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Isolation für die Extreme

Mountain Equipment Snowline: Daunenschlafsack im Test

9 Minuten Lesezeit
Mit einem Temperaturlimit von minus 19 Grad ist der Snowline von Mountain Equipment ein Schlafsack für besonders kalte Nächte, hohe Berge und den hohen Norden. Uwe Daniel aus dem Bergzeit Kletterteam schaute sich die bauschige Wärmepackung genauer an.

Wir müssen nicht lange darum herumreden: Minus 20 Grad ist kalt! Um bei solchen Temperaturen erholsam die Nacht zu verbringen, bauen sich nicht nur die Inuit ein Iglu aus Schnee.

Mountain Equipment Snowline: Daunenschlafsack im Test. | Foto: Bergzeit
Mountain Equipment Snowline: Daunenschlafsack im Test. | Foto: Bergzeit

Problematischer wird es, wenn man nicht die Möglichkeiten hat, um sich einen derartigen Luxus zu leisten. Wenn ein Zelt zu schwer oder zu sperrig ist und für ein Iglu der Platz nicht reicht, greift man in der Regel auf einen Biwaksack zurück. Dieser bietet Schutz vor Wind und Schneefall – und das ist in den meisten Fällen auch schon mal was wert. Aber, gegen richtig tiefe Temperaturen kann ein Biwaksack alleine wenig ausrichten. Auf Expeditionen in großer Höhe, bei einem Wettersturz oder bei Winterbegehungen ist ein warmer Schlafsack wie eine Lebensversicherung, vorausgesetzt er -beziehungsweise seine Daunenfüllung – bleibt trocken.

Die Anforderungen an einen warmen Schlafsack sind recht vielseitig: Klein und kompakt im Packmaß soll er sein, warm, leicht und robust sind weitere Eigenschafte , wenn man in grenzwertigen Situationen noch ein As im Ärmel haben möchte. Was also muss ein Schlafsack mitbringen, um auch in Extremsituationen ordentlich zu isolieren?

Konfliktreiche Entscheidungen

Die hypothetische Aufgabe, einen sehr warmen Schlafsack zu entwerfen, ist in Gedanken schnell gelöst. In der Praxis steht man vor dem immer gleichen Konflikt zwischen „warm“, „leicht“ und „preisgünstig“. Aus diesen drei Anforderungen lassen sich meist nur zwei gleichzeitig auswählen. Warm und preisgünstig ist oft nicht leicht. Leicht und günstig ist selten warm. Aber warm soll ein Expeditionsschlafsack wie der Mountain Equipment Snowline in jedem Fall sein.

Das Entwicklerteam von Mountain Equipment löste das Problem also zu Gunsten von „warm und leicht“ – ohne Kompromisse, denn diese sind in bestimmten Situationen, vor allem wenn es um extreme Temperaturen geht,  ja auch nicht möglich. Der Snowline ist für minus 9 Grad Celsius Komforttemperatur ausgelegt. Minus 17 Grad Celsius entsprechen dem Limit und minus 37 Grad Celsius gibt der Extremwert für diesen Schlafsack an. Mit 1.510 Gramm ist der Snowline relativ leicht und ziemlich klein in seinem Packmaß komprimierbar.

Perfekte Isolation bei klirrender Kälte

Mountain Equipment Snowline Test | Foto: Uwe Daniel
Das Außenmaterial hat mich nicht nur verblüfft, sondern auch vor Nässe und Wind geschützt. Zwar ist in jedem Fall ein Biwaksack zu empfehlen – aber es geht auch einmal ohne. Eines ist sicher: der Snowline ist auch bei minus 20 Grad warm! | Foto: Uwe Daniel

Mit Blick auf den Einsaztbereich des Schlafsacks wurde schlicht alles unternommen, um den Snowline so warm wie möglich zu machen. Volle 750 Gramm hochwertigster Gänsedaune (750+ cuin) werden in Trapezkammern beim Liegen im Schlafsack optimal um den Körper verteilt und bleiben so in Position für eine perfekte Isolierung – auch an schwierigen Stellen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass – egal wie perfekt und bauschig eine Schlafsackfüllung auch sein mag – unter Druck selbst die stärkste Füllung auf wenige Millimeter komprimiert wird, was die isolierende Wirkung reduziert. Das ist vor allem beim Liegen am Rücken der Fall. Als Gegenmaßnahme hilft nur die richtige Unterlage. Diese kann eine Isomatte sein oder im Notfall (zum Beispiel auf einer Trekkingreise) auch trockenes Laub oder die eigene Kleidung.

Lesetipp: Was bedeutet cuin bei Daunenjacken, -schlafsäcken und Isolationsbekleidung?

