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Spektakulär und spaltenarm

Das Lagginhorn: Der ideale Viertausender für Einsteiger

5 Minuten Lesezeit
Das Lagginhorn (4.010 Meter) gilt als Viertausender für Einsteiger. Es liegt in den östlichen Walliser Alpen und wird nach der SAC Berg- und Hochtourenskala als "wenig schwierig" beschrieben. Doch ist es das wirklich? Bergzeit Autor Ben Weiler hat's ausprobiert.

Am 26. August 1856 wurde das Lagginhorn von Edward Levi Ames in Begleitung einheimischer Bergführer erstbestiegen. Bereits bei der Erstbesteigung wählte Ames mit seinen Begleitern den heutigen Normalweg über den Westsüdwest-Grat. Dieser wartet mit Kletterschwierigkeiten im II. Grad auf. Bis vor einigen Jahren wurde am Normalweg zuvor noch der Lagginhorngletscher traversiert.

⚠️ Steinschlaggefahr am Lagginhorngletscher

Der Lagginhorngletscher gilt als spaltenarm und relativ „harmlos“. Aber: im ausappernden Bereich gilt die Route über den Gletscher als zunehmend steinschlaggefährdet. Die aktuelle Normaltroute (Stand 2023) führt daher über den gesamten WSW-Grat. Infos dazu gibt’s beim SAC.

Vorsicht, auch beim spaltenarmen Lagginhorn

Auch ein spaltenarmer Gletscher hat die ein oder andere Gletscherspalte – und schließlich genügt auch eine einzige Spalte, um hereinzufallen. Tatsächlich musst Du, selbst bei guter Spurwahl, einige kleinere Spalten passieren. Diese sind nun nicht gerade als bodenlos zu beschreiben, dennoch führen auch diese Spalten mindestens zu schwerwiegenden Verletzungen, solltest Du hineinfallen. Darüber hinaus ist das letzte Stück des Gletschers, bevor Du auf den eigentlichen Grat gelangst, durchaus (und insbesondere beim Abstieg in den Mittagsstunden) Steinschlag gefährdet und sollte deshalb zügig passiert werden.

Aufgrund von Steinschlaggefahr gilt der hier beschriebene Weg mittlerweile nur noch als engeschränkt empfehlenswert!

Aktuelle Infos zum Normalweg und weiteren Aufstiegsvarianten auf das Lagginhorn gibt’s beim Schweizer Alpen-Club SAC.

Die Tour aufs Lagginhorn ist spektakulär und gilt als „wenig schwierig“! Trotz seiner Einstufung solltest Du Auf- und Abstieg jedoch nicht unterschätzen.

Ben Weiler

Die Tour aufs Lagginhorn ist spektakulär und gilt als „wenig schwierig“! Trotz seiner Einstufung solltest Du Auf- und Abstieg jedoch nicht unterschätzen.


Seit seiner Erstbesteigung wurde das Lagginhorn etliche Male bestiegen, doch leider sind seitdem auch einige Unfälle mit teils tödlichem Ausgang zu verbuchen.

Der Hüttenzustieg

Um den üblichen Stützpunkt einer Lagginhornbesteigung zu erreichen, nämlich die Weissmieshütte (2726m), gibt es grundsätzlich zwei Varianten: Entweder benutzt Du die Bergbahn Hohsaas, welche Dich innerhalb kürzester Zeit von Saas Grund auf den sogenannten Kreuzboden (2.400 m) katapultiert (von hier benötigst Du nur noch etwa eine Stunde bis zur Weissmieshütte) oder Du wählst den Aufstieg aus eigener Kraft, welcher Dich über die malerische Triftalp führt.

Auch für das Lagginhorn sollten Bergsteiger unbedingt Hochtouren-Knowhow mitbringen.

Ben Weiler

Auch für das Lagginhorn sollten Bergsteiger unbedingt Hochtouren-Knowhow mitbringen.


Bei Variante 2 kannst Du neben tollen Ausblicken auf die gegenüberliegende Mischabelgruppe einige sehr authentische alte Hütten mit Steineindeckung bewundern. Auch der erste Blick auf das eigentliche Ziel – das Lagginhorn – ist äußerst spektakulär, denn von dieser Seite sieht der WSW-Grat deutlich abschreckender und steiler aus, als es eine Wertung im II. Grat vermuten lässt. Doch keine Angst: Bist Du erst einmal auf dem Grat, eröffnet Dir der Berg gut zu bewältigende Aufstiegsmöglichkeiten!

