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Mehr als nur leuchten

Innovative Stirnlampe: Die Petzl Iko Core im Test

9 Minuten Lesezeit
Die Neuerfindung der Stirnlampe: So bezeichnet Petzl die neue Highperformance Iko Core Stirnlampe. Ob den Petzl-Ingenieuren bei der Erfindung wirklich ein Licht aufgegangen ist und wie sich die Lampe im Alltag und beim Trailrunning schlägt, hat unser Autor Andi getestet.

Stirnlampen sind doch alle irgendwie gleich. Manche haben mehr Leuchtkraft, manche zusätzliche LEDs und manche einen besonders starken Akku, aber schlussendlich sind sie alle ähnlich aufgebaut und machen Licht. Und doch schafft es Petzl, mit der Iko Core Stirnlampe einen neuen Weg zu gehen. Welcher das ist, will ich im folgenden Testbericht zeigen.

Petzl Iko Core: Innovative Konstruktion aus halbstarrem AIRFIT Kopfband und schmalen LED-Lampenkörper.

Andreas Lindebner

Petzl Iko Core: Innovative Konstruktion aus halbstarrem AIRFIT Kopfband und schmalen LED-Lampenkörper.


Petzl Iko Core Stirnlampe – Die Lampe, die mehr kann als nur leuchten

Auf dem Instagram Account von Petzl wurde kürzlich ein Video mit dem Titel „Iko – Darkness is an Opportunity“ gepostet. Genau dieses Motto, die Dunkelheit als Möglichkeit wahrzunehmen, ist für das sich zu 100% in Familienbesitz befindlichen Unternehmen schon seit Gründung 1975 der Antrieb. Ein kurzer Blick in die Geschichte der in Frankreich ansässigen Spezialisten für Bergsport, Höhenrettung und Stirnlampen zeigt schnell weshalb: Gründer Fernand Petzl war Höhlenforscher. Und auch sein Sohn, Paul Petzl – der heutige Leiter von Petzl, teilt diese Leidenschaft und hat sie mit in die DNA der Firma übernommen. Für Interessierte gewährt Petzl einen tiefen Einblick in die Entwicklung und Geschichte des Familienunternehmens in einem über 80-seitigen Buch bzw. PDF auf der Firmenhomepage. Was das alles mit einer Stirnlampe zu tun hat? Auf den ersten Blick nicht sehr viel, allerdings finde ich es durchaus erfrischend zu den häufig eher, ohne es abwertend zu meinen, gesichtslosen Unternehmen der (Sport-)Industrie. Und schließlich ist Petzls Innovationskraft in der neuen Iko Core Stirnlampe deutlich zu erkennen.

Technik und Eigenschaften

Geht es um eine Stirnlampe, spielen technische Eigenschaften immer eine wichtige Rolle. Auch wenn der Fokus meines Praxistests nicht darauf abzielt, dürfen die Möglichkeiten, die Petzl mit der Iko Core bietet, natürlich nicht fehlen. Die Iko Stirnlampe gibt es in zwei Varianten zu kaufen. In der Iko Core Variante, die von mir getestet wurde, ist der Core Akku bereits enthalten. In der zweiten Variante, der Petzl Iko, ist der Core Akku nicht im Lieferumfang enthalten. Diese beiden Varianten zeigen auch bereits einen der großen Vorteile der Lampe: Sie kann sowohl mit dem Core-Akku, als auch mit drei AAA-Batterien betrieben werden – Petzl nennt das ein Hybrid Concept. Bei längeren Trips kann man so für den Notfall noch Batterien mitnehmen oder auch im Fall der Fälle an der nächsten Tankstelle welche kaufen. Zum Laden steckt man das mitgelieferte USB-Kabel direkt am Akku an. Man muss somit nicht die ganze Lampe an die Stromquelle hängen – besonders praktisch, wenn man etwa eine öffentliche Steckdose in einer Hütte nutzen will. Die Petzl Iko Core ist nach IPX4 klassifiziert, sie ist also wetterfest und staubgeschützt.

Die Stirnlampe lässt sich auch zusammenklippen und bietet dadurch noch mehr Möglichkeiten zur Positionierung.

Andreas Lindebner

Die Stirnlampe lässt sich auch zusammenklippen und bietet dadurch noch mehr Möglichkeiten zur Positionierung.


