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Kommunikation im Handyformat

Spot X GPS-Satelliten-Messenger im Test

10 Minuten Lesezeit
Der Spot X ist mehr als ein Notsender: Er kann individuelle Nachrichten versenden, verfügt über eine eigene Mobilfunknummer und bietet günstige Flex-Verträge für einzelne Monate - und das alles im Hosentaschen-Format. Wie der Zwei-Wege-Satelliten-Messenger in der Praxis funktioniert, hat Bergzeit Produktmanager Sebastian getestet.

Vor ein paar Jahren brachte die Firma US-amerikanische Firma Spot LLS. den ersten Spot auf den europäischen Markt und bediente damit ein völlig neues Segment der Notfallkommunikation. Die nachfolgenden Modelle wurden weiterentwickelt und immer leistungsfähiger und kleiner. Sie hatten allerdings alle einen gravierenden Nachteil: Die Nachrichtenübermittlung ging nur in eine Richtung, vom Spot zum Empfänger, und das auch nur mit voreingestellten Nachrichten. Mit dem Spot X bringt der Hersteller nun erstmalig ein Zwei-Wege-Satellitengerät auf den Markt. Spot schließt damit die Lücke zum Mitbewerber Garmin, welcher mit der InReach Serie schon länger Zwei-Wege-Satelliten-Kommunikationsgeräte anbietet.

Der Spot X Satelliten-Messenger auf einem Ast vor einem See.
Der Spot X bietet 2-Wege-Satelliten-Kommunikation im Handyformat. | Foto: Sebastian Krejci

Ob der Spot X den Erwartungen gerecht wird, davon konnte ich mich durch ein Testgerät des deutschen Importeurs Variotek GmbH selbst überzeugen. Als Vorgängermodell und Referenzmodell besitze ich nur den Spot 2.

Bedienung des Spot X

Mit einer Größe von 16,61 x 7,37 x 2,39 Zentimeter und einem Gewicht von knapp 200 Gramm erscheint das Spot X auf den ersten Blick nicht gerade klein. Die flache Bauweise erlaubt es aber, das Gerät noch bequem in Jacken- oder Hosentasche zu verstauen. Ein Grund für die Größe ist sicher die Tatsache, dass der Spot X als Stand-Alone-Gerät (also ohne weitere Zusatzgeräte) funktioniert.

  • Es besitzt eine vollwertige QWERTY-Tatstatur. Manchen wird diese stark an die Tastatur des legendären Blackberrys erinnern. Anfangs ist das Tippen der Nachrichten mittels der sehr kleinen Tasten etwas gewöhnungsbedürftig, funktioniert dann aber erstaunlich flott.
  • Die Menü-Navigation erfolgt über ein Tastenkreuz mit OK-Button.
  • Der On/Off-Button ist geschützt vor versehentlichem Ein- oder Ausschalten und gut bedienbar. Gleichzeitig dient er auch als Lichtschalter für die Hintergrundbeleuchtung des Displays.
  • Die meisten Tasten verfügen über einen guten Druckpunkt und geben einem so eine gute Aktionsbestätigung.
  • Etwas weniger gelungen finde ich die Druckpunkte des Tracking-Modus und des Back-Buttons. Diese sind faktisch nicht vorhanden. Da das Tracking etwas verzögert ein- oder ausgeschaltet wird, ist man aus diesem Grund oft am Rätseln, ob man die Taste jetzt gedrückt hat oder nicht.
  • Wie schon bei früheren Spot-Geräten ist der S.O.S.-Button durch eine Abdeckung vor einer versehentlichen Aktivierung gut geschützt.
  • Eine Bedienung mit Handschuhen ist bei den Tastengrößen leider nur sehr eingeschränkt möglich.
  • Das Gerät verfügt über einen 0,94 Zoll großen Bildschirm in Schwarz-Weiß-Darstellung. Auch wenn Geräte anderer Hersteller mit einem Farbdisplay aufwarten, tut das der Funktionalität keinen Abbruch.
  • Mittels einer verdeckten Micro-USB-Buchse erfolgen das Laden des internen Lithium-Polymer-Akkus und die Datenverbindung zu einem Rechner.
  • Systemupdates und die Aktualisierung der Kontaktdaten und voreingestellten Nachrichten erfolgt via Kabel mit Hilfe des Spot X Firmware Updaters für den PC und des Online Spot-Accounts. Über ein Drahtlosverbindung wie WLAN oder Bluetooth verfügt der Spot X nicht. Da man fast alle Einstellungen auch direkt am Gerät vornehmen kann, habe ich diese aber auch nicht wirklich vermisst. Hier spielt der Spot X wieder deutlich die Stand-Alone-Komponente aus.
  • Leider macht Spot keine Angabe zur Größe des verbauten Akkus. Laut Spot soll dieser aber im 10-Minuten-Tracking ganze zehn Tage durchhalten! Das klingt selbst unter Idealbedingungen sehr optimistisch. Erste Trackings über mehrere Tage bestätigen mir aber, dass der Akku sehr lange durchhält. Um ihn weiter zu schonen, kann man einige energiesparende Einstellungen vornehmen, zum Beispiel das Trackingintervall verlängern und das automatische Abrufen der Nachrichten auf manuell umstellen.

