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Hält, was es verspricht

Das Sicherungsgerät „Revo“ von Wild Country im Test

6 Minuten Lesezeit
Das Revo Sicherungsgerät von Wild Country ist ganz neu auf dem Markt und verspricht großartiges und sicheres Klettervergnügen. Der Testbericht von Sophie Arnold klärt über Aufbau, Funktionsweise sowie Vor- und Nachteile des Revo auf.

Ganz neu auf dem Markt und wahrscheinlich den meisten noch unbekannt: das „Revo“, ein Sicherungsgerät von der Marke Wild Country. Es ist vergleichbar mit einem Tuber, nur das es sich hier um eine High End-Variante handelt, was sich auch im Preis niederschlägt. Mit ca. 130 Euro ist das Revo von Wild Country nicht gerade günstig. Was soll das Sicherungsgerät so einzigartig machen? Das habe ich für Euch eingehend getestet und dabei einige Kletter- und auch Fallmeter zurückgelegt.

Aufbau des Revo Sicherungsgeräts von Wild Country

Das Revo ist symmetrisch aufgebaut und besitzt als Kern eine bewegliche Rolle, über die das Seil läuft. Durch den symmetrischen Aufbau wurde an einer der häufigsten Fehlerquellen beim Sichern angesetzt: dem Seileinlegen. Das heißt, egal ob das Bremsseil nach vorne oder hinten eingelegt wird, die Panikfunktion – sprich ein Blockieren des Kletterseils ab einer Durchrauschgeschwindigkeit von vier Metern pro Sekunde – greift in beiden Fällen.

Technische Details:

  • Einsatzbereich: Sportklettern (am Fels oder in der Halle)
  • geeignete Seile: 8,5 – 11 Millimeter
  • Gewicht: 275 Gramm
  • kompatible Karabiner: alle
  • Handhabung: für Links- und Rechtshänder

Für wen eignet sich das Sicherungsgerät?

Das Revo von Wild Country ist sowohl für Anfänger als auch Profis geeignet. Für Anfänger bietet es die Möglichkeit, die korrekte Sicherungstechnik (Bremshandprinzip) zu lernen, welche auch bei vielen anderen Sicherungsgeräten auf dem Markt als Basis benötigt wird. Trotzdem schafft das Revo durch die Panikfunktion ein hohes Maß an Sicherheit. Das Revo funktioniert bei korrekter Anwendung wie ein Tuber, weshalb es auch für erfahrene Sicherer sehr gut geeignet ist. Man kann wie gewohnt weiter sichern, mit der Ausnahme, dass man beim Revo noch die Blockierfunktion als zusätzliche Sicherheit hat.

Minuspunkt: Für Sicherer die einen deutlich schwereren Kletterer sichern, ist das Revo nicht so gut geeignet. Wie beim Tuber wird auch beim Revo eine gewisse Handkraft benötigt. Je schwerer der Kletterer ist, desto mehr muss am Bremsseil festgehalten werden.

Revo – ein bidirektionaler Autotuber

Das Revo fällt mit unter die Kategorie der Autotuber. Jedoch sind beim Revo deutliche Unterschiede im Vergleich zu anderen Autotubern festzustellen und zwar im Bereich der Funktionsweise und Handhabung.

Geschwindigkeit statt Seilzug

Ein Unterschied liegt im Auslösemechanismus der Blockierfunktion. Bei den üblichen Sicherungsgeräten wie dem Grigri oder Click Up wird die Blockierung durch Kraft bzw. Seilzug ausgelöst. Dies macht sich oft bemerkbar, wenn man beim Seilausgeben zu stark zieht – mit der Folge, dass das Gerät blockiert. Zudem spielt es auch keine Rolle, ob gewollt zugemacht wird oder der Kletterer stürzt. Um wieder Seil ausgeben zu können, muss die Blockierung erst gelöst werden.

