende Geschichten rund um Ziele, Herausforderungen und Hürden mit denen man umgehen muss. Entweder man erreicht sie oder nicht. Dieses Storytelling und die Menschen hinter den Athleten zu zeigen ist das, was mich wirklich sehr interessiert. So können Themen aufgegriffen werden mit denen jeder etwas anfangen kann.

Hast du dazu schon konkrete Ideen?

Eins müssen Frauen in Skifilmen sicher nicht: beweisen, dass sie Skifahren können. | Foto: Bergans / Fredrik Schenholm
Eins müssen Frauen in Skifilmen sicher nicht: beweisen, dass sie Skifahren können. | Foto: Bergans / Fredrik Schenholm

Lorraine Huber: Ich hab zur Zeit ein Thema mit zwei Skifahrern im Kopf, das bisher noch nicht angesprochen wurde. Genaueres verraten kann ich leider noch nicht, aber es ist in Planung und ich hoffe, dass der Film zustande kommt.

Was fasziniert Dich selbst an Skifilmen?

Lorraine Huber: Im Großen und Ganzen faszinieren mich Ästhetik und Storytelling. Als Produzent rein auf Action zu setzen ist mit extrem hohen Kosten verbunden. Das Niveau ist mittlerweile so hoch, dass man sich fragen muss ob man das, was die Leute sehen möchten, überhaupt noch bieten kann. Ich hab vor kurzem ein richtig guten Film gesehen, Kunyang Chhish East – First Ascent von den Auer-Brüdern und Simon Anthamatten. Der Film ist fast ausschließlich mit Go-Pro-Kameras gefilmt worden. Er ist extrem lustig und authentisch und man bekommt einen Einblick in das Leben der Bergsteiger. Ich finde gerade das gegenseitige Filmen wirkt natürlich und bringt spontane und spannende Situationen hervor.

Was sind Deine Lieblings-Skifilme?

Lorraine Huber: Candide Kamera, Episoden I und II. Candide Thovex ist für mich vielleicht der beste Freeskier der Welt. Die beiden Filme hat er vor ein paar Jahren online veröffentlicht. Das war für mich der Oberhammer. Ich hab sie so oft angeschaut und ich hab sie geliebt!

In Filmen wie „Pure“ oder „Pretty Faces“ sind nur Frauen auf Skiern zu sehen. Gibt es einen internationalen Kreis von Freeriderinnen die sich gegenseitig austauschen und das Thema pushen und was sollte Deiner Meinung nach die Botschaft dieser Filme sein?

Lorrain Huber schloss mit 23 ihre Ausbildung zum staatlich geprüften Skilehrer und Skiführer ab. Seit 2008 ist sie als Freerideprofi bei internationalen Wettkämpfen mit dabei. | Foto: Freeride World Tour
Lorraine Huber schloss mit 23 ihre Ausbildung zum staatlich geprüften Skilehrer und Skiführer ab. Seit 2008 ist sie als Freerideprofi bei internationalen Wettkämpfen mit dabei. | Foto: Freeride World Tour

Lorraine Huber: Pure wurde von Shades of Winter produziert. Ich selbst war im ersten Shades-of-Winter-Film dabei und ich glaube, in unserem Alaska-Segment erkennt man sofort, dass wir uns sehr gut verstehen. Wir unterstützen uns gegenseitig, um am Berg das Beste aus uns herauszuholen. Die weibliche Community und die Energie, die daraus entsteht ist sehr wichtig. Freeriden ist ein stark von Männern dominierter Bereich und ich kann mir absolut vorstellen, dass solche Filme viele junge Frauen inspirieren freeriden zu gehen. Es geht nicht nur darum einen Film nach dem Motto „Wir sind Frauen und wir können auch Skifahren“ zu machen. Ich glaube, das müssen die Frauen gar nicht mehr beweisen.

Wie ist das mit dem Zustrom? Wächst die Zahl der Freeriderinnen in den letzten Jahren?

Lorraine Huber: Nach wie vor gibt es nur wenige Freeriderinnen. In der Ausbildung zum Staatlichen Skilehrer waren 2001 etwa zehn Prozent Frauen, daran hat sich in den letzten 13 Jahren nichts geändert. Auch bei der Bergführerausbildung sind ganz wenige Frauen dabei, selbst am Arlberg. Da muss noch viel getan werden und es fehlt offensichtlich auch an Vorbildern. Deswegen sind solche Filme auch sehr wichtig.

Ladies auf die Bretter: Freeride-Camps am Arlberg

Lorraine geht steil bei der Freeride World Tour: Ihre Erfahrung gibt die Freeriderin in ihren Ladies-Camps gerne weiter. | Foto: Freeride World Tour
Lorraine geht steil bei der Freeride World Tour: Ihre Erfahrung gibt die Freeriderin in ihren Ladies-Camps gerne weiter. | Foto: Freeride World Tour

Du organisierst mit den „Women’s Progression Days“ seit einigen Jahren am Arlberg selbst Freeride-Camps für Frauen. Was ist der Grundgedanke dahinter?

