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Baby an Bord

Radreisen mit Kindern und Babys: 12 wertvolle Tipps

7 Minuten Lesezeit
Aktivurlaub mit Kleinkind, geht das? Klar! Familie Reinsch begab sich mit ihrer Radreise durch Deutschland auf ein besonderes Abenteuer und teilt hier ihre 12 wichtigsten Tipps, damit die Radreise für alle ein Genuss wird.

Kinder in den Fahrradanhänger setzen, Windschutz befestigen und los geht’s! Radfahren mit Babys und Kleinkindern ist nicht schwer, weder für die kurze Fahrt zum Spielplatz, noch für eine längere Radwanderung in der Umgebung. Aber so ein richtig ausgedehnter Fahrradurlaub oder gar eine ausgewachsene Radreise ist schon eine ganz andere Herausforderung.

Radfahren mit Anhänger: Tipps für Touren und Radreisen

Lässt sich eine mehrwöchige Radtour mit einem oder sogar zwei Kleinkindern umsetzen?

Kind mit seinem Fahrrad
Eine Radreise mit Kindern ist ein ganz besonderes Abenteuer – für Groß und Klein. | Foto: Vaude

Familie Reinsch hat sich im Sommer 2015 der Herausforderung „Abenteuer Deutschland“ gestellt. Vom nördlichsten Punkt auf Sylt bis zum Haldenwanger Eck an der Grenze zu Österreich führte ihre Radtour durch ganz Deutschland. Über 1.600 Kilometer, 39 Tage im Sattel – beziehungsweise im Fahrradanhänger. Zwei Monate Zeit hatten die Reinschs, um mit dem zweijährigen Sohn und der acht Monate alten Tochter weitestgehend auf Radwegen die Heimat zu erkunden – und zu genießen.

Ihre Erfahrungen haben die Reinschs hier in zwölf handfesten Tipps für radreisende Familien zusammengestellt. Gültig sind diese natürlich auch für kürzere Radtouren und Bikeausflüge.

Tipp 1: Fahrradanhänger = Kinderzimmer + Gepäcktransporter

Es gibt verschiedene Arten, seine Kinder auf einer Fahrradtour mitzunehmen. Für kleine Kinder und längere Radreisen bietet sich in jedem Fall ein Fahrradanhänger an.

Je nach Modell bzw. Familiengröße passen bis zu zwei Kinder in einen Anhänger, hinzu kommt zusätzlicher Platz für Gepäck, Proviant und Spielzeug. Beachten sollte man dabei, dass das zulässige Gesamtgewicht nicht überschritten wird. Das passiert leicht, da in die ausladenden Hecktaschen in der Regel sehr viel hineinpasst.

Gut gesichert und bequem reisen: Ein Fahrradanhänger ist für Radtouren mit Kindern ideal. | Foto: Familie Reinsch
Gut gesichert und bequem reisen: Ein Fahrradanhänger ist für Radtouren mit Kindern ideal. | Foto: Familie Reinsch

Tipp 2: Sicher Radfahren mit Anhänger

Wer seinen Nachwuchs in einen Kinderanhänger setzt, muss das eigene Fahrrad mit guten Bremsen ausstatten. Ein Kindertransporter selbst hat keine Bremsen, daher muss die Bremse am Rad gewährleisten, dass das Gefährt abrupt anhalten kann. Auch wenn die Straße nass und steil ist oder ein Hindernis plötzlich und unvorhergesehen auftritt. Für bessere Sichtbarkeit sollte der Hänger über Rücklichter und einen Wimpel verfügen.

Tipp 3: Bequemes Reisen für Kinder

Im Fahrradanhänger sitzen die Kinder bequem und entspannt. Die meisten Babys und Kleinkinder können während der Fahrt gut schlafen. Mindestens bis zum Sitzalter (besser so lange wie möglich) ist die Verwendung einer Babyhängematte empfehlenswert, da diese den Rücken schont und für zusätzliche Dämpfung sorgt. Wichtig: Reifen nicht zu fest aufpumpen und bei der Wahl des Kindertransporters in ein gut gefedertes Modell investieren!

Tipp 4: Gut gesichert im Anhänger

Im Gegensatz zum Fahrrad-Kindersitz ist im Kindertransporter dank des Überrollbügels das Verletzungsrisiko geringer und die Kinder sind gut gegen Regen und Wind geschützt. Viele Hersteller empfehlen auch im Fahrradanhänger die Verwendung eines Radhelms für Kinder, wobei dieser – insbesondere in der Babyhängematte – wiederum die Sitz- und Schlafposition beeinflusst. Manche Kinder zeigen sich diesbezüglich wenig begeistert. Letztlich ist die Frage, ob mit oder ohne Helm, eine sehr individuelle Entscheidung, über die sich Eltern vor einer Radreise Gedanken machen können. Unerlässlich ist, dass die Kinder gut angegurtet sind. Der Sitz der Gurte sollte vor jeder Fahrt kontrolliert werden. Denn sehr leicht kommen die Kleinen auf „gute“ Ideen: Ich kann doch im Stehen viel besser sehen – und wie geht eigentlich der Windschutz von innen auf?!

Abenteuer Outdoor-Küche: Selbstversorung unterwegs ist für die Kids ein Erlebnis. | Foto: Familie Reinsch
Abenteuer Outdoor-Küche: Selbstversorgung unterwegs ist für die Kids ein Erlebnis. | Foto: Familie Reinsch

Tipp 5: Auf kleine Bedürfnisse achten

Um ständiges Anhalten zur Schnullersuche zu vermeiden, sollte dieser an einem Schnullerband befestigt sein. Bei größeren Kindern empfiehlt es sich, die Wasserflasche, das Lieblingskuscheltier oder sonstige Notwendigkeiten stets griffbereit zu halten.

