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#byfairmeans

3 Länder, 3 Gipfel in 30 Stunden: Benedikt Böhms Big Triple Projekt

7 Minuten Lesezeit
Dynafit Geschäftsführer Bene Böhm hat die entschleunigte Zeit im Corona-Jahr 2020 genutzt, und sich ein neues Projekt ausgedacht. Nach seiner erfolgreichen Speed-Transalp 2019 geht er am 26. und 27. April 2021 einen Schritt weiter: Drei Viertausender in drei Ländern möchte er besteigen. Von Berg zu Berg soll es per Bike, Ski oder zu Fuß gehen – Also nur mit Muskelkraft. #byfairmeans. Im Interview mit Bergzeit Autorin Lena Starkl erzählt er, wie er sich darauf vorbereitet und erklärt sein Big Triple Projekt genauer.

Das Projekt

Lena: Servus Bene! 11.900 Höhenmeter im Aufstieg, 13.000 Höhenmeter im Abstieg und eine Distanz von 215 Kilometer möchtest Du in 30 Stunden überwinden. Wie soll das genau aussehen?

Bene: Ich plane, in einem Zug die Gipfel von Grand Combin, Gran Paradiso und Mont Blanc zu besteigen. Wenn ich nicht zu Fuß und auf Ski unterwegs bin, dann sitze ich auf den Strecken zwischen den Bergen auf dem Rennrad. Ich möchte also die gesamte Strecke „all human powered“ bewältigen in weniger als 30 Stunden. Am 26. April 2021 um 5 Uhr geht es los. Ich werde mich dabei auf das minimale Maximum reduzieren. Das bedeutet, ich habe dabei was sich brauche, aber kein Gramm mehr.

#byfairmeans lautet das Motto für Bene Böhm.

Dynafit | Andreas Jacob

#byfairmeans lautet das Motto für Bene Böhm.


Lena: Wieso hast Du Dir ausgerechnet das Projekt ausgesucht? Was reizt Dich daran?

Bene: Mich haben schon immer die Alpen und die Vielfältigkeit der Berge begeistert und gereizt. Diese Vielfältigkeit und der Wechsel von Temperaturen, Gelände und Bedingungen machen die hohen Berge für mich zu einer Herausforderung. Ich frage mich immer: Was ist möglich? Ich möchte versuchen, mehrere Gipfelbesteigungen zusammenzufassen und in diesem Jahr steht mein Projekt Big Triple auf der Agenda. Seit meinen nonstop Speed-Aktionen Hannibal, Speed Transalp und X4 arbeite ich auf weitere Projekte hin. Die drei Gipfel wurden meines Wissens in dieser Abfolge und nonstop noch nie bewältigt und ich freue mich auf den Versuch. Was mich bei Big Triple besonders reizt ist der mehrfache Wechsel von Natur, Bedingungen und Temperaturen. Wenn ich im Tal auf dem Rennrad sitze ist es Frühling und mit den Skiern steige ich direkt wieder in den Winter auf.

Vorbereitung & Planung

Lena: Für viele Sportler war 2020 eher das Jahr des Formverlustes – Dank Corona! Wie konntest und kannst Du Dich auf Dein Projekt unter Corona-Bedingungen vorbereiten?

Bene: Corona darf für mich persönlich nicht als Ausrede gelten um Dinge, die möglich wären, nicht zu tun. Natürlich ist alles umständlicher. Das Training erfordert ein höheres Maß an Flexibilität und Gelassenheit. Man muss sich den Gegebenheiten anpassen und darf sich eben nicht unterkriegen lassen. Für mich bedeutete das konkret, dass ich teilweise mit dem Rad gefahren bin, unweit von meinem Zuhause, anstatt weite Berg- und Skitouren zu machen. Ansonsten habe ich das Glück, dass ich beim Training mit Individualsportarten von wenigen Einschränkungen betroffen bin und sie regelkonform durchführen kann. Dass die gesamte Situation belastend sein kann, ist klar. Ich motiviere mich durch mein Ziel, das ich mir mit Big Triple gesteckt habe. Mit großem Respekt, aber viel Vorfreude arbeite ich auf die 30 härtesten Stunden meines Lebens hin. Das verschafft mir sehr viel Motivation und macht es einfach, sehr früh aufzustehen um vor der Arbeit zu trainieren.

