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Besuch beim Rhino

Rocklands: Bouldern in Südafrika

8 Minuten Lesezeit
Das Boulderrevier der Rocklands lockt zunehmend Kletterer aus aller Welt nach Südafrika. Zu gut sind die Sandsteinblöcke, zu schillernd die Tierwelt und zu köstlich die kulinarischen Leckereien. Heli Kotter aus dem Bergzeit Kletterteam war vor Ort.
Sandstein und kulinarische Highlights machen die Rocklands zu einem besonderen Schmankerl
Sandstein und kulinarische Highlights machen die Rocklands zu einem besonderen Schmankerl | Foto: Heli Kotter/Dillinger

Aus kulinarischer Sicht ist Kapstadt einzigartig und absolut zu empfehlen. Der großartige Sandstein und die Boulder machen eine Reise in die Rocklands perfekt!Solange man nicht die ganze Zeit daran denkt, ist es gar nicht so schlimm. Driften die Gedanken aber unkontrolliert davon, kann es akut werden: das Fernweh – nach richtig gutem Sandstein, dampfenden Burgern, frischen Avocados, dicken Steaks und Karottenkuchen! An erster Stelle steht natürlich der Fels, schließlich ist diese Materie quasi das Zentrum des Boulder- und Kletteruniversums. Damit ist klar: der Fels, beziehungsweise seine Qualität, bestimmt das Reiseziel – in diesem Fall Südafrika.

Südafrika, Rocklands, Cape Town: Schon beim Buchen klingen diese Namen wie Glöckchen in meinen Ohren und lassen vor Vorfreude die Fingerspitzen kribbeln. Was heute selbstverständlich ist , hat eine Weile gedauert, um sich zu entwickeln. Die Rocklands unweit von Kapstadt sind als Klettergebiet tauchen erst seit einigen Jahren auf den Landkarten der Kletterer auf.  Was fehlt ist die lange Tradition des Kletterns, wie wir sie aus Europa kennen und dennoch zieht es immer mehr Boulderer aus aller Herren Länder ans Kap, um sich an diversen Boulderproblemen in feinstem Sandstein zu versuchen, neue Probleme zu erschließen und andere zu hinterlassen.

Bouldern im Hochsommer? – Willkommen in Afrika!

Hier stimmt der Fels und auch das Drumherum sorgt für die unterschiedlichsten Eindrücke. | Foto: Kotter/Dillinger
Hier stimmt der Fels und auch das Drumherum sorgt für die unterschiedlichsten Eindrücke. | Foto: Heli Kotter/Dillinger

Profis und Amateure wissen in den Rocklands nicht nur die Felsqualität, sondern auch das Drumherum zu schätzen. Wenn hierzulande Hochsommer ist, ist auf der Südhalbkugel Winter. Die Temperaturen sind dann zum Bouldern richtig angenehm. Afrika und die Traumstadt Kapstadt, mit ihrem unterschwellig europäischen Flair, ziehen ihre Besucher sofort in den Bann. Es liegt etwas in der Luft, das viele Neulinge ansteckt und sie in der Regel zu Stammgästen werden lässt.

In den meisten Fällen ist die Anreise in die Rocklands typisch afrikanisch: Nach dem Flug ist man schon mittendrin im Abenteuer. Nicht selten beginnt letzteres auch schon am heimischen Flughafen, denn Crashpads gelten als Sperrgut. Auch wenn sie gerne an anderen Flughäfen als dem eigentlichen Zielflughafen landen, müssen die eigenen Crashpads nach Südafrika in jedem Fall mit.  Crasphads, die man vor Ort leihen kann, sind oft durchgesprungen und das eigene Pad erweist sich auch bei vielen anderen Gelegenheiten als durchaus nützlich.

Stilecht reisen mit Benz und Co.

Die Afrikaner lenken ihre Autos mit viel Spaß und Freude über ihre Straßen. Meist sind es alte „Deutsche“ wie Mercedes Benz & Co. Uns wollen sie eine Freude machen, daher nehmen wir am Flughafen zwei richtig schöne alte Benz in Empfang. Da hüpft das Herz! Hierzulande sind nur noch wenige der stilistisch einwandfreien Straßenkreuzer unterwegs, der Fahrspaß ist daher umso größer. Aber, Afrika wäre nicht Afrika, wäre der Auspuff nicht der Länge nach aufgerissen, wären die Blinker dort, wo sie eigentlich hingehören oder würden sich die Fenster zwecks Sauerstoffversorgung öffnen lassen. Besonders „nett“ finden wir die Möglichkeit, nach Belieben Löcher in die Karosserie zu drücken.

