Inhalt
- Ab wann dürfen Kinder in der Halle klettern und bouldern?
- Welche Ausrüstung benötigt mein Kind fürs Klettern und Bouldern?
- Tipps zum Bouldern mit Kindern
- Tipps zum Klettern mit Kindern
- Tipps zur Kletterausrüstung für Kinder: Schuhe und Gurt
- Tipps für Kinder-Kletterkleidung
- Am Fels klettern mit Kindern
- Spielerisch Technik erlernen: Kletterspiele für Kinder
Klettern und Bouldern mit Kindern: Eigentlich ein Selbstläufer. Das „Kraxeln“ liegt in der Natur der Kinder, wie manch Elternteil zuhause bereits entsetzt feststellen musste, als einem die Kleinen vom Kleiderschrank oder dem höchsten Apfelbaum im Garten aus zugewunken haben.
Klettern und Bouldern liegt Kindern im Blut – und ist super für das Gleichgewicht sowie zentrale koordinative Fähigkeiten. Es schult räumliches Denken und trainiert die Muskeln. Und: Es stärkt das Selbstbewusstsein! Gründe genug also, es auszutesten.

Bergzeit
Klettern stärkt das Selbstbewusstsein …

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… und schult Konzentrationsfähigkeit, Koordination und räumliche Orientierung.
Bouldern hat – besonders für die Kleineren – seinen ganz besonderen Reiz. Spezielle Kinderbereiche in den Boulderhallen sind liebevoll mit vielen Erlebniselementen eingerichtet. Sobald Deine Kleinen das Klettergerüst auf dem Spielplatz in Angriff nehmen, können sie auch im Kinderbereich der Boulderhalle spielen. Da heißt es ab an die Griffe und los geht’s – natürlich immer unter Beaufsichtigung.
In der Kletterhalle ist das Ganze schon etwas komplexer als beim Bouldern, denn hier darf das Kind natürlich nur gesichert rauf. Eltern, die ihre Kinder in die Welt des Kletterns einführen möchten, stellen sich dabei viele Fragen. Welche Ausrüstung benötigt mein Kind? Und wo und wie kann es das Klettern lernen?
🧗♂️ Kletter- und Boulderhallen sind kein Spielplatz – außer im Kinderspielbereich, wo dennoch Achtsamkeit gilt.
👶 Kinder niemals unbeaufsichtigt auf Bouldermatten oder im Einstiegsbereich lassen. ⚠️ Stürze oder Absprünge können gefährlich werden.
🚱 Spielsachen, Trinkflaschen & Co. haben im Sturzraum nichts verloren: Stolpergefahr!

Bergzeit
Wann können Kinder an die Kletterwand? Die Experten vom DAV klären auf.
Ab wann dürfen Kinder in der Halle klettern und bouldern?
Hier gibt es keine generelle Faustregel. In der Boulderhalle können bereits Zweijährige auf ihre Kosten kommen. Beim Seilklettern kommt es auf das Kind an; Schnupperkurse für Kinder gibt es meist ab sechs oder sieben Jahren. Klettern mit erfahrenem Sichernden ist, je nach Kind, aber auch schon früher möglich.
Sieben Jahre gilt oft als das empfohlene Mindestalter – aber das ist tatsächlich sehr individuell und abhängig von der körperlichen und geistigen Reife.
Doris Kordon, Bildungsreferentin fürs Familienbergsteigen beim DAV
Informiere Dich am besten vorab über die Bestimmungen der Halle: So haben Kinder in manchen Hallen erst ab einem gewissen Alter Zutritt zum Erwachsenenbereich und nur unter Beaufsichtigung. Manchmal wird auch ein „Boulder-“ oder „Kletterführerschein“ verlangt, den man vor Ort absolvieren kann. Bestimmt gibt es auch in Deiner Umgebung eine Boulder- oder Kletterhalle mit Angeboten wie Eltern-Kind-Klettern oder Einführungskursen.

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Ein Kurs mit Gleichaltrigen macht Kindern Spaß, weil sie unter- und miteinander oft mehr lernen (wollen) als von den Eltern.

