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Bodennahes Höhenabenteuer

Was ist Bouldern? Alles, was Du über den Klettersport wissen musst

8 Minuten Lesezeit
Bouldern ist Klettern ohne Seil in Absprunghöhe. Erfahre hier, was diesen Klettersport so besonders macht, wie Du sicher startest und warum beim Bouldern nicht nur Bizeps, sondern auch Köpfchen gefragt ist.

Bouldern ist eine der zugänglichsten Formen des Kletterns. Du brauchst kein Seil, keinen Gurt und kein Sicherungsgerät. Gerade Kletterneulinge können beim Bouldern erstmal ausprobieren, wie sich die Vertikale für sie anfühlt. Fortgeschrittene feilen an der Boulderwand an ihrer Technik. Das Klettern in Absprunghöhe ist aber längst kein Training mehr fürs Sportklettern, sondern hat sich zu einer eigenen Disziplin etabliert.

💪 Bouldern – das Wichtigste in Kürze
  • Was? Klettern ohne Seil in Absprunghöhe (bis ca. 4,5 Meter)
  • Wo? In der Halle oder am Fels
  • Spaßfaktor: Bouldern verbindet Technik, Kraft und Tüftelspaß. Nicht zu verachten ist auch die soziale Komponente.
  • Sicherheit: Auf Regeln achten, Rücksicht nehmen, Sturzbereiche freihalten

Bouldern: eine einfache Definition

Bouldern ist das Klettern in Absprunghöhe, also ohne Sicherung durch ein Seil. Geklettert wird meist an künstlichen Wänden in Boulderhallen oder auch am Fels. Die Routen, sogenannte Boulderprobleme, sind nur wenige Meter hoch, in der Regel 3 bis 4,5 Meter. Wenn Du abrutschst, fällst Du in der Boulderhalle auf eine dicke Matte, draußen legst Du stattdessen Crashpads unter.

Bouldern ist als Klettersport technisch und körperlich anspruchsvoll. Der Fokus liegt auf Technik, Koordination, Flexibilität und Kreativität. Kraft kommt Bouldernden ebenfalls zu Gute, wobei eine gute Technik darin besteht, kraftschonend und effizient zu klettern.

Farbsysteme und Beschilderungen zeigen Dir in der Boulderhalle, wie eine Route verläuft und welchen Schwierigkeitsgrad sie hat.

Bergzeit

Farbsysteme und Beschilderungen zeigen Dir in der Boulderhalle, wie eine Route verläuft und welchen Schwierigkeitsgrad sie hat.


Es gibt zwei Hauptorte, an denen gebouldert wird:

  • Hallen-Bouldern: In Boulderhallen findest Du farblich markierte Routen für alle Schwierigkeitsgrade. Weiche Matten sorgen für Sicherheit bei einem Sturz.
  • Outdoor-Bouldern: In der Natur wird an natürlichen Felsformationen gebouldert – zum Beispiel im Frankenjura, im Tessin oder im französischen Fontainebleau, einem der bekanntesten Bouldergebiete der Welt. Die meisten Leute beginnen aber in der Boulderhalle.

👉 Mehr über das berühmte Fontainebleau erfährst Du in diesem Beitrag: Bouldern in Fontainebleau – Geschichte, Tipps und Infos

Was sind die Regeln beim Bouldern?

Bouldern ist keine wilde Kraxelei. Wie beim Sportklettern gibt es klare Regeln, die Du einhalten musst, um ein Boulderproblem in der Halle erfolgreich zu lösen:

  1. Korrekter Start: Du hältst die markierten Startgriffe statisch kontrolliert, bevor Du weiterkletterst. Falls markiert, musst Du auch die Starttritte benutzen.
  2. Farbentreue: Du nutzt nur die Griffe und Tritte einer Farbe. Farbneutrale Volumen und die Wand kannst Du immer treten oder greifen.
  3. Kontrollierter Halt am Top: Du hältst den letzten Griff mit beiden Händen kontrolliert fest, also bleiben beide Hände mindestens Drei Sekunden lang stabil am Top. Nur kurz berühren oder anklatschen zählt nicht.
  4. Ohne Absturz: Du bist nicht aus der Wand gefallen. Auch wenn Du zwischendrin die Matte berührst, musst Du wieder am Startgriff beginnen: Kein Einsteigen in der Mitte.

Beim Wettkampfbouldern gelten ähnliche Grundregeln, jedoch mit zusätzlichem Fokus auf Zeit und Versuchsanzahl. Ziel ist es, die Boulderprobleme in möglichst wenigen Versuchen zu toppen. Oft gibt es eine Zeitbegrenzung pro Problem. 

Zudem spielt das Erreichen einer Zwischenmarke, der sogenannten Zone, eine Rolle. Erreicht der Athlet oder die Athletin das Top nicht, gibt es trotzdem einen Punkteanteil.

Besonders wertvoll ist ein Flash: Der Boulderer schafft die Route im ersten Durchstieg.

