Einmal im Leben auf dem Mont Blanc sein, einmal auf dem Dach der Alpen stehen. Für viele Menschen ist dies der ultimative Traum. Man könnte jetzt anfangen darüber zu philosophieren, warum gerade der Mont Blanc (4.810 Meter) – der Mount Everest für uns an kleinere Berg-Dimensionen gewöhnte Europäer – eine solch magische Anziehungskraft gerade auch auf Nichtalpinisten und Hobby-Bergsteiger ausübt? Müßig – schließlich stellt ja auch niemand das Leistungsprinzip in der westlichen Zivilisation in Frage!
- Mit 4.810 Metern ist der Mont Blanc der höchste Berg der Alpen und Westeuropas.
- Eine Besteigung erfordert entsprechende Bergerfahrung und -kenntnisse (hochalpinen Bergtour über Gletscher), Kondition, Training und eine angemessene Akklimatisierung.
- Eine Resiervierung auf einer der Hütten ist für die Besteigung über die Normalroute behördlich verpflichtend. Die Buchungsbestätigung ist mitzuführen.
- Die Tour ist stark frequentiert. Auch das solltest Du bei Deiner sorgfältigen Tourenplanung berücksichtigen.
Es ist, wie es ist. Und von den unzähligen Routen auf den Gipfel des Mont Blanc kommt letztendlich eben auch nur diese eine für Gelegenheitsbergsteiger in Frage: Der Aufstieg über den Normalweg, sprich von der Endstation Nid d’Aigle über die Hütten Tête Rousse und Goûter, weiter zum Dôme du Goûter und über den Bossesgrat auf den Gipfel. Der Rückweg findet über die gleiche Route wie der Hinweg statt.

Hartmut Eberlein
Der Normalweg auf den Mont Blanc führt vom Nid d’Aigle zur Tête Rousse-Hütte, durch das Grand Couloir zum Refuge d’Goûter und weiter über die Vallot-Hütte und den Bossesgrat zum Gipfel.
Mont-Blanc-Besteigung über den Normalweg und die Aiguille du Goûter
Die Route ist – abgesehen vom Zustieg zum Refuge de l’Aiguille du Goûter – objektiv sicher, bei Übernachtung auf diesem 3.835 Meter hohen Stützpunkt relativ kurz und hat landschaftlich einiges zu bieten. Der morgendliche Aufstieg im begrenzten Lichtkegel der Stirnlampen, das langsame Erwachen des Tages über den Lichtern von Chamonix, das irisierende Blinken der Firngrate in der ersten Sonne, Blicke wie aus dem Flugzeug oben am Gipfel.
Oder wie Walter Bonatti, einer der ganz Großen unserer Zunft, es ausdrückte: „Friedvoll, vollkommen losgelöst von der Unrast der Welt, im Schutz eines Felsvorsprungs, der über den Brenvagletscher ragt, erscheint mir die Erde so, wie der Adler auf seinem Flug sie sieht.“

Ralf Gantzhorn
Wie ein gestrandetes Raumschiff: das Refuge de l’Aiguille du Goûter.
O.K. – fairerweise müssen wir jetzt auch ein wenig auf die Schattenