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Almen für Genießer

Fünf traditionelle Almhütten in Südtirol, die den Aufstieg lohnen

17 Minuten Lesezeit
An diesen Südtiroler Almen führt kein Weg vorbei: Unsere Autorin stellt fünf Almhütten über 2.000 Metern vor, die kulinarisch und landschaftlich ganz besonders begeistern. Zu erreichen sind sie ausschließlich zu Fuß oder mit dem Bike.
Bei einer Almhütten-Wanderung lässt sich die jahrhundertealte Kulturlandschaft Südtirols entdecken. | Foto: Sabine Dettling
Bei einer Almhütten-Wanderung lässt sich die jahrhundertealte Kulturlandschaft Südtirols entdecken. | Foto: Sabine Dettling

Schöne Almen sind in Südtirol wahrlich keine Seltenheit – 1.733 Almen erstrecken sich in der nördlichsten Provinz Italiens über eine Gesamtfläche von 248.750 Hektar, und das 97.615 Hektar umfassende Weideland wird abgegrast und gedüngt von rund 95.000 Vierbeinern. Die fünf Almen und Almhütten, die hier vorgestellt werden, haben einige Besonderheiten. Sie liegen im Hochgebirge auf einer Höhe um 2.000 Meter und bestechen durch eine besonders schöne Aussicht. Sie sind Ausgangs- und Endpunkte für schöne und auch lehrreiche Wander-, Kletter- und Mountainbike-Touren und nur zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar. Überdies haben sie die Tatsache gemein, dass dort ausschließlich für die Region typische Speisen serviert werden und sie Teil einer tradierten Kulturlandschaft sind – und keine für Touristen inszenierten Gastbetriebe, die sich allein auf das Geschäft mit der Folklore konzentrieren.

1. Die Urige: Äußere Rötalm im Röttal

Der Aufstieg zur Südtiroler Rötalm führt durch die reizvolle Landschaft des Rötmooses. | Foto: Sabine Dettling
Der Aufstieg zur Südtiroler Rötalm führt durch die reizvolle Landschaft des Rötmooses. | Foto: Sabine Dettling

Die urige Äußere Rötalm liegt oberhalb von Kasern auf einer Höhe von 2.118 Metern im weiten, grünen Almboden des Röttals. „Lieblich“ ist die passende Bezeichnung für das Rötmoos im Talkessel, welches als eine der schönsten Feuchtgebietlandschaften in den Ostalpen gilt. Einst formten Gletscher das landschaftlich wunderschöne Trogtal, wovon die Felsformationen mit Gletscherschliff erzählen, und das aus einem Gletschersee entstandene Niedermoor ist Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten wie das hübsche Scheuchzers Wollgras.
In der einfachen Almhütte, die den Charme vergangener Zeiten versprüht und auf deren Terrasse das Verweilen ein sehr gemütliches ist, serviert Konrad Benedikter regionale Spezialitäten, vor allem hervorragenden hausgemachten Graukäse und Almbutter, Brot, Speck und Wurst.

Erreichbar ist die Rötalm von Kasern über die Lenkjöchlhütte (2.590 Meter) oder von Prettau auf den Spuren des historischen Bergbaus über den Knappensteig. Wo heute ein mit dem Bergbausymbol markierter Lehrpfad informiert, gelangten einst die Knappen vom Dorf zu den oberen Gruben. Die St. Wilhelm-Fundgrube auf 2.080 Metern Seehöhe ist der Ort, an dem die Erzausbisse einst entdeckt wurden. Die Förderung von Kupferkies begann vermutlich in der Bronzezeit. Seit dem frühen 15. Jahrhundert verfolgten die Bergleute die Erzadern 600 Meter in die Tiefe und beförderten bis ins Jahr 1550 in ungefähr zwanzig Stollen Kupfererz zu Tage, ehe sie sich auf tiefer gelegene Stollen verlegten und im 18. Jahrhundert unter Einsatz von Schwarzpulver die Kupferreste vollends abtrugen. Manche Stolleneingänge sind bis heute zugänglich. Aus ihnen weht der eiskalte Hauch des Berginneren.