Lena: Neben dem körperlichen Training spielt sicher auch der Kopf eine große Rolle. Welches Mindset hast Du/brauchst Du, um dieses Projekt zu schaffen?

Bene: Das Mindset entsteht bei mir durch das Ziel, das ich mir mit dem Projekt gesetzt habe. Ich erinnere mich jeden Tag daran, dass es sehr hart wird. Mit diesem Wissen bereite ich mich auf Big Triple vor und trainiere sehr hart. Ich mache mir nichts vor, sondern weiß, worauf ich mich einlasse. Um das Projekt zu schaffen gebe ich meinem Kopf die Sicherheit, dass mein Körper vorbereitet ist. Und diese Sicherheit erreiche ich natürlich nur, indem ich trainiere. Dazu gehören neben Skitouren und Rennradfahren auch ein Höhentraining. Ich werde als Vorbereitung für die Höhe bereits eine Woche vorher auf 3.500 Metern in einer Hütte Home Office machen, um mich perfekt zu akklimatisieren – sofern ich eine Hütte finde. Denn die Suche gestaltet sich momentan wegen der Einschränkungen als Herausforderung. Ein weiterer Punkt ist der Kopf. Ich bereite mich mental vor, indem ich die gesamte Strecke Punkt für Punkt immer wieder durchgehe und sie visualisiere. Ich weiß, dass es hart wird, bereite mich aber genau darauf vor, mental wie körperlich.

Mentale Vorbereitung spielt für Bene eine große Rolle.

Dynafit

Mentale Vorbereitung spielt für Bene eine große Rolle.


Lena: Planung ist die halbe Miete. Nun gibt es aber auch Faktoren, die Du nicht beeinflussen kannst. Wetter. Bedingungen. Wie gehst Du damit um?

Bene: Die Voraussetzung für Big Triple ist eine stabile Wetterlage und gute Bedingungen. Wir müssen einen guten Tag erwischen, sonst ist das Projekt nicht durchführbar bzw. birgt es zu viele Risiken für das Team und mich. Wir haben einen zeitlichen Korridor rund um den geplanten Starttermin am 26. April. Man darf sich vorher nicht stressen und kann am Wetter nicht drehen. Mit dieser Akzeptanz und meiner Grenzerfahrung, die ich bei Sturm am Mont Blanc machen musste, lege ich eine gewisse Geduld an den Tag und starte nur bei gutem Wetter. Damit ist das Risiko für mich kalkulierbar.

Lena: Wie lange wird Deine längste geplante Pause sein und was machst Du in der Zeit? Wie verpflegst Du Dich?

Bene: Ich plane keine richtige Pause. Ich möchte möglichst kurze Pausen machen, die ich im Gehen einlegen werde. Diese Zeit werde ich nutzen, um möglichst viel zu trinken und einen Riegel oder ein Gel zu essen.

Pausen werden im Gehen stattfinden.

Dynafit

Pausen werden im Gehen stattfinden.


Lena: Wie werden Deine 24 Stunden vor dem Start aussehen?

Bene: Ich werde in den 48 Stunden vor Startschuss bereits vor Ort sein und für Videomaterial und Interviews zur Verfügung stehen. Es stehen ein Einkauf sowie ein ausgiebiger Material- und Verpflegungscheck an. Die letzten 24 Stunden vorher versuche ich, mich schon stark auf Big Triple zu konzentrieren und einzustimmen. 80 Prozent des Erfolges eines solchen Projekts ist die Vorbereitung. Wenn alles bereit und durchdacht ist, dann erlaubt mir die gute Vorbereitung, in einen Flow zu kommen, der mir auch den Wechsel zwischen den Sportgeräten, Temperaturen und Anforderungen erleichtert.

