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Sportler schwitzen mehr

Schweißgeruch aus Sportkleidung und -schuhen entfernen

6 Minuten Lesezeit
Schwitzen - viel Schwitzen - gehört bei langen Bergtouren und intensiven Sporteinheiten einfach dazu. Wir klären darüber auf, wie Schweiß überhaupt entsteht und geben Dir Tipps, wie Du unangenehme Schweißgerüche in Deiner Bekleidung loswirst und starkem Schwitzen vorbeugen kannst.

Was tun auf einer längeren Wander- oder Biketour, wenn man bereits stark schwitzt, das Tourenende aber noch in weiter Ferne liegt und Kontakt mit anderen nicht zu verhindern ist? Spätestens da sind die Nachteile von so mancher funktionellen Unterwäsche einleuchtend. Polyester fängt schnell an zu müffeln. Und bei Polypropylen, Polyamid oder Acetat sieht es nicht besser aus. Nicht umsonst gilt die Weisheit: „Polyester macht einsam!“

Schwitzen beim Sport ist normal - wie schnell Deine Bekleidung anfängt, zu stinken, hängt auch von der richtigen Pflege ab.

Ortovox/Hansi Heckmair

Schwitzen beim Sport ist normal – wie schnell Deine Bekleidung anfängt, zu stinken, hängt auch von der richtigen Pflege ab.


Schweiß & Sport: Ganz normal!

Schweiß allein und Schwitzen beim Sport  ist nicht das Problem, wenn es um schlechte Gerüche geht. Schließlich besteht er zum Großteil aus Wasser, außerdem aus Spurenelementen wie Natriumchlorid, Fettsäuren, Fetten, Bakterien und einiges mehr. Auch wenn wir stark schwitzen beim Sport, stinkt er frisch geschwitzt nicht. Würde er also sofort verdampfen, müssten wir unsere Nasen viel weniger rümpfen. Da sich aber eine nasse, warme Schicht auf der Haut, in unserer Unterwäsche, Shirts & Co. bildet, kommt es durch das Zusammenspiel der Faktoren Feuchtigkeit, Wärme und Bakterien zu einem Gärungsprozess, bei dem der typische Schweißgeruch entsteht. Waschen und Kleiderwechseln ist und bleibt die sinnvollste Lösung für den täglichen Einsatz.

Bekleidung richtig waschen: Schweißgeruch entfernen!

  • Vertrau zu allererst dem Schnuppertest. Du wirst meist feststellen, dass sich Deine Bekleidung vor dem Waschen auch noch drei oder vier Mal ganz gut weitertragen lässt.
  • Wie gut die Geruchssubstanzen entfernbar sind, liegt an Deiner jeweils ganz ‚eigenen‘ Mischung aus wasser- oder fettlöslichen Substanzen auf der Haut, die Du produzierst und ins Textil abgibst.
  • Wer seine Funktionsklamotten feucht auf einem Haufen liegen lässt, programmiert Gestank direkt vor.
  • Um hartnäckigem Duft, Schweißflecken und -ränder gut herauszubekommen, solltest Du das Textil nach dem Tragen entweder gleich waschen, in milder Seifenlauge einweichen, mit Kernseife an den betroffenen Stellen vorbehandeln oder gut durchlüften/trocknen und nicht zu lange ungewaschen liegen lassen.
  • Kleidung auf links waschen, das wäscht Schweiß, Fette und Hautpartikel besser aus.
  • Mehr Waschmittel gegen Mief? Im Gegenteil: Wer immer zu viel Reinigungsmittel verwendet, kann sogar zur Bildung von geruchsverursachenden Bakterien beitragen.
Kernseife ist ein hilfreiches Hausmittel beim Waschen von Sport- und Outdoorbekleidung.

PDPics/Pixaby

Kernseife ist ein hilfreiches Hausmittel beim Waschen von Sport- und Outdoorbekleidung.


  • Mehr Wasser beim Waschgang nutzen: Wer keine Wasser-Plus-Taste oder die Option für weitere Spülgänge hat, kann alternativ den Feinwaschgang nutzen. Er braucht für den Waschgang deutlich mehr Wasser.
  • Da Materialien oft sehr unterschiedlich auf Waschmittel, Zusätze, unterschiedliche Waschprogramme, Temperaturen usw. reagieren, hilft nur vorsichtiges Herantasten und Ausprobieren.
  • Dazu zählt, auf eigenes Risiko ab und zu bei 60°C zu waschen. Denn je höher die Temperatur ist, desto effektiver lassen sich Bakterien entfernen. Bis auf Baum-, Merino- und Wolle können das durchaus einige der Kunstfasern vertragen.
  • Weiße Wäsche kann in ein 30-min-Bad mit einer Mischung aus lauwarmem Wasser mit gut aufgelöster Zitronensäure (1 l auf 4 TL), die weniger aggressiv ist als ein Essiggemisch. Essig kann feine Textilfasern, Metall- und Gummiteile der Maschine angreifen.
  • Je nach Hersteller kann stark riechende Funktionsbekleidung auch mit Waschsoda eingeweicht oder mit einem Schuss Hygienespüler behandelt werden, der bereits bei einem 20°C-Waschgang alle Bakterien abtötet.
  • Ist die Wäsche fertig, alle Teile rasch aus der Trommel nehmen, nicht zu lange feucht liegen lassen. Möglichst an der frischen Luft im Wind und je nach UV-Resistenz der Wäsche in der Sonne trocknen lassen. Sie hat eine zusätzliche desinfizierende Wirkung.