Der Schutz vor Kälte ist also immer im Zusammenhang mit dem jeweiligen Untergrund zu betrachten. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die körperliche Verfassung, denn wer völlig ausgehungert und ausgelaugt in den Schlafsack kriecht, wird höchstwahrscheinlich nicht in einen erholsamen Schlaf gleiten. Es gibt also viele Faktoren, die beim Schlafen draußen in der Kälte wichtig sind. Der Mountain Equipment Snowline hält mit seinem Extrembereich allerdings einiges an Reserven bereit.

Alle Details im Schlafsack sind abgestimmt

Mountain Equipment Snowline SL Test | Foto: Uwe Daniel
Die anatomisch geformte Kapuze aus acht Kammern sitzt wie eine Mütze und sorgt für einen angenehm warmen Kopf. Der dreidimensionale Wärekragen ist inzwischen Standard aber immer noch wichtig. | Foto: Uwe Daniel

Neben der Isolation gibt es natürlich noch viele weitere Details, die beim Snowline gut gelungen und aufeinander abgestimmt sind: Da ist zum Beispiel die anatomisch geformte Kapuze, die aus acht einzelnen Daunenkammern besteht und den Kopf wie eine übergroße Daunenmütze umhüllt.

Der dreidimensionale Wärmekragen tut sein übriges, um die Kälte auszusperren. Praktisch und auch notwendig ist das verwendete Drilite Loft Außenmaterial, das beständig wasserabweisend ist (Wassersäule 1.500 Millimeter). Durch dieses Obermaterial ist die Daune – und damit das Herzstück des Schlafsacks – auch während kurzer Schneeschauer oder Schneewehen vor Feuchtigkeit geschützt. Das garantiert Komfort und Sicherheit, denn ist die Daune einmal durchnässt , wird die Nacht und das Biwak richtig kalt.

Schwachstellen wurden ausgebessert

Viele Schlafsackschläfer haben oft das Problem mit klemmenden, kaputten Reißverschlüssen oder aufgerissenem Stoff neben der Reißverschlussspur. Beim Reißverschluss am Snowline wird dieses Problem gleich mehrfach umschifft:

Mountain Equipment Snowline SL Test | Foto: Uwe Daniel
Mit Handschuhen zu bedienen und geschützt vor dem Einzwicken – so muss ein Reißverschluss an einem Schlafsack dieser Kategorie sein. Die Verstärkung des Stoffes gegen Einzwicken und Einreißen hat mich beim Praxistest voll überzeugen können. | Foto: Uwe Daniel

Es handelt sich um einen teilbaren Zweiwegereißverschluss von gewohnter YKK-Qualität aus dem robusten Kunststoff Vislon. Im Vergleich zu „normalen“ Spiralreißverschlüssen kommt es bei diesem Zipp nicht so oft zu „Verhängern“ oder „Verklemmern“ und dem berüchtigten „Einziehen“ des Obermaterials. Falls doch, so lässt sich der Stoff bei deutlich leichter und ohne bleibenden Schaden aus dem Kunststoff-Reißverschluss befreien.

Zusätzlich wirkt eine Versteifung der gesamten Reißverschlusslinie diesem Probleme entgegen, denn diese lässt sich weit weniger gut einziehen als herömmliche weiche Stoffe neben den Reißverschlussseiten. Der Schlitten gleitet einfach über den robusten Streifen, ohne den weichen Innenstoff auch nur zu berühren.

Der Fußbereich mit strategischer Bedeutung

Am Fußbereich werden die Kammern kleiner. Insgesamt sorgen hier sieben Kammern für mehr Stabilität und somit für nachhaltig mehr Wärme. Die besondere Form bietet auch Rückenschläfern genügend Raum für warme Zehen. Da sich im Fußbereich oft nicht nur die Füße, sondern auch Innenschuhe, Gaskartuschen, Wechselsachen, Batterien, Akkus und Wasserflaschen befinden, ist der Fußraum eines Schlafsacks ein oft besuchter Ort von strategischer Bedeutung.

Dieser Umstand wurde beachtet und so lässt sich das Fußende auch ohne eine vollständige Öffnung des Schlafsacks (und einem damit verbundenen Wärmeverlust) bequem mit den Händen erreichen – auch bei angewinkelten Beinen. Gerade das sind Details, die man zu schätzen lernt wenn man auf beengtem Raum in einem Portaledge oder in einer Schneehöhle bei einem Wettersturz der Kälte harrt.

