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Großer Unbekannter

Bike & Hike-Tour auf den Hochmiesing

6 Minuten Lesezeit
Vom Tal aus ist der Hochmiesing ein Bergriese. Wer dem großen Unbekannten von Geitau aus im Rahmen einer Bike & Hike-Tour aufs Haupt radelt und steigt, bekommt einen ebenso riesigen Rundumschlag in voralpiner Bergromantik serviert, wie Bergzeit Magazin-Redakteur Arnold Zimprich herausgefunden hat.

Der Hochmiesing ist einer der schönsten Aussichtsberge im Umkreis des Spitzingsees. Neben bekannteren und leichter erreichbaren Nachbarn wie dem Taubenstein geht der 1.883 Meter hohe Berg jedoch gerne unter. Er hat gewissermaßen eine „Insellage“ und ist dem bekanntesten und höchsten Spitzingberg, der nur wenig höheren Rotwand (1.884 Meter), nach Norden vorgelagert.

Wer den Hochmiesing im Rahmen einer Bike&Hike-Tour besteigt, verbindet das Nützliche mit dem Guten – denn wie bei nur wenigen Bergen in den Bayerischen Voralpen, lässt sich der Aufstieg zum „Miesing“ mit dem Rad verkürzen. Gut zwei Drittel der Höhenmeter lassen sich im Fahrradsattel bestreiten.

Noch dazu haben Bike & Hiker die Qual der Wahl zwischen zwei verschiedenen Auffahrten. Beide sind technisch einfach, jedoch mitunter recht steil. Eine klassische Einsteigertour ist der Miesing daher nicht – man sollte schon über ein gewisses Maß an MTB-Erfahrung verfügen, um an einer der beiden Auffahrten Spaß zu haben.

Die Aussicht vom Gipfel der benachbarten Rotwand über Mangfallgebirge, Schinder, Guffert, Rofan und Karwendel bis in die Zentralalpen.
Die Aussicht vom Gipfel der benachbarten Rotwand, die im Rahmen einer Überschreitung bestiegen werden kann, ist gigantisch – der Blick schweift bei guter Fernsicht über Mangfallgebirge, Schinder, Guffert, Rofan und Karwendel bis in die Zentralalpen. | Foto: Arnold Zimprich

Variante 1 über den Soinsee (landschaftlich schöner)

Start beider Auffahrtsvarianten ist der kleine Wanderparkplatz im Süden von Geitau (ca. 790 Meter). Man radelt recht bequem entlang des Segelflugplatzes an der Heubergalm vorbei bis zum Zusammenfluss des Krottentaler Grabens mit dem Steilenbach (Flurname: „Mieseben“). Nun folgt man dem linken Fahrweg, der in gleichbleibender Steilheit hinauf Richtung Untersteilenalm führt (der Name ist durchaus Programm – Verschnaufpause machen!).

Der Wendelstein (halblinks) im Morgenlicht. Besonders im Herbst lohnt sich eine Tour auf den Miesing. | Foto: Arnold Zimprich
Der Wendelstein (halblinks) im Morgenlicht. Besonders im Herbst lohnt sich eine Tour auf den Miesing. | Foto: Arnold Zimprich

Bald geht es nicht weniger steil weiter hinauf zur Schellenbergalm auf 1.348 Metern, die im Sommer bewirtschaftet wird und Kaffee, Kaltgetränke sowie Brotzeiten anbietet. Ein letzter steilerer Wegabschnitt führt schließlich zu einem Durchschlupf, hinter dem sich der wunderschöne Soinsee (1.459 Meter) verbirgt. Egal, was man noch vorhat – ein Fototermin an diesem voralpinen Kleinod, das vom kecken Felskamm der Ruchenköpfe (1.805 Meter) überragt wird, ist Pflicht.

Das Gröbste haben wir nun hinter uns. Flach führt der Fahrweg am See entlang, ehe es über ein paar Rampen hinauf zur Großtiefentalalm (1.501 Meter) geht, dem Endpunkt der Radlstrecke. An der unbewirtschafteten Alm werden die Räder abgestellt und die letzten gut 380 Höhenmeter der Tour zu Fuß in Angriff genommen.

Über Alm- und Latschengelände zum Gipfel

Ein schöner Wiesenpfad schlängelt sich schließlich zum Miesingsattel auf 1.703 Meter Höhe empor, wo sich der Blick nach Westen öffnet. Im Wald gegenüber ist das Taubensteinhaus zu erspähen. Man folgt nun einem Steig entlang des Zaunes/der Trockenmauer nach Norden, der bald in dichten Latschen verschwindet und sich – mal mit mehr Aussicht, mal mit weniger – Richtung Gipfel schlängelt.

