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Freiheit beginnt in den Wanderschuhen

Wanderurlaub vor der Haustüre

5 Minuten Lesezeit
Einfach loslaufen. Direkt aus der Haustüre raus. Davon träumen viele und jetzt haben wir die Chance dazu. Bergzeit Autor Flo hat es vorgemacht - und wer noch Inspiration sucht, dem hilft das Bergzeit Bingo inklusive Gewinnspiel.

Urlaub daheim? Urlaub daheim! Statt Erholung in der Ferne zu suchen, setze ich meinen Rucksack auf, um das heimische Umland zu erkunden. Wie herrlich. Keine großen Vorbereitungen, kein Flug- und Reisestress, einfach nur zur Haustür raus und der Urlaub kann beginnen. Auf meiner Wanderung im sagenumwobenen Odenwald fiel mir einmal mehr auf, wie entschleunigend das ist und was sich unterwegs alles erleben lässt. Wandern ist modern, das eingestaubte Image, das es mal hatte, ist längst passé. Hier sind ein paar Ideen, wie du aus jeder Tour ein Erlebnis machst und das Beste dabei: Du musst nicht auf den Urlaub warten, du kannst jeden Tag ein kleines Abenteuer erleben.

Wegweiser beim Wandern. | Foto: Florian Wolf
Ungeahnte Wandervielfalt vor der eigenen Haustüre. | Foto: Florian Wolf

Von der Haustür in die Welt

Die Tür fällt ins Schloss, die eigenen Vier-Wände bleiben zurück – vor dir liegt eine Welt, so bekannt und doch so fremd. Wann bist du das letzte Mal einfach losgelaufen, den Kopf in den Wolken, den eigenen Schritten hinterher. Mal schauen, wohin sie dich tragen. Diese eine Kreuzung, an der du immer links abgeboben bist, wohin kommst du wohl, wenn du ausnahmsweise geradeaus läufst? Siehst du die Wegmarkierung an dem Baum dort? Ein ganzes Netz aus Wanderwegen durchzieht das ganze Land, manche kurz, manche lang. Folge der Markierung zur nächsten Kreuzung, in jede Richtung weist ein Schild, zeigt dir eine Möglichkeit auf. So und so viele Kilometer hierhin, so und so viele Kilometer dorthin. Faszinierend wohin deine Füße dich tragen können. Am meisten Spaß macht so eine Wanderung, wenn du über Nacht bleiben kannst.

Biwakieren

Einkehren und in einer Pension übernachten ist derzeit nicht drin, aber das muss kein Nachteil sein. Pack deinen Schlafsack und deine Isomatte mit ein (die Teile sind mittlerweile so klein, dass du sie selbst in deinem Tagesrucksack noch unterbekommst), dann bist du autark. Du wirst erstaunt feststellen, wie viele schöne Plätze es gibt, um es dir für eine Nacht bequem zu machen. Eine Schutzhütte für Wanderer, eine Wiese mit Ausblick ins Tal, am Ufer eines Flusses oder Sees, überall wartet ein Fleckchen Erde auf dich. Und wenn du brav bist, spät ankommst, früh aufbrichst, deinen Müll (und vielleicht den Müll von anderen) mitnimmst, hat sicher niemand etwas dagegen. Außerdem kannst du auch mal nachfragen, ob du darfst (mit gebührendem Abstand natürlich).

Sonnenuntergang. | Foto: Florian Wolf
Wer in der Natur übernachtet, sieht farbenfrohe Sonnenauf- und untergänge. | Foto: Florian Wolf

Grenzen überschreiten

Es ist erstaunlich, wie weit dich deine Füße tragen: Über Stadt- und Gemeindegrenzen hinaus, hin zu Kreisgrenzen und weiter bis zu und über die Grenzen deines Bundeslandes hinaus. Vielleicht stöberst du sogar einen alten Grenzweg auf – dabei merkst du auch, wie vergänglich Grenzen sind und wie leicht du sie überwinden kannst. Grenzen sind nichts (oder sollten nichts sein), das uns von unseren Nachbarn trennt, sondern etwas, das uns zu ihnen hinüberbringt. Und bald auch wieder in die weite Welt hinaus.