Lorraine Huber: Ich biete die Camps seit 2007 am Arlberg an. Mir ist im Laufe der Zeit immer wieder aufgefallen, dass Frauen hauptsächlich deshalb nicht ins Gelände fahren, weil sie befürchten die Männer in der Gruppe aufzuhalten. Also dachte ich mir, dass es ganz cool wäre eine reine Frauengruppe zusammenzubringen um diese Hemmungen zu umgehen und andere Aspekte in den Vordergrund zu stellen. Frauen unter sich sind viel verständnisvoller, sie warten gern mal, denn es geht absolut nicht darum am schnellsten zu sein. Es entsteht eine spezielle Atmosphäre, die extrem unterstützend und beflügelnd ist. Für mich ist es eine große Bereicherung diese Camps anzubieten, da ich irrsinnig viel zurückbekomme. Und ich habe die Chance, das Wissen und Können, das ich über viele Jahre gesammelt habe an begeisterte Freeriderinnen weiterzugeben.

Woher kommen die Teilnehmerinnen?

Lorraine Huber: Mittlerweile habe ich soviel Anfragen, dass ich gar nicht alle annehmen kann. Die Teilnehmer kommen hauptsächlich aus Österreich, der Schweiz und Deutschland. Ich habe auch Anfragen aus anderen Ländern wie Schweden und Kanada, aber es ist wesentlich leichter die Camps in Deutsch durchzuführen.

Vom Arlberg bis Alaska: Die Seele des Freeridens

Wie sieht das Freeriden am Arlberg aus im Vergleich zu anderen Gebieten und welchen Stellenwert genießt es?

Homerun: Lorrain Huber unterwegs im Powderparadies Arlberg. | Foto: Alex Kaiser
Homerun: Lorrain Huber unterwegs im Powderparadies Arlberg. | Foto: Alex Kaiser

Lorraine Huber: Das Skifahren im freien Gelände und das Spielen mit natürlichen Geländeformen stand am Arlberg schon immer im Vordergrund. Als dort um 1900 der Skisport entstand waren eigentlich alle Freerider. Jeder musste aus eigener Kraft aufsteigen und sich beim Abfahren nach dem Gelände richten. Ich finde, dass sich heutzutage allmählich ein Kreis schließt und, dass wir wieder zum ursprünglichen Skifahren zurückfinden. Natürlich auf einem viel höherem Niveau und mit ganz anderem Material, aber das Gefühl ist dasselbe. Freeriden und Offpiste-Fahren haben heutzutage nach wie vor einen unglaublich hohen Stellenwert am Arlberg, viel mehr als Pistenfahren. Freeriden ist die Seele des Skifahrens am Arlberg.

Freeriden erobert die Medien im Winter. Wenn ganze Hänge in wenigen Minuten verspurt sind, verschwindet irgendwann der ursprüngliche Sinn des Freeridens. Wie erhält man heutzutage den essentiellen Soul des Freeridens?

Bereit für den Hike? Wer den perfekten Powder sucht, muss bereit sein aufzusteigen. Der Arlberg bietet dafür jede Menge Möglichkeiten. | Foto: Alex Kaiser
Bereit für den Hike? Wer den perfekten Powder sucht, muss bereit sein aufzusteigen. Der Arlberg bietet dafür jede Menge Möglichkeiten. | Foto: Alex Kaiser

Lorraine Huber: Wir Freeride-Athleten fahren diese klassischen unverspurten Skihänge, die in den Medien gezeigt werden, gar nicht so häufig. Stattdessen suchen wir immer neue Herausforderungen – die Sprünge, die Steilheit, oder verschiedene Geländeformen mit denen man spielen kann. Lange offene Hänge sind super schön, aber sie locken uns nicht aus unserer Komfortzone heraus. Wenn man genau danach sucht, dann findet man diese in Hülle und Fülle am Arlberg – man muss sich nur gut auskennen und auch bereit sein aufzusteigen. Das ursprüngliche Gefühl des Freeridens ist aber überall zu finden. Beim Freeriden ist es wichtig, dass man mit allen Schneebedingungen zurechtkommt, nicht nur mit Tiefschnee. Die Bedeutung von Freeriden ist ja von Mensch zu Mensch unterschiedlich und mir ist sehr bewusst, dass unsere Auffassung als Athleten auf höherem Niveau nur ein ganz kleiner Bereich des Freeridens ist. In jedem Fall: Man kann ein Leben am Arlberg verbringen ohne alle Hänge und Linien gesehen zu haben.

Was braucht es für den Traumjob Freerideprofi?

Bergans, Scott, Kästle, Pieps und einige mehr: Wie sieht die Arbeit für Deine verschiedenen Sponsoren aus? Stehst Du für eine bestimmte Botschaft der Marken?

Lorraine Huber: Ich habe Marketing studiert und das ist mir sehr zugute gekommen. Als reiner Ski-Bum ist es sehr schwierig Profi-Skifahrer zu werden. Man muss bestimmte Sachen verstehen wenn man eine langfristige und gute Partnerschaft mit seinen Sponsoren aufbauen möchte. Ich hab mir sehr wohl überlegt für was ich stehe, wofür meine Sponsoren stehen und immer versucht einen guten Fit zu finden. Wenn man hauptberuflich Freerider ist, hat man nicht nur einen, sondern vier bis fünf größere Sponsoren und wenn diese zusammenpassen ist der Job wesentlich einfacher weil jeder davon profitiert.

