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Kudos oder Jomo?

Kräftemessen vs. Tourentagebuch: Warum bist Du auf Strava?

4 Minuten Lesezeit
Die einen hassen es, die anderen lieben es: Strava. Die polarisierende Tracking-App für alle KOMs- und QOMs-Sammler:innen. Oder doch nicht? Für unsere Autorin Lisa ist sie nämlich nicht nur das. Sie hat mit Strava die FOMO hinter sich gelassen und hat ihr ganz persönliches Tourentagebuch angelegt.

„Mit dieser Aktivität hast du neun Auszeichnungen erzielt.“ Irgendwie freuen mich die kleinen goldenen Pokale und Medaillen ja schon, wenn sie nach dem Upload einer Tour in meinem Account erscheinen. Fast wie damals bei den Skirennen, als man es nach langen Trainingseinheiten und zwei Durchgängen aufs Stockerl geschafft hat. Nur steht jetzt eben niemand neben mir, gibt mir die Hand, beglückwünscht mich und hängt mir eine metallene Medaille an einem Polyester-Band um den Hals. Mein Handy übernimmt das jetzt. Gemeinsam mit einer App namens Strava.

Ist es nicht auf Strava, ist es nicht passiert

Die einen hassen sie und die anderen können gar nicht ohne sie die Laufschuhe schnüren oder aufs Rad steigen. Ist es nicht auf Strava, ist es nicht passiert. Oder so ähnlich. Angemeldet habe ich mich, glaube ich im Jahr 2019. Davor gab ich mich vollkommen mit der hauseigenen Suunto-App zufrieden, in der ich meine Tour im Nachhinein nochmal anschauen und ablesen konnte wie viel Höhen- und Kilometer ich heute zurückgelegt habe. Doch gebitzelt hat es mich doch ein bisschen. Und so lud ich mir die App herunter, legte einen Account an und fuhr ab dann mit meinem Rad mittendurch zwischen KOMs (King of the Mountains), QOMs (Queen of the Mountains), Kudos und Local Legends.

Irgendwann wurde dann auch aus meinem privaten Account ein öffentlicher Account, weil ich wissen wollte wie schnell meine Zeit auf der täglichen Runde in die Arbeit oder den Isartrails wirklich war. Ich dachte mir Namen zu meinen Touren aus und schmückte sie mit unterwegs geschossenen Bildern. Die Zahl der Follower wuchs und auch ich schaute mir immer häufiger an, was meine Arbeitskollegen oder Freunde auf dem Rad so trieben.

Fährst Du nur damit Deine Tour auf Strava landen kann?

Lisa Amenda

Fährst Du nur damit Deine Tour auf Strava landen kann?


Fährst Du nur damit Deine Tour auf Strava landen kann?

Lisa Amenda

Oder doch auch für das Eis danach – und vor allem das Tourenerlebnis?


Doch wie bei fast allen Social Media Plattformen, machte sich auch hier irgendwann die viel besagte FOMO (Fear of missing out) breit. „Die ist schon wieder in Italien unterwegs“ und „der ist den Trail so schnell gefahren“. Ich landete also genau da, wo Strava mich haben wollte. Im Konkurrenzdenken. Im Ansporn an die eigene Leistung. Im Immer-schneller-werden-wollen.

JOMO schlägt FOMO

Dabei geht es mir mit meinem Strava-Account doch gar nicht darum. Ich möchte kein Vergleichen. Kein Messen. QOMs sind mir ziemlich egal und Du willst gar nicht wissen, was ich über Leute denke, die sich darüber definieren. Für mich geht es auf dem Rad nicht um schnell sein. Um Rekorde. Das hatte ich früher schon bei meinen Skirennen und Tennisturnieren. Das brauche ich heute in meiner Freizeit nicht mehr. Ich will raus gehen, weg vom Bildschirm und meine freie Zeit in der Natur genießen. Ich will Berge erklimmen und Trails bis ans Meer finden. Wildblumen am Wegrand fotografieren oder ein Käsebrot mit Ausblick genießen.

Wieso ich dann doch einen Strava-Account habe? Zum einen weil mich Challenges zusätzlich anspornen rauszugehen. Manchmal braucht es eben einen Schubser. Und noch viel wichtiger: Weil es mein persönliches Tourentagebuch ist. Ich weiß, welche Trails ich schon gefahren bin. Ich kann mir notieren, welche Abfahrt gut, mega geil oder eher so naja war. Ich kann Bilder zu den Touren hinzufügen und meinen Touren genau die Namen geben für die sie an dem Tag gestanden haben. Dank Strava weiß ich, wie viele Kilometer meine Fahrräder auf den Reifen haben und wann es Zeit wird die Komponenten zu wechseln. Ich weiß, dass ich in diesem Jahr 68 Stunden auf dem Fahrrad verbracht habe und in welchem Herzfrequenzbereich ich dabei unterwegs war. Dass ich bisschen mehr als 14.000 Höhenmeter gefahren bin und über 1.000 Kilometer zurückgelegt habe. Du bist mehr Rad gefahren? Länger im Sattel gesessen, hast mehr Höhenmeter zurückgelegt, mehr Kudos oder KOMs oder QOMs gesammelt? Wie cool! Go for it!

Die ein oder andere Challenge oder Auszeichnung freut unsere Autorin Lisa ja schon.

Lisa Amenda

Die ein oder andere Challenge oder Auszeichnung freut unsere Autorin Lisa ja schon.


Die ein oder andere Challenge oder Auszeichnung freut unsere Autorin Lisa ja schon.

Lisa Amenda

Eigentlich nutzt sie Strava aber vor allem als persönliches, digitales Tourentagebuch.


Ich freue mich für Dich, aber herzlich egal ist es mir trotzdem. Denn die FOMO ist der zweitbekannten und noch viel begehrteren JOMO (Joy of missing out) gewichen. Natürlich könnte ich mein Tourentagebuch jetzt auch ganz analog in einem Notizbuch mit Stift und Papier führen. Aber dazu finde ich die App dann doch zu praktisch. Und das eine geht ja ohne das andere auch, oder?

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