Welche Ausrüstung benötigt mein Kind fürs Klettern und Bouldern?
Fürs Bouldern genügen zunächst saubere, bequeme Turnschuhe. Wenn es Freude daran hat, sind irgendwann eigene Kletterschuhe sinnvoll – diese sollten jedoch nicht zu eng sein. Dazu noch einen Chalkbeutel, fertig.

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Fürs Seilklettern benötigt das Kind wie auch der sichernde Elternteil einen Klettergurt.
Beim Seilklettern braucht das Kind neben bequemen Kletterschuhen zusätzlich einen Klettergurt. Welcher sich am besten eignet, ist abhängig vom Alter und der körperlichen Entwicklung: Für die Kleineren empfiehlt Björn Jockel vom DAV einen Komplettgurt (Kombi aus Brust- und Hüftgurt), für ältere, sportliche Kinder einen Hüftgurt.
Der oder die Sichernde benötigt als Sicherungsgerät einen Halbautomaten (zum Beispiel Grigri oder Grigri +) mit passendem Karabiner sowie einen Hüftgurt.
Tipp: Kinder-Kletterschuhe und einen Kinder-Klettergurt kannst Du in der Kletter- oder Boulderhalle auch ausleihen. Fürs erste Ausprobieren tun es auch Schläppchen oder Turnschuhe.
Tipps zum Bouldern mit Kindern
Björn Jockel vom Deutschen Alpenverein empfiehlt, Kinder zunächst in der Boulderhalle einfach mal ausprobieren zu lassen. Wichtig sei, dass sich die Eltern genau mit den Hallenregeln auseinandersetzen und ihr Kind belehren.
Kinder sollten nicht ganz hochklettern und trotz Matten nicht von oben runterspringen, sondern wenn möglich immer abklettern.
Körpergröße immer in Relation zur Wandhöhe sehen. Kinder haben schnell mal zwei Meter unter den Füßen. Bei Stürzen aus diesen Höhen treten große Kräfte auf, welche Kinder nicht mit ihrer Muskulatur kompensieren können.
Björn Jockel, Bildungsreferent Sportklettern, Leistungs- und Breitensport und Routenbau beim DAV
Tipps zum Klettern mit Kindern
Leistungsdruck ist beim Klettern mit Kindern fehl am Platz, wenn man die Freude am Klettern und das Selbstvertrauen der Kinder fördern will. Am besten bindet man den Nachwuchs von Anfang an aktiv in die Entscheidung mit ein: Willst Du mit mir klettern oder an die Boulderwand? Willst Du die grüne oder die gelbe Route ausprobieren? Auch hier hat Björn Jockel Tipps:
Ganz wichtig bei Kindern: einfach mal bunt klettern lassen – ohne vorgegebene Route. Wir nennen das Smarties klettern. Und wenn die Kinder runter wollen, dann auf jeden Fall runter kommen lassen oder sogar abholen und entgegen klettern.

Tipps zur Kletterausrüstung für Kinder: Schuhe und Gurt
Schuhe und Gurt, dazu noch bequeme, bewegungsfreundliche Kleidung – schon kann Dein Kind in der Halle durchstarten. Hier die Empfehlungen von Bergzeit-Kollege und Klettertrainer Stefan Rehm, worauf Du bei der Kletterausrüstung Deiner Kinder achten solltest.