Was schätzen deine Sponsoren besonders an Dir?

Selbstvermarkung gehört für Freerideprofis zum Job. Gerade die Arbeit für Sponsoren wird oft unterschätzt. | Foto: Freeride World Tour
Selbstvermarktung gehört für Freerideprofis zum Job. Gerade die Arbeit für Sponsoren wird oft unterschätzt. | Foto: Freeride World Tour

Lorraine Huber: Zum Beispiel meine Professionalität. Ich kümmere mich intensiv um meine Website und versuche soviel wie möglich zu bloggen wenn ich ein bestimmtes Thema vertiefen möchte. Facebook nutze ich natürlich auch, aber nur für kurze, oberflächliche Infos um die Leute schnell zu erreichen. Ich bin stolz darauf, dass ich meine Sponsoren schon über lange Zeit habe. Das Ganze ist aber ein Prozess in dem man herausfinden muss welchen Mehrwert man den Sponsoren anbieten kann und welche Synergien entstehen könnten. Über die Jahre baut man sich einen Namen auf und man fängt an für etwas zu stehen. Man bekommt mehr Möglichkeiten und ein größeres Netzwerk aber es braucht irrsinnig viel Zeit und Arbeit bis man sich das aufgebaut hat. Viele Freerider unterschätzen das und denken immer nur daran was die Sponsoren für sie machen können oder sollten. Die Firmen sind vielen Athleten oft egal, solange sie ihre Ausrüstung und andere Dinge bekommen. Das ist meiner Meinung nach aber die falsche Herangehensweise.

Was braucht es, um als Freerideprofi leben zu können?

Lorraine Huber: Wenn man heutzutage vom Freeriden leben möchte, muss man unglaublich vielseitig begabt und ausgebildet sein. Mein fachlicher Background und meine Skiführer- und Skilehrerlizenz helfen mir natürlich in dieser Hinsicht auch weiter. Aber solche Voraussetzungen sind weder selbstverständlich noch repräsentativ für gute Freerider.

Wie können wir uns das Trainingsprogramm von Lorraine Huber vorstellen, um zum Start der Freeride World Tour körperlich und mental topfit zu sein?

Lorraine Huber: Mein Trainingsweg ist vielleicht etwas außergewöhnlich. Ich habe vor vier Jahren einen eigenen Trainer, Phil Anker, engagiert. Wir fangen meist Ende Juni oder Anfang Juli an, weil ich nach dem Winter eine trainingsfreie Auszeit brauche – am liebsten beim Surfen oder Klettern. Da möchte ich einfach nur Spaß haben ohne auf Trainingswerte zu schauen. Während der Trainingsphase bekomme ich von Phil ein wöchentliches Programm über 18 bis 20 Stunden verteilt auf sechs Tage. Kernbereich ist das Ganzkörperkrafttraining. Der Rumpf ist extrem wichtig und sicherlich auch das Beintraining. Unser Ziel ist es, meinen ganzen Körper ideal zu stabilisieren. Neben dem Krafttraining werden Koordination, Beweglichkeit und Ausdauer trainiert. Zudem werde ich im mentalen Training betreut, da ich gerade in diesem Bereich unheimlich viel Potenzial sehe und es mich immer wieder fasziniert, was man über Gedanken und Bilder im Kopf ausrichten kann. Im Großen und Ganzen ist für mich das körperliche Training die Basis für meine mentale Stärke. Ich habe dadurch die Sicherheit und kann mir sagen „Lorraine, Du hast Dich so gut es nur geht vorbereitet und bist körperlich top beinand‘ „. Die körperliche Stärke geht Hand in Hand mit der mentalen Stärke.

Hast Du ein Motto nachdem Du lebst, was Du an ambitionierte Fahrer weitergeben kannst?

Lorraine Huber: Ja, ich lebe nach dem Motto „Life begins at the end of your comfort zone“. Man darf nicht nur ans Finanzielle denken. Vielmehr muss man wissen, was man erreichen will und wer man sein möchte und nicht wie man das erreicht. Wenn ich zurückblicke – zum Beispiel an die Menschen, die ich kennengelernt habe – so etwas kann man nicht planen. Das Wie ergibt sich häufig. Wenn ich mir am Anfang zu viele Gedanken gemacht hätte, wäre ich heute nicht da wo ich bin. Manchmal muss man Dinge probieren und etwas riskieren. Das gilt für mich für alle Lebensbereiche, nicht nur im Sport. Im Leben öfter mal etwas neues ausprobieren und neue Erfahrungen machen zahlt sich häufig am Ende aus.

Letzte Frage: Arlberg oder Alaska? Telemark oder Snowboard? Cliff-drop oder freier Hang?

Lorraine Huber: Arlberg. Snowboard. Cliff-drop.

Vielen Dank für das Interview und Alles Gute für die kommende Saison! 

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