Praktische Ergänzungen für Expeditionen

Der mitgelieferte Packsack ist mit einem Rollverschluss ausgestattet, Kompressionsriemen sind keine vorhanden. Der Mountain Equipment Schlafsack lässt sich bequem in einer Minute im Packsack verstauen. Wer weniger Platz zur Verfügung hat, kann sich mit einem beliebigen Packsack mit Kompressionsriemen weiterhelfen. So oft wie möglich sollte der Schlafsack aber im mitgelieferten Aufbewahrungssack gelagert werden, so dass sich die Daunen ihre Bauschigkeit entfalten können. So bleibt die maximale Isolationsfähigkeit der Daunen lange erhalten.

Die richtige Unterlage für mehr Komfort

Wer den Schlafkomfort bei extremer Kälte noch weiter steigern möchte, kommt an Isomatten mit Daunenfüllung nicht vorbei. Durch das eigene Körpergewicht werden die unten liegenden Daunen eines Schlafsacks so stark komprimiert, dass die Isolationsleistung im Vergleich zu den oben liegenden Daunen deutlich sinkt – ein allgemeines Problem bei Schlafsäcken. Diese Lücke wird von daunenisolierten Isomatten ganz gut geschlossen. Gerade auf kalten Untergründen in Schneehöhlen oder auf Stein sind die daunengefüllten Isomatten genau das richtige. Meiner Erfahrung nach legt man bestenfalls unter die Daunen-Isomatte noch eine günstige Schaumstoff-Isomatte, denn ein kleines Loch genügt und die Nacht wird nicht nur kalt, sondern auch hart.

Biwaksack ist Pflicht

Bei starkem Schneefall oder Regen empfiehlt sich die Verwendung eines Biwacksacks, um die Daunen vor Feuchtigkeit zu schützen. Wer sicher gehen möchte, kann auf den Ultralite Biwaksack von Mountain Equipment zurückgreifen. Der passt in jeden Rucksack und in jede Deckeltasche und fällt aufgrund seines geringen Gewichts (108 Gramm) und Packmaßes überhaupt nicht auf.

Mein Fazit zum Mountain Equipment Schlafsack Snowline

Ich musste mich richtig anstrengen, um beim Mountain Equipment Snowline etwas zu finden, was ich verbessern würde. Es ist nur eine Kleinigkeit, aber vielleicht nutzt es jemandem: Am Fußende fehlt eine kleine Schlaufe zum Aufhängen oder als Sicherung gegen Windböen beim Trocknen oder Lüften des Schlafsackes. Dazu muss man derzeit allein auf die Gummibänder an der Kapuze setzen. Aber, dieses kleine Manko bleibt auch schon das einzige. Wer bei richtig frostigen Temperaturen unterwegs ist – oder sich oft so fühlt – ist mit dem Snowline von Mountain Equipment bestens bedient.

Richtig zur Geltung kommen die Stärken des Mountain Equipment Schlafsacks an hohen Bergen oder im hohen Norden. Wer vorhat, in Patagonien in den Granitwänden zu nächtigen oder auf Trekkingreise nach Grönland oder in andere polnahe Regionen zu gehen, der wird eine gute Zeit mit dem Mountain Equipment Snowline haben. Das Wärme-/Gewichtsverhältnis ist ausgewogen und genau richtig für lange Wegstrecken in kalten Regionen. Sicher bekommt man den Snowline nicht geschenkt, aber bei manchen Vorhaben und Temperaturen spart man besser nicht an der falschen Stelle.

Abschließend: Mountain Equipment geht bei der Produktion, beziehungsweise Gewinnung, seiner Daunen mit gutem Beispiel voran: Der Hersteller hat seit jeher ein Auge auf die Herstellungsprozesse der hochwertiger Daunen, Qualitätsbewusstsein und Verantwortung werden groß geschrieben.  In der Praxis zeigt sich dies mit klar definierten Vorgaben und einem unabhängigen sowie transparenten Kontrollsystem der Daunengewinnung. Da schläft man doch noch ein wenig ruhiger, oder?

 

Die wichtigsten Daten zum Mountain Equipment Snowline auf einen Blick

  • Sportart & Einsatz: Bergsteigen, Expedition
  • geeignet für: Herren, Damen
  • Material:
  • Außenmaterial: 100% Polyamid
  • Innenmaterial: 100% Polyamid
  • Füllung: 100% Daune
  • enthält nichttextile Bestandteile tierischen Ursprungs
  • Eigenschaften: Elastische Nähte, koppelbar, wasserabweisendes Außenmaterial, atmungsaktiv
  • Temperaturen: Limit-Temperatur: -23 °C
  • Konstruktion:
  • Daunenschlafsack
  • 90/10 Daune
  • Daune 800+ Cuin
  • Mumienschnitt
  • Ausstattung: gefütterte Abdeckleiste, Innentasche, Kapuze, Wärmekragen, Zwei-Wege-Reißverschluss
  • Herstellung: Daune aus artgerechter Haltung, Fair Wear, Mountain Equipment Down Codex

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