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Staatlich geprüftes Siegel

Das Textilsiegel Grüner Knopf: Staatliches Label für nachhaltigen Konsum

4 Minuten Lesezeit
Wie kann man als Verbraucher erkennen, ob ein Kleidungsstück nachhaltig und fair produziert wurde? Eine Antwort darauf soll der Grüne Knopf liefern, das erste staatliche Textilsiegel in Deutschland. Doch was ist der Grüne Knopf genau und wer steht dahinter?

Was ist der Grüne Knopf und wer steht dahinter?

Eingeführt wurde das erste deutsche Textilsiegel im September 2019. Damit sollen Produkte und Unternehmen gekennzeichnet werden, die die Einhaltung hoher ökologischer und sozialer Standards im Zusammenhang mit der Herstellung von Textilwaren nachweisen können. Das Ziel: Das Wohl von Menschen, Umwelt und Tieren sichern und Verbrauchern ermöglichen, das auf einen Blick zu erkennen.

Der Grüne Knopf: Ein staatliches Siegel für nachhaltige und faire Mode. Das Label zeigt an, ob ein Produkt ökologischen und sozialen Standards entspricht.

Der Grüne Knopf: Ein staatliches Siegel für nachhaltige und faire Mode. Das Label zeigt an, ob ein Produkt ökologischen und sozialen Standards entspricht.


Der Grüne Knopf ist als ein übergreifendes Meta-Siegel zu verstehen, das auf einen sehr umfassenden Kriterienkatalog verweist und nicht nur etwa auf die Arbeitsbedingungen oder ökologische Aspekte beschränkt ist.

Das Siegel soll Dir also einen Hinweis darauf geben, wie nachhaltig und fair die gekennzeichneten Produkte hergestellt wurden.

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit haben das Label gemeinsam entwickelt.

Das besondere am Grünen Knopf ist, dass das Siegel nicht aus der privatwirtschaftlichen Outdoor- oder Modeindustrie stammt, sondern staatlich kontrolliert ist: Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit haben das Label gemeinsam entwickelt.

Wie wird das Siegel vergeben und welche Kriterien müssen erfüllt sein?

Die Vergabe des Grünen Knopfes basiert auf zwei Säulen: Das Unternehmen, das dieses Label nutzen möchte, muss anhand von 20 Kriterien seine menschenrechtliche, soziale und ökologische Verantwortung nachweisen. Hinzu kommt die Produktprüfung. Hierbei müssen weitere 26 soziale und ökologische Kriterien eingehalten werden.

🍃 Ökologische Produktkriterien

  • Weichmacher sind verboten
  • Bedenkliche Textil-Chemikalien sind verboten
  • Abwassergrenzen müssen eingehalten werden
  • Genmodifizierte Baumwolle ist verboten
  • Naturfasern müssen auf Schadstoffe geprüft sein

👩‍🌾 Soziale Produktkriterien

  • Kinder- und Zwangsarbeit sind verboten
  • Es muss ein Mindestlohn gezahlt werden
  • Vorgaben des Arbeitsschutzes müssen eingehalten werden

🐶 Anforderungen an das Tierwohl

  • Tierische Fasern müssen aus artgerechter Haltung stammen (Bio-Standard oder Sicherstellen der „5 Freiheiten“)
  • Verbot von Mulesing bei Schafwolle bei einem Anteil von mehr als 30 Prozen
  • Lebendrupf und Zwangsmast bei Daunen und Federn bei einem Anteil von mehr als 30 Prozent ist verboten

📃 Unternehmen mit diesen Siegeln können sich für den Grünen Knopf bewerben

Die Prüfstellen des Grünen Knopfes nehmen darüber hinaus aber auch die Outdoor-Firmen selbst unter die Lupe, nicht nur ihre Produkte. Das unterscheidet den Grünen Knopf tatsächlich von vielen bestehenden Siegeln.

Hat ein Unternehmen den Lizenzvertrag schließlich unterschrieben, darf es auch die entsprechenden Etiketten drucken und einnähen. Das Siegel gilt dann für drei Jahre: für das gesamte Unternehmen, nicht für einzelne Produkte.

