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Klettern schafft Gemeinschaft

Bergzeit unterstützt „Ich will da rauf! e.V.“ (IWDR)

6 Minuten Lesezeit
Mehr Spaß am Klettern für Menschen mit und ohne Behinderung – darum geht es dem Verein Ich will da rauf! e.V. Bergzeit unterstützt die Initiative jetzt mit einer Spendenaktion.

Ich will da rauf! – wer ist das eigentlich?

Klettern für Menschen mit und ohne Behinderung – das ist das Motto des Münchner Vereins Ich will da rauf! e.V. Der gemeinnützige Verein hat das Ziel Menschen über den Klettersport zusammen zu bringen und organisiert seit 2008 inklusive Kletterkurse. 

Zu den Gründungsmitgliedern zählen unter anderem Alexander und Thomas Huber, die legendären Huberbuam. Auch heute sind sie noch Botschafter und unterstützen den Verein sehr aktiv. Bekka Rist ist ebenfalls von Anfang an mit dabei. Neben ihr gibt es momentan noch drei weitere Festangestellte sowie über 30 Ehrenamtliche und Trainer/innen. Über 150 aktive Mitglieder verschiedenen Alters, Geschlechts oder Herkunft zählt der Verein heute.

Beim Verein Ich will da rauf! e.V. ist jeder willkommen.

Ich will da rauf! e.V.

Beim Verein Ich will da rauf! e.V. ist jeder willkommen.


Beim Verein Ich will da rauf! e.V. ist jeder willkommen.

Ich will da rauf! e.V.

Menschen mit und ohne Beeinträchtigung klettern hier gemeinsam.


Beim IWDR besteht jede Klettergruppe ungefähr zur Hälfte aus Menschen mit Behinderung – und zwar jeglicher Art: von körperlichen Behinderungen über chronische Krankheiten bis hin zu verschiedenen kognitiven Beeinträchtigungen. Voller Enthusiasmus erzählt Rebekka, dass die Behinderung beim Klettern völlig egal ist und es für alle Teilnehmer/innen schnell unbedeutend ist, ob der oder die Kletterpartner/in eine Beeinträchtigung hat oder nicht.

Der Verein ist in der Kletterhalle Thalkirchen aktiv. Außerdem werden pro Jahr acht Felsausflüge gemacht und in den Ferien gruppenübergreifende Ferientermine angeboten, wo sich die Mitglieder verschiedener Gruppen besser kennenlernen können.

Bergzeit Spendenaktion für IWDR vom 24.12.2022

Zu Weihnachten 2022 hat Bergzeit für IWDR eine ganz besondere Aktion ins Leben gerufen: 10% des Werts aller am 24.12.2022 verkauften Last Minute Gutscheine wurden an die die Initiative IWDR gespendet.

Vielen Dank an alle Last-Minute-Schenkende, die damit die wunderbare Arbeit von IWDR unterstützt haben!

Warum eignet sich gerade Klettern für die Inklusion? Warum braucht es dazu eigentlich Spenden? Und was muss sich ändern, dass Teilhabe für alle möglich ist? Stefan vom Bergzeit Magazin hat dazu mit Bekka von Ich will das rauf e.V. getroffen.

Bekka Rist von IWDR im Interview

Stefan Rehm: Bekka, die wichtigste Frage zuerst: Warum passen Klettern und Inklusion denn eigentlich so gut zusammen?

Bekka Rist: Klettern hat einfach ein riesiges Inklusionspotential, eben weil alle ihre eigene Schwierigkeit wählen kann. Ich kann jemanden, der im dritten Schwierigkeitsgrad klettert und jemanden, der im siebten Grad klettert, zusammenbringen – und beide haben eine gute Zeit zusammen. Das ist in wenigen Sportarten so.  So haben wir die Möglichkeit, Gemeinschaft, zu schaffen, egal wie schwer man klettert.

Eigentlich ist das Klettern ja eine Individualsportart. Aber jede und jeder, der klettert weiß, dass das gar nicht so ist.

Denn der Sichernde ist ja ganz eng mit dem Kletternden verbunden. Er unterstützt, fiebert mit und ist ganz beim Kletternden mit dabei. Ich kann auch nur drei Meter hoch klettern – die anderen feiern mich trotzdem dafür!

Dazu kommen die körperlichen Aspekte: Kraft, Koordination, Gleichgewichtsschulung und so weiter, aber eben dass man auch mental weiterkommst. Im Kern geht um diese Unterstützung, um das „Hey, Du kannst was! Wir können das gemeinsam schaffen!“

Gibt es auch persönliche Geschichten, die Du teilen magst, die Dich besonders berührt oder bestärkt haben?

Bekka Rist: Was ich immer wieder sehe ist diese eine Geschichte: Jemand kommt aus einer Route herunter und feiert das mit den anderen der Gruppe, egal ob und Behinderung oder nicht. Das spielt eben keine Rolle. Es wird in der kompletten Gruppe eingeschlagen. Es wird einfach gefeiert, dass der jetzt da hoch gekommen ist und super geklettert ist. Obwohl es doch die anderen eigentlich gar nicht unmittelbar tangiert. Aber es ist ein wahnsinniges Gemeinschaftsgefühl, ein sich gegenseitig hochleben lassen und sich gegenseitig wahrnehmen.