Gipfel- und Tourentipps:

Hier wird noch selbst produziert: Wenige Stunden alter Graukäse auf der Terrasse der Rötalm. | Foto: Sabine Dettling
Hier wird noch selbst produziert: Wenige Stunden alter Graukäse auf der Terrasse der Rötalm. | Foto: Sabine Dettling

Vom Knappensteig über die Rötalm und die Lenkjöchlhütte führt ein Weg von mehreren auf den Unteren Rötspitz (3.290 Meter) und den Rötspitz (3.495 Meter) oder auf den Ahrner Kopf (3.051 Meter) und den Rauchkofel (3.251 Meter).

Weniger konditionell und technisch anspruchsvoll, dafür relativ lang und ob der grandiosen Hochgebirgslandschaft und zwei ganz unterschiedlicher Täler äußerst lohnend, ist die Lenkjöchl-Tour. Diese führt von Kasern über die Labesaualm zum Lenkjöchl und über die Rötalm zurück zum Ausgangspunkt. Zwischen dem weiten, lieblichen Röttal und dem kargen, wilden Windtal prangt auf dem Lenkjöchlpass die 1887 erbaute Lenkjöchlhütte vor dem Hintergrund der nur noch spärlich vergletscherten Dreitausender der Venedigergruppe.

Infos zur Rötalm:

  • Saison: Alm bewirtschaftet von Anfang Juli bis Anfang Oktober.
  • Anfahrt: Durch das Pustertal bis Bruneck und über Sand in Taufers bis zum Weiler Kasern der Gemeinde Prettau am Talschluss des Tauferer Ahrntals. Nächstgelegener Bahnhof ist Bruneck, von dort Busverbindungen ins gesamte Ahrntal bis Kasern.
  • Ausgangspunkt: Kasern, Tauferer Ahrntal. Großer Parkplatz am Talende. Achtung: Wer mit einem Fahrzeug anreist, das höher ist als 2,45 Meter (die Höhenmessung erfolgt automatisch), muss nach einer Parkdauer von nur 4,5 Stunden satte 18 Euro in den Parkscheinautomat stecken. Dagegen werden Pkw-Fahrer lediglich mit sechs Euro zur Kasse gebeten.
  • Länge Aufstieg: 2,9 Kilometer (von Kasern über den Lehrpfad „Knappensteig“)
  • Höhendifferenz: 537 Meter (1.591 bis 2.128 Meter)
  • Schwierigkeitsgrad: mittel
  • Karte und Literatur: Valle Aurina/Ahrntal, Vedrette di Ries/Rieserferner Gruppe. Carta topografica 1:25.000, Blatt 035, Casa Editrice Tabacco. Lenkjöchl-Tour, Wanderrunde unter der Rötspitze
  • Info: Rötalm

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2. Die Beschauliche: Baita alle Cascate im Fassatal

Der nahe Wasserfall gibt der Baita alle Cascate im Val San Nicolè ihren Namen. | Foto: Sabine Dettling
Der nahe Wasserfall gibt der Baita alle Cascate im Val San Nicolè ihren Namen. | Foto: Sabine Dettling

In einem Seitental des Val di Fassa liegt die Baita alle Cascate auf 2.011 Metern Höhe inmitten bunt blühender Wiesen und umgeben von Größen der Fassaner Dolomiten wie der Cima Uomo (3.010 Meter) und des Col Ombert (2.670 Meter). Nahe der Almhütte tost ein Wasserfall, welcher der Hütte ihren Namen verleiht, über steile Felswände gen Tal.

Die Baita alle Cascate ist über das Val San Nicolò für Wanderer und Radler ebenso wie für Kinder und Senioren problemlos erreichbar. Giorgio und Alessandra Bernard verwöhnen ihre Gäste mit ladinischen Spezialitäten wie einer hervorragenden Polenta in verschiedenen Varianten (mit Fleischsoße, Pilzen, Käse oder Wurst), mit Pasta, Speckknödel, Omelett, Kaiserschmarrn und mehr.

So friedvoll die Baita heute an diesem schönen Plätzchen Erde liegt, so wenig beschaulich war die Atmosphäre im Val San Nicolò im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts. Denn das Tal war im Ersten Weltkrieg eine wichtige Etappe der Costabella-Front, welche wiederum zwischen 1915 und 1917 Schauplatz heftiger Kämpfe war. Im Val San Nicolò lagerten Reservetruppen und Material zur Versorgung der österreichisch-ungarischen Linien. Mehrere Gedenksteine erinnern an diese Zeit. Die Strada dei Rusci, die durch das Tal zur Baita alle Cascate führt, wurde von russischen Strafgefangenen erbaut, um den Transport von Mensch und Material an die Front zu erleichtern.