Tipps für Kinder-Kletterkleidung
Für die ersten Kletterversuche genügen ein bequemes Shirt und eine robuste Sporthose. Wichtig ist, dass die Kleidung volle Bewegungsfreiheit bietet und die Freude an Bewegung nicht bremst. Wenn die Kleinen erst mal vom Boulder- oder Kletterfieber gepackt sind, findest Du bei Bergzeit die passenden Hosen und Shirts für Kinder.
Worauf kommt es beim Klettergurt an?
Wer auf der Suche nach einem Klettergurt für Kinder ist, steht zunächst vor der Frage: Komplettgurt (also Hüft- in Kombination mit Brustgurt) oder „nur“ ein Hüftgurt?
„Komplettgurte haben den Vorteil, dass der Anseilpunkt deutlich höher liegt“, erklärt Stefan Rehm. „Wenn Körpergefühl bzw. -spannung noch nicht so ausgeprägt sind, ist man mit diesem Gurt gut beraten. Beim Abseilen oder einem Sturz wird das Kind so automatisch aufrecht gehalten“.
Ein weiterer Vorteil: „Ist die Hüfte noch nicht so ausgeprägt, besteht beim reinen Hüftsitzgurt die Gefahr, dass er über die Hüftknochen rutschen könnte“, so Stefan. „Wenn sich das Kind durch unglücklichen Sturz auf den Kopf dreht, ist das gefährlich.“
Größere Kinder mit ausgeprägterem Körpergefühl fühlen sich in einem Hüftsitzgurt wohl. Das Alter, in dem Kinder vom Komplett- zum Hüftsitzgurt wechseln können, liegt laut Stefan bei etwa sechs Jahren – natürlich jeweils abhängig von Konstitution und Körperbau des Kindes.
Übrigens: Alle Kindergurte, ob Komplett- oder Hüftgurt, sind nur bis zu einem Gewicht von etwa 40 Kilogramm zugelassen. Danach empfiehlt Stefan, einen Erwachsenengurt in kleiner Größe zu kaufen.
Am Fels klettern mit Kindern
Wenn Du mit Deinen Kindern nach den ersten erfolgreichen Kletterversuchen in der Halle an den Fels möchtest, gibt es hier noch Tipps unseres DAV-Experten Björn Jockel:
- Falls ein Elternteil vorsteigen muss, um an einem Umlenker einen Toprope einzurichten, braucht er oder sie einen Sicherungspartner, weil Kinder das in der Regel noch nicht selbständig übernehmen können.
- Je nach Wand und Kletterfahrung des Kindes macht es Sinn, dem Kind einen Helm aufzusetzen.
- Weil die Klettertouren draußen meist doch etwas länger sind als in der Halle, sollte das Kind sich langsam an die Höhe herantasten.
- Deswegen erstmal an kindgerechten, nicht so hohen Felsen anfangen und einfach kraxeln lassen.
- Wenn man draußen unterwegs ist, kann man die Kinder außerdem zu einem vernünftigen Umgang mit der Natur inspirieren.
Spielerisch Technik erlernen: Kletterspiele für Kinder
Wenn Rutsche und Piratenschiff in der Boulderhalle langweilig geworden sind und Dein Kind sich im Klettern verbessern möchte, gibt es verschiedene Kletterspiele, mit denen neue Techniken auf kindgerechte Art und Weise erlernt werden können. Hier ein paar Beispiele:
Feuer, Wasser, Sturm
Alle Mitspieler laufen auf den Matten herum. Wenn der Spielleiter „Feuer!“ ruft, müssen sich alle so schnell wie möglich an die Wand retten. Man darf sich nur an roten Griffen festhalten – und das für mindestens fünf (oder zehn, oder fünzehn) Sekunden. Ruft der Spielleiter „Wasser!“, müssen sich alle an blauen Griffen festhalten. Bei „Sturm!“ müssen sich alle flach auf die Matte legen. Der jeweils letzte scheidet aus.

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Mit Boulderspielen lassen sich verschiedene Klettertechniken mit Spaß erlernen.
Teamklettern
Zwei bouldernde Kinder werden mit Klopapier aneinander“gekettet“. Nun müssen sie zu einem vorab definierten Ziel klettern, ohne dass Papier zwischen ihnen reißt.
Klettern ist für die Kinder ein spielerisches Krafttraining. Kinder machen die Kletterbewegungen automatisch, was bei Erwachsenen oft nicht von Natur aus so ist.
Björn Jockel, DAV
Blind klettern
Eine tolle Erfahrung: Einfach mal mit verbundenen Augen klettern. Zusätzlich kann ein sehender Partner von unten die Position des nächsten Griffs bzw. Trittes ansagen.
Höhlenklettern
Eine Pool-Nudel wird so an der Wand befestigt, dass sie ein „U“ bildet. Es markiert den fiktiven Höhleneingang, durch den die Kinder in die Höhle und wieder heraus klettern müssen. Dabei kann das U mal senkrecht, mal waagrecht und mal schräg positioniert werden, um verschiedene Kletterrichtungen zu trainieren.