Stille finden

Wenn du weit genug herausläufst aus deinem gewohnten Trott, findest du vielleicht etwas Kostbares: Stille. Auch wenn es schwierig ist, es gibt diese Orte an denen kein Verkehrslärm zu hören ist. Nur das Gezwitscher der Vögel und das Rauschen im Blätterdach dringen an dein Ohr. Vielleicht bellt in der Nähe sogar ein Reh. Jetzt wirst du sagen: „Das ist doch keine Stille.“ Oh doch, es ist die höchste Form der Stille, wenn du ihr lauschst, wirst du es verstehen.

Ab in den Bach!

Es muss ja nicht immer gleich ein Fluss oder See sein, einen Bach findest du überall. Hast du dich schon immer mal gefragt, woher dieser Bach kommt und wohin er fließt? Schnüre deine Wanderstiefel und finde es heraus. Manche Quellen sind befestigt und sprudeln aus einem Brunnen heraus, manche Bäche drücken sich aber auch ganz unscheinbar aus dem Erdreich. Gönne dir einen kräftigen Schluck und genieße das kühle Nass aus dem Schoß der Erde. Und anschließend kannst du dir gleich noch den Staub der Straße von den Füßen waschen.

Wandere in die Vergangenheit oder ins Reich der Sagen und Mythen

Jeder Ort hat eine Geschichte, jede Region seine Sagen. Wie gut kennst du das Brauchtum deiner Heimat? Eine Wanderung bietet dir die einmalige Gelegenheit, die Orte zu besuchen, an denen sich diese Geschichten zugetragen haben. Wenn du Glück hast, gibt es bei dir sogar einen Themenwanderweg, der dich in die Welt von gestern und ins Reich der Mythen führt. Viele Wanderwege informieren auf Tafeln über die Orte, die du besuchst. Hier werden die Geschichten greifbar, hier werden Sagen lebendig.

Steinmandl auf Baumstamm. | Foto: Florian Wolf
Steinmandl: Einst Wegweiser, heute Kunst, | Foto: Florian Wolf

Auswärts essen

Nur weil die Hütten und Restaurants geschlossen sind, heißt das nicht, dass du es dir unterwegs nicht gut gehen lassen kannst. Mit einem kleinen, leichten Kocher im Rucksack kannst du deine Kaffeepause an die malerischsten Orte verlegen (vielleicht sogar mit dem gerade abgezapften Quellwasser). Das gilt ebenso fürs Abendessen. Auf dem Campingkocher zubereitet unter einem Meer aus Sternen, schon in den Schlafsack eingemummelt, da schmeckt selbst das einfachste Mahl wie ein Gourmet-Gericht. Selbst wenn du nicht über Nacht unterwegs bist, lohnt es sich beim Wandern einen Kocher dabeizuhaben. Die Königsdisziplin der Outdoorküche ist es, sich etwas Schmackhaftes aus selbstgesammelten Beeren oder Wildpflanzen zuzubereiten.

Vorfreude aufs Heimkommen

Dieser Augenblick (besonders wenn du über Nacht weg warst), wenn du über die nächste Kuppe läufst und in der Ferne deinen Heimatort siehst, dieser Augenblick steckt voller Vorfreude. Kannst du vielleicht sogar das Haus sehen, in dem du wohnst? Dort wartet ein heißes Bad auf dich und anschließend kannst du dich mit einer schönen Tasse Tee auf der Couch einkuscheln, wo du in Erinnerungen an die vergangene Wanderung schwelgst, sehr wahrscheinlich aber auch den Tag herbeisehnst, an dem du wieder aufbrechen kannst, um ein weiteres Stück deiner Heimat zu erkunden.

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