Gipfel- und Tourentipps:

Der Col Ombert (ganz links) im Val San Nicolò. Auf der linken, steilsten Seite verläuft die Ferrata Kaiserjäger, einer der schwierigsten Klettersteige der Dolomiten. | Foto: Sabine Dettling
Der Col Ombert (ganz links) im Val San Nicolò. Auf der linken, steilsten Seite verläuft die Ferrata Kaiserjäger, einer der schwierigsten Klettersteige der Dolomiten. | Foto: Sabine Dettling

An der Baita alle Cascate, die als Stützpunkt und Bike-Depot für eine Vielzahl schöner Wanderungen dient, nimmt ein kriegshistorischer Steig seinen Ausgang: Die Ferrata Kaiserjäger auf den Col Ombert. Die Tour führt durch wunderschöne Landschaft, und der Klettersteig zählt zu den schwierigsten in den Dolomiten. Der brüchige Fels und einige technisch schwierige Stellen erfordern viel Erfahrung und neben absoluter Schwindelfreiheit auch Kraft, Ausdauer und gute Klettertechnik. Erbaut von den Kaiserjägern im Jahre 1915, diente der fast senkrecht am Nordhang verlaufende Steig taktischen Zwecken und war für feindliche Beobachter aus Richtung Süden nicht einsehbar.

Auch der Friedensweg, der Sentiero della Pace, ist von historischer Bedeutung. Er führt durch einige Tunnel, welche zur Verteidigung des Passes und zur Unterstützung der österreichisch-ungarischen Linien vom Lastei di Contrin und Col Ombert gegraben wurden, bis zum Passo Paschè. Diese Befestigungen verhinderten im Oktober 1916 den Durchbruch italienischer Truppen.

Polenta mit Käse - oder Käse mit Polenta? Da lacht das Herz hungriger Mountainbiker. | Foto: Sabine Dettling
Polenta mit Käse – oder Käse mit Polenta? Da lacht das Herz hungriger Mountainbiker. | Foto: Sabine Dettling

Infos zur Baita alle Cascate:

  • Saison: Alm bewirtschaftet von Mitte Juni bis Anfang Oktober.
  • Anfahrt: Auf der SS 241 (Große Dolomitenstraße) über den Karerpass hinunter ins Val di Fassa. Nächstgelegene Bahnhöfe: Trient, Bozen und Auer, tägliche Busverbindungen ins Val di Fassa.
  • Ausgangspunkte: Pozza di Fassa oder Parkplatz in Sauch (1.737 Meter) im Val San Nicolò.
  • Länge Aufstieg: 9,7 Kilometer (von Pozza di Fassa über Strada dei Rusci)
  • Höhendifferenz: 693 Meter (1.308 bis 2.001 Meter)
  • Schwierigkeitsgrad: einfach
  • Karte: Val di Fassa. Marmolada, Gruppe di Sella, Catinaccio. Kompass Bike- und Wanderkarte 1:25.000, Blatt 686.
  • Info: Baita alle Cascate

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3. Die Geschichtsträchtige: Gögealm im Trattenbachtal

Von der Gögealm als Ausgangspunkt kann man zahlreiche schöne Bergtouren unternehmen. | Foto: Sabine Dettling
Von der Gögealm als Ausgangspunkt kann man zahlreiche schöne Bergtouren unternehmen. | Foto: Sabine Dettling

Am Gögebach im Trattenbachtal liegt die Gögealm in 2.029 Metern Höhe. Das Trattenbachtal ist ein Seitental des Weißenbachtales, das bei Luttach vom Tauferer Ahrntal abzweigt. Die Alm ist entweder über dieses Tal zu Fuß oder mit dem Mountainbike erreichbar, oder auch von Lappach über die Chemnitzer Hütte. Biker müssen sich dann aber auf eine längere Schiebe- und Tragepassage (etwa eine Stunde) einstellen.
Von Mitte Juni bis Anfang Oktober bietet Andreas Strauß mit seinem Team regionale Spezialitäten wie Graukäse, Brotzeit mit Almkäse und Wurst, Nudelpfanne, Pressknödel, Kaiserschmarrn und Apfelstrudel an. Die Portionen sind erfreulich groß – selbst Biker und Wanderer mit Wolfshunger werden hier satt.

