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Ratgeber Bergwetter

Bergwetter – was musst Du wissen?

6 Minuten Lesezeit
Sich optimal über das Bergwetter zu informieren, gehört zu den Basics der Tourenplanung. Es gibt viele Informationsquellen und nicht immer ist klar, welcher Anbieter die besten Daten liefert. Wir zeigen, wie's geht!

Plant man Aktivitäten in den Bergen, ist eine exakte und verlässliche Vorhersage des Bergwetters unerlässlich. Denn das Wetter entscheidet über Erfolg oder Misserfolg einer Tour – und hat schon so manchen Bergfex in schwierige Situationen gebracht. Wir geben Tipps, was in Sachen Bergwetter bei der Tourenplanung zu beachten ist!

Bergwetter im Zeichen des Klimawandels

Im Bergzeit Land, den bayerischen Voralpen, zeigten sich die letzten Winter als schwer kalkulierbar. Waren die Winter zumindest in den 1980er und 90er Jahren zwischen Weihnachten und Ostern durch recht solide Schneeunterlagen und lang anhaltende Schönwetterperioden geprägt, kam der Schnee in den letzten Wintern sehr spät – und das Winterwetter zeigte sich extrem wechselhaft.

Strahlend blauer Himmel über Pasterze und Großglockner - die Idealvorstellung vom Bergwetter.

ZAMG

Strahlend blauer Himmel über Pasterze und Großglockner – die Idealvorstellung vom Bergwetter.


Strahlend blauer Himmel über Pasterze und Großglockner - die Idealvorstellung vom Bergwetter.

Arnold Zimprich

Leider läuft es nicht immer ideal. Neuschnee im August kann auch Normalwege im Hochgebirge deutlich verschwierigen.


Kaltphasen wechselten sich in kurzem Rhythmus mit Warmphasen ab, auf einen sonnigen Tag folgte Regen, nach bis zu minus 15 Grad in der einen Woche folgte eine Woche mit zweistelligen Plusgraden. Im angrenzenden Tirol und im Alpenraum zeigte sich ein ähnliches Schema.

Wenn man den Aussagen von Meteorologen Glauben schenkt, werden auch die Sommer durch stärkere Wetterextrema geprägt sein – einen Vorgeschmack gaben die extremen Hitzeperioden der vergangenen Jahre, die in vielen Bergregionen zu ungewöhnlicher Trockenheit führten. Grund genug, sich in Sachen Bergwetter sorgfältig auf die nächste Tour vorzubereiten!

Hochalpinen Wetter-Messstationen versorgen die österreichische Zentralanstalt für Meterologie und Geodynamik (ZAMG) mit Daten.

ZAMG

Hochalpinen Wetter-Messstationen versorgen die österreichische Zentralanstalt für Meterologie und Geodynamik (ZAMG) mit Daten.


Eine gute Recherche ist beim Bergwetter das A und O

Manch einen packt angesichts der Komplexität, das Wetter zu prognostizieren, schon die Resignation. Eine gewisse „Auf-Teufel-komm-raus-Mentalität“ kann man auch niemandem verübeln – erst recht dann, wenn die Anreise zum Berg lang und strapaziös war und dementsprechend viel auf dem Spiel steht.

Gerade wegen der komplexen klimatischen Verhältnisse sollte man sich optimal informieren, bevor es auf Tour geht!

Die Bergrettungen an überlaufenen „Modebergen“ wie dem Großglockner, dem Mont Blanc oder auch der Zugspitze können ein Lied davon singen, was passiert, wenn allzu eifrige Alpinisten einen Berg geplant haben und versuchen, ihn auch bei miserablem Wetter „unterzukriegen“. Eine Tour unter allen (Wetter)Umständen durchzudrücken, ist aber nie der richtige Weg.