Was bei der Abfahrt am Flughafen noch nicht kaputt war, erledigt mein Kollege Herr Dillinger bei unserer ersten Sanddünenfahrt. Offroad ist zum Glück eine der Stärken der schier unkaputtbaren Autos. Egal was man mit ihnen anstellt – die Karren kommen ans Ziel. Auch wenn die Anreise durchaus hitverdächtig ist.

Rocklands Bouldern Foto: Heli Kotter / Dillinger
Vorsichthalber haben wir die Crashpads aufs Dach gebunden. Vielleicht haben auch die Spanngurte den Benz während unserer Zeit in den Rocklands zusammengehalten | Foto: Heli Kotter/Dillinger

Affennachbarn

Rocklands Bouldern Foto: Heli Kotter / Dillinger
Daran gewöhnt man sich schnell: Affen laufen uns in den Rocklands immer wieder über den Weg. | Foto: Heli Kotter/Dillinger

Nach der Ankunft in den Rocklands erledigt jeder pflichtbewusst seine Arbeit. Die Affen lausen sich und lassen sich in ihrer Gewissenhaftigkeit nicht aus der Ruhe bringen. Auch nicht, als wir wie Kleinkinder begeistert zwischen den Sandsteinblöcken hin- und herflitzen, um anschließend in der Sonne zu relaxen. Das ist in den Rocklands durchaus sinnvoll, denn durch den extrem rauen Fels leidet die Haut und man muss zusehen, dass diese intakt bleibt und geschont wird. Aufgrund der relativ hohen Luftfeuchtigkeit haben wir ein wenig Pech, der Grip des Sandsteines lässt etwas zu wünschen übrig.

Rocklands Bouldern Foto: Heli Kotter / Dillinger
Es muss ja nicht immer nur Bouldern sein: Der kleine Kugelstoßer scheint auch Probleme mit der Schwerkraft zu haben. | Foto: Heli Kotter/Dillinger

Neben dem kletterndem Volk gibt es in Südafrika auch noch andere „Sportler“, denen man beim Training zwischen den Boulderfelsen über die Schulter schauen kann. Den Kugelstoßern zum Beispiel, die emsig ihre stattlichen Bälle durch die Landschaft rollen. Auch ganze Affenscharen kämpfen hier gegen die Schwerkraft. Mit etwas Glück begleitet einen ein Clan den ganzen Tag über von Fels zu Fels und beäugt jede Bewegung skeptisch. Fehlt nur noch, dass einer der Affen die Boulder vorturnt!

Kulinarische Highlights und dann die Tierwelt entdecken

Nach einer Pause mit südländischen Früchten und Vitaminen en masse zischen wir ab zu einem der absoluten Boulderhighlights der Rocklands:  „Rhino Fb 7b+“, das  – zumindest in Kletterkreisen – wohl berühmteste Nashorn der Welt. An die sechs Meter hängt es freistehend und waagerecht in der Luft und ist dabei nur einen Meter breit. Nach meiner weniger eleganten Flashbegehung zeigte mir Stefan wie man das Rhino mit Foot- und Toehooks bezwingt. Ja, so kann man es auch machen – muss man aber nicht!

Rocklands Bouldern Foto: Heli Kotter / Dillinger
Dem wohl berühmtesten Nashorn der Boulderwelt statteten wir selbstverständlich auch einen Besuch ab! | Foto: Heli Kotter/Dillinger

Golfexkurs in den Rocklands

Rocklands Bouldern Foto: Heli Kotter / Dillinger
Schattiges Plätzchen, ein bisschen Chalk, bester Sandstein und einen netten Spotter! So kann man das Bouldern in den Rocklands genießen. | Foto: Heli Kotter/Dillinger

Ab zum nächsten Ungetüm aus Fels, das unsere Sprungkünste fordern soll: „Hole in One Fb 7c+“ ist eigentlich ein Ausdruck aus dem Golfen. Klassisch wird mit „HIO“ das erfolgreiche Spielen einer Bahn mit einem einzigen Schlag beschrieben, also Abschlagen und „Einlochen“ mit einem Mal.

Beim gleichnamigen Boulder gilt es einen Griffabstand von etwa 2,3 Meter zu überspringen was eine Punktlandung erfordert – jedenfalls mit den richtigen Körperteilen. Besondere Schwierigkeit erhält das Boulderproblem, weil man dabei um eine Sandsteinwelle herumspringt ohne sich den Kopf einzuschlagen. Eine absolute Herausforderung für die Koordination und ein Riesenspass (wenn es klappt)!