Bei der Lampe selbst fallen direkt zwei Besonderheiten auf: Der extrem flache und leichte Lampenkörper, sowie das innovative AIRFIT Kopfband. Die eigentliche Leuchte besteht aus mehreren LEDs, die durch eine einzige Taste auf der Unterseite des Leuchtenkopfs gesteuert wird.

Betrieben werden kann die Petzl Iko Core Stirnlampe in drei verschiedenen Modi:

Petzl Iko Core LeuchtmodiLeuchtkraftLeuchtweiteLaufzeitReserve
Maximale Brenndauer (Stufe 1)6 Lumen10 m100 Stunden
Standard (Stufe 2)100 Lumen45 m9 Stunden2:30 Stunden
Maximale Power (Stufe 3)500 Lumen100 m2:30 Stunden4:30 Stunden

In den Stufen 2 und 3 schaltet die Lampe automatisch in einen Reservemodus, bevor der Akku ganz leer ist. Die Lampe leuchtet dann mit 0,25 lux, dies entspricht dem Mondlicht und ermöglicht so einen Notbetrieb, der hell genug zum Gehen ist. Hier zeigt sich die langjährige Erfahrung von Petzl im Bereich der (professionellen) Rettung – statt völliger Dunkelheit durch leeren Akku gibt es einen unvermeidbaren Notbetrieb. Wirklich gut mitgedacht. Eine Rotlichtlampe hat die Iko Core nicht verbaut.

Auch schwierige Stellen werden perfekt ausgeleuchtet.

Andreas Lindebner

Auch schwierige Stellen werden perfekt ausgeleuchtet.


Wie sich die verschiedenen Leuchtmodi in der praktischen Anwendung schlagen, erfährst Du etwas später in diesem Test.
Ganz neu entwickelt wurde das AIRFIT Kopfband. Es ist ein halbstarres, wasserabweisendes Kopfband, das weder Schweiß noch Wasser aufnimmt. Durch die schmale Konstruktion des Bandes hat es nur eine geringe Auflagefläche. Über das fest integrierte Gummiband am Hinterkopf lässt sich die Lampe mit einfachem Handgriff festziehen und auch wieder lockern. Die Positionierung der Energiequelle befindet sich direkt im Hinterkopf und ermöglicht so eine ausgeglichene Gewichtsverteilung. Auf den ersten Blick sieht die Konstruktion mehr aus wie eine Kombination aus Sonnenbrille und Helmarretierung oder wie Hinterohr-Sportkopfhörer. So ungewöhnlich die Konstruktion aber aussieht, so einfach und gut funktioniert sie – dazu aber später mehr.

Der Transportbeutel kann auch als Laterne eingesetzt werden.

Andreas Lindebner

Der Transportbeutel kann auch als Laterne eingesetzt werden.


Der Transportbeutel kann auch als Laterne eingesetzt werden.

Andreas Lindebner

Mit der Laternenfunktion bietet die Petzl Iko Core mehr als eine reine Stirnlampe.


Im Laufe der Zeit haben sich bei mir durchaus einige Ausrüstungsgegenstände für diverse Outdooraktivitäten angesammelt – und ein Großteil davon hatte einen Aufbewahrungsbeutel mit dabei. Nur in den seltensten Fällen ist dieser nicht nach dem ersten Auspacken in einer Schublade verschwunden und wurde nur zur Einlagerung genutzt. Ich habe mich schon immer gefragt, ob die kleinen Hüllen vielleicht auch einmal mehr Sinn stiften können. Petzl hat hier wirklich eine einfache, wie auch geniale Idee umgesetzt. Der Aufbewahrungsbeutel besteht aus einem lichtverstärkendem Material und kann somit als Laterne genutzt werden. Und dafür gibt es erstaunlich viele Anwendungsmöglichkeiten. Mit einer Lock-Funktion lässt sich die Lampe gegen ein versehentliches Einschalten sichern. Das halbstarre Kopfband lässt zwar kein absolut minimales Packmaß zu, die Petzl Iko Core lässt sich jedoch klein genug zusammenfalten und in den Packbeutel verstauen, sodass sie im Gepäck oder einer Jackentasche leicht Platz findet. Mit knapp 90g fällt die Lampe dabei auch nicht sonderlich ins Gewicht.