Bergwetter-Websites: verlässliche Wetterinfos am Desktop

Populäre Wetterseiten wie wetter.de oder wetteronline.de liefern zwar sehr verlässliche Informationen, wer in den Bergen unterwegs ist, hat jedoch noch andere Optionen. So gibt es Wetterdienste, die detailierte Wettervorhersagen für das Gebirge bieten.

Mit den folgenden drei (deutschsprachigen) Diensten hat man den Alpenraum optimal abgedeckt und kann sich zu jeder Region zwischen Seealpen und Wiener Wald tagesaktuelle Informationen holen:

Bergwetter-Apps für das Smartphone

Wetter-Apps gibt es zwar wie Sand am Meer, spezielle Bergwetter-Apps jedoch wenige. Im Folgenden präsentieren wir vier Apps, auf die man sich verlassen kann:

Bergfex

Die App „Bergfex/Wetter“ liefert Bergwetter-Vorhersagen für den gesamten Alpenraum inklusive einer Favoritenübersicht, einer Neun-Tages-Prognose, detaillierten Tagesvorhersagen und Details wie Angaben zur Regen- bzw. Niederschlagsmenge.

Ein 14-tägiges Webcam-Archiv mit Zeitrafferfunktion und Niederschlag-Vorhersagekarten ergänzen das Angebot der App. Die österreichische Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) fungiert übrigens auch hier als Informationsquelle.

Wetter Südtirol

Speziell für Südtirol gibt es eine weitere praktische App: „Wetter Südtirol“. Die offizielle App des Landeswetterdienstes der autonomen Provinz Bozen-Südtirol liefert exakte Angaben für die sieben Südtiroler Bezirke.

Daneben gibt es einen Niederschlagsradar und Informationen zu Blitzaktivitäten in Echtzeit. Praktisch sind auch die Push-Gewittermeldungen für jedes der 116 Südtiroler Gemeindegebiete.

MeteoSwiss

Auch der offizielle Wetterdienst der Eidgenossen, „MeteoSwiss“, packt sein Angebot in eine offizielle App. Die liefert eine detaillierte, schweizweite Wettervorhersage inklusive einer übersichtlichen graphischen Aufbereitung.

Die App verfügt darüber hinaus über einen integrierten Unwetterwarner. Ein Muss für alle Fans der Schweizer Bergwelt!

Schneeinfos für Powderfans und Skigebiete

Der Powderalarm ist seit Jahren DIE verlässliche Informationsquelle über herannahende, schneebeladene Tiefdruckgebiete. Freerider und Snowboarder profitieren gleichermaßen von einer exakten und durchdachten Aufbereitung aller relevanten Schneedaten.

Die „Skiinfo Ski&Schneehöhen App“ liefert neben zahlreichen Infos zu Skigebieten und Live Webcams übrigens ebenfalls einen integrierten Powderalarm. Perfekt also, um sich optimal auf den nächsten Skiurlaub vorzubereiten.

Wetterstation nahe der Rudolfshütte. 28 Milionen Datenpunkte fragt die ZAMG für die Schneehöhenübersicht der GepSphere Austria ab.

ZAMG

Wetterstation nahe der Rudolfshütte. 28 Milionen Datenpunkte fragt die ZAMG für die Schneehöhenübersicht der GepSphere Austria ab.


GeoSphere Austria Snowgrid – die Schneeinfo für AT

Das von der ZAMG entwickelte Snowgrid Programm berechnet für 28 Millionen Datenpunkte in Österreich und Umgebung Daten zur Schneehöhe und Neuschneemenge – im Flachland wie in den Bergen. Hinzu kommen lokale Infos zu Wind, Temperatur, Niederschlag, Gewitter und Bewölkung.

Die Kartendarstellung ist das perfekte Tool für Wetter- (und Schnee-)Enthusiasten, die sich tiefer in die Materie einarbeiten wollen.