Sind spezielle Waschmittel für Sportkleidung sinnvoll?

Bewährt haben sich Spezialwaschmittel für funktionelle Sportbekleidung, die Bakterien besonders bekämpfen und meist auch mehr Duftstoffe einsetzen. Hersteller sind u.a. Fibertec, Nikwax, Sno-Seal, Toko. Außerdem gibt es spezielle Geruchsentferner-Waschzusätze, die ins Fach für Weichspüler kommen. Sie binden Geruchsmoleküle anders als es etwa Fein- oder herkömmliche Waschmittel können, die zudem oft nur unangenehme Gerüche mit Duftstoffen überdecken, statt sie zu eliminieren. Sie können die (spätere) Geruchsbildung der Funktionswäsche verzögern, desodorieren sie und verkürzen die Trockenzeit.

Stinkende Schuhe – Tipps zur Abhilfe

Wärme, Belastung, Stress, wenig gepflegte Schuhe, verschwitze Einlagen und Socken, generell viel Fußschweiß – die Liste ist lang, weshalb Schuhe zu müffeln beginnen können. Um Gestank erst gar keine Chance zu geben, ist eine regelmäßige Fuß- und Schuhhygiene wichtig. Damit können sich fiese Bakterien erst gar nicht dauerhaft festsetzen und mit der (Re-)produktion unangenehmer Gerüche beginnen.

So tust Du Füßen und Schuhen etwas Gutes:

  • Öfter barfuß laufen, (basische) Fußbäder, Cremes, regelmäßige Nagelpflege, nach dem Duschen und Baden gründlich auch zwischen den Zehen abtrocknen.
  • Schuhe öfter über Nacht ins Freie, auf den Balkon stellen, weit öffnen, Einlagen, Schuhsolen herausnehmen.
  • Seien es die Schalen von Zitrusfrüchten, Lavendelblüten, Teebaumöl, Natron, (wieder) trockene Teebeutel: Über Nacht in die Schuhe gelegt beziehungsweise gestreut, wirken diese Naturprodukte antibakteriell, geruchsneutralisierend und beugen der erneuten Bildung von Schweiß vor. Auch mit Katzenstreu befüllte Socken, die ebenfalls für einige Stunden in die Schuhe gelegt werden, können Abhilfe leisten.
  • Regelmäßiges Wechseln der Einlagen, am besten 2 Paar verwenden und immer 1 Paar lüften lassen.
  • Duftsäckchen, Geruchsentferner-Sprays, Deobälle usw. arbeiten oft mit chemischen Inhaltsstoffen, die allerdings schädlich für die besonders zarte und somit reizbare Haut am Fuß sind. Eher natürliche Inhaltsstoffe einsetzen, u.a. Aktivkohle.

Facts zu Bakterien & Schweiß

Starkes Schwitzen kann unangenehm sein, ist aber ein wichtiges Kühlsystem unseres Körpers.

Florian Glott

Starkes Schwitzen kann unangenehm sein, ist aber ein wichtiges Kühlsystem unseres Körpers.


Rund 150 verschiedene Bakterienstämme sind auf unserer Haut aktiv, sie variieren von Person zu Person. Unter den Achseln und an den Füßen sind das ganz besonders die Keime der beiden Gattungen Staphylokokken und Corynebakterien. Ebenfalls auf der menschlichen Haut sitzen pro Person rund drei Millionen Schweißdrüsen. Sie sind nicht nur die Waffe gegen Hitze, sondern auch unser wichtigstes Kühlsystem. Verdunsten Schweißtropfen auf der Haut, wird dem Körper Wärmeenergie entzogen – er kühlt ab. Zwei bis drei Liter können bei großer Hitze und Belastung pro Stunde ausgeschwitzt werden. Transpiration, auch extremes Schwitzen, gehört zu körperlicher Anstrengung und sportlichen Aktivitäten dazu, doch während sich der unangenehme Geruch mit einer Dusche leicht vom Körper spülen lässt, bleibt er gerade in synthetischen Stoffen langfristig haften. Typischer Schweißgeruch entsteht allerdings erst, wenn Hautbakterien Schweiß in seine Einzelbausteine umwandeln und abbauen. Die im Schweiß vorkommenden langkettigen Fettsäuren werden etwa zur stechend riechenden Ameisen- und zur stark nach ranziger Butter riechenden Buttersäure abgebaut. Wie hartnäckig und ob überhaupt diese öligen Verbindungen und flüchtigen, gasförmigen Geruchsstoffe am und im Shirt haften bleiben oder im Handumdrehen ausdünsten, dafür sorgt auch die Art des Gewebes. Anders als bei Wolle und Baumwolle lieben Hautbakterien speziell die durchaus sensiblen Funktionsfasern für Outdoor- und Sportbekleidung.

