• Seit 1999 online
  • Powered by 350 Bergsportler
  • Am Puls der Berge
Boulderschlappen mit Gefühl

Theory Kletterschuhe von La Sportiva im Test

6 Minuten Lesezeit
Gefühl und Flexibilität - darauf kommt es beim Bouldern an. Mit dem Theory hat La Sportiva einen High-End-Schuh designt, der genau das in Perfektion verspricht. Aber stimmt das? Bergzeit Autor Stefan hat es ausprobiert.

Theory – schon der Name ist eine Ansage. Die Produktentwickler von La Sportiva, so besagt es die hauseigene Legende, hätten das Greifverhalten verschiedener Tiere ebenso analysiert wie die Ansprüche des modernen Homo Boulderiensis. Herausgekommen ist ein extrem weicher Schuh mit viel Gefühl, viel Performance, viel Grip.

Ja, und was ist jetzt genau die Theorie? Die Theory-Theorie ist: Das moderne Bouldern (und Klettern) am Ende der Leistungsskala braucht vor allem eines: Gefühl und Flexibilität. Denn beides ist als Potential in jedem Menschen schon immer da. Und genau das gilt es zu befreien.

La Sportiva Therory
Wer feinfühlige Kletterschuhe liebt, ist beim Theory richtig. Für Stefan checkt der Schuh in Sachen Passform zwischen Python (etwas schmäler) und Skwama (etwas breiter) ein. | Foto: Stefan Rehm

Eigenschaften und Passform:

Was bekomme ich mit dem neuen Theory von La Sportiva?

• einen sehr weichen und gefühlvollen Schuh (XS-Grip2-Sohle!)
• mit viel Vorspannung und Downturn, der dafür trotzdem überraschend bequem ist (v.a. für fortgeschrittene Homo Boulderiensis)
• seitlich hochgerollte Sohle sowie verschiedene Sohlendicken im Vorderfußbereich (D-Tech!)
• stark gummierten Fußrücken für Deine Toe-Hooks und etwas härterer Ferse für solide Heel-Hooks („pickt“, wie der Österreicher sagt)

Zu einigen Punkten müssen hier noch einige Sätze verloren werden. Denn wie gesagt: Erst mal ist das ja alles blasse Theorie, die jeder einzelne Boulderer bestätigen muss.

Runde seitliche Sohle aka D-Tech (Dynamic Technology)

Mit den neuen Theory Kletterschuhen hat Sportiva die neue Dynamic Technology (D-Tech) eingeführt. Das bedeutet: Seitlich ist die Sohle abgerundet. Quasi eine seitliche Noedge-Technology (die aber für mich mehr bringt als an der Spitze – s.u.)

Laut Sportiva soll diese seitliche Rundung dem Aufrollen unter Belastung dienen. Wenn Du Deinen Schuh also seitlich auf einem Tritt presst (in Bayern sagt man dazu zangeln), kannst Du ihn leichter auf die Sohle rollen, um dann mit der Fläche wieder zu stehen. Klar, den Fall kann es geben, aber in meiner Wahrnehmung leistet diese Technologie noch etwas anderes.

Die Dynamic Technology stabilisiert den im Vorderfußbereich extrem weichen Schuh, der ja auf eine Zwischensohle verzichtet – hält man ihn seitlich erkennt man die Beule, die durch die weggelassene Zwischensohle entsteht. Die Folge ist nämlich noch eine andere: Der Schuh passt sich in einem gewissen Spektrum der Vorderfußbreite sensationell gut an. Und das gibt eine richtig gute Passform! Quasi Socke 2.0.

Stefan am Fels
Die Stunde des Theory kommt, als Stefans Skwama ins Kletterschuhkrankenhaus zur Wiederbesohlung muss. Stefan startet draußen in ein neues Projekt, in dem die Kletterschuhe ihre volle Performance ausspielen können. | Foto: Markus Stadler

Größenwahl beim La Sportiva Theory

… auch bekannt und gefürchtet als Sportiva-Lotto. Bekannterweise haben bei machen La Sportiva-Modellen die Größenangaben wenig mit den „Straßenschuhgrößen“ zu tun. Bei mir fällt der Theory ähnlich aus wie der Skwama. Ich ziehe von meiner normalen Schuhgröße 2,5 Nummern ab, also trage 40 statt 42,5. Ist am Anfang etwas eng, passt dann aber super!

Eine halbe Nummer enger könnte ich die Schuhe noch nehmen, allerdings können die Kletterschuhe dann meiner Meinung nach ihre Stärke – das feine Gefühl – nicht so gut ausspielen. Schmerz und Gefühl schließt sich in meiner Welt aus.

Aber wenn Du denn Schuh selbst kletterst, schreibe doch unten in den Kommentaren Deine Größenwahl und Deine Erfahrungen damit!