Europaweite Bergwetter-Infoportale: Optimal informiert im Ausland

In kurzer Reihenfolge haben wir zusammengefasst, welche Informationsquellen sich für welche Bergregionen Europas am besten eignen:

  • Frankreich: Meteofrance liefert auf seiner Homepage Wetterinformationen zu den Bergregionen Vosges (Vogesen), Massif Central (Zentralmassiv), Pyréneés, Jura, Alpes du Nord, Alpes du Sud sowie Korsika.
  • Im Vereinigten Königreich ist der Mountain Weather Information Service (MWIS) eine augezeichnete Informationsquelle. Hier finden sich Infos zu den Bergen in Schottland, England und Wales.
  • Norwegen: In Norwegen ist yr.no, die offizielle Seite des norwegischen Meteorologisk Institutt, das Mittel der Wahl, um sich über das dortige Bergwetter zu informieren.

Webcams – Die digitalen Bergwetter-Beobachter

Webcams sind praktische Echtzeit-Wetterbeobachter. Kaffee machen, Rechner hochfahren, Webcam ansurfen – und schon ist man live auf dem Berg. Damit eignen sich Webcams ideal für Berganrainer, die wissen wollen, wie dick die Hochnebelschicht ist oder wie viel es oben schon geschneit hat.

Eine weite Anreise nur auf Basis von Webcam-Erkenntnissen zu planen, ist wiederum Unsinn. Denn das Bergwetter kann sich sehr schnell ändern! Die Seite bergfex.at liefert einen Rundumschlag in Sachen europäischer Berg-Webcams.

Blitz und Donner in den Bergen: Sieht das Wetter bereits so aus, ist schneller Rückzug angesagt.

meteopics/Daniel Loretto

Blitz und Donner in den Bergen: Sieht das Wetter bereits so aus, ist schneller Rückzug angesagt.


Verhaltenstipps für Wetterstürze und Gewitter in den Bergen

Sollte es trotz einer optimalen Vorbereitung zu einer kritischen Situation in den Bergen kommen, sollte man sich folgendermaßen verhalten:

Kritische Wetteraussichten

Gar nicht erst von der Hütte/vom Ausgangspunkt starten! Vor dem Start einer Tour stets versuchen, die Wetterlage so gut als möglich einzuschätzen. Gehe ich bei schlechter Sicht ein Risiko ein? Ist eine Wetterbesserung angesagt?

Anzeichen für Wettersturz oder Gewitter

Bei Herrannahen einer Wolkenfront, aufkommendem Sturm oder auffälligen Indizien für ein Gewitter (Funkenschlag an Stöcken oder Pickel, Wetterleuchten, Blitzaktivität) sofortiger Rückzug! Glück im Unglück hat man, wenn sich eine Hütte in der Nähe befindet.

Verhalten bei Gewitter in den Bergen

Salzburger Nachrichten (SN) den kurzen wie prägnanten Tipp: „Man sollte sofort Gipfel oder Grate verlassen, sich eine freie Fläche suchen und sich dort auf seinem Rucksack hinhocken und das Gewitter abwarten“. Weitere Tipps findest Du im Beitrag Gewitter in den Bergen.

🚑 Notruf-Nummer 112

Sollte doch einmal etwas passieren: Die europaweite Notfallnummer ist die 112 – außerhalb Deutschlands nur über das Handy!

Fachliteratur zum Thema Wetter in den Bergen

Speziell bei einem so heiklen Thema wie dem Wetter ist es für eifrige Alpinisten ratsam, sich ein wenig Fachwissen anzueignen. Im Bergzeit Sortiment gibt es ein paar nützliche und informative Bücher, die einen informativen Rundumschlag in Sachen Bergwetter liefern und dafür sorgen, dass die nächste Tour gelingt.

Lawinen – die weiße Gefahr in den Bergen

Lawinen sind ein ganz eigenes Thema im Bereich professioneller Wettervorhersage. Weitere Infos dazu findest Du in den folgenden Beiträgen:

Lawinenwarndienste Europa im Überblick

Dieser Beitrag wurde ursprünglich am 28. Februar 2016 veröffentlicht und zuletzt am 10. Februar 2023 überarbeitet.


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