• Seit 1999 online
  • Powered by 350 Bergsportler
  • Am Puls der Berge
Nie wieder Seilverhau!

Kletterseil aufwickeln: So klappt’s ohne Krangel

6 Minuten Lesezeit
Das Kletterseil aufwickeln oder wie der Fachmann sagt: das Seil aufschießen. Wie das richtig geht, erfährst Du in diesem Beitrag mit Video-Tutorial! So vermeidest Du Krangel und andere Unannehmlichkeiten.

Welcher Kletterer kennt das nicht? Die natürliche Form des Seils ist das Knäuel, liebevoll auch Seilverhau genannt. Als Sportkletterer löst man dieses Problem meistens mit einem Seilsack. Beide Enden des Kletterseils werden in die Plane des Seilsacks eingeknotet und der Rest des Kletterseils wird lose auf die Plane geworfen.

Für Zustiege, Abstiege oder andere Transporte ist es hilfreich, wenn Du das das Kletterseil aufnehmen oder verkürzen kannst. Hier gibt es viereinhalb Möglichkeiten:

❗Das Wichtigste zum Seil-Aufnehmen

Zum Seil-Aufschießen hast Du folgende Möglichkeiten:

  1. Seil aufschießen im Einzelstrang
  2. Seil aufnehmen im Doppelstrang (schneller)
  3. Seilrucksack binden
  4. Seil verkürzen
  5. Für Faule: der Seilsack

Die Seilpuppe: Praktisch für längere Zustiege

Eine Möglichkeit um Krangel bei seinem Kletterseil zu vermeiden, ist die sogenannte Seilpuppe. Die Seilpuppe bietet die Möglichkeit, das Kletterseil sehr platzsparend, zum Beispiel außen am Rucksack hängend, zu transportieren oder aufzubewahren.

Gerade auf alpinen Touren ist es nützlich, wenn man das Kletterseil richtig aufnehmen kann. Seilplane oder Ikea-Tüte sind hier nicht mehr praktikabel.

Florian Hairer

Gerade auf alpinen Touren ist es nützlich, wenn man das Kletterseil richtig aufnehmen kann. Seilplane oder Ikea-Tüte sind hier nicht mehr praktikabel.


Seil aufwickeln = Seil aufnehmen = Seil aufschießen

In diesem Artikel will ich Dir zeigen, wie Du Dein Kletterseil richtig aufnimmst (der Kletterer spricht auch vom Aufschießen des Seils) und zu einer Seilpuppe abbindest beziehungsweise aus der Seilpuppe einen Seilrucksack knotest. Am Ende unternehmen wir noch gemeinsam einen kleinen Exkurs zum Aufnehmen des Seils, um es zu verkürzen, wie es zum Beispiel am Gletscher oder beim Seiltransport im leichten Gelände oft zur Anwendung kommt.

1. Seil aufschießen im Einzelstrang

Beginnen wir zunächst mit dem Aufschießen des Seils im Einzelstrang über die Schultern (bzw. den Nacken).

  • Halte das Seilende in einer Hand und wirf das Seil mit der anderen Hand über Deinen Nacken.
  • Fasse das Seil mit der zweiten Hand eine Armlänge Länge entfernt und halte es fest.
Lege Dir das Seil über den Nacken, während Du ein Seilende mit der Hand festhältst.

Florian Hairer

Lege Dir das Seil über den Nacken, während Du ein Seilende mit der Hand festhältst.


Lege Dir das Seil über den Nacken, während Du ein Seilende mit der Hand festhältst.

Florian Hairer

Halte das Seil nun mit der anderen Hand fest und führe es – wieder über den Nacken – zurück.


  • Nimm mit der ersten Hand (die Hand die das Seilende hält) das Seil unter der anderen Hand und wirf es wieder über den Nacken.
  • Wiederhole diesen Bewegungsablauf wechselseitig. Damit erhältst Du Seilschlingen, die links und rechts von deinen Schultern hängen. Diese Seilschlingen musst Du nicht zwingend in der Hand halten, sondern kannst sie einfach hängen lassen. Vor allem mit kleinen Händen ist es kaum möglich alle Seilschlingen festzuhalten.
  • Wenn nur noch etwa zwei Meter des Seils über sind, nimmst Du das Seil vom Nacken und hängst es Dir über den Arm.
Wiederhole diesen Bewegungsablauf wechselseitig, bis Du noch etwa zwei Meter Seil übrig hast.

Florian Hairer

Wiederhole diesen Bewegungsablauf wechselseitig, bis Du noch etwa zwei Meter Seil übrig hast.


Wiederhole diesen Bewegungsablauf wechselseitig, bis Du noch etwa zwei Meter Seil übrig hast.