Anwendungsbereich

Kann man für eine Stirnlampe wirklich einen Einsatzbereich definieren? Subjektiv ist sie für all das geeignet, für das sie dem Nutzer in seinen Augen genügend Licht bietet. Ich habe die Petzl Iko Core Stirnlampe zur einfachen Orientierung im Dunkeln, zum Spazierengehen, zum abendlichen Laufen und für eine Fahrradfahrt auf einem unbeleuchteten Feldweg zwischen zwei Ortschaften verwendet. Dafür war sie bestens geeignet. Die Lampe ist nicht nach der StVZO zugelassen, würde jedoch ausreichend Licht für das Fahren auf Radwegen spenden.

Hervorragende Gewichtsverteilung durch separates Akkupack am Hinterkopf.

Andreas Lindebner

Hervorragende Gewichtsverteilung durch separates Akkupack am Hinterkopf.


Hat man zunächst meist sportliche Aktivitäten im Kopf, bietet die Iko Core Lampe – vor allem durch das AIRFIT Kopfband – auch wesentliche andere, beinahe schon urbane Nutzungsmöglichkeiten. Durch das halbstarre Band lässt sich die Lampe leicht um den Hals hängen, bleibt dort stabil und dient somit auch für einen einfachen Spaziergang oder den Weg nach Hause im Dunkeln als Lichtquelle. Praktisch dabei: Hängt die Lampe so um den Hals, bleibt die Ausleuchtung nach vorne gerichtet. Gerade bei einem Spaziergang zu Zweit bleibt der Weg hell und der Gesprächspartner wird bei Blickkontakt nicht geblendet. Funktioniert man den Transportbeutel zur Laterne um, ist es sicherlich nicht so romantisch wie Kerzenschein, aber zumindest muss das abendliche Picknick am See oder im Wald nicht bei Dunkelheit stattfinden.

Praxistest

Wie schlägt sich die neue Petzl Iko Core Stirnlampe nun im Praxiseinsatz? Als ich die Iko Core ausgepackt habe, war ich wirklich gespannt. Petzl kündigt sie ja immerhin als die Neuerfindung der Stirnlampe an. Und ja, die Konstruktion und das AIRFIT Kopfband habe ich bisher noch bei keiner Lampe so gesehen.

Zwei LED-Reihen werden in den drei verschiedenen Leuchtstufen der Iko Core für bis zu 500 Lumen Leuchtkraft eingesetzt.

Andreas Lindebner

Zwei LED-Reihen werden in den drei verschiedenen Leuchtstufen der Iko Core für bis zu 500 Lumen Leuchtkraft eingesetzt.


Etwas skeptisch war ich da ehrlicherweise zunächst schon. Bisher hatte ich zwei unterschiedliche Arten von Stirnlampen: Eine mit einem klassischen Band um den Kopf, mit Lampe und Batterien an der Stirn. Und eine mit Akku am Hinterkopf, Lampe an der Stirn und einem zusätzlichen Band über dem Kopf für besseren Halt. So wirklich glücklich wurde ich, vor allem beim Laufen, weder mit der einen, noch mit der anderen Konstruktion. Ein großer, schwerer Lampenkörper hat meistens ein wackeliges Licht geliefert, ein zu eng angezogenen Kopfband wurde schnell unangenehm.

Ob das die Petzl Iko Core besser kann? Ja! Die geschwungene Form des halbstarren Kopfbandes positioniert das Akkufach stabil am Hinterkopf ohne zu drücken. Das Gummibad zum Festziehen lässt sich leicht bedienen und sorgt für sicheren Halt. Beim ersten Test hatte ich – vermutlich aus Gewohnheit – das Band ziemlich straff und dadurch zu fest zugezogen. Der Lampenkörper an der Stirn ist so klein und leicht, dass auch bei schnellen und ruppigen Bewegungen nichts wackelt. Die Lampe selbst lässt sich stufenlos nach oben oder unten verstellen. Gerade in dunklen Waldstücken mit unwegsamen Boden ist es sehr praktisch, wenn man die Lampe mit einem kleinen Griff an die LEDs einfach schnell nach unten richten kann. Trotzdem verstellt sich die Strahlrichtung nicht von alleine. Auch beim Laufen bergab über Stufen hatte ich nie das Gefühl, dass die Petzl Iko Core sonderlich wackelt, auch hat sie sich dabei nie störend angefühlt.