Das Gerät macht alles in allem einen sehr robusten Eindruck und ist nach IP67 wassergeschützt, was einer Tauchzeit von 30 Minuten in einem Meter Wassertiefe entspricht.

Funktionen des Satelliten-Messengers

Was zeichnet den Spot X aus?

  • Alarmierung von Rettungsdiensten über die GEOS Notzentrale (GEOS International Emergency Response Coordination Center, IERCC)
  • Zwei-Wege-Kommunikation mittels E-Mail und SMS an Freunde und Rettungsdienste
  • Verfügt über eine eigene Mobilrufnummer, direkter Empfang von SMS möglich
  • Versenden von voreingestellten OK-Nachrichten (kostenfrei)
  • Versenden von 14 voreingestellten Nachrichten (kostenfrei)
  • Versenden von individuellen Nachrichten per Tastatur (kostenpflichtig)
  • Verwaltung von bis zu 70 Kontakten auf dem Spot X
  • Versenden von Bewegungsalarm
  • Livetracking in unterschiedlichen Intervallen (2,5; 5; 10; 30; 60 Minuten) kostenpflichtig je nach Vertrag
  • Teilen des Standortes über Shared Page
  • Teilen des Standortes in sozialen Medien
  • Integrierter Kompass, einfache Wegpunktnavigation mittels gespeicherter Wegpunkte

Konfiguration des Spot X

Die Einstellungen, die man am Gerät durchführen kann, sind praktisch fast selbsterklärend. Alle wichtigen Menüpunkte erreicht man über die Startseite. Die Menütiefe ist überschaubar. Selbst ohne Bedienungsanleitung kommt man sehr schnell mit dem Gerät zurecht und kann alle wichtigen Einstellungen vornehmen. Ein deutlicher Pluspunkt gegenüber den teilweise sehr verschachtelten Menüpunkten bei Garmin-Geräten, wie ich finde.

Über den Spot-Account lassen sich noch weitere Funktionen einrichten und mittels Spot X Updater mit dem Gerät synchronisieren.

  • Die 14 voreingestellten Nachrichten und die OK-Nachricht kann man logischerweise nur über den Account einrichten.
  • Das Anlegen der Notfallkontakte erfolgt ebenfalls über diesen, genauso wie das Einrichten der Shared Page.
  • Das Anlegen der bis zu 70 Kontakte kann man sowohl online oder am Gerät selbst vornehmen. E-Mail und Telefonnummer für eine Person zählen dabei je als einzelner Kontakt.
  • Für den S.O.S.-Kontakt und die Rettungsdienste kann man ebenfalls eine Nachricht hinterlegen, zum Beispiel wie man sich fortbewegt oder ob Erkrankungen beachtet werden müssen.

Was mir persönlich nicht so gut gefällt, ist die Tatsache, dass aufgezeichnete Tracking-Punkte nur bis maximal 30 Tage sichtbar und abrufbar sind. Danach werden sie unweigerlich gelöscht. Ist man auf einer längeren Tour unterwegs, und möchte danach den Track herunterladen, kann das zeitlich schon recht eng werden.