Der Blockiermechanismus des Revo basiert jedoch auf dem Geschwindigkeitsprinzip. Erreicht die Rolle – beispielsweise im Falle eines Sturzes – eine Geschwindigkeit von über 4 m/s, löst eine kleine Nase den Sicherheits-Mechanismus aus: Hierbei rastet der Blockier-Exzenter in die Rolle ein, drückt das Seil in die Kerbe des Tubes und stoppt so das weitere Seildurchlaufen.

Sollte der Exzenter aus irgendeinem Grund bereits ungewollt nach unten gedrückt sein, kann dies auch nicht das Auslösen des Mechanismus verhindern, denn durch die Nase ist eine Reaktion garantiert.

Wild Country weist darauf hin, dass der Mechanismus des Revo lediglich eine Unterstützung im Ernstfall ist. Im normalen Kletterbetrieb, kann, wie gewohnt, auch durch die Seilführung mit den Händen blockiert, Seil nachgegeben oder eingeholt werden.

Ist die Panikfunktion doch einmal eingerastet, kann der Sichernde sie durch Ziehen des Seils wieder lösen. Dies stellt sicher, dass nicht unerwartet Seil durchläuft, sondern jederzeit die Kontrolle gewährt ist.

Dynamisches Sichern

Halbautomaten bieten viele Vorteile, jedoch lässt sich bei ihnen durch das automatische Einsetzten der Blockierfunktion nicht dynamisch Sichern. Das Revo hingegen blockiert bei normalem Sicherungsverhalten nicht. Hier greift die Blockierfunktion erst bei fehlerhaftem Verhalten, welches durch eine zu große Geschwindigkeit beim Seildurchlauf signalisiert wird. Dies ermöglicht es dem Sicherer, den Sturz des Kletterers abzudämpfen, da immer noch ein wenig Bremsseil durch das Sicherungsgerät durchlaufen kann und das Seil nicht abrupt gestoppt wird.

Wild Country Revo: Die Funktionsweise

Das Revo ist im Prinzip wie ein Tuber, nur mit einer automatischen Blockierfunktion verbaut. Diese greift nicht beim normalen Sichern, sondern erst, wenn es zu einem extremen, plötzlichen Seilzug kommt und eine gewisse Geschwindigkeit erreicht wird.

Beim Testen der Blockierfunktion des Revo.

Sophie Arnold

Beim Testen der Blockierfunktion des Revo.


Beim Testen der Blockierfunktion des Revo.

Sophie Arnold

Die Blockierfunktion greift erst bei extremen Seilzug.


Dann klappt die „Nase“ des Revo nach oben.

Die „Nase“ des Revo.

Sophie Arnold

Die „Nase“ des Revo.


Die „Nase“ des Revo.

Sophie Arnold

Die sogenannte Nase klappt bei solch plötzlichem Seilzug nach oben.


Das Seil wird eingeklemmt und blockiert.

Das Seil wird eingeklemmt…

Sophie Arnold

Das Seil wird eingeklemmt…


Das Seil wird eingeklemmt…

Sophie Arnold

… und blockiert.


Durch die bidirektionale Blockierfunktion schafft das Revo noch mehr Sicherheit für den Kletterer. Egal wie das Revo eingelegt ist (Bremshandseil vorn oder hinten), greift der Blockiermechanismus, wenn es zu einer Paniksituation kommt.

Wild Country Revo Test in der Praxis

Anfangs war ich skeptisch. Vor allem beim Seilausgeben hatte ich Angst, dass das Revo blockiert, wenn ich zu schnell oder ruckartig am Seil ziehe. Das Gefühl der Unsicherheit legte sich nach kurzer Zeit jedoch. Egal wie schnell ich Seil ausgab, nichts hakte. Es funktioniert genauso problemlos wie beim Tuber. Auch das Seileinholen und Zumachen stellte kein Problem dar. Jedoch benötigt man beim Revo mehr Haltekraft im Vergleich zum Grigri, da hier die Blockierfunktion ja nur in der Not eingreift.

Einlegen des Seils ins Sicherungsgerät

Aufklappen des Revo…

Sophie Arnold

Aufklappen des Revo…


Aufklappen des Revo…

Sophie Arnold

…mittels des schwarzen Hebels an der einen Seite.