Mein Hometrail hat für den Test beinahe ideale Voraussetzungen: Die Route beginnt im Wohngebiet mit Straßenbeleuchtung, verläuft entlang von Bahngleisen außerhalb der Ortschaft ohne Beleuchtung, geht zwischendurch über breitere Schotterwanderwege durch den Wald. Auf allen Abschnitten fühlte ich mich mit der Iko Core wohl. Zunächst in Stufe 1 zugeschaltet, um für die Radfahrer sichtbar zu sein, ohne zu blenden. Im Wald auf breiteren Wanderwegen konnte ich in Stufe 2 alles ideal ausleuchten. Wurde es auf dem Trail auch kniffliger, habe ich auf Stufe 3 umgestellt. An diese Wechsel musste ich mich tatsächlich aber auch gewöhnen.

Perfekt zur Orientierung im Wald: Die Iko Core von Petzl

Andreas Lindebner

Perfekt zur Orientierung im Wald: Die Iko Core von Petzl


Die Stufen der Lampe wechselt man in Reihe durch Knopfdruck. Drückt man diesen Knopf länger als 3 Sekunden nicht, schaltet sich die Lampe beim nächsten Druck aus. Läuft man also einige Zeit auf Stufe 2 und benötigt mehr Licht, muss man das rechtzeitig machen. Da die Lampe zunächst ganz aus geht und mit niedrigster Stufe wieder startet. Da die Iko Core wirklich sehr schnell auf die Knopfdrücke reagiert, stellt das aber kein wirkliches Problem da. Ich persönlich hätte es besser gefunden, wenn durch Knopfdruck immer die Stufen der Reihe nach, also 1 – 2 – 3, geschaltet werden könnten.

Insgesamt hat mich das Konzept der Lampe bei meinem Test sehr überzeugt. Die Ausleuchtung war immer perfekt, teilweise sogar zu hell. Vielleicht wäre eine Zwischenstufe mit 300 Lumen noch eine gute Ergänzung. Auch der Sitz war hervorragend. Es hat nichts gedrückt und auch nichts gewackelt.

Was mich wirklich sehr begeistert hat, wahrscheinlich auch, weil ich es zunächst gar nicht als mögliche Nutzung einer Stirnlampe wahrgenommen habe, die Möglichkeit, sich die Petzl Iko Core um den Hals zu hängen. Gerade abseits von Straßenbeleuchtung wurde ein Abendspaziergang wirklich angenehm. Der Weg blieb immer gut ausgeleuchtet und ich konnte mich trotzdem wunderbar unterhalten, ohne beim Blick zu meinem Gegenüber diesen gleich zu blenden. Auch die fehlende Terrassenbeleuchtung in unserem Ferienhaus im Urlaub konnte mit der IKO Core als Laterne wunderbar ersetzt werden. Insgesamt sind es auch die kleinen Details, die diese Stirnlampe zu einem wirklich hervorragenden und empfehlenswerten Produkt machen. Den Lampenkörper kann man am Akkupack anklippen und so noch mehr Möglichkeiten zur Positionierung schaffen. Der Transportbeutel lässt sich über die beiden Schnüre ganz einfach zusammenziehen und bleibt fest verschlossen. Die beiden angenähten Grifflaschen helfen beim einfachen Öffnen.

Ungewohnt für eine Stirnlampe, aber die Iko Core lässt sich auch praktisch als Umhängelampe nutzen.

Andreas Lindebner

Ungewohnt für eine Stirnlampe, aber die Iko Core lässt sich auch praktisch als Umhängelampe nutzen.


Einziger Wermutstropfen: Die Petzl Iko Core konnte ich an keinem meiner Helme befestigen. Weder am Kletter-, noch am MTB-, noch am Rennrad/Cityhelm hat die Lampe gehalten. Wirklich relevant war das für mich nicht, da ich andere Einsatzzwecke für die Lampe habe. Petzl beschreibt eine Kompatibilität mit allen Petzl Helmen, meine sind alle von anderen Marken.

Fazit

Mit der Iko Core ist Petzl wirklich eine rundum hervorragende neue Lampenkonstruktion gelungen. Kann man auf die Helmkompatibilität (zumindest von Nicht-Petzl Helmen) verzichten, dann ist man mit dieser Stirnlampe für so ziemlich alles im Dunkeln genau richtig. Oder eben wie es Petzl sagt: „Darkness is an opportunity“. Das AIRFIT Kopfband und der schmale Lampenkopf sind schlussendlich eine super Kombination für stabilen Halt, hohen Komfort und beste Funktionalität. Der wiederaufladbare Akku mit der alternativen Batterienutzung und die hohe Leuchtkraft runden das Bild ab. Hier ist Petzl im wahrsten Sinne des Wortes bei der Entwicklung ein Licht aufgegangen.

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