Das Menü des angeschalteten Spot X 2-Wege-Satelliten-Messengers.
Das Menü des Spot X ist überschaubar und lässt sich einfach steuern. | Foto: Sebastian Krejci

Satellitenabdeckung: Nachrichten empfangen und versenden

Der Spot Service verwendet das Globalstar Satellitennetzwerk zur Kommunikation, Garmin setzt dagegen auf Iridium. Leider verfügt Globalstar im Gegensatz zu Iridium nicht über eine globale Netzabdeckung. Je nach Aufenthaltsort kann es sein, dass einem auch nur eine Ein-Wege-Kommunikation, sprich der Versand der vordefinierten Nachrichten und die S.O.S.-Funktion, zur Verfügung steht. Je nach Reiseland kann das schon ein KO-Kriterium für das eine oder andere System sein.

Für eine bessere Empfangs- und Sendeleistung sollte auf jeden Fall immer freie Sicht zum Himmel bestehen. Schluchten, Bäume oder sogar der eigene Körper schirmen das Gerät schon so stark ab, das nach meiner Erfahrung kein verlässlicher Versand von Nachrichten erfolgt. Über mehre Icons informiert der Spot X aber sehr gut darüber, ob eine Nachricht versendet wurde, fehlgeschlagen ist, sich in der Warteschlange befindet oder die Zustellung nicht bestätigt werden kann. Auch beim Nachrichtenempfang, GPS-Signal oder dem Trackingmodus bekommt man ähnliche Statusmeldungen und kann sofort tätig werden, zum Beispiel einen besseren Standort aufsuchen.

Nachrichtenübermittlung via E-Mail und Mobilfunknummer

Das Nachrichten-Eingabefeld des Spot X Satelliten Messengers.
Nachrichten können mit dem Spot X an eine hinterlegte E-Mail-Adresse oder Mobilfunknummer übermittelt werden. | Foto: Sebastian Krejci

Das Versenden von Nachrichten kann entweder an eine in den Kontakten hinterlegte E-Mail-Adresse oder Mobilfunknummer erfolgen.

Ganz klarer Favorit, und ein eindeutiger Vorteil vom Spot X, ist dabei die Nachrichtenübermittlung mittels Mobilfunknummer.

Da der Spot x über eine eigene Mobilfunknummer verfügt, erfolgt der Versand analog zum bekannten Versenden von SMS. Auch an die bekannten 140 Zeichen muss man sich strikt halten. Schreibt man eine Nachricht an eine E-Mail-Adresse, muss der Empfänger beim Antworten die komplette Nachricht und die Betreffzeile löschen. Auch hier zählen strikt die 140 Zeichen. Auch Leerzeichen gehören dazu. Anwendern, welche SMS noch kennen, werden diese Sachen aber geläufig sein.

Zeitfenster

Versand und Empfang von Nachrichten erfolgte im Test von mir immer sehr schnell innerhalb weniger Minuten. Man spürt praktisch keinen Unterschied zum üblichen Versenden einer SMS. Beachten sollte man ein Zeitfenster für eingehende Nachrichten auf dem Spot X. Ruft man eingehende Nachrichten nicht innerhalb von 72 Stunden ab, werden diese gelöscht und nicht mehr an den Spot X zugestellt! Man hat nur die Möglichkeit, sich über eine hinterlegte E-Mail-Adresse diese Nachrichten doch noch zustellen zu lassen. Ein Backup sozusagen. Für manche sicher ein Manko, ich denke aber man findet eine Möglichkeit, in drei Tagen den Spot X auf Empfang zu stellen.

Was kostet der Spot X?

Leider reicht es nicht, sich nur das Gerät zu kaufen. Man braucht auch einen „Tarif-Vertrag“, um die Funktionen der Satellitenkommunikation nutzen zu können. Ein großer Nachteil der Vorgängergeräte von Spot war es, nur Jahresabos mit Vorauskasse abschließen zu können.

Mit dem Spot X bietet sich neben einem Jahresabo nun erstmals die günstige Möglichkeit, sich über Flex-Verträge das Gerät auch nur für die Monate freizuschalten, in denen man den Satelliten-Messenger auch verwendet.