👉 Flash? Du willst in der Boulderhalle mit Fachjargon punkten? Lies diesen Beitrag zum Thema Boulderbegriffe zum Angeben.

Was macht das Klettern in Absprunghöhe so besonders?

Bouldern ist intuitiv, sozial und vielseitig. Schon Einsteigerinnen können ohne Vorkenntnisse loslegen. Gleichzeitig bietet der Sport auch erfahrenen Kletternden immer neue Herausforderungen.

Das liegt auch an den verschiedenen Bewegungstechniken und Mustern, die den Reiz des Boulderns ausmachen.

Koordinative, dynamische Boulder, bei denen der Kletterer häufig springt, erfordern zum Beispiel Mut und eine hohe Reaktionsfähigkeit. Technische, präzise Herausforderungen mit kleinen Tritten verlangen dem Bouldernden dagegen an Platten ein hohes Maß an Balance, Ruhe und Vertrauen in die Füße ab. Bei harten Überhängen und kleinen Leisten ist Maximalkraft gefragt. So hat jeder spezifische Routen, bei denen er mit seinen Stärken glänzen oder an seinen Schwächen arbeiten kann.

Gemeinsam Bouldern macht mehr Spaß: Tipps und gemeinsames Tüfteln für die beste Lösung gehören dazu.

Bergzeit

Gemeinsam Bouldern macht mehr Spaß: Tipps und gemeinsames Tüfteln für die beste Lösung gehören dazu.


Nicht zu vergessen ist der soziale Aspekt: In der Halle oder am Fels tüfteln oft mehrere Personen gemeinsam an einem Boulderproblem, geben sich Tipps und motivieren sich gegenseitig. Auch Menschen, die auf verschiedenen Niveaus klettern, können gemeinsam bouldern gehen: Man sucht sich einfach verschiedene Probleme an derselben Wand und lernt voneinander.

Ist Bouldern gefährlich?

Wie bei so gut wie jeder Sportart kann es auch beim Bouldern zu Unfällen und Verletzungen kommen. Gerade Anfänger ziehen sich zu Beginn häufig Zerrungen und Überlastungen zu. Typisch für das Bouldern sind auch Kapselrisse. Sorgfältiges Aufwärmen, langsames Steigern und Achtsamkeit  minimieren dieses Risiko.

Zwar ist die Sturzhöhe beim Bouldern gering und man fällt in der Halle auf die Matte, kommt man aber ungeschickt auf, kann es zu Verletzungen kommen. Laut der Unfallstatistik des Deutschen Alpenvereins machten 2023 den Hauptanteil der Boulderunfälle mit Rettungsdiensteinsatz Mattenstürze aus (85 Prozent).

Ganz vermeiden kann man das Fallen nie, aber man kann es üben. Während beim Seilklettern das Sturztraining fester Bestandteil des Trainings ist, verzichten viele Boulderer darauf, sich auf das richtige Fallen vorzubereiten. Die empfohlene Technik ist dabei, Körperspannung zu behalten, auf den Füßen aufzukommen und sich mit dem Körper nach hinten auf die Matte abzurollen. Am besten übst Du das zunächst in geringer Absprunghöhe, sodass Du die richtige Technik für den Ernstfall verinnerlichst.

Beim Spotten lenkt man eine Person beim Fallen – meist an Hüfte oder Rücken – sodass sie kontrolliert auf der Matte landet.

Bergzeit

Beim Spotten lenkt man eine Person beim Fallen – meist an Hüfte oder Rücken – sodass sie kontrolliert auf der Matte landet.


Besonders bei höheren oder kniffligen Passagen kann zusätzlich ein Spotter helfen, den Fall kontrollierter zu gestalten und Verletzungen zu vermeiden.

👉 Auch ungeschicktes Abspringen kann zu Verletzungen führen. Wenn es geht, ist es immer besser, zumindest ein Stück weit abzuklettern. Wie Du richtig abspringst, erfährst Du in diesem Beitrag: Richtig abspringen beim Bouldern.

Was brauche ich zum Bouldern?

Für den Einstieg reichen:

  • Kletterschuhe: Spezielle Schuhe mit griffiger Sohle (kannst Du Dir auch in der Boulderhalle leihen)
  • Chalk (Magnesiumcarbonat): Für trockene Hände und besseren Halt
  • Bequeme Kleidung: Bewegungsfreiheit ist beim Bouldern entscheidend.

Beim Outdoor-Bouldern kommt noch ein Crashpad hinzu. Das ist eine tragbare Matte, die den Aufprall beim Sturz dämpft. In der Halle brauchst Du oft ein kleines Vorhängeschloss, um den Spind zu verschließen.

👉 Mehr über die richtige Ausrüstung fürs Bouldern, kannst Du in diesem Beitrag lesen: Packliste Bouldern.

Ab welchem Alter kann man bouldern?

Kinder lieben kraxeln. Mit dem Bouldern können sie bereits ab etwa 3 Jahren beginnen. In vielen Hallen gibt es spezielle Kinderbereiche oder -kurse. Kinder unter 14 Jahren benötigen eine volljährige Begleitperson. Ab 14 Jahren ist Bouldern in der Regel  mit einer Einverständniserklärung der Eltern möglich.

