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Die erträgliche Leichtigkeit des Seins

Im Test: Alpinrucksack Deuter Guide Lite 22 SL

7 Minuten Lesezeit
Ein Rucksack muss alles können und alles mitmachen - vor allem bei alpinen Klettertouren. Deuter verspricht, dass der Guide Lite 22 SL genau hierfür gemacht wurde. Unsere beiden Testerinnen Verena und Lena haben den Rucksack mit auf Tour genommen und am Fels bewertet, wie leicht, komfortabel, robust und durchdacht er ist.

Ein Rucksack – zwei Testerinnen. Dieses Mal haben wir Verena und Lena von Bergzeit mit dem neuen Deuter Guide Lite 22 SL losgeschickt. Schnell konnten sich die beiden einigen, dass ein Rucksack vor allem folgendes sein muss:

  • Leicht: Exen, Keile, Friends, Seil, Brotzeit – bei alpinen Klettertouren ist die Ausrüstungsliste lang. Umso wichtiger, dass der Rucksack selbst nicht auch schon zu schwer ist.
  • Komfortabel: Damit die schwere Ausrüstung nicht zur Last wird, sind ein gutes Rückensystem, stabile Schultergurte und abnehmbare Hüftflossen wichtig.
  • Durchdacht: Jacke, Handy, Trinken – an diese Sachen solltest Du am Stand schnell dran kommen, ohne groß zu kramen.
  • Robust: Keine Tour ohne Felskontakt. Niemand will sich auf Tour Gedanken um die Robustheit der Ausrüstung machen. Deshalb ist auch das ein wichtiges Kriterium.

Die beiden haben sich auf mehreren Touren angeschaut, ob der Deuter Guide Lite 22 SL Alpinrucksack diese Kriterien erfüllt und ihren Test inklusive Fazit in einzelnen Statements zu ihren Kriterien zusammengefasst.

Leicht: Top

Verena: Für mich spielt der Deuter Guide Lite 22 SL in Bezug auf Leichtigkeit definitiv in der oberen Liga mit. 610 Gramm Grundgewicht!

Lena: Ja tatsächlich, ein paar zusätzliche Gramm könnte man sparen, wenn man den Hüftgurt abnimmt. Aber auch mit Hüftgurt ist er mehr als leicht. Wer sich jetzt Hoffnungen macht – den Überhang bin ich trotzdem nicht einhändig geklettert!

Komfortabel: Ausgezeichnet

Lena: In Sachen Tragekomfort bekommt der Guide Lite SL von uns beiden volle Punktzahl. Zum einen weil der Rucksack eine frauenspezifische Passform (SL) hat. Das bedeutet, dass die Rückenlänge kürzer angelegt ist als bei der Männervariante. Außerdem sind die Träger schmäler und damit angenehmer zu tragen. Zum anderen hat der Alpin-Kletterrucksack trotz der minimalistischen Ausstattung ein richtig gutes Tragesystem. Der Delrin U-Rahmen sorgt für eine gleichmäßige Gewichtsverteilung und gute Lastenübertragung – und das steht nicht nur so in der Beschreibung. Tatsächlich wird der Rucksack auch nach einer zehn Stunden Tour nicht unangenehm. Die Träger haben einen Lageverstellriemen – zum Anziehen, wenn es stabiler sein soll oder zum Lockern, wenn etwas mehr Belüftung gewünscht ist. Der Hüftgurt ist nicht gepolstert, was bei der 22 Liter Version allerdings nicht stört. Ein breites Band ist hier ausreichend.

Verena: Hüftgurt ist tatsächlich ein gutes Stichwort: Ich finde es super, dass man diesen abnehmen kann. Aber auch wenn man ihn eng stellt und direkt am Rückenpolster verstaut, drückt er nicht und macht sich kaum bemerkbar. Grundsätzlich bin ich ein absoluter Fan von minimalistischen Rucksäcken. Das hat aber meistens die Konsequenz, dass ich auf ein bequemes Rückensystem verzichten muss. Der neue Guide liegt wirklich angenehm auf dem Rücken, macht jede Bewegung mit und nervt durch seine Form auch nicht, wenn man sich mal durch einen engeren Kamin zwängen muss.

Deuter Testerin Verena
Zum Thema Tragekomfort kann Testerin Verena nur „Top!“ sagen. | Foto: Verena Oberndorfer

Durchdacht: Sehr gut

Lena: Der Guide Lite SL ist sehr durchdacht. Allerdings mit kleinen Abstrichen. Zunächst zur Fächeraufteilung: Es gibt ein großes Hauptfach, das als Toploader konzipiert ist und einfach über einen Kordelzug geöffnet und geschlossen werden kann. Einen kleinen Abzug bekommt das Hauptfach von mir, weil es keinen Reißverschluss an der Seite gibt, um schnell an die unteren Sachen im Hauptfach dran zu kommen, ohne den kompletten Rucksack ausräumen zu müssen. Zusätzlich hat der Rucksack zwei Außenfächer: eines an der Vorderseite und eines seitlich am unteren Rücken. In der Seitentasche kann man das Handy verstauen, weil man auch dran kommt, wenn der Rucksack auf dem Rücken ist. Zudem ist das Fach gepolstert, wodurch das Handy geschützt ist. Ich finde allerdings die Größe des Faches nicht optimal. Mein Handy ist nicht das Größte und passt gerade so rein. Ich musste schon immer ein bisschen länger hantieren, bis ich es ohne den Rucksack abzusetzen drin hatte.