Florian Hairer

Nun nimmst Du das Seil von den Schultern, in dem Du es hinter dem Nacken greifst und über den Kopf hebst.


Die nächsten Schritte beschreiben die Seilpuppe:

  • Das Restseil wickelst Du knapp unter deinem Arm mehrmals eng um die Seilschlingen.
  • Nun fädelst Du durch das oben entstandene Loch, den Kopf der Puppe, eine Seilschlaufe und schiebst die Seiten der Seilschlaufe über den Kopf der Seilpuppe.
  • Ziehe zum Schluss die Schlaufe fest, in dem Du am Seilende ziehst.
Dann das Seil um den Kopf der Seilpuppe wickeln, eine Schlaufe durchstecken ...

Florian Hairer

Dann das Seil um den Kopf der Seilpuppe wickeln, eine Schlaufe durchstecken …


Dann das Seil um den Kopf der Seilpuppe wickeln, eine Schlaufe durchstecken ...

Florian Hairer

… und das freie Seilende durchfädeln.


Nun hältst Du eine fertige Seilpuppe in Deiner Hand.

2. Seil aufschießen im Doppelstrang

Möchtest Du beim Aufschießen etwas schneller sein, dann beginne nicht am Seilende, sondern an der Mittelmarkierung. So kannst Du das Seil im Doppelstrang aufschießen. Der Bewegungsablauf bleibt wie oben beschrieben, nur werden bei jeder Bewegung zwei Seilschlaufen gebildet. Das Abbinden zur Seilpuppe erfolgt ebenfalls wie oben beschrieben, aber im Doppelstrang.

Beim Seil aufschießen im Doppelstrang geht man im Prinzip genauso vor wie beim Einzelstrang, nur startet man an der Seilmitte.

Florian Hairer

Beim Seil aufschießen im Doppelstrang geht man im Prinzip genauso vor wie beim Einzelstrang, nur startet man an der Seilmitte.


Ein Nachteil bei dieser Methode ist, dass sich Schlaufen sehr leicht überschlagen und sich beim Abwickeln des Seils Knoten bilden können. Deshalb macht es besonders bei einem im Doppelstrang aufgenommenen Seil Sinn, es vor dem Einsatz nochmal durchzuziehen und auf Knoten zu prüfen.

3. Seilrucksack

Möchtest Du das Seil wie einen Rucksack am Rücken tragen, was gerade bei alpinen Touren und längeren Abstiegen sehr praktisch sein kann? Dann kannst Du eine kleine Abwandlung zur Seilpuppe nutzen.

Wenn das Seil im Doppelstrang aufgenommen wurde, dann ändert sich fast nichts. Die Restseile, die aus der Seilpuppe heraushängen, sollten noch gut zwei Meter betragen. Du musst also mit etwas mehr Restseil (in etwa drei bis vier Meter) mit der Seilpuppe beginnen. Solltest Du das Seil im Einzelstrang aufnehmen, dann beginnst Du nicht am Seilende sondern etwa 3drei bis vier Meter vom Seilende entfernt und nutzt am Ende beide Seilstränge für die Seilpuppe. Auch hier solltest Du am Ende eine Seilpuppe mit etwa zwei Meter Restseillänge erhalten.

Die Seilpuppe nimmst Du jetzt auf den Rücken und ziehst die Restseile wie Rucksackträger über die Schultern nach unten, kreuzt die Seilenden hinter dem Rücken, fixierst damit die Seilpuppe und knotest die Seilenden vor dem Bauch zusammen.

Ziehe die Reststeile wie Rucksackträger über Deine Schultern nach unten...

Florian Hairer

Ziehe die Reststeile wie Rucksackträger über Deine Schultern nach unten…


Ziehe die Reststeile wie Rucksackträger über Deine Schultern nach unten...

Florian Hairer

und führe sie überkreuz über den Rücken, um die Seilpuppe zu fixieren. Nun festbinden.


Video: Kletterseil richtig aufwickeln

In der Video-Anleitung erklärt Dir Andi aus der Bergzeit Filiale, wie Du eine Seilpuppe richtig bindest und wie Du daraus einen Seilrucksack zaubern kannst.

4. Seil verkürzen

Am Gletscher oder auch im einfacheren alpinen Gelände (Gehseillängen in einer Alpinklettertour) kann es nötig sein, das Seil zu verkürzen. Gerade am Gletscher, wo das Restseil (Seilenden) normalerweise für eine mögliche Spaltenrettung benötigt wird, ist eine sehr einfache Möglichkeit das Seil zu verstauen, der Rucksack. Hier bindet man entweder eine Seilpuppe und verstaut sie unter der Deckeltasche oder man macht im Seilende einen (Achter-)Knoten und legt das Seil lose in Schlaufen in den Rucksack (oben auf). Wichtig bei beiden Methoden ist, dass das Seil im Notfall schnell erreichbar bleibt, am besten durch Ziehen am Seilstrang, der in den Rucksack führt und nicht durch Ausrüstung im Rucksack blockiert wird.

