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Legendäres Leichtgewicht

Petzl Hirundos im Test: Klettergurt für Ambitionierte

6 Minuten Lesezeit
Der Klettergurt Petzl Hirundos ist ein vielseitiges Leichtgewicht, das mitunter den Stoff für die Kletterlegenden der Zukunft liefert. Für seinen Testbericht wagt Franz Mösbauer einen (fiktiven) Blick ins Jahr 2054, um den Hirundos gebührend zu ehren.

Wenn ich mir die alten Bilder von meinem Vater anschaue, mit welcher Ausrüstung seinerzeit geklettert wurde, so hat sich bis zur aktuellen Kletterausrüstung sehr viel getan. Oft stelle ich mir dann die Frage, mit welcher Ausrüstung unsere Kinder mal unterwegs sein werden. Wird in einigen Jahrzehnten über unsere aktuellen Innovationen gelächelt? Wo die Reise hingehen wird, kann wohl kaum jemand abschätzen. Angesichts des Entwicklungssprungs der letzten 40 Jahre in der Bergsportindustrie kann ich mir in 40 Jahren durchaus eine solche fiktive Szenerie vorstellen:

Unterwegs mit dem Petzl Hirundos

Petzl Hirundos Test | Foto Franz Mösbauer
Es gibt wohl keinen vielseitigeren Klettergurt als den Petzl Hirundos. Selbst im Eis ist er unschlagbar, auch dank Petzl Caritool-Vorbereitung.

Im August 2054 sitze ich mit meiner Tochter nach einem schönen Klettertrip an den Zinnen wieder zu Hause und krame meinen alten Laptop aus der Laptoptasche heraus, um pixelige Bilder von der verstaubten Festplatte anzuschauen. Wir sind wieder Touren geklettert, in denen ich bereits 2010 unterwegs war. Damals stand man noch im Stau mit anderen Seilschaften. Heute gibt es einen Klettersteig durch die Nordwände, der alle ehemaligen Schlüssellängen miteinander verbindet. Beim Betrachten der historischen Bilder bleibt ihr Blick an unseren Klettergurten hängen. „Mit was für Zeugs ihr damals geklettert seid! Dieses ganze Nylon! Dass ihr Euch damals nicht gefürchtet habt? Und diese Farbe!“ Die Firma Petzl kennt Sie gut, aber unser Klettergurt von damals, der Hirundos, wirkt auf Sie wie auf mich die alten Hanfseile und Knickerbocker.

Ich versuche ihr zu erklären, dass der Petzl Hirundos seinerzeit einer der besten Klettergurte auf dem Markt war, der mich über viele Seillängen, durch unzählige Wände und auf Berge begleitet hat. Dabei war ich in guter Gesellschaft: Kletterlegenden wie Chris Sharma, Ueli Steck, Liv Sansoz, Steve McClure, Robert Jasper, Enzo Oddo, Dave Graham – also eigentlich alle Helden der damaligen Szene kletterten den Petzl Hirundos bei ihren Projekten. Diese Namen sollten ihr doch etwas sagen? Noch immer runzelt meine Tochter zweifelnd die Stirn.

Einsatzgebiete: Sportklettern, Work-Out-Klettern, Alpinklettern, Eisklettern

Petzl Hirundos Test | Foto: Petzl
Legendrärer Klettergurt für Kletter-Legenden: Sasha DiGiulian (Bild) Chris Sharma, Ueli Steck, Liv Sansoz, Steve McClure, Robert Jasper, Enzo Oddo, Dave Graham – also eigentlich alle Helden der heutigen Kletterszene klettern den Petzl Hirundos. | Foto: Petzl / Keith Ladzinski

Als der Petzl Hirundos erstmals in Neongrün auf den Markt kam, sah man den Klettergurt rasch aus vielen Sportkletterrouten leuchten. Bis dato hatten leichte Sportklettergurte einen grundsätzlichen Nachteil: Sie waren unbequem. Nicht so der Petzl Hirundos. Obwohl sehr leicht, war der Gurt doch verhältnismäßig bequem. Sowohl langes Sichern, als auch das intensive Ausbouldern einer Route wurde nicht mehr zur Tort(o)ur. Auch im Sommer oder in der prallen Sonne war der Klettergurt immer noch angenehm luftig. Dieser Gurt fühlte sich nicht an, als ob noch eine Ladung Wärmepacks an der Hüfte die hohen Temperaturen speichert! Auch die Verarbeitung des Petzl Hirundos überzeugte für ein solches Leichtgewicht, selbst nach intensivem Gebrauch.

„Scheint mir, als ob ihr damals wirklich damit klettern konntet. Aber die Zinnen waren ja weit weg von jeglichem Klettergarten!“ wirft meine Tochter ein. „Ja, das stimmt, aber…“.