Team & Ausstattung

Lena: Du wirst in diesen 30 Stunden ein großes Team hinter Dir stehen haben das Dir hilft, Dein Ziel zu erreichen. Wie unterstützen sie Dich?

Bene: Ganz klar ist, dass ich das Projekt alleine niemals schaffen würde. Mein Team unterstützt mich vor allem mental. Die gleichen Menschen sind an meiner Seite, die mich bereits bei anderen Projekten begleitet haben. Wir haben schon viel zusammen erlebt und sind seit Hannibal vor 15 Jahren (Anmerkung der Redaktion: Alpenüberquerung „Hannibal“, 2006) gemeinsam als Team unterwegs. Bei Big Triple werde ich alles selbst tragen, das ist mein Anspruch. Aber ich habe etappenweise Unterstützung beim Spuren und bin mit meinem Team im alpinen Gelände sicherer unterwegs.

Lena: Welche Ausrüstung nimmst Du auf den Trip mit und warum? Worauf kommt es an?

Bene: Für mich kommt es auf das minimale Maximum an. Das bedeutet, dass ich reduziert auf das Wesentliche unterwegs bin und nichts dabeihabe, was ich nicht brauche. Also kein Gramm zu viel. Meine Ausrüstung besteht aus dem Dynafit Blacklight Pro Ski mit DNA Bindung, unserem neuen DNA Rennschuh sowie dem Race Pro Fell von Pomoca. Bei der Bekleidung setze ich auf die Funktion der Polartec Bekleidung. Unterwegs versorge ich mich mit Iso-Getränken und Essen von Aldi. Im Tal bin ich auf dem EVO Pro Rennrad von Corratec unterwegs und das Team wird mich mit dem Campervan Cliff 600 von Sunlight begleiten.

Ausblick für 2022

Lena: #speedup – 2021 Big Triple – was ist dann die Steigerung für 2022? Schon was in Planung?

Bene: Ja, es ist schon was in der Planung für 2022. Womöglich wieder ein 8000er, aber mehr verrate ich nicht. Wenn es klappt, werde ich die Besteigung wieder an ein höheres Ziel knüpfen. Das bedeutet, ich versuche mit dem Projekt einen Mehrwert für die Gesellschaft oder ein höheres Ziel als einen Speed Rekord zu erreichen. Bei meinem Projekt Dhaulagiri 7 konnte ich ein Schulprojekt in Nepal mit einer Spende unterstützen. Bei Big Triple möchte ich für mich auf Überflüssiges verzichten und mich in puncto Ausrüstung soweit reduzieren wie es möglich. Ich setzte auf das minimale Maximum und versuche, alles Überflüssige konsequent wegzulassen. Ich will zeigen, dass man mit sehr wenig viel schaffen kann. Während meiner Projekte und Expeditionen habe ich immer wieder die intensive Erfahrung gemacht, dass man mit wenig aber langlebiger Ausrüstung das Maximale rausholen kann. Auch in meiner Rolle bei Dynafit mache ich mich für die Langlebigkeit der Produkte stark und bin stolz, dass wir mit der Lifetime Guarantee zehn Jahre Garantie auf alle Bindungen sowie fünf Jahre Garantie auf alle Tourenschuhe geben können. Mich hat der Film Seaspiracy sehr inspiriert und zum Nachdenken angeregt. Der Film informiert und lässt mich mein Konsumverhalten von Fisch und Fleischprodukten überdenken und hinterfragen. Ich wusste bis dato nicht, dass mehr als 90 Prozent aller Säugetiere nur leben, um geschlachtet zu werden und dass es 15 Mal so viele Nutztiere wie wilde Säugetiere gibt. Fakt ist, dass jeder Einzelne und alle zusammen die Nachfrage und somit die Produktion von Fisch- und Fleischprodukten bestimmen. Und ganz klar für mich ist, dass nur wir – also jeder Einzelne und damit alle zusammen – etwas ändern können. Es gibt nur eine Erde. Alle für Eine.

Lena: Danke fürs Interview und viel Erfolg Bene!

Bene: Danke, dass ihr von Bergzeit uns als Partner begleitet!

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