Entscheidest Du Dich für den Zustieg zu Fuß, heißt es früh aufstehen!|

Ben Weiler

Entscheidest Du Dich für den Zustieg zu Fuß, heißt es früh aufstehen!|


Wir entschieden uns für den langsameren (ca. 3 Std.), aber wie wir finden auch schöneren Zustieg zu Fuß. Der Zustieg beginnt übrigens direkt hinter der Talstation der Seilbahn und ist durchweg gut ausgeschildert. Nachdem wir die Triftalp hinter uns gelassen haben, erreichen wir nach ca. zwei Stunden schließlich die Zwischenstation der Seilbahn, den Kreuzboden. Von hier ist die Hütte bereits in Sicht. Sie ist malerisch vor der gewaltigen Südwand des Lagginhorn gelegen. Nach einer weiteren Stunde in gemütlichem Tempo, betreten wir die Aussichtsterrasse der Weismieshütte und genießen die sehr zu empfehlende Rösti-Pfanne und eine kühle Apfelschorle.

Der Normalweg – nicht zu unterschätzen

Noch im Dunkeln starten wir am nächsten Morgen bei der Weissmieshütte und folgen zunächst dem Fahrweg in Richtung Lagginhorn. Sobald dieser den Gletscherbach berührt, welcher vom Lagginhorngletscher herabfließt, überqueren wir den Bach und folgen diesem, bis das Gelände deutlich ansteilt (der Fahrweg selbst zieht nach rechts in Richtung Bergstation Hohsaas hinauf).

Nun begeben wir uns auf einen Rücken, der sich rechtsseitig in Richtung Lagginhorn erhebt. Hier sieht man nun wieder deutliche Steigspuren und Steinmandl. Den Steigspuren folgend gelangt man so zum rechten Rand des Lagginhorngletscher.

Nachdem wir unsere Steigeisen angelegt haben und uns vorsichtshalber angeseilt haben, queren wir den Gletscher in leicht ansteigender Linie an dessen linken, oberen Rand. Hierbei steuern wir direkt auf den WSW-Grat zu. Nach einer knapp 20-minütigen Gletscherbegehung betreten wir den felsigen Blockgrat an der deutlich erkennbaren, flachsten Stelle. Während wir Seil und Gletscherausrüstung wieder in unseren Rucksäcken verstauen, bewundern wir den Sonnenaufgang und das Alpenglühen der Mischabelgruppe.

Das frühe Aufstehen wird sich lohnen…

Ben Weiler

Das frühe Aufstehen wird sich lohnen…


Das frühe Aufstehen wird sich lohnen…

Ben Weiler

The sunrise will remain in our memories.


Nachdem wir den Gletscher hinter uns gelassen haben beginnt nun der Aufstieg über den felsigen WSW-Grat, welcher gelegentliches Kraxeln erfordert. Insbesondere im oberen Teil des Grates besteht mitunter Stein- bzw. Eisschlaggefahr durch vorausgehende Seilschaften – hier ist äußerste Vorsicht geboten, da der Grat häufig von losem Geröll bedeckt ist. Je nach Verhältnissen kann (wie bei jeder hochalpinen Tour) das Anspruchsniveau der Tour stark schwanken. Insbesondere im oberen und steileren Teil des Berges kann es bei Vereisung schnell zu höheren Schwierigkeiten kommen, Steigeisen und Eispickel sind also bei Unkenntnis der Verhältnisse definitiv erforderlich.

Im Vergleich zu anderen Viertausendern

Objektiv gesehen ist der Berg im Vergleich zu vielen anderen Bergen eher wenig schwer – dies bedeutet jedoch nicht, dass der Berg gänzlich ohne Gefahr zu besteigen ist und quasi für jeden Wanderer geeignet ist. Entsprechendes Hochtouren-Knowhow sollte auf jeden Fall vorhanden sein, um sicher auf den Gipfel zu gelangen und wieder wohlbehalten abzusteigen.

Ziel erreicht – das Gipfelkreuz des Lagginhorn auf 4.010 Meter.

Ben Weiler

Ziel erreicht – das Gipfelkreuz des Lagginhorn auf 4.010 Meter.


Anmerkung:
Es gibt übrigens auch die Möglichkeit von der Weissmieshütte ohne Gletscherkontakt auf den WSW-Grat zu gelangen – diese Möglichkeit wird jedoch seltener genutzt. Wer den direkten Zugang zum Grat nutzen will, sollte sich beim Hüttenwirt über den etwas versteckten Einstieg zum Grat erkundigen und diesen ggf. bereits am Vortag des Gipfelganges auskundschaften.

Tourdaten

  • Aufstiegszeit (Saas Grund – Weissmieshütte): ca. 3h (über Triftalp/Kreuzboden)
  • Aufstiegszeit (Weissmieshütte-Lagginhorn): ca. 4h (über Laggingletscher/WSW-Grat)
  • Abstiegszeit (Lagginhorn-Weissmieshütte): ca. 3h (über Laggingletscher/WSW-Grat)
  • Kosten Bergbahn (Saas Grund – Kreuzboden): Bergfahrt 27€/Berg- und Talfahrt 33€
  • Alternative für den Abstieg: Monster-Trotti Fahrt über 11km (von Kreuzboden nach Saas Grund)
  • Höhenmeter (Saas Grund-Lagginhorn): 2410 Hm
  • Höhenmeter (Weissmieshütte-Lagginhorn): 1280 Hm

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