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Eine Kletterreise in die Wärme

Klettern im Oman: Von Sand und Bohrhaken

6 Minuten Lesezeit
Von Trad-Routen über feinstes Sport- und Alpinklettern hin zum Einbohren neuer Routen: Andi und Benny waren unterwegs auf Kletterreise im Sultanat Oman, einer Perle im Mittleren Osten. Ein Einblick in die besten Klettergebiete des Landes.
Klettern im Oman. Die karge Landschaft und die ausgesetztheit tragen zum besonderem Ambiente bei. | Foto: Benny Trautmann
Klettern im Oman. Die karge Landschaft und die Ausgesetztheit tragen zum besonderen Ambiente bei. | Foto: Benny Trautmann

Klettern und den Oman bringt eigentlich niemand so schnell in Verbindung, auch wenn sich dies seit „Into the light“ mit Stefan Glowacz und Chris Sharma bereits gewandelt hat. Klettern im Oman hat jedoch eine relativ lange Vergangenheit. Französische Kletterer haben bereits in den 1980ern und 90ern das Land als Vorreiter erkundet. Mittlerweile gibt es sogar einige relativ gut abgesicherte Sportklettergebiete (hauptsächlich konzentriert im Hajar-Gebirge im Landesinneren, zwischen ein und drei Stunden von Muscat entfernt).

Besonders reizvoll sind die langen alpinen Routen, die eine gute Portion Eigeninitiative bei der Routenfindung und traditionelle Absicherungen erfordern. Ein Beispiel hierfür zeigt sich in der French Pillar am Jebal Misht, einer 1.100 Meter langen, alpinen Route im Bereich UIAA 7-.

Um einen ersten Eindruck der Kletterei im Oman zu erlangen, suchen wir uns den nahe Muscat im Wadi Al Mayh gelegenen Scorpion Buttres aus, einen Spot mit kürzeren, großteils Riss- und Kaminklettereien und ausreichender Absicherung. Hier finden sich vor allem Routen im Bereich UIAA 5+ bis 7+/8- mit bis zu fünf Seillängen.

Wadi Daykah: Der Sportkletterspot

Benny in "Chimney Choice" 6c. | Foto Andreas Burger
Benny in „Chimney Choice“ 6c. | Foto: Andreas Burger

Weiter an der Küste Richtung Sur gibt es im Wadi Daykah ein relativ großes Sportklettergebiet mit übersichtlicher Absicherung und Schwierigkeitsbereichen zwischen UIAA 6- und 8. Etwas südlicher im Wadi Tiwi erstrecken sich noch gute Möglichkeiten, Trad-Routen zu klettern. Eckdaten mit Bewertungen von UIAA 4 bis 8+ und Kletterlängen zwischen 100 und 500 Metern zeichnen das Wadi aus.

Hier kann es schnell sehr heiß werden, aber für Abkühlung oder für die Restdays zwischendurch sorgen ausgiebige, kristallklare Wasserpools im Wadi Tiwi, Wadi Shab und Wadi Bani Khalid sowie das Bimmah Sinkhole bei Fins oder aber das Meer.

Klettern im Hajar-Gebirge

Zurück im Landesinneren des Oman, im Hajar-Gebirge – hier findet sich ein Klettergebiet am nächsten in den unterschiedlichsten Höhenlagen. Eine gigantische Kulisse bietet das Wadi Mistal, mit stark an die Dolomiten erinnernden Gebirgsformationen.

Hier begeben wir uns auf eine spektakuläre Fahrt nach Hadash. Bis auf 1.500 Meter über Null müssen wir mit Allradunterstützung fahren, um an atemberaubenden Felsblöcken klettern zu können. Hadash bietet gute Absicherung und ausgeklügelte Routen zum Sportklettern. Der Schwerpunkt liegt zwischen UIAA 7 und 10+.

Sharaf al Almayn: Aussicht ohne Ende

Andi in "Spartacus Maximus" 7c. | Foto: Mohammed
Andi in „Spartacus Maximus“ 7c. | Foto: Mohammed

Unser nächstes Kletterziel im Oman liegt circa eine Stunde südlich durchs Hajar-Gebirge in Richtung Nizwa. Hier machen wir einen kurzen Zwischenstopp im Sharaf al Almayn-Klettergebiet und genießen die unbeschreibliche Aussicht.

Sharaf al Almayn liegt auf knapp 2.000 Metern und bietet solide, abgesicherte Kletterei zwischen UIAA 5+und 9-. Wir befinden uns hier im höchsten Sportklettergebiet des Landes, das sich besonders im Sommer gut eignet, aufgrund des auf dieser Höhe eher kühleren Klimas. Leider hat uns die Zeit zum Verweilen nicht ganz ausgereicht.

