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Im Test: Der K.ice.R der Eisgeräte?

Das AustriAlpin K.ice.R Eisgerät im Test

5 Minuten Lesezeit
AustriAlpin beschreibt sein K.ice.R [ˈka͜izɐ] Eisgerät als den perfekten Begleiter im Fels und Eis. Bergführer Markus Höß hat an mehreren Wasserfällen getestet, ob das vielseitige Eisgerät auch hält, was der Hersteller verspricht.

AustriAlpin ist eine kleine, feine österreichische Ausrüstungsschmiede, die Hartware für den Berg- und Flugsport herstellt. Der Firmensitz liegt im schönen Stubaital und damit in unmittelbarer Nähe zur Bergsport-Metropole Innsbruck. Regelmäßig bringt der innovationsfreudige Tiroler Hersteller neu konzipierte Produkte heraus und zieht damit die Aufmerksamkeit gut informierter Kletterer und Bergsteiger auf sich.

Der eiskalte Januar 2017 bot ausgezeichnete Testverhältnisse für das AustriAlpin K.ice.R. | Foto: Markus Höß
Der eiskalte Januar 2017 bot ausgezeichnete Testverhältnisse für das AustriAlpin K.ice.R. | Foto: Markus Höß

Man könnte auch sagen: Oben im Stubaital sitzen ein paar Querdenker, die wirklich durchdachte, neue Konzepte auf den Bergsportmarkt bringen wollen. In der Vergangenheit hat AustriAlpin den Ferrata.Bloc, eine Klettersteigbremse für mehr Sicherheit im Steig, den Fifty:Fifty Karabiner, eine komplett neue Verschlusssicherung für einen Karabiner, der beidseitig zu öffnen ist – und schließlich den Fish, einen leichten Autotuber, herausgebracht.

Ebenso ist eine ganze Familie an Steileisgeräten mit verstellbarem Neigungswinkel an der Haue entstanden, dessen neuestes Mitglied das K.ice.R ist.

Die Konstruktion des Eisgeräts

Das Eisgerät von AustriAlpin hat einen gekröpften Schaft aus Aluminium mit anpassbarer Schaftkrümmung, ebenso eine austauschbare Klinge und einen verstellbaren Griff. So lässt sich das Eisgerät jederzeit individuell an die Anforderungen der Tour anpassen.

Am Kopf des K.ice.R befindet sich ein großes Loch, um das Eisgerät beim Abseilen auch auf einen Materialkarabiner oder eine Exe hängen zu können. Auf den Gerätekopf kann man zusätzlich einen Hammer montieren, um Felshaken einzuschlagen. Am unteren Ende des Aluschafts ist ein Kunststoffgriff mit Metallkern angenietet.

Der Griff & die Haue des K.ice.Rs

Wie bei allen soliden Eis- und Mixedgeräten bietet der Griff des K.ice.Rs zwei verschiedene Haltepositionen. Die Grifffläche der oberen Halteposition ist blankes Alu, welches sich jeder Kletterer individuell mit Griptape isolieren kann. Der Hauptgriff besteht aus unterschiedlichen Kunststoffen und ist höhenverstellbar. Das graue, etwas weichere Kautschukmaterial bietet eine gute Reibung.

Nach unten endet der Griff mit einem Teller, welcher als Anprallschutz den kleinen Finger schützt und beim Halten die Hand optimal unterstützt. In der Praxis klappt das Konzept recht gut, da sogar die ganze Handkante auf dem Teller Platz findet und man so weniger Fingerkraft braucht. Nachteilig ist allerdings, wenn Schnee auf das Eisgerät fällt – dann kann es auf dem Teller rutschig werden.

Unterhalb des Tellers ragt noch ein Metalldorn mit Öse hervor. Hier kann man im alpinen Bereich Leashes anbringen oder beim Schraubensetzen vorher schon mal die Exe mit Seil klippen um während des Schraubensetzens über das Eisgerät gesichert zu sein. Für eine bessere Performance im steileren Gelände empfehle ich den Tuninggriff des HU.go, dem älteren Bruder des K.ice.R. Mit diesem Griff kann man etwas präziser schlagen. Er unterstützt den Zeigefinger, wodurch der Finger mehr Haltekraft übernehmen kann. Zudem lässt sich durch den Tuninggriff die Zugrichtung besser einhalten.

AustriAlpin legt dem K.ice.R eine Eishaue bei. Es gibt auch eine Mixedhaue mit deutlich aggressiverer Zahnung, die allerdings am Wasserfall weniger Sinn macht. Für den Winkel der Haue gibt es fünf verschiedene Einstellmöglichkeiten, ausgeliefert wird das Eisgerät von AustriAlpin mit mittlerer Hauenneigung. Das ist der ideale Winkel zum Wasserfallklettern, da die Haue genau dem Schlagbogen folgt, den das Handgelenk beim Setzen der Eisgeräte vorgibt.

Die Haue ist zwei Stufen flacher einstellbar, wodurch dem K.ice.R Eisgerät die Hauen-Schaft-Geometrie eines klassischen Eispickels verliehen wird. In dieser Einstellung lässt sich die Haue leichter wieder lösen und man kann das Gerät optimal in der Kopfstützpickeltechnik nutzen. Damit wird das Eisgerät zum idealen Begleiter auf alpinen Touren, beispielsweise an Nordwänden wie die des Hochfeilers oder die Pallavicinirinne am Großglockner. Man muss aber beachten, dass das Hooken mit flach gestellter Haue nur mehr sehr eingeschränkt gelingt und das Gerät deshalb für einen guten Halt im Eis fast immer eingeschlagen werden muss.

Let the Sunshine in! Mit dem dem K.ice.R ist AustriAlpin ein grandioser Allrounder gelungen. | Foto: Markus Höß
Let the Sunshine in! Mit dem dem K.ice.R ist AustriAlpin ein grandioser Allrounder gelungen. | Foto: Markus Höß

Mit einer zwei Stufen steiler gestellten Haue wird das K.ice.R zur Mixed- und Drytoolingwaffe. Hängt man den K.ice.R jetzt mit der Hauenspitze auf ein Placement, ist der Griff deutlich flacher und jeder Finger erhält mehr Last. Damit ermüden Hand und Unterarm weniger schnell und die Haue sitzt durch den spitzeren Winkel spürbar sicherer, wenn man das Gerät nach unten belastet. Zum Schlagen im Eis ist dieser Hauenwinkel aber nicht mehr so geeignet, weil die Haue jetzt mehr sprengt, wenn man aus der Handgelenkdrehung schlägt. Jetzt heißt es eben Hooken!

Test-Fazit zum AustriAlpin K.ice.R Eisgerät: Eines für alles!

Egal ob als zweites Gerät zu einem kurzen Gletscherpickel beim klassischen alpinen Nordwandgehen oder als zuverlässiger Begleiter auf schwierigsten Eis- und Mixedrouten – mit dem K.ice.R ist AustriAlpin ein grandioser Allrounder gelungen. Der Haupteinsatzbereich wird sicher das anspruchsvollere Wasserfallklettern von WI 4 bis WI 7 sein. Durch die verstellbare Haue ist es aber auch für Steileis-Einsteiger ein sehr attraktives Gerät, da es mit dem persönlichen Können und Niveau mitwächst!

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