Verena: Ja, das stimmt, allerdings finde ich tatsächlich, dass das eher an der Öffnung liegt, die nämlich ein wenig kleiner ist als das Fach dahinter. Hier verbirgt sich dann auch noch eine kleine Schlaufe, die man zur (Schlüssel-)Befestigung nutzen kann. Insgesamt muss man mit dem Rucksack, wenn man selbst jetzt nicht der strategischste Packer ist, immer ein bisschen rumräumen. Gerade wenn man wirklich am Stand einmal was suchen muss, sollte man aufpassen. Die zwei Außenfächer sind aber recht praktisch und vorne kann man gut Kleinigkeiten wie Karten, Müsliriegel oder Schlüssel verstauen.

Deuter Handytasche
Die Seitentasche des Deuter Guide Lite 22 SL ist perfekt für das Smartphone, allerdings könnte sie etwas größer sein. | Foto: Lena Starkl
Deuter Kordel
Das große Hauptfach ist gut über den Kordelzug zugänglich und auch schnell wieder zu verschließen. | Foto: Lena Starkl
Deuter Rucksack-Rückenseite
Das Tragesystem des Deuter Guide Lite 22 SL ist unschlagbar im Verhältnis zum Gewicht. Hier drückt keine Exe in den Rücken! | Foto: Lena Starkl

Verena: Was mich aber wirklich überrascht hat, ist das Volumen: Bei einem 22 Liter Rucksack bekomme ich in der Regel viel weniger unter. Beim Deuter Guide hat man richtig viel Platz. Seil, Exen, Friends, Karabiner, zwei Jacken, Trinkblase, 1. Hilfe, Gurt, Kletterschuhe, Chalkbag, Headband, Wechselshirt, Sonnenbrille, Brotzeit und alles was Du sonst noch mitnehmen magst. Ein Trinksystem ist für viele – ich gehör auch dazu – bei einem Alpinrucksack unerlässlich. So muss man am Stand nicht den Rucksack ständig an- und ausziehen. Die Vorrichtung für das Trinksystem beim Guide Lite 22 SL umfasst bis zu 3 Liter und ist damit für eine Tagestour völlig ausreichend. Insgesamt kann das Volumen des Rucksacks aber schnell dazu verleiten zu viel mitzunehmen.

Lena: Verena, wer braucht auch zwei Jacken? (lacht) Was ich noch richtig gut finde, ist die Seilbefestigung. Man befestigt das Seil mit einem verstellbaren Band über dem Hauptfach. Wenn man zusätzlich das Deckelfach drüber spannt, gibt es kein Rutschen.“Hält Bombe!“. Praktisch ist, dass Du das Deckelfach einfach verstauen kannst, wenn Du es nicht brauchst. So kommst Du in der Kletterroute noch leichter an das große Hauptfach. Für mich sind es vor allem die viele kleine Details, die den Rucksack abrunden und durchdacht machen: Brillenhalterung, 3 Punkt-Pickelhalterung und SOS-Label mit wichtigen Notfallnummern (nie schlecht, das auch in Stresssituationen griffbereit zu haben).

Packliste
Diese Menge an Equipment passt locker in den Deuter Guide Lite. | Foto: Verena Oberdorfer

Robust: Top

Verena: Wie schon erwähnt, ein enger Kamin (ich finde sie super ), das An- und Ausziehen am Stand – beim Alpinklettern lässt sich Felskontakt kaum vermeiden. Umso wichtiger ist es für mich, dass das Material dem möglichst lange ohne Schaden Stand hält. Ich neige grundsätzlich eher dazu, dass ich schon mal am Fels entlang schramme. Der Guide Lite ist aus Polyamid und natürlich PFC frei, was ich persönlich sehr schätze.

Lena: Nach mehreren Touren mit dem Guide zeigt er zwar Gebrauchsspuren – aber keinerlei bedenkliche Abnutzung. Bei meiner letzten Klettertour hatte ich einen unschönen Abgang aus der Route, bei dem ich mehrere Meter mit dem Rücken am Fels entlang geschrappt bin. Der Rucksack hat mich geschützt. Meine Regenjacke hat jetzt zwar ein Loch, aber der Rucksack hat gehalten. Auch mehrere Stunden leichter Regen sind Dank der schmutz- und wasserabweisenden Imprägnierung kein Problem.

Fazit zum Guide Lite 22 SL

Lena: Der Guide Lite 22 SL ist für mich ein top Alpinrucksack. Der Tragekomfort ist wirklich unschlagbar. Wenn Du einen leichten Rucksack für alpine Klettertouren suchst, dann kann ich ihn Dir definitiv empfehlen. Für Hochtouren wäre er mir vom Volumen her zu klein, aber dafür gibt es auch noch die 28 Liter Variante.

Lena Strakl Fazit
Lena von Bergzeit empfiehlt den Deuter Guide Lite SL als alpinen Kletterrucksack, weil er leicht und bequem ist. | Foto: Lena Starkl

Verena: Mir gefallen am Rucksack das minimalistische Design und das Volumen am besten. Ich nehme tendenziell nicht viel mit und kann mir schon auch vorstellen, dass er auf kombinierten Touren (die konnten wir wegen Corona zum Testzeitpunkt leider noch nicht machen) ein toller Begleiter ist, die Pickelfixierung ist kinderleicht. Zudem überzeugt mich auch das robuste Material, so leicht ist der sicherlich nicht kaputt zu kriegen.

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