Wieso führt Schweiß zu unangenehmen Gerüchen?

In Kombination mit warmen und feuchten Verhältnissen gedeihen sie auf den hydrophoben, wasserabstoßenden und schnelltrocknenden Fasern (Polyamid, Polyester, Polypropylen) besonders gut. Sind die Geruchsmoleküle erst einmal ins Polyester eingedrungen, bleiben sie dort hartnäckig. Sie sammeln sich mit der Zeit an und bilden trotz Maschinenwäsche oder speziellen Hygienewaschmitteln einen dauerhaften Biofilm. Er wiederum beeinflusst negativ die Materialeigenschaften des Textils.

Eine mehrtägige Hüttentour ist ein einmaliges Erlebnis - je nach Grad der Anstrengung ist Schwitzen vorprogrammiert!

Bergzeit

Eine mehrtägige Hüttentour ist ein einmaliges Erlebnis – je nach Grad der Anstrengung ist Schwitzen vorprogrammiert!


Baumwolle und Viskose sind hydrophil, (Merino-) Wolle auf der Faseroberfläche hydrophob und in der Faser hydrophil. Das heißt, sie alle saugen Wasser und Schweiß auf. Dank dieser Fähigkeit gelangt aber auch Wasser samt Waschmittel in sie hinein und kann die stinkenden Verbindungen freisetzen. Dass diese sogar bereits durchs Auslüften und Trocknen – also ganz ohne Waschen – verschwinden, liegt bei Wolle an den enthaltenen Eiweißmolekülketten (Kreatin), die Bakterien daran hindern sich zu vermehren. So kann speziell Merinowolle Schweiß chemisch binden und neutralisieren. Man spricht deshalb auch von der selbstreinigenden Wirkung von Wolle.

Wash less – liegt im Trend

Weniger waschen ist (manchmal) mehr.

Chrissie Kremer/Unsplash

Weniger waschen ist (manchmal) mehr.


Outfits, die sich tage-, wochen- oder sogar monatelang beim Sport tragen lassen, ohne in der Wäsche zu landen, sind stark im Kommen. Dass sich zwar Schweiß nicht aufhalten lässt, dafür aber schlechte Gerüche, sorgt für immer kreativere Textilneuheiten. Die Ziele dabei sind klar weniger Wasser, Waschmittel, Chemie aber auch weniger Zeit zum Waschen und Trocknen verbrauchen zu müssen. Denn Fakt ist: Je weniger Waschgänge, desto langlebiger bleiben Produkte, Farben und Nähte. Außerdem ist weniger Waschen bequemer, macht Reisen einfacher und spart Geld. Klar, dass dann die speziell-ausgerüsteten Produkte auch mehr kosten. Forschungen setzen heute weniger auf den Einsatz gefährlicher Biozide wie etwa das enorm problematische Mittel Triclosan, das immer noch für antibakterielle und geruchshemmende Effekte für Textilien, aber auch in vielen Kosmetikprodukten verwendet wird. Es ist in Kläranlagen nicht vollständig abbaubar und giftig für Wasserorganismen. Derzeit arbeitet man etwa an neuartigen, beschichteten Faseroberflächen, die Bakterien die Grundlage zum Andocken auf dem Textil nehmen und daher auswaschbar bleiben.

Extremen Schwitzen & Gerüchen beim Sport vorbeugen

  • Frischgewaschene, atmungsaktive Kleidung tragen, die die Feuchtigkeit schnell nach außen abgibt und nicht komplett im Gewebe speichert. Chemiefasern aus Polyamid, Polyester oder Polypropylen haben hier eindeutig die Nase vorn.
  • Bei Funktionstextilien aus zwei Stoffschichten mit hydrophober Innen- und hydrophiler, also feuchtigkeitsliebender Außenseite (etwa aus Merinowolle, Tencel, Kapok) wird der Sog nach außen noch einmal beschleunigt. Auch hier bleibt Schweiß nicht allzu lang im Textil und trocknet rasch ab.
  • Steigst Du selbst frisch gewaschen in Deine Sportklamotten und verwendest ein Antitranspirant, dauert es länger, bis der Schweißgeruch entsteht.
  • Wer viel mit Fußschweiß zu tun hat: Einmal im Monat ein Basen-Fußbad wirkt hier Wunder.

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