La Sportiva Theory in der Halle
Für die Boulderhalle ist er für Stefan eine echte Alternative für den Python. Hier hängt die Vorliebe sicher auch von der Fußbreite ab. | Foto: Stefan Rehm

Der Theory im Indoor- und Outdoor-Test

Ich muss zugeben, erst seit einigen Jahren bin ich zurückgekehrt zu La Sportiva. Aber wie. Angefangen – jaja, ich halte mich kurz – hat es mit dem Skwama. Mein Kletterkumpel Paul hat mich darauf gebracht: Viel Performance und trotzdem bequem. Seitdem bin ich Fan.

Und deshalb schreie ich natürlich sofort „Hier“, als in der Redaktion gefragt wird, wer den Theory testen will. Und hoffe insgeheim auf den großen Bruder des Skwama, eben viel Performance – trotzdem bequem. Es dauert coronabedingt, bis der Schuh bei mir ankommt. Die Boulderhallenzeit ist für mich eigentlich vorbei – es ist Juli und damit Felszeit.

Aller Anfang ist schwer. Und so sitze ich abends auf dem Sofa mit engen, beinahe voll gummierten Schuhen, lese, schaue fern. Puh. Einklettern dürfen sich die Schuhe dann am geschichtsträchtigen Weißenstein. Schon gut für den ersten Versuch, aber wenn‘s nicht sein muss ziehe ich doch wieder die bequemeren Schuhe an.

Bei den nächsten Sessions in der Boulderhalle gewöhnen wir uns aneinander, der Theory und ich. Und schon jetzt, nach zwei Wochen, ist der Theory deutlich bequemer als mein Python. Der Schuh ist präzise und vermittelt ein Wahnsinnsgefühl auf runden Tritten oder kleinen Spitzen. Ich habe genau das, was ich wollte: Den Skwama mit noch mehr Performance. Klar dafür nicht ganz so bequem, aber umsonst ist halt nix.

Die Stunde des Theory kommt, als mein Skwama ins Kletterschuhkrankenhaus zur Wiederbesohlung muss. Ich starte draußen in ein neues Projekt, in dem die Kletterschuhe ihre volle Performance ausspielen können: Ein dynamischer Zug auf einen Seitgriff, bei dem ich mit rechts auf einem kleinen Dorn stehen muss. Ein hoher runder Reibungsknubbel für rechts, während ich mit links einen Hook legen muss. Eine Serie von Hooks um eine Kante, runde Quertritte und eine wunderbare Reibungsnoppe. Gemeinsam kämpfen wir, der Theory und ich – uns immer wieder die 25 Züge hoch – leider maximal bis Zug 23. Aber das werden wir in den nächsten Tagen schon auf die Reihe bekommen.

La Sportiva Theory im Test
Mit den neuen Theory Kletterschuhen hat Sportiva die neue Dynamic Technology (D-Tech) eingeführt. Das bedeutet: Seitlich ist die Sohle abgerundet. Quasi eine seitliche Noedge-Technology. | Foto: Stefan Rehm

Fazit zum La Sportiva Theory

Wer feinfühlige Kletterschuhe liebt, ist beim Theory richtig. Für mich checkt der Schuh in Sachen Passform zwischen Python (etwas schmäler) und Skwama (etwas breiter) ein.

Er hat eben nicht die Steifigkeit eines Solution und vielleicht kann man mit ihm manchmal etwas weniger an scharfen, kleinen Leisten ziehen. Dafür vermittelt er ein sehr gutes Gefühl, wo und wie man auf den Tritten gerade steht. Das funktioniert sowohl auf großen Volumen als auch auf kleinen Noppen. Und gerade für die manchmal etwas speziellen Gebiete des Voralpenlandes ist das ein echter Trumpf.

Für die Boulderhalle ist er für mich eine echte Alternative für den Python. Hier hängt die Vorliebe sicher auch von der Fußbreite ab. Denn der Python ist gerade im Vorderfußbereich recht schmal. Und so bin ich sicher, dass der Theory den Python in Zukunft teilweise ablösen wird. Für meine eher breiten Füße passt er wenigstens deutlich besser.

Bei meinen Python-Exemplaren habe ich mir angewöhnt zu beschriften, weil sie so häufig waren. Ich werde das mit meinen Theory auch machen.

Weitere Beiträge zum Thema Klettern & Bouldern

Packliste

Grundausrüstung fürs Klettern

Abonnieren
Benachrichtige mich zu:
1 Kommentar
beste Bewertung
neueste älteste
Inline Feedbacks
View all comments

Unsere Top Outdoor Kategorien


Bergzeit Magazin - Dein Blog für Bergsport & Outdoor

Willkommen im Bergzeit Magazin! Hier findest Du Produkttests, Tourentipps, Pflegeanleitungen und Tipps aus der Outdoor-Szene. Von A wie Alpspitze bis Z wie Zwischensicherung. Das Redaktionsteam des Bergzeit Magazins liefert zusammen mit vielen externen Autoren und Bergsport-Experten kompetente Beiträge zu allen wichtigen Berg- und Outdoorthemen sowie aktuelles Branchen- und Hintergrundwissen.