Wie wäre es denn, die Tourenski mal ausnahmsweise in die Ecke zu stellen und sich stattdessen mit Schneeschuhen auf eine Wintertour zu begeben? Schneeschuhwandern hat seinen ganz eigenen Reiz. Vor allem, wenn es sich um eine Rundtour in der atemberaubenden Kulisse der Dolomiten handelt.
Ausgangspunkt: Die Raschötz-Hütte in den Südtiroler Dolomiten
Ausgangspunkt unserer Schneeschuhtour ist die im Jahr 2011 neu eröffnete private Schutzhütte Raschötz (Rifugio Resciesa) am Grödner Höhenweg in Südtirol. Die Hütte ist komfortabel über die Standseilbahn Raschötz ab Sankt Ulrich in Gröden zu erreichen. Von der Bahn führt ein breiter (Winter-)Wanderweg direkt zur Hütte (etwa 1,5 Kilometer). Das Rifugio Resciesa verwöhnt Wanderer, Skitourengeher und Rodler mit Tiroler Küche.
Nach einem Cappuccino auf der Sonnenterrasse der Hütte legen wir unsere Schneeschuhe an und starten unsere Tour. Nur schwer können wir uns von dem unvergleichlichen Panorama losreißen, das uns Geislerspitzen, Lang- und Plattkofel und Sellastock bieten. Wir folgen einer der vielen Spuren von Skitourengehern oder Schneeschuhwanderern über die weite Ebene (Plan de Corda) Richtung Malga Saltner Cason – die Geislerspitzen haben wir dabei fest im Blick.
Mit Schneeschuhen zum Brogessattel
Im Wesentlichen halten wir uns an den Wanderweg Nummer 31, bis wir das Almengelände Saltner Cason erreichen. Hinter den Gebäuden führt der Weg Nummer 9 Richtung Col Ciarnacei (1.805 Meter) auf mit Schneeschuhen gut begehbarem Pfad durch den Wald zunächst bergab. Ab und an kreuzen wir eine kleine Skiabfahrt, die aber wenig befahren ist und hauptsächlich für Skitouren als Aufstiegsspur oder Abfahrtsvariante genutzt wird. An der Vierwegekreuzung angekommen, halten wir uns Richtung Plan de Frea (Weg Nummer 8). Dieser Wanderweg führt unter anderem auch zur Mittelstation der Seceda-Seilbahn, die wir schon bald über uns durch die Luft schweben sehen. Bald erreichen wir einen kleinen Bachlauf, der größtenteils zugefroren und mit Schnee bedeckt ist. Wir überqueren ihn auf einer kleinen Holzbrücke.
Jetzt befinden wir uns in dem Taleinschnitt, der zum Brogessattel hinaufgeht. Wir folgen dem imaginären Flusslauf und damit dem Wanderweg Nummer 5 Richtung Rifugio Malga Brogles. Diese Alm hat allerdings im Winter geschlossen, daher sind wird froh, etwas Proviant für unterwegs im Rucksack haben. Rund 300 Höhenmeter überwinden wir Richtung Sattel. Zunächst leitet uns der Weg in den Nadelwald hinein und wir steigen auf guter Piste bergauf – stets sehen wir die Spuren der Skitourengeher, die ebenfalls gerne diese Route zum Aufstieg nutzen. Als wir wieder aus dem Wald heraus sind, breitet sich eine weite weiße Fläche vor uns aus, die endlos zu sein scheint und nur vom blauen Himmel begrenzt wird. Doch schneller, als wir zunächst denken, stehen wir oben auf dem Brogessattel (2.119 Meter) und genießen den Blick zurück.
Die Außerraschötz – Dolomiten-Panorama im Spiegel des Gipfelkreuzes
Auf dem Scheitelpunkt unserer Tour angekommen, halten wir uns jetzt wieder Richtung Rifugio Resciesa und folgen dem Grödner Höhenweg (Nummer 35) auf halber Höhe der Bergflanke. Schon bald sehen wir das Plateau der Außerraschötz vor uns auftauchen, auf deren höchstem und zugleich äußerstem Punkt das imposante geschnitzte Gipfelkreuz in den unendlich blauen Himmel ragt.
So wandern wir mit unseren Schneeschuhen einige Zeit dahin, bis wir nach einem kurzen steilen Stück aus dem Wald heraustreten und erneut das Almengelände der Malga Saltner Cason vor und unter uns liegen sehen. Jetzt haben wir zwei Möglichkeiten: Entweder wir wählen den Weg Nummer 35 und gehen auf einfacher Route, vorbei an der Bergstation der Standseilbahn, direkt zurück zum Rifugio Resciesa oder wir nehmen noch den Abstecher zur Filzerscharte mit und queren am Grat hinüber zum Gipfel der Außerraschötz.
Die erste, deutlich leichtere und damit auch schnellere Variante ist zu empfehlen, wenn man an der Seilbahn Rodel ausleihen möchte, um mit diesen über die Rodelbahn, die direkt vor der Sonnenterrasse der Raschötz-Hütte beginnt, ins Tal zu sausen – eine wirklich lohnende „Abstiegsvariante“. Für alle, die noch etwas auf „großem Fuß“ durch den Schnee stapfen möchten, bietet sich die etwas schwerere Variante über die Filzerscharte und weiter zum Gipfelkreuz der Außerraschötz an.
Die Panoramen, die einem am Grat erwarten, sind mehr als beeindruckend und außerdem lohnt natürlich der Abstecher zum Gipfel mit seinem imposanten, aus Zirbenholz geschnitzten Jesus. Die mächtige Skulptur wurde vor mehr als zehn Jahren vom Grödner Künstler Josef Bernardi geschaffen. Mit seiner beeindruckenden Gesamthöhe von über sieben Metern ist das Kreuz gewissermaßen eine Reflexion seiner Umgebung. Wie der Künstler Bernardi selbst sagt, sind die Ausmaße seines Werkes eine Reaktion auf die Kraft der Umgebung und die unwirschen und abweisenden Wände der gegenüberliegenden massiven Bergwelt der Langkofelgruppe, des Dolomiten-Passes Sella und der Geislerspitzen.
Vom Gipfel kann man dann entweder direkt zur Hütte absteigen oder noch einen kleinen Umweg über die wenige Höhenmeter unterhalb gelegene Heilig-Kreuz-Kapelle einbauen – ein Idyll, das den Abstecher wert ist.
Die Raschötz-Hütte: Südtiroler Gastfreundschaft
Egal auf welchem Weg man die Schutzhütte Raschötz erreicht, sollte man sich, bevor man sich wieder ins Tal begibt, eine Jause auf der Sonnenterrasse der Hütte gönnen. Die hat man sich nach dieser Schneeschuhtour mit 4,5 bis 5 Stunden Gehzeit auch verdient. Hüttenwirt Simon und seine Frau Andrea verwöhnen ihre Gäste mit köstlichen Tiroler Spezialitäten. Und wer sich etwas ganz Besonderes gönnen möchte, dem sei eine Übernachtung hier oben ans Herz gelegt. Romantischer als im Doppelzimmer Geislerspitzen kann man nicht übernachten. Und am nächsten Tag ist dann ja immer noch genug Zeit, um abzusteigen, mit dem Rodel ins Tal zu rauschen oder ganz bequem die Standseilbahn zu nehmen.
- Tipp: Andere tolle Schneeschuhwanderungen findest Du in den Schneeschuhwanderführern auf bergzeit.de