Gipfel- und Tourentipps:

Wer zeitig am Tag mit dem Mountainbike zur Gögealm radelt, der kann – vor allem in Kombination mit der Chemnitzer Hütte als Nächtigungsmöglichkeit – zahlreiche schöne Bergtouren unternehmen. Das Seitental umsäumen in einer Linie nordwestlich der Alm liegend Gamslahner– (2.869 Meter) und Pfaffennock (2.973 Meter), Innerer (3.026 Meter) und Äußerer Sattelnock (3.084 Meter) sowie der Turnerkamp, mit 3.420 Metern Höhe einer der markantesten Gipfel des Zillertaler Hauptkammes.

Die Gögealm ist auch für Mountainbiker gut zu erreichen. | Foto: Sabine Dettling
Die Gögealm ist auch für Mountainbiker gut zu erreichen. | Foto: Sabine Dettling

Eine kürzere und weit weniger fordernde Wanderung ist die wunderschöne und sehr lehrreiche Runde um die Schöllberg-Göge über den Großen Moosboden und die Chemnitzer Hütte (2.419 Meter). An der Schöllberg-Göge, wenige hundert Meter oberhalb der Gögealm, entdeckte der Senn Josef Außerhofer eingangs der 1990er-Jahre im Moor neun Gegenstände aus Holz, barg sie und bewahrte sie mehrere Jahre lang auf, ohne sie zu weiter beachten. Ungefähr zehn Jahre später gelangten sie in die Hände der Wissenschaft, und weitere archäologische Grabungen folgten.

Die Datierung der insgesamt etwa einhundert Fundstücke – Schüsseln, Schöpfgefäße, Schaufeln, Brettchen und Paletten aus Zirbenholz – ergab, dass sie aus der ausgehenden Urnenfelder- und Hallstattzeit und damit aus den Jahren zwischen 859 und 535 vor unserer Zeitrechnung stammen; damals war die Göge noch nahe der Waldgrenze gelegen. Teile eines Kruges gehen gar zurück auf die frühe Urnenfelderzeit um 1.200 vor Christus. Da die Holzgeräte über Jahrhunderte hinweg an derselben Stelle im Moor deponiert wurden und Brandspuren aufweisen, hatten das Moor und eine markante Kuppe auf der Schöllberg-Göge mit hoher Wahrscheinlichkeit die Funktion eines Brandopferplatzes. Um mit höheren Mächten zu kommunizieren, opferten die Sennen jedes Jahr Ziegen, Schafe, Rinder oder Schweine und deponierten die Holzgegenstände an immer derselben Stelle im Moor – den Göttern an einem heiligen Platz für immer geweiht.

Gaumenschmaus für hungrige Bergsportler: Graukäse mit Zwiebeln und Butter. Dazu wird ein Brotkörbchen mit Schwarzbrot serviert. | Foto: Sabine Dettling
Gaumenschmaus für hungrige Bergsportler: Graukäse mit Zwiebeln und Butter. Dazu wird ein Brotkörbchen mit Schwarzbrot serviert. | Foto: Sabine Dettling

Infos zur Gögealm:

  • Saison: Alm bewirtschaftet von Mitte Juni bis Anfang Oktober.
  • Anfahrt: Durch das Pustertal über Bruneck und Sand in Taufers nach Luttach und hinauf nach Weißenbach. Nächstgelegener Bahnhof ist Bruneck, von hier Busverbindungen über Sand in Taufers und Luttach nach Weißenbach.
  • Ausgangspunkte: Luttach oder Weißenbach im Tauferer Ahrntal sowie Lappach oder der Neves-Stausee im Mühlwalder Tal.
  • Länge Aufstieg: 5,3 Kilometer (von Weißenbach über die Tratteralm)
  • Höhendifferenz: 652 Meter (1.368 bis 2.020 Meter)
  • Schwierigkeitsgrad: einfach
  • Karte: Sand in Taufers, Campo Tures. Carta topografica 1:25.000, Blatt 036, Casa Editrice Tabacco.
  • Info: Gögealm

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4. Die Sagenhafte: Ücia Pices Fanes

Die Ücia Pices Fanes (Kleine Fanes-Alm) liegt inmitten der Hochebene der Fanes, einem Eldorado für Wanderer, Bergsteiger und Mountainbiker. | Foto: Ücia Pices Fanes
Die Ücia Pices Fanes (Kleine Fanes-Alm) liegt inmitten der Hochebene der Fanes, einem Eldorado für Wanderer, Bergsteiger und Mountainbiker. | Foto: Ücia Pices Fanes