👉 Mehr zum Thema Klettern und Bouldern mit Kindern erfährst Du in diesem Beitrag: Klettern und Bouldern mit Kindern – das raten die Experten

Kann ich ohne Vorkenntnisse bouldern gehen?

Ja, Bouldern ist ideal für Anfänger, da keine Vorkenntnisse erforderlich sind. Viele Hallen bieten Einführungskurse an, in denen die Grundlagen des Boulderns vermittelt werden. Wenn Du Dich weiterentwickeln willst oder nicht weiterkommst, sind bestimmte Technikkurse hilfreich. Die meisten Boulderhallen oder der Deutsche Alpenverein haben solche Boulderkurse im Programm.

Gut ist es außerdem, sich vorab über die Sicherheitsregeln zu informieren. Halte zum Beispiel Sturzbereiche frei und lass keine Stolperfallen wie Trinkflaschen oder Chalkbags auf der Matte liegen.

7 Todsünden beim Bouldern

Sicherheit und Fairness sind beim Bouldern genauso wichtig wie in jedem anderen Sport. Vermeide deshalb unbedingt dieses Verhalten:

  • Beta-Spraying:  Ungefragte Tipps können anderen den Spaß am Ausprobieren nehmen. Wenn Du helfen möchtest, frag: „Brauchst Du eine Beta?“
  • Flaschen, Chalkbags oder Handys auf der Matte liegen lassen: Das sind Stolperfallen und können vor allem in Sturzbereichen zu bösen Unfällen führen.
  • Matten blockieren: Quatschen, dehnen und Krafttraining gehören zum Bouldern dazu, aber achte darauf, dass Du Kletternde nicht behinderst. Die meisten Hallen haben einen Trainingsbereich, ein Café oder ruhige Ecken für Pausen.
Quatschen während kleiner Kletterpausen gehört zum Bouldern dazu. Achte aber darauf, dass Du andere beim Bouldern nicht behinderst - vor allem wenn in der Halle viel los ist.

Bergzeit

Quatschen während kleiner Kletterpausen gehört zum Bouldern dazu. Achte aber darauf, dass Du andere beim Bouldern nicht behinderst – vor allem wenn in der Halle viel los ist.


  • Straßenschuhe in der Halle: Straßenschuhe haben auf Matten und Griffen nichts verloren – aus hygienischen und sicherheitstechnischen Gründen. Und geh‘ mit den Kletterschuhe bitte nicht aufs Klo.
  • Nicht auf den eigenen Turn achten: Nicht vordrängeln, wenn gerade jemand anderes sich auf eine Route vorbereitet oder es eine „Warteschlange“ gibt. Im Zweifel: Nachfragen.
  • In die Route reinlaufen: Prüfe vor dem Einstieg immer, ob die Route eines Kletternden neben Dir Deine Route kreuzt. Bei dynamischen Zügen droht sonst Verletzungsgefahr – mindestens kann der Nebenmann aber sauer werden, wenn Du ihm im Weg bist.
  • Schmuddelige, vollgechalkte Griffe hinterlassen: Wenn Du eine große Menge Chalk benutzt hast, Schweiß am Griff oder viel Gummi am Tritt hinterlassen hast, benutze eine Bürste. Dein Nachfolger an der Route freut sich.

Was kostet Bouldern?

Die Preise variieren je nach Halle und Region. In Deutschland liegen die Eintrittspreise für eine Tageskarte meist zwischen 5 und 15 Euro. Viele Hallen bieten auch Zehnerkarten oder Abonnements an, die günstiger sind. Einige Boulder-Gyms kooperieren auch mit Sportabos wie Wellpass oder Urban Sportsclub. In den Alpenvereins-Hallen zahlen Mitglieder in der Regel weniger. Zusätzliche Kosten können für das Ausleihen von Kletterschuhen anfallen.

Was bedeuten die Schwierigkeitsgrade?

Boulderprobleme werden oft nach dem französischen Fb-Skala („Fontainebleau“) System bewertet, z. B. 4, 5,6a, 6b … . In vielen Hallen gibt es zusätzlich ein Farbleitsystem, das die Schwierigkeit anzeigt. Anfänger sollten mit einfacheren Routen beginnen und sich langsam steigern.

👉 Mehr über die Schwierigkeitsgrade beim Bouldern erfährst Du in diesem Beitrag: Schwierigkeitsgrade beim Bouldern – Tabelle und Umrechnung.

Fazit: Bouldern ist mehr als nur Klettern

Bouldern verbindet die körperliche Herausforderung mit mentalem Tüfteln. Es ist ein unkomplizierter, abwechslungsreicher Sport für jedes Alter für das Du nicht viel Equipment brauchst: ob in der Halle oder draußen in der Natur. Die Sportart erfordert Kreativität und macht vor allem in guter Gesellschaft sehr viel Spaß.

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