Es wartet der Jebal Shams, der mit 3.009 Metern höchste Berg des Sultanats, auch genannt „Grand Canyon des Oman“. Dort entscheiden wir uns für die Mehrseillängenroute Nawras, die aus dem Canyon herausführt.

Nach dem Abseilen geht es in relativ gutem, oft wasserzerfressenem Fels wieder nach oben. Kletterschwierigkeit überwiegend im UIAA Grad 7+/8-. Die Kletterei am Jebal Shams bietet atemberaubende Aussichten und mentale Herausforderungen. Insgesamt ist die Absicherung gut, jedoch sollte diese hier und da von mobilen Sicherungsmitteln unterstützt werden. Die Haken sind dann doch etwas rar.

Klettern im Oman: Nordseite des Hajar-Gebirges und Kubrah Canyon

Alles was man zum Bohren braucht. | Foto: Benny Trautmann)
Alles, was man zum Bohren braucht. | Foto: Benny Trautmann

Die Reise geht weiter, zurück auf die Nordseite des Hajar-Gebirges. Hier befindet sich der relativ leicht zugängliche Kubrah Canyon, ein Sportklettergebiet mit eigenem Flair. Nebst Trad-Routen finden sich gut gesicherte Sportkletterrouten im Schwierigkeitsgrad  UIAA 6 bis 8. Wir verbringen hier insgesamt etwa eine Woche – um zu klettern, aber vor allem, um einen komplett neuen Sektor zu eröffnen. Ziel ist es, hier einen Kletterbereich zu erschließen, der tagsüber im Schatten liegt (bisher war Schattenkletterei bis 11.00 Uhr und ab 16.00 Uhr möglich).

Wir werden fündig, können insgesamt acht neue Routen bohren, die ab 12.00 Uhr durchgängig im Schatten liegen. Dank geht hier an die Firma Bergzeit, die uns mit den Bohrhaken entgegengekommen ist. So konnten wir Edelstahlhaken in unserem Sektor Steep Paradise anbringen. Ebenso geht Dank an die Firma BTI, die uns mit dem Akkubohrhammer (für Interessierte: Modell BTI A18 BH) unterstützte.

Der Kubrah Canyon ist von Muscat relativ gut zu erreichen (eine Stunde Autofahrt), ist auch ohne Allrad erreichbar, hat einen angenehmen Zustieg, bietet einen Parkplatz und eine große Auswahl an diversen Schwierigkeitsgraden und Routen. Absicherungstechnisch ist hier alles gut gebohrt, die verzinkten Bohrhaken sollten jedoch vor dem Belasten immer noch einmal angeschaut werden. Ein besonderes Schmankerl des Kubrah Canyon ist die unweit in der Nähe von Nakhl (nächstgrößerer Ort in westlicher Richtung) gelegene heiße Quelle unter Palmen (abends sogar mit Sternenhimmel), die zum Entspannen nach einem harten Klettertag einlädt. Auf dem Rückweg lässt sich dann ein kurzer Stop beim „GoodFood“ einlegen. Preis-Leistung sind hier unschlagbar.

Tipps, Tricks und Wissenswertes für eine Kletterreise ins Sultanat

Es geht auch gemütlicher - das Campen ist prinzipiell kein Problem in dieser Gegend. | Foto: Benny Trautmann
Es geht auch gemütlicher – das Campen ist prinzipiell kein Problem in dieser Gegend. | Foto: Benny Trautmann

Das Sultanat Oman mit seinen rund 2,7 Millionen Einwohnern ist ein Land der Gegensätze: Moderne Großstädte bis hin zu Bergdörfern ohne Elektrizität finden sich in der vielfältigen Landschaft. Uns ziehen freilich die wilden Gebirgslandschaften im Landesinneren in ihren Bann. Man fährt nach sicherer Landung mit dem Oman Air-Flieger in die Hauptstadt nach Muscat und von dort per Bus oder Taxi, aber am besten mit dem Allradvehikel, von der dreispurigen Autobahn ab und landet auf einer Schotterpiste mit Wellblechcharakter.

Geographisch gesehen liegt der Staat im Osten der Arabischen Halbinsel und grenzt im Nordwesten an die Vereinigten Arabischen Emirate an. Im Westen des Oman liegt Saudi-Arabien und im Südwesten der Jemen. Für Erstbegehungen und neue Routen bietet sich über das ganze Land verteilt noch sehr viel Potential. Weitere Infos zur Reise finden sich im Reisebericht „Oman – Ein Land mit Charme“ hier im Bergzeit Magazin.

Die Klettergebiete im Oman von Jabal Shams im Westen bis hin zum Klettergebiet Wadi Tiwi im Osten an der Küste. | Eigene Darstellung
Die Klettergebiete im Oman von Jabal Shams im Westen bis hin zum Klettergebiet Wadi Tiwi im Osten an der Küste. | Eigene Darstellung

Video: Klettern im Oman

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