Die Kleine Fanes-Alm mit dem ladinischen Namen Ücia Pices Fanes liegt im Naturpark Fanes-Sennes-Prags auf 2.075 Metern inmitten der Hochebene der Fanes. Diese gilt nicht nur als eine der schönsten Landschaften im Alpenraum, sondern ist auch und vor allem in Kombination mit den bleichen Bergen der Fanes-Dolomiten ringsum ein wahres Eldorado für Wanderer, Bergsteiger und Mountainbiker. Aus allen Richtungen ist die Fanes erreichbar – von Alta Badia, von Enneberg über das Rautal, von Prags oder von Cortina d’Ampezzo -, doch so mancher Anstieg auf den hellgrau geschotterten Staubpisten zehrt ob seiner Steilheit enorm an den Kräften.

Zum Aufladen der Energiespeicher kommt da die Kleine Fanes-Alm, malerisch am Dolomiten-Höhenweg und Friedensweg gelegen, gerade recht. Jep und Elisabeth Erlacher servieren Spezialitäten aus der ladinischen Küche wie Polenta mit Wurst oder Käse, Knödel sowie hausgemachte Schnäpse vor der Kulisse des Heiligkreuzkofel (2.907 Meter), des Neuner (2.968 Meter) und des Zehner (3.026 Meter) sowie der Lavarella (3.055 Meter) und der Conturinesspitze (3.064 Meter).

Das Reich der Fanes mit der Ücia Lavarella und dem sagenhaften "Parlament der Murmeltiere" auf der rechten Talseite. | Foto: Sabine Dettling
Das Reich der Fanes mit der Ücia Lavarella und dem sagenhaften „Parlament der Murmeltiere“ auf der rechten Talseite. | Foto: Sabine Dettling

Das Fanesgebiet war einst Heimat von Höhlenbären. Nicht sehr weit von der Ücia Pices Fanes liegt die Conturines-Höhle, die in der frühen oder mittleren Würmzeit von Bären bewohnt war. Dass die reinen Pflanzenfresser auf einer Höhe von 2.800 Metern existieren konnten, weist darauf hin, dass das Klima zu dieser Zeit deutlich wärmer als heute gewesen sein dürfte.

Hinter dem Begriff „Fanes“ verbergen sich vielleicht auch menschliche Realitäten. Dolomiten-Sagen, die der Heimatforscher Karl Felix Wolff seit Beginn des 20. Jahrhunderts gesammelt und niedergeschrieben hat, berichten von der Existenz eines alten Hochgebirgsvolkes. Der Name einer unweit der Kleinen Fanes-Alm gelegenen Erhebung, Ciastel de Fanes (2.657 Meter), weist auf die Existenz einer Festung hin, und Funde aus dem Jahr 1953 deuten in dieselbe Richtung: Auf der Fanesalpe in 2.592 Metern Höhe fanden sich Überreste einer Wallburg – welche Kritiker allerdings als Viehpferch betrachteten – sowie Tonscherben und Brandherde aus der späten Bronzezeit um das Jahr 900 vor unserer Zeit, was wiederum auf die Existenz eines Brandopferplatzes hinweisen könnte. Dies aber ist mangels weiterführender archäologischer Untersuchungen pure Spekulation.

Tatsache dagegen ist, dass die Hütte am Ende des Rautales, die Ücia Pederü (1.548 Meter), im Ersten Weltkrieg als Nachschubbasis für die Dolomitenfront diente. Von hier ist die Kleine Fanes-Alm am schnellsten erreichbar. Mountainbiker wählen den Anstieg über die steile alte Militärstraße, Wanderer den Pfad durch das Valun de Fanes. Der sattgrüne Lé Piciodel auf der linken Seite ist einen Abstecher wert.

Gipfel- und Tourentipps:

Rast am Lé de Limo (2.159 Meter). Von der Fanes-Hütte aus lassen sich zahlreiche Bike-Touren in grandioser Landschaft unternehmen. | Foto: Sabine Dettling
Rast am Lé de Limo (2.159 Meter). Von der Fanes-Hütte aus lassen sich zahlreiche Bike-Touren in grandioser Landschaft unternehmen. | Foto: Sabine Dettling

Ab der Fanes-Hütte haben Wanderer wie Biker zahllose Möglichkeiten, sich nach Herzenslust auszutoben – über die Ücia de Fanes (2.060 Meter) und das Ju de Limo (2.174 Meter) zum Lé de Limo (2.159 Meter) oder rund um die Felsbänder des Banch dai Torchi. Konditionsstarke Biker, die kein Problem mit kurzen Tragepassagen und grobgeschotterten Pisten haben, radeln vom Lé de Limo auf dem Dolomitenhöhenweg durch wunderschöne Natur bis hinunter nach Alta Badia und zurück zum Ausgangspunkt.