Tipp 6: Weniger Strecke, mehr erleben

Wer mit Kindern reist, sollte die Etappen seiner Radreise nicht mit ehrgeizigen Zielen vollstopfen. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass 35 bis 50 Kilometer je nach Streckenbeschaffenheit als Tagesetappe völlig ausreichend sind. Wir haben immer die erste aufkommende Müdigkeit der Kinder genutzt und sind am späten Vormittag gestartet. Die Kinder haben meist eineinhalb bis zwei Stunden geschlafen, so dass wir in dieser Zeit die meisten Tageskilometer abreißen konnten. Spätestens nach zwei Stunden am Radweg musste eine Pause eingelegt werden.

Tipp 7: Zeit zum Spielen und Toben

Die Mittagspause war für die Kids Zeit zum Toben und Spielen. Wenn es das Wetter auch nur im geringsten zuließ, hielten wir uns an Spielplätzen, Wiesen, Burgruinen und Flüssen auf. Dort kann Langeweile gar nicht erst aufkommen und die Kinder können ihrem Bewegungsdrang freien Lauf lassen. Viel Spielzeug brauchten wir unterwegs nicht. Die Natur und die Phantasie der Kinder ergeben sowieso das allergrößte Spielparadies!

Mädchen beim Spielen im Freien
Mehr Zeit für die kleinen Dinge: Je flexibler man ist, desto eher kann man spontan länger an besonderen Orten rasten und vor allem spielen. | Foto: Vaude

Tipp 8: Routinen schaffen

Packen und Fahrräderbeladen: Im Alltag einer Radreise lassen sich einfach Routinen schaffen. | Foto: Familie Reinsch
Packen und Fahrräder beladen: Im Alltag einer Radreise lassen sich einfach Routinen schaffen. | Foto: Familie Reinsch

„Fahren wir heute zur nächsten Jugendherberge?“, fragte unser Sohn jeden Morgen beim Frühstück. Der Fahrradalltag war für ihn nach wenigen Etappen unserer Radreise zur Routine geworden. Morgens half er die Taschen zu packen und diese auf den Fahrrädern zu verstauen. Dann kletterte er wie selbstverständlich in den Fahrradanhänger und passte auf, dass er und seine Schwester auch gut angeschnallt waren. „Dann suche ich mir wieder ein Bett aus und wir bauen mir eine Höhle“ gab er kund, bevor ihm durch die Ruckelei im Anhänger die Augen zufielen. Am Ziel angekommen war es dann für ihn enorm wichtig, seinen Rausfallschutz am Bett mit zu befestigen und sich so im unteren Etagenbett eine Höhle zu bauen.

Tipp 9: Auf kindgerechte Unterkünfte wert legen

Egal ob zum Start in den Fahrradurlaub oder zum Finale: Die Bahn ist ideal für den kombinierten Transport von Kindern und Fahrrädern. | Foto: Familie Reinsch
Egal ob zum Start in den Fahrradurlaub oder zum Finale: Die Bahn ist ideal für den kombinierten Transport von Kindern und Fahrrädern. | Foto: Familie Reinsch

Neben den Pausen auf den Spielplätzen waren auch die Etappenziele auf unserer Reise immer kindgerecht ausgesucht. Jugendherbergen mit Kinderspielzimmern und Bauernhöfe waren die Highlights unter den Übernachtungsplätzen.

Tipp 10: Radreise ohne Stress und Zeitdruck

Immer wieder blieben wir an besonders schönen Orten mehrere Tage. Wenn sich die Gelegenheit ergab, verbrachten wir ganze Nachmittage im Schwimmbad. So konnte sich die ganze Familie vom Radfahren erholen.

Tipp 11: Erwarte das Unerwartete (aber sei vorbereitet)

Eine Radreise mit Kindern läuft anders, das muss schon bei der Planung klar sein. Aus diesem Grund haben wir gar nicht so viel geplant, sondern uns von Tag zu Tag treiben lassen. Natürlich bleiben auf diese Art ein paar interessante Sehenswürdigkeiten auf der Strecke. Auf unserer Deutschland-Tour waren die Touristenattraktionen nebensächlich, dafür kennen wir jetzt vermutlich die meisten Kinderspielplätze in der Bundesrepublik. Wenn das Radfahren gar zu langweilig für die Kinder wurde und null Motivation zur Weiterfahrt da war, musste auch mal eine kleine Tüte Gummibärchen als Anreiz herhalten.

Kein Stress, keine Sorgen aber jede Menge Zeit zum Staunen: Wer die Welt mit Kinderaugen sieht, reist entspannter. | Foto: Fam. Reinsch
Kein Stress, keine Sorgen aber jede Menge Zeit zum Staunen: Wer die Welt mit Kinderaugen sieht, reist entspannter. | Foto: Fam. Reinsch

Tipp 12: Die Welt mit Kinderaugen sehen

„Wer so eine Tour mit Kindern plant, muss doch verrückt sein!“ Wie oft haben wir diesen Satz vor, während und auch noch nach unserer Radreise gehört. Ein bisschen verrückt war die Idee vielleicht schon, die Radtour an sich aber ein tolles Abenteuer. Auf unserer Familien-Radreise wurde jeder einzelne Tag nach den Kindern ausgerichtet. War kurz vor Erreichen des Etappenziels die Luft raus, musste eben noch eine Pause eingelegt werden. So wie in Rothenburg ob der Tauber: Fünf Kilometer vor dem Ziel machten wir Pause auf eine kleinen Wiese, da die Kinder partout keine Lust mehr zur Weiterfahrt hatten. Aber genau dieses Reisen mit Kindern, die die Welt mit anderen Augen sehen, macht den Reiz einer solchen Fahrradtour aus.

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