Beide Varianten beinhalten eine jährliche Grundgebühr. Innerhalb der Varianten hat man dann immer noch die Möglichkeit zwischen verschiedenen Tarifen zu wählen, je nachdem wieviel Wert man auf den Versand von individuellen Nachrichten oder das Livetracking legt. Die Bezahlung erfolgt dann monatlich. Die jährliche Zahlweise mit Vorauskasse ist bei den sogenannten Upfront-Verträgen aber auch immer noch möglich und mit einem geringen Preisvorteil verbunden.

Spot bietet so aktuell für jeden Nutzertyp einen passenden Tarif, egal ob man das Gerät nur für den akuten Notfall für einen Monat nutzen möchte, oder das Jahr über mit allen Funktionen. Der Preis kann so zwischen 47 Euro für eine einmonatige Aktivierung und ca. 428 Euro für eine All-inclusive-Aktivierung für das ganze Jahr schwanken. Meiner Meinung nach ein sehr guter, flexibler Kompromiss, der längst überfällig war.

Kosten im Überblick:

  • Jahresabonnement: Laufzeit jährlich; Aktivierungsgebühr einmal jährlich 23,78 Euro; Monatsrate ab 14,22 Euro
  • Flex-Tarife: Laufzeit monatlich; Aktivierungsgebühr einmal jährlich 29,74 Euro; Monatsraten ab 17,79 Euro
  • Upfront-Tarife: Laufzeit jährlich; Aktivierungsgebühr einmal jährlich 23,79 Euro; Vorauszahlung ab 170,65 Euro/Jahr

Falls Du Dich über die abweichenden Preise auf der Spot-Website wunderst: Spot weist alle Preise netto, also ohne Mehrwertsteuer, aus. Beim direkten Vergleich mit dem Mitbewerber wird auffallen, dass Spot zum Beispiel bei den Flex-Tarifen bei den monatlichen Gebühren deutlich günstiger ist. Darüber hinaus ist das Tracking bereits inklusive und die Preise für individuelle Nachrichten sind attraktiver.

Zwei Ski-Wanderer mit Gepäckschlitten im Schnee.
Langstreckenwanderer und Bergsportler in Regionen ohne Mobilfunkabdeckung bekommen mit demSpot X mehr als nur einen reinen Notsender: – Satellitenabdeckung vorausgesetzt. | Foto: Sebastian Krejci

Testfazit zum Spot X: Für wen ist er zu empfehlen?

Der Nachrichtenversand klappte bei mir im mehrmonatigen Test absolut problemlos, achtet man etwas auf die Rückmeldung vom Gerät. Das Tracking funktionierte mal mehr, mal weniger gut. Hat man keine direkte Sicht zum Himmel wie beim Trailrunning oder Wandern im Wald und hügeligen Gelände, schirmen Geländegegebenheiten doch recht stark ab. Das kannte ich aber schon vom Spot 2. Teilweise kommen nur zwei Drittel der Signale durch. Leider war die Wetterlage während des Testzeitraums recht durchwachsen und verwehrte mir den eigentlichen, geplanten Einsatz beim Gleitschirmfliegen. Vermutlich geht dabei die Versandrate nahe an die 100 Prozent.

  • Pro: Sehr gut gefallen hat mir die Konzeption als Stand-Alone-Gerät, die Tastatur, der starke Akku, die eigene Mobilfunknummer, die günstigen Verträge, und die einfache und leichte Bedienbarkeit. Man muss nicht zwei Geräte mit Strom versorgen und hat auch keine Verbindungsprobleme zwischen zwei Geräten.
  • Contra: Eventuell gegen den Spot X sprechen könnte die nicht globale Abdeckung der verfügbaren Dienste und für manche Anwender sicher auch die Größe und das Gewicht.

Durch die vergleichsweise günstigeren Verträge, gerade in Bezug auf Nachrichten und Tracking, richtet sich der Spot X an Bergsportler, Langstreckenwanderer oder Gleitschirmflieger in Regionen ohne Mobilnetzabdeckung, die mehr als nur einen reinen Notsender suchen. Möchte man regen Kontakt zu den Daheimgebliebenen halten, ist der Spot X auf jeden Fall eine gute Wahl.

Mehr zum Thema GPS und Notfall im Bergzeit Magazin:

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