Wer eine Herausforderung braucht, nimmt den Aufstieg zum Maiensäß Fodara Vedla unter die Räder. Eine Piste aus Split, Schotter und Beton aus der Zeit des K. u. K. steigt in zahlreichen Kehren zunächst nur mäßig an, um dann immer wieder Steigungswerte von etwa 30 Prozent zu erreichen. Die zauberhafte Almlandschaft auf rund 2.000 Metern Höhe am Ende der alten Militärstraße entschädigt für alle Plackerei. Nach den beiden Berghütten Ücia de Senes (2.116 Meter) und Rifugio Ra Stua (1.668 Meter) ist an der Straße SS51 der tiefste Punkt der Tour erreicht. Der Anstieg durch das landschaftlich grandiose Val de Fanes will nicht enden und gipfelt schließlich im Ju de Limo (2.174 Meter). Beim Bergabrollen hinunter zur Kleinen Fanesalm, spätestens aber beim Festmahl, ist alle Anstrengung vergessen.

Infos zur Ücia Pices Fanes:

  • Saison: Alm bewirtschaftet von Juni/Juli bis Anfang Oktober.
  • Anfahrt: Vom Bahnhof Brixen mit dem Zug oder Bus nach Bruneck oder St. Lorenzen, von St. Lorenzen mit dem Bus durch das Gadertal nach St. Vigil.
  • Ausgangspunkte: Enneberg, Prags, Alta Badia, Cortina d’Ampezzo.
  • Länge Aufstieg: 6 Kilometer (von der Ücia Pederü über den Dolomiten-Höhenweg 1)
  • Höhendifferenz: 497 Meter (1.542 bis 2.039 Meter)
  • Schwierigkeitsgrad: einfach
  • Karte: Naturpark Fanes-Sennes-Prags, Wanderkarte 1:25.000. Hrsg. Autonome Provinz Bozen-Südtirol, Abteilung Natur und Landschaft/Amt für Naturparke. Parco Naturale Fanes-Sennes-Braies (4), Carta turistica 1:25000. Tabacco Editrice.
  • Info: Kleine Fanes-Hütte (Ücia Malga Pices Fanes), Osvaldo, N. (o. J.). Fanes Alm

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5. Die Aussichtsreiche: Unterrieser Alm im Reintal

Die Unterrieser Alm ist zwar noch jung, aber punktet wie die anderen mit wundervoller Aussicht und hervorragendem Essen. | Foto: Sabine Dettling
Die Unterrieser Alm ist zwar noch jung, aber punktet wie die anderen mit wundervoller Aussicht und hervorragendem Essen. | Foto: Sabine Dettling

Die Unterrieser Alm im Reintal ist die einzige der hier vorgestellten fünf Almen, die nicht in einer geschichts­trächtigen Umgebung liegt. Jedoch punktet die erst wenige Jahre junge Alm, an der „Aussichtspromenade“ Reiner Höhenweg auf 1.990 Metern erbaut, mit einer herausragenden Aussicht über das Tal und auf die Rieserferner-Gruppe mit dem 3.436 Meter hoch aufragenden Hochgall im Zentrum – und mit hervorragendem Essen.
Die mit Graukäse gefüllten und mit Parmesan garnierten Schlutzkrapfen der Familie Mairegger sind eine Wucht. Dasselbe gilt auch für die Bratkartoffeln mit Spiegelei, das Knödel-Tris, den Graukäse mit Zwiebeln, Almbutter und Brot, für Kaiserschmarrn und Apfelstrudel.

Die Alm, schon von weitem an der munter wehenden Fahne erkennbar, ist Ausgangspunkt, Etappenziel, Bike-Depot und Stützpunkt für die Durchführung von schönen Wander- und Mountainbike-Touren. Mehrere Wege führen zu ihr. Mit dem Mountainbike ist sie zum einen von Sand in Taufers über Ahornach – Heimat des Profi-Extrembergsteigers Franz Kammerlander – und zum anderen von Steinhaus oder Luttach über die Arzbachhöfe, Poien und Ahornach sowie den Reiner Höhenweg erreichbar – problemlos, aber nicht ohne jede Anstrengung, denn beide Varianten warten mit stetiger Steigung und einigen recht steilen Rampen auf. Wanderer und Bergsteiger haben die Wahl zwischen dem Reiner und dem Durreck-Höhenweg über die Schlafhäuser. Beide Wege treffen nahe der Lobisa Schupfn wieder zusammen, und auch der Weg von Rein herauf mündet an dieser Stelle in den Höhenweg ein. Die sieben eigentümlich aneinandergereihten Heuhütten sind in Südtirol einmalig und ein beliebtes Fotomotiv.

Gipfel- und Tourentipps:

Blick von der Terrasse der Unterrieser Alm über das Reintal hinüber zum Hochgall. | Foto: Sabine Dettling
Blick von der Terrasse der Unterrieser Alm über das Reintal hinüber zum Hochgall. | Foto: Sabine Dettling

Eine sehr schöne und nicht übermäßig anspruchsvolle Wanderung mit der Unterrieser Alm als Etappenziel beginnt in Rein, führt um den Stutennock (2.737 Meter), hinunter ins Knuttental und über die Almen Durra, Hirber und Moosmair zur Unterrieser Alm und zurück nach Rein.

Konditionell sehr anspruchsvoll, aber traumhaft schön ist die Bike-Tour von Rein durch das Knuttental, über die Ochsenlenke hinüber ins Ahrntal und retour über die Arzbachhöfe, Poien, Ahornach und den Reiner Höhenweg. Die Unterrieser Alm liegt zwar nicht direkt auf dem Weg, ist aber nicht einmal einen Kilometer entfernt von der Abzweigung, die vom Höhenweg hinunter nach Rein führt, und sie wird so ziemlich jeden Biker, der die Ochsenlenke-Runde in den Beinen hat, magisch anziehen.

Um bei der Besteigung von Durreck (3.132 Meter) und Hirbernock (3.010 Meter) Zeit zu sparen, leistet das Mountainbike wertvolle Unterstützung, und die Unterrieser Alm bietet sich als Bike-Depot an. Der Weg von Rein herauf ist zwar relativ steil, aber durchgehend fahrbar. Der erste Kilometer der Durreck-Tour bis zur unbewirtschafteten Moosmair-Alm (2.069 Meter) dient der Einstimmung auf das, was kommt: teils wegloses Gelände bis zum Südostrücken sowie eine Kletterpassage (II) in brüchigem Fels bis hinauf zum Gipfel. Zur Rundtour erweiterbar ist die Unternehmung durch eine Gratwanderung mit Klettereien über den Großen Mostnock, heute eher bekannt unter dem Namen Moosstock (3.059 Meter). Auch bei der Besteigung des nur wenig besuchten Hirbernock verlaufen die knapp eineinhalb Kilometer von der Unterrieser zur Hirberalm (2.096 Meter) auf dem bequem zu gehenden Wanderweg, dann aber teils auf einem altem Steig, teils gänzlich weglos und nur mit Steinmandln markiert zum Gipfel.

Die Lobisa Schupfn am Weg zur Unterrieser Alm. | Foto: Sabine Dettling
Die Lobisa Schupfn am Weg zur Unterrieser Alm. | Foto: Sabine Dettling

Infos zur Unterrieser Alm:

  • Saison: Alm bewirtschaftet von Mitte Juni bis Mitte Oktober.
  • Anfahrt: Durch das Pustertal über Bruneck und Sand in Taufers nach Rein. Nächstgelegener Bahnhof ist Bruneck, von hier Busverbindungen über Sand in Taufers nach Rein.
  • Ausgangspunkte: Rein in Taufers, Knuttental, Sand in Taufers, Ahornach, Luttach, Steinhaus.
  • Länge Aufstieg: 8,5 Kilometer (von Rein in Taufers über Fuldaer Weg, Durraalm und Reiner Höhenweg mit Hirber- und Moosmairalm)
  • Höhendifferenz: 645 Meter (1.568 bis 2.213 Meter)
  • Schwierigkeitsgrad: einfach
  • Karte: Valle Aurina/Ahrntal, Vedrette di Ries/Rieserferner Gruppe. Carta topografica 1:25.000, Blatt 035, Casa Editrice Tabacco.

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