Du begleitest das Thema inklusives Klettern seit über zwölf Jahren – was hat sich seitdem verändert – und was wünscht Du Dir, sollte sich in Zukunft noch ändern?

Bekka Rist: Über Inklusion wird mittlerweile gesprochen, aber getan wird noch nicht genug. Es ist präsenter geworden. Mit der Behindertenrechtskonvention wurden Dinge zugesagt, denen man gerecht werden muss, aber hier ist noch viel zu tun. Und jede und jeder einzelne kann hier etwas beitragen und bewirken.

Wir haben etwa mit der LMU eine Studie über uns gemacht, über unsere Wirksamkeit mit der Frage: Inwieweit wirken wir wirklich mit der Inklusion auch auf die Menschen über die Klettergruppe hinaus? Und nehmen unsere Teilnehmenden das mit nach Hause? Nehmen sie das diese Erfahrung mit in ihren Alltag, wenn sie Menschen mit Behinderung auf der Straße treffen? Oder umgekehrt: Fühle ich mich als Mensch mit Behinderung gleichwertig?  In der Studie haben wir ganz klar festgestellt: Das ist de facto so. 

Aber inwischen geht eure Wirkung ja auch über die Klettergruppen hinaus, oder?

Bekka Rist: Ja, wir haben da über die Jahre mehr Anfragen von anderen Organisationen bekommen: „Wie macht ihr das eigentlich? Wir wollen auch inklusive Klettergruppen aufbauen, wir hätten da Lust dazu, aber wissen nicht genau wie?“ 2019 haben wir ein Programm Seilschafft Inklusion! gegründet und vergeben Beratungsstipendien für den Aufbau von inklusiven Klettergruppen.

Mittlerweile haben wir 15 Partnerorganisationen, da sind Sektionen, Vereine oder gemeinnützige Organisationen in Deutschland und Südtirol und vergeben jedes Jahr fünf weitere Stipendien. Gern würden wir auch Österreich und Schweiz noch mit dazu nehmen. Wir beraten individuell, geben Workshops und bilden ein Netzwerk zum Austausch auf Augenhöhe. Tollerweise ist in diesem Netzwerk viel Expertise und das ist auch für den IWDR eine große Bereicherung und macht uns wieder ein Stück kompetenter und besser.

In diese Stipendien fließen dann die Spenden, die ihr bekommt?

Bekka Rist: Ja genau, auch. Wobei der Großteil unmittelbar in die Klettergruppe fließt, denn da fängt ja die Inklusion an. Bei uns zahlen alle gleich viel Klettergruppen-Beitrag und dieser Beitrag ist so gering, dass er die Kosten bei Weitem nicht deckt. Wir wollen keine Unterscheidung treffen wie: Hat dieser Mensch eine Behinderung oder nicht? Arbeitet er oder sie in einer Werkstätte oder nicht. Wir wollen, dass es für alle leistbar ist und alle gleich viel zahlen!

Dazu kommt unsere Geschäftsstelle, die ist uns besonders wichtig. Denn so können wir unsere Mitglieder individuell begleiten. Wir haben Leute bei uns, die lesen keine E-Mails. Wir haben andere Leute, die können nur telefonieren. Wir haben wieder andere, die auf keinen Fall telefonieren und die nur über Whatsapp oder SMS kommunizieren.

Wir möchten jeder und jedem Einzelnen gerecht werden.

Dass jede und jeder Anschluss in die Gesellschaft findet – und das braucht natürlich auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!

Ich würde gerne noch mal auf den zweiten Teil meiner ursprünglichen Frage zurückkommen: Was müsste sich in der Zukunft noch ändern, dass die Inklusion einen Schritt weiterkommt?

Bekka Rist: Inzwischen ist zwar Offenheit da. Also es wird gesehen, dass es dieses Thema gibt. Aber es ist noch ein ganz, ganz weiter Weg.

Es geht nicht um irgendwelche Barrieren wie Bordsteine oder Treppen oder so. Es geht um strukturelle Barrieren.

Es geht um die Frage: Wie schaffe ich es, allen Menschen Teilhabe zu ermöglichen? Wie gestalte ich unser Zusammenleben so, dass alle Menschen teilhaben können, wenn sie wollen?

Dafür ist es am wichtigsten, dass wir aufeinander zugehen und Menschen mit Behinderung als Menschen wahrzunehmen, nicht als Hilfesuchenden. Und dieser Austausch in den Klettergruppen befähigt alle Teilnehmer, dass das gelingt!

Vielen Dank Bekka für das nette Gespräch – vor allem aber für Deinen Einsatz!

Du möchtest auch da rauf? Wenn Du Lust hast, den IDWR zu unterstützen und mit zu klettern, findest Du alle wichtigen Infos auf der Webseite des Website des Vereins IWDR.

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