Muss die Länge des Seils oft variiert werden, wie zum Beispiel im Übergang Fels-Eis oder beim Führen einer Person (z.B. gestaffeltes Klettern), dann bietet sich der Seilabbund an. Hierbei ist man üblicherweise mit einem Achterknoten im Seilende eingebunden. Nun wird das Seil in Schlaufen um den Nacken gelegt. Am besten hält man die Schlaufen mit einer Hand etwa auf Hüfthöhe fest. Ist die gewünschte Länge erreicht, schlüpft man mit dem Arm durch die Schlaufen, damit diese um eine Schulter liegen. (Tipp: Mach das am besten mit angelegtem Rucksack, da Du sonst die Länge nicht mehr anpassen kannst, ohne den Rucksack abzulegen!)

Für den Seilabbund ist man mit einem Achter im Gurt eingebunden und führt das Seil in Schlaufen um den Kopf.

Florian Hairer

Für den Seilabbund ist man mit einem Achter im Gurt eingebunden und führt das Seil in Schlaufen um den Kopf.


Für den Seilabbund ist man mit einem Achter im Gurt eingebunden und führt das Seil in Schlaufen um den Kopf.

Florian Hairer

Ist die gewünschte Länge erreicht, schlüpfst Du mit einem Arm durch die Schlaufen. Dann führst Du eine Seilschlaufe durch die Einbindeschlaufen des Gurtes.


Für einen sicheren Transport des Seils muss es noch abgebunden werden. Das ist wichtig, da es sonst im Fall einer Seilbelastung zur Strangulation kommen kann. Um das zu verhindern führt man eine Schlaufe durch die Einbindeschlaufe des Gurtes und bindet das gesamte Seilpaket mit einem Sackstich ab. Dieser wird noch mit einem Schraubkarabiner in der Einbindeschlaufe gesichert. Nun ist das Seil verkürzt und von den Seilschlaufen um den Hals geht keine Gefahr mehr aus.

Binde das gesamte Seilpaket mit einem Sackstich ab und sichere es noch mit einem Schraubkarabiner.

Florian Hairer

Binde das gesamte Seilpaket mit einem Sackstich ab und sichere es noch mit einem Schraubkarabiner.


Binde das gesamte Seilpaket mit einem Sackstich ab und sichere es noch mit einem Schraubkarabiner.

Florian Hairer

Fertig ist der Seilabbund – er eignet sich gut in Gelände, in dem die Länge des Seils oft variiert werden muss.


Solltest du dir bei den oben beschriebenen Techniken unsicher sein, kann ich Dir nur raten, einen Kletter- oder Bergsteigkurs zu machen. Die meisten alpinen Vereine, sowie Bergführer und Bergsteigerschulen bieten solche Kurse an, in denen die grundlegenden Kletter- und Seiltechniken vermittelt werden. Neben den oben beschriebenen Techniken werden in den Kursen normalerweise auch nützliche Tipps gezeigt und es wird vermittelt, welche Technik wann ihre Vorteile hat.

Du hast noch Fragen zu den vorgestellten Methoden? Dann schreib sie uns in die Kommentare!

5. Alternative Möglichkeiten – der Seilsack

Übrigens: auch für Mehrseillängen- und Alpinkletterer gibt es gute Seiltransport-Möglichkeiten. So bietet der Koala von Blue Ice eine zauberhafte Möglichkeit, für Ordnung am Standplatz zu sorgen. Rucksackähnliche Tragegurte hat er allerdings nicht

Die klassischen Sportkletterer hingegen wird zum Seilsack greifen. Auch hier gibt es verschiedenste Ausführungen, etwa Modelle wie den Caddy oder den Spring Bag von Edelrid für die Kletterhalle oder klassische Seilsäcke von Mammut, DMM oder Meru.

Mehr zum Thema Kletterseile

Abonnieren
Benachrichtige mich zu:
1 Kommentar
beste Bewertung
neueste älteste
Inline Feedbacks
View all comments

Unsere Top Outdoor Kategorien


Bergzeit Magazin - Dein Blog für Bergsport & Outdoor

Willkommen im Bergzeit Magazin! Hier findest Du Produkttests, Tourentipps, Pflegeanleitungen und Tipps aus der Outdoor-Szene. Von A wie Alpspitze bis Z wie Zwischensicherung. Das Redaktionsteam des Bergzeit Magazins liefert zusammen mit vielen externen Autoren und Bergsport-Experten kompetente Beiträge zu allen wichtigen Berg- und Outdoorthemen sowie aktuelles Branchen- und Hintergrundwissen.