Schnitt, Features & Material: Kletterschuhe für kleine Leisten
eb hat den Django 3.0 als Performance-Schuh und Spezialist für kleine Leisten und Tritte konzipiert. Dafür braucht es vor allem eins: eine harte Sohle. Und die besitzt der Franzose definitiv. Eine durchgehende Zwischensohle im Django bietet Stabilität und versteift den Schuh. Die fünf Millimeter dicke Schicht aus Daytona-Gummi sorgt für den nötigen Grip und Langlebigkeit.
Franz Güntner
Das Testobjekt für Kletterer Franz Güntner: Der Django 3.0 des französischen Kletterschuhexperten eb.
Für einen „Leistenschuh“ besitzt der Django überraschenderweise einen recht geringen Downturn und eine sehr gemäßigte Vorspannung. Als „Downturn“ wird die Biegung des gesamten Schuhs bezeichnet, also wie sehr die Sohle im Vorfußbereich nach unten zeigt – das ist die typische Bananenform, die manche Kletterschuhe haben. Die Vorspannung ist wiederum dafür verantwortlich, dass der Fuß nach vorne gepresst wird und die Zehen in der Zehenbox landen – und dort bleiben. Man sieht die Vorspannung, wenn man den Schuh von der Seite betrachtet: Wie stark zeigt die Fersenpartie Richtung Zehenbereich? Beide Features helfen, kleine Tritte präzise zu belasten. Allerdings: Viele Kletterinnen und Kletterer sind keine Freunde von Vorspannung und Downturn, weil das oftmals für eher schmerzende Füße sorgt. Aber keine Sorge: Schuhe mit weniger ausgeprägtem Downturn und geringerer Vorspannung sind per se nicht schlechter als andere, es kommt vielmehr drauf an, wie gut Schuh und Fuß harmonieren.
Franz Güntner
Der Django am Fuß von Tester Franz: Harmonieren die beiden miteinander?
Franz Güntner
Die fünf Millimeter dicke Sohle aus Daytona-Gummi sorgt für den nötigen Grip und Langlebigkeit.
Eine andere Eigenschaft des Django weist hingegen absolut Richtung kleine Tritte: Der Schuh ist stark asymmetrisch geschnitten. Das heißt, er läuft im Zehenbereich nicht mittig oder zumindest nicht annähernd mittig zusammen, sondern im Bereich der großen Zehe. Dadurch kann man noch besser Druck auf kleine Tritte bringen. Aber auch hier gilt: Nicht jeder Fuß mag so viel Asymmetrie.
Daneben verfügt der Franzose noch über weitere praktische Details: Zwei Anziehschlaufen hinten erleichtern den Einstieg, die Sohle ist antibakteriell behandelt, was besonders der Geruchsbildung vorbeugen soll, drei Klettverschlüsse sorgen für guten Halt und die Zunge ist angenehm dick gepolstert und dazu noch stretchig. Ein Gummi an der Zehenkappe hilft bei Toehooks und verlängert die Haltbarkeit. Insgesamt ist die vordere Hook-Partie beim Django aber nicht besonders ausgeprägt.
Franz Güntner
Mit Anziehschlaufen und Klettverschlüssen lässt es sich gut in den Kletterschuh einsteigen.
Ebenfalls sehr schön: Der Schuh kommt ohne tierische Bestandteile aus und darf sich daher als vegan bezeichnen.
Der Django im Praxischeck: Raus an den Fels…
Nun aber genug theoretisiert. Was wirklich zählt ist, wie sich der Schuh am Felsen anfühlt. Zum Glück ist beim Reisen mittlerweile wieder etwas mehr möglich und so durften Django und ich ein paar Tage am Gardasee verbringen. Unser Start verlief unglücklich: In einer plattigen Warm-Up-Route in Belvedere bei Nago fühlte sich der Kletterschuh (oder besser der Träger mit dem Schuh) nicht sehr wohl. Platte und harte Sohle vertragen sich halt nicht so gut. Wurde es dann steiler und kleingriffiger, zum Beispiel in der Route Cave (7b+), fühlt sich der Django wiederum sehr gut und präzise an, das ist wohl besonders der Asymmetrie des Schuhs geschuldet. Der geringe Downturn hat mir locker ausgereicht. Bergzeit empfiehlt den Schuh „ambitionierten Kletterern und Kletterexperten“. Ob ich in diese Kategorie falle, weiß ich nicht, aber ich kann sagen, dass der Django seine Stärken erst bei kleinen Tritten ausspielt.
Franz Güntner
Tester Franz stellt den Django am Gardasee auf die Probe.
Franz Güntner
In steilem und kleingriffigem Gelände fühlt sich der Django sehr gut und präzise an.
Was mich am Anfang noch verunsicherte: Ich war das eher weiche Fersenmaterial des Schuhs nicht gewohnt und hätte einen stärkeren Support für die Ferse erwartet. Bei meinen La Sportiva Miura bietet die Ferse durch das steifere Material etwas mehr Halt. Hat man sich aber erstmal daran gewohnt, fällt das Fehlen nicht mehr auf.
…und zurück in die Kletterhalle: Django und das Plastik
Leider ist auch der schönste Urlaub einmal vorbei. Und weil zuhause gerade Regenwetter herrschte, gingen mein neuer Kumpel Django und ich in die Boulderhalle – so ein gemeinsamer Urlaub schweißt halt zusammen.
Franz Güntner
Auch in der Halle gibt der Schuhe eine gute Figur ab.
Auch hier gelang es dem Django, eine gute Figur abzugeben – obwohl er mit seinem eher härteren Setup nicht unbedingt der perfekte Hallenschuh ist. Auf kleinen Tritten ist der Schuh sowieso eine Granate und mit etwas Übung und vertrauensbildenden Maßnahmen, weiß ich mittlerweile auch, wie speckige und abschüssige Tritte zu belasten sind. Allein auf Reibung antreten ist nicht so sein Ding.
Fazit: Django – Dein Freund für…
- klassisches „Leistengeballere“ (bzw. Getrete)
- Menschen mit unkomplizierten Füßen (Stichwort Asymmetrie)
- eher erfahrenere Kletterer mit starken Muskeln im Fuß (weiche Ferse)
- Kletterfreunde, die Performance-Schuhe ohne ausgeprägten Downturn bevorzugen
- preisbewusste Sportler: 120 Euro für einen solchen Kletterschuh ist nicht wirklich teuer