„Im Klettergarten waren in den frühen 2010er-Jahren nicht nur die Sportkletterer am Werke. Auch die Alpinkletterer trainierten dort für höhere Ziele. So wurde der inzwischen grell-orange Hirundos immer öfter auch im alpinen Gelände gesichtet. Dafür gab es viele Gründe. Jeder Kletterer, der einen schweren Rucksack hoch zur Wand schleppen musste, freute sich, wenn er wieder ein wenig Gewicht einsparen oder statt einem übermäßig schwerem Gegenstand eine Tafel Schokolade mehr mitnehmen konnte. Hinzu kam das kleine Packmaß des Petzl Hirundos, womit sich der Klettergurt gut in kleinen Kletterrucksäcken verstauen ließ. Dass der Hirundos vielleicht einen Tick weniger bequem war, als die dick gepolsterten Monster, wurde aufgrund der genannten Vorteile akzeptiert.“

Petzl Hirundos: Leichtgewichtig, funktionell, vielseitig einsetzbar

Petzl Hirundos Test | Foto Franz Mösbauer
Auch im Alpinen zu empfehlen: Vier flexible Materialschlaufen des Petzl Hirundos bieten Platz für alles was im Alpinen dabei haben sollte!

„Eines war der Petzl Hirundos in jedem Fall: Einer der leichtesten Klettergurte auf dem Markt. Die Verwendung von leichten, dünnen und trotzdem extrem stabilen Materialien, und die neuartige Frame-Konstruktion machten zwar auf den ersten Blick nicht viel her, aber natürlich nur rein optisch“, versuche ich meine Tochter zu begeistern. „Der Hüftgurt bestand im hinteren, zentralen Teil nur aus den zwei tragenden Rahmenbändern und einem fast durchsichtigem Netz. Den wohl massivsten Teil bildete das Verschlusssystem mit der DoubleBack-Schnalle, die einen problemlosen Einstieg selbst mit Steigeisen zuließ“. Ich gerate ins Schwärmen: „Außerdem war die Schnalle leichtgängig genug, um sie mit Kletterhandschuhen und kalten Fingern bedienen zu können. Komplett und fast schon über die Maßen funktionell waren die vier Materialschlaufen, welche die gesamte alpine Schlosserei aufnehmen konnten.“

„Viel Funktionalität steckte beim Hirundos in den kleinen durchdachten Details: Zum Beispiel, dass die Schlaufen nicht aus Kunststoff waren. Das hatte den Vorteil, dass die Schlaufen auch unter einem schweren Rucksack nicht drücken konnten. Für die eisige Fraktion der Kletterer waren zudem auf jeder Seite des Gurtes Öffnungen angebracht, in die ein Karabiner bzw. optimalerweise das Petzl Caritool unter anderem für Eisschrauben eingehängt werden konnte.“

Test-Fazit zum Petzl Hirundos: Legendär!

Petzl Hirundos Test | Foto: Franz Mösbauer
Petzl Hirundos, der Klettergurt für alle Lebenslagen: Selbst wenn man alles an Ausrüstung am Berg dabei hat, wie bei einer Skihochtour, ist der Petzl Hirundos die richtige Wahl.

„Die Ausstattung des Petzl Hirundos war schlicht, aber funktionell!“ „Mir scheint es, als dass ihr damals wirklich einen tollen Klettergurt hattet, nicht nur für den Klettergarten“, stellt meine Tochter inzwischen fest. Und sie hat recht! Müsste ich dem Petzl Hirundos heute ein Testurteil ausstellen, ich würde ihn auch 40 Jahre später noch loben! Der Klettergurt war ein richtiges Arbeitspferd und stellte sich jeder Herausforderung die ich ihm entgegenhielt. Ob Training in der Halle, der Sportklettertrip nach Ceüse, die sechs großen Nordwände der Alpen oder zur Abwechslung mit Ski auf der Haute Route. Immer war der Petzl Hirundos mit dabei und setzte nicht nur farblich Akzente.

„Hast Du den Klettergurt nicht aufgehoben, wenn Du ihn so gern hattest?“ fragt meine Tochter am Ende meiner Ausführungen. „Na ja, den ersten Gurt hab ich einem Freund in Huaraz überlassen und der zweite liegt tatsächlich noch in einer Kiste im Keller.“ Neugierig fragt sie, ob ich ihn ihr zeigen würde. So machen wir uns auf, den guten, alten Petzl Hirundos zu suchen …

Produktdetails

  • Einsatzgebiet: Sportklettern, alpines Sportklettern, Eisklettern, (Ski-)Hochtour (Achtung keine verstellbaren Beinschlaufen)
  • Gewicht: 300 Gramm (M)
  • Maße:  Taillenumfang XS = 59-71 cm, S = 66-78 cm, M = 71-83 cm, L = 80-94 cm / Beinumfang XS = 43-48 cm, S = 47-52 cm, M = 52-57 cm, L = 57-62 cm
  • Konstruktion:  Frame Construction-Technology, hochfestes Polyestergurtband mit DoubleBack-Schnalle, zwei elastische Beinschlaufen
  • Extras: Vier Materialschlaufen, zwei starre Schlaufen vorne, weiche Schlaufen hinten, drei Zusatzschlaufen zum Einhängen der Petzl Caritools

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