Zu große Crashpads gibt es beim Bouldern in den Rocklands nicht!

Am Boulder „Salam Fb 8a“ oder „The arc Fb 8a“  spielen unsere fast überdimensioniert anmutenden Edelrid Crashpads ihren Jocker aus. Ich bin heilfroh über deren Größe, denn wer möchte schon gerne aus etwas höherem Gefilde auf einer Fußmatte oder einem zu kleinen Pad landen? Eben! Aus sportlicher Sicht lohnt sich die Tour für uns  allemal, nicht nur weil auch ein bisschen was vorangeht: Mir gelangen einige Boulder Fb 8a aufwärts und sogar zwei 8a Boulder im Modus onsight (wenn es so etwas beim Bouldern überhaupt gibt, aber das ist ein anderes Thema).

Langeweile am Pausentag: Sicher nicht!

Rocklands Bouldern Foto: Heli Kotter / Dillinger
Frisches Seafood als Kraftnahrung wird empfohlen! | Foto: Heli Kotter/Dillinger

Auch wenn „Bouldern in den Rocklands“ nach Genuss und Entspannung klingt, spürt man es nach einiger Zeit in Kreuz und Fingern. Was gibt es also besseres als die Ruhetage rund um Kapstadt zu verbringen und dort die Seele baumeln zu lassen? Das Seafood, der Wein und die Steaks – so etwas findet man hierzulande einfach nicht. Wer sich angesichts der lukullischen Vielfalt nicht komplett überfrisst und in der Folge bewegungsunfähig wird, kann in Kapstadt vieles entdecken. In keinem Fall verpassen sollte man das Nachtleben, die Märkte, die einzigartigen Strände mit Pinguinen, Walen oder Robben. Vor allem die Tierwelt in Südafrika ist einzigartig und ohne jede Frage sehenswert. Wo sonst kann man sich wie mitten in einem Tierfilm fühlen und so eine Szenerie in sich aufnehmen?

Rocklands Bouldern Foto: Heli Kotter / Dillinger
Ob mit den Haien schwimmen zum Abschlussprogramm eines Trips nach Afrika gehören muss? Sicher! | Foto: Heli Kotter/Dillinger

Rocklands – Wir kommen wieder!

In den folgenden Tagen genießen wir die Vorzüge der Sandsteinfelsen, die Natur und die kulinarischen Schmankerl, die der südlichste Zipfel des afrikanischen Kontinents zu bieten hat. Wie es sich für „richtige Männer“ gehört, springen wir nach dem Essen auch mal zu den Haien ins Meer, in der Hoffnung, dass der heute bereits gefrühstückt hat. Eins wird für uns bis zur Abreise immer klarer: Wir kommen definitiv wieder – nicht nur wegen dem Fels!

 

 


Informationen zum Bouldern in den Rocklands

  • Anreise: Wer schon einmal dort war weiß, dass eine Reise an die Südspitze Afrikas weiter und aufwändiger klingt, als es letztendlich zutrifft. Mit einem Direktflug (z.B. mit Condor ab Frankfurt) ist man ab Deutschland in gut elfeinhalb Stunden vor Ort, Verbindungen mit einem oder mehreren Zwischenstopps sind rund 15 bis 20 Stunden unterwegs. Vor Ort kommt man am besten mit einem Mietwagen in die Bouldergebiete.
  • Reisezeit: Die beste Reisezeit für Boulderer ist der Südafrikanische Winter, also Sommer auf der Nordhalbkugel, da die Temperaturen dann für sportliche Aktivitäten sehr angenehm sind.
  • Sperren in den Rocklands: Das Bouldergebiet der Rocklands liegt auf privatem Boden, der Zutritt wird von den Grundeigentümern freiwillig gewährt. Aufgrund von Vandalismus, Verschmutzung (jeglicher Art) und zu vielen Trampelpfanden wurden im Juli 2013 erstmals Sektoren gesperrt. Der Mountain Club of South Africa (MCSA) setzt sich dafür ein, die Rocklands als Bouldergebiet zu erhalten. Um sie dabei zu unterstützen ist ein vorbildliches und verantwortliches Verhalten beim Besuch der Rocklands eine Selbstverständlichkeit. Der Einsatz von Pof ist im gesamten Bouldergebiet nicht erlaubt.

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