Einlegen des Seils und Zuklappen des Revo bis es einrastet.

Sophie Arnold

Einlegen des Seils und Zuklappen des Revo bis es einrastet.


Einlegen des Seils und Zuklappen des Revo bis es einrastet.

Sophie Arnold

Seil des Kletterers hinten.


Seil Bremshand vorne.

Sophie Arnold

Seil Bremshand vorne.


Seil Bremshand vorne.

Sophie Arnold

Einlegen des Revo in den Sicherungskarabiner an der Gurtschlaufe.


Sichern mit dem Revo und Handhabung

Das Revo funktioniert wie ein Tuber. Dass er eine Blockierfunktion besitzt, sollte man gedanklich am besten ausschalten. Diese greift nämlich beim korrektem Sichern nicht. Hier wird, wie beim Tuber auch, das Seil gebremst, indem man es mit der Bremshand in die Kerbe des Revo drückt.

Bremshand immer vorne und nach unten halten.

Sophie Arnold

Bremshand immer vorne und nach unten halten.


Bremshand immer vorne und nach unten halten.

Sophie Arnold

Seil kann wie beim Tuber eingeholt und ausgegeben werden.


  • Um zu zumachen, Seil einziehen, bis es straff ist und beide Hände an das Bremsseil
  • Beim Ablassen beide Hände nach unten vorm Körper am Bremsseil positionieren
  • Im Panikmodus würde die Nase des Revo nach oben klappen und blockieren. Durch Ziehen des Bremsseils nach unten klappt die Nase wieder nach unten und die Blockierung wird aufgehoben. Folglich kann ganz normal weiter gesichert werden wie mit einem Tuber.

Zuverlässigkeit der Panikfunktion beim Revo

Das Einsetzten der Panikfunktion war immer zuverlässig. Wir haben es in Stürzen, beim Ablassen und am Boden beim Partnercheck getestet. Bei zu schnellem Seildurchrauschen klappte die Nase des Revo nach oben und das Gerät blockierte. Das Revo reagiert sehr schnell, gefühlt legte der Kletterer ca. 20 Zentimeter Fallhöhe (abhängig von der Seilreibung) zurück. Auch das Lösen der Blockierung war kinderleicht.

Nachteile des Wild Country Revo?

Neben der Tatsache, dass sich das Revo Sicherungsgerät nicht für Kletterer mit stark unterschiedlichen Körpergewichten eignet, wurde als weiteres mögliches Manko die Auslösung des Blockiermechanismus angesprochen. Beim Revo löst diese ab einer Geschwindigkeit von 4 m/s aus. Jetzt könnte man sich fragen: Was passiert, wenn der Kletterer stürzt und die Auslösegeschwindigkeit nicht erreicht wird? Sollte dieser Fall wirklich auftreten, wäre der Aufprall für den Kletterer nicht gefährlich. Denn …

Was bedeutet eigentlich eine Geschwindigkeit von 4 m/s ?

Wenn man aus einem Meter herunterspringt, erreicht man eine Geschwindigkeit von 4 m/s. Das heißt, sollte das Revo wegen zu geringer Geschwindigkeit nicht auslösen, würde man lediglich unsanft auf dem Boden landen.

Fazit zum Test des Revo Sicherungsgerätes

Inzwischen bin ich echt begeistert vom Revo. Es ermöglicht dynamisches Sichern wie mit einem Tuber, verschafft einem aber noch Sicherheit mit der Panikblockierung. Jedoch für Sicherer, die deutlich schwerere Kletterer sichern oder bei sehr langem Sichern, würde ich auf einen klassischen Halbautomaten zurückgreifen. Zusammengefasst ist das Revo ein Tube, welches beim normalen Klettern keine Blockierfunktion auslöst. Erst in Notsituationen bei zu hoher Durchrauschgeschwindigkeit setzt die Blockierung ein.

Das Revo von Wild Country gibt es schon bald im Bergzeit Shop zu kaufen!

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