Kritik am Grünen Knopf

Das Label ist Ende 2023 in der Presse durch die Recherche des flip Magazins in Kooperation mit dem ARD-Magazin „Panorama“ deutlich in die Kritik geraten. Besonders die mangelnde Transparenz der Prüfungsprozesse (Prüfungsinstitute prüfen den grünen Knopf sowie gleichermaßen die zugelassenen Label des grünen Knopfes) und die fehlende Überwachung haben dazu geführt, dass Lidl ein Kleid seiner Eigenmarke in der Militärdiktatur Myanmar fertigen konnte, während in den dortigen Fabriken nachweisliche schwere Arbeits- und Menschenrechtsverstöße gelten.

Lidl hat sich mittlerweile vom Produktionsstandort zurückgezogen, aber die Frage wie dieses Kleid den grünen Knopf bekommen hat bleibt.

Kritiker bescheinigen dem Label allgemein hohe Ambitionen, wobei eine wirksame Einhaltung der angelegten Kriterien nur schwer umzusetzen. Auch würden immens hohe Kosten entstehen, wenn alle Produktionsprozesse an die vorgegebenen Kriterien angelehnt wären. Auch die Überwachung sei schwer umzusetzen. Letzteres wurde durch die Medien-Recherche zum Lidl-Kleid sehr deutlich.

Am Ende gilt: jedes Siegel ist nur so gut wie seine Prüfung und das ist im Fall Lidl-Kleid schief gegangen.

Weitere Kritikpunkte sind, dass die Prüfung nicht die Erzeugung der verwendeten Rohstoffe umfasst, sondern nur die Weiterverarbeitung (Färben, Zuschneiden, Nähen). Es wird also nicht zwingend die gesamte Lieferkette abgedeckt.

Ein weiterer Nachteil beim Siegel Grüner Knopf ist, dass die sozialen Kontrollen quasi entfallen, wenn Produkte in der EU produziert werden. So könne ein Textil auch dann das Siegel erhalten, wenn die Arbeitsbedingungen schlecht seien und gegen Umweltstandards verstoßen würde.

Ein generelles Problem liege auch darin, dass sich Unternehmen der Zertifizierung freiwillig unterziehen können, dies aber nicht tun müssen. Es handelt sich nicht um eine gesetzliche Verpflichtung.

🟢 Der Grüne Knopf bei Bergzeit

Für uns ist es wichtig, unseren Kund*innen die maximal mögliche Transparenz zu bieten, weshalb wir die Diskussion um den grünen Knopf weiter beobachten werden, und uns vorbehalten, das Label aus unserem MUT-Filter herauszunehmen.

Wir hoffen gemeinsam mit unseren zertifizierten und ehrlichen Marken, dass die Neuerungen mit dem grünen Knopf 2.0 einhergehen, vermehrt Transparenz schaffen können und solche Vorfälle in Zukunft vermieden werden können.

Gibt es Audits und wie laufen diese ab?

Hersteller, die das Siegel verwenden möchten, müssen nicht nur die oben beschriebenen Kriterien einhalten – dies wird auch einmal im Jahr von einer akkreditierten, unabhängigen Organisation wie TÜV oder Dekra überprüft. Die Prüfkapazitäten sind jedoch noch überschaubar, da das Verfahren recht lang und kompliziert ist.

Um das Siegel zu erhalten, müssen die Hersteller strenge soziale und ökologische Kriterien erfüllen und sich regelmäßig von unabhängigen Organisationen überprüfen lassen.

Grüner Knopf

Um das Siegel zu erhalten, müssen die Hersteller strenge soziale und ökologische Kriterien erfüllen und sich regelmäßig von unabhängigen Organisationen überprüfen lassen.


Die Schwierigkeit bei einem Sozialaudit besteht noch zusätzlich darin, Arbeitsrechtsverletzungen wie die Diskriminierung von Frauen oder die Behinderung von Gewerkschaftsarbeit zu erkennen und zu verhindern. Hierfür gebe es noch keinen wirksamen Kontrollmechanismus.

Welche Outdoor-Marken sind mit dem Siegel Grüner Knopf zertifiziert?

Momentan sind es unter anderem die nachfolgenden Marken, die das Siegel verwenden dürfen:

Im Bergzeit Shop findest Du noch mehr Outdoor-Ausrüstung, die mit dem Grünen Knopf zertifiziert ist.

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