Schließlich neigt sich das Gelände zurück. Das beeindruckend große Gipfelplateau des Miesing breitet sich vor einem aus. Hat man das Kreuz erspäht, ist es nicht mehr weit – durch eine finale Senke geht es zum Gipfel. Es ist Zeit, zu schauen – und zwar auf Tauern, Rofan, Karwendel; Kitzbüheler Alpen, Wilder Kaiser, Mangfallgebirge. Bei guter Sicht München, fast direkt nördlich der Wendelstein, weiter im Osten Kleiner und Großer Traithen. Ein echtes Paradies für Gipfel-Fachsimpler und Bergschlaumeier!

Variante 2 über die Kleintiefentalalm (man kann weiter mit dem Rad hinauf fahren)

Wie bei Variante 1 bis Mieseben, ab dort jedoch den Fahrweg nach rechts nehmen, der in abwechslungsreicher Steigung und in einigen Kehren bis unter die gewaltige Schuttreise führt, die zwischen Hoch- und Dürrmiesing nach Norden strebt (in die übrigens eine der spannendsten Skiabfahrten der bayerischen Voralpen, die bis ca. 45 Grad steile Nordrinne, mündet) und diese schließlich quert. Hin und wieder heißt es auch hier ordentlich beißen, ehe man die eher harmloseren Fahrwegabschnitte im Umfeld des Taubensteinhauses erreicht. Nun sind es nur noch wenige Minuten bis zur Kleintiefentalalm auf knapp 1.560 Metern. Rad abstellen!

Über zum Teil arg erodierte Wegabschnitte führt der Pfad nun ebenfalls zum Miesingsattel – allerdings von der Westseite her. Die beeindruckend steilen Nordabbrüche der Rotwand und Lampersberg hat man hier stets im Blick. Am Sattel vereinigen sich die Zustiege von den beiden Tiefentalalmen. Wie bei Variante 1 geht es nun durch Latschen hinauf zum Gipfel.

Hinweis: Wir weisen an dieser Stelle ausdrücklich darauf hin, dass die Almflächen oberhalb der beiden Tiefentalalmen zum Radfahren ungeeignet und aufgrund ihrer Beschaffenheit besonders erosionsgefährdet sind. Die sowieso schon in Mitleidenschaft gezogenen Steilhänge sollten nicht noch stärker durch MTB-Reifen traktiert werden.

Fazit zur Bike & Hike-Tour auf den Hochmiesing

Es mag bequemere Touren rund um den Spitzingsee geben. Wer jedoch unten im Tal startet und sich die rund 1.100 Höhenmeter zum Miesing-Gipfel im Rahmen einer Bike and Hike-Tour zu Gemüte führt, bekommt einen Voralpen-Rundumschlag wie bei nur wenigen anderen Bergen serviert – und das in der Regel ohne viel Tourismus-Trubel. Unten das breite, von Wiesengründen und Waldkuppen unterbrochene Leitzachtal, oben die Bergvielfalt des nördlichen Mangfallgebirges mit seinen klar definierten Gipfelgraten, Steilrinnen und Felsfluchten. Wäre da noch der Soinsee, an dem man sich von keiner Seite satt sehen kann – egal ob vom Miesinggipfel oder direkt von seinem Ufer. An dieser Stelle auch der Tipp, den Hochmiesing im Frühherbst anzugehen. Dann zeigen sich die Mischwälder in den Niederungen von ihrer schönsten, farbenfrohen Seite und das Licht streicht am Morgen sanfter um die Bergflanken als an heißen Sommertagen. Fotoapparat nicht vergessen!

Alle Daten zum Hochmiesing:

Zwischen Großtiefentalalm und Soinsee hat man die Rotwand genau im Rücken. | Foto: Arnold Zimprich
Zwischen Großtiefentalalm und Soinsee hat man die Rotwand genau im Rücken. | Foto: Arnold Zimprich
  • Ausgangspunkt: Geitau (790 Meter)
  • Anreise: Mit der Bayerischen Oberlandbahn (Fahrtrichtung Bayrischzell) bis zur Haltestelle Geitau (mind. stündliche Verbindung); mit dem Auto von München über die A8 und weiter über Miesbach und Schliersee nach Geitau (an schönen Wochenenden oft Stau im Ortsbereich Hausham)
  • Ausrüstung: Für den Hochmiesing reicht klassische Wanderausrüstung mit halbfesten Berg- oder Radschuhen aus
  • Unterkunft: außer im Tal keine
  • Einkehr: Schellenbergalm (bei Variante 1) oder in Geitau (Postgasthof Rote Wand)
  • Alternativer Anstieg: Der Hochmiesing lässt sich perfekt in Überschreitungen und Rundtouren einbauen. So bietet sich beispielsweise an, vom Spitzingsee über das Rotwandhaus (hier: Übernachtung) auf die Rotwand zu steigen, dann über einen steilen, teilweise ausgesetzten Steig (leichte Kletterstelle bis UIAA I) nach Norden in den Miesingsattel abzusteigen, den Hochmiesing mitzunehmen und über das Taubensteinhaus (kleiner Gegenanstieg) wieder zum Spitzingssee zurückzukehren (Netto-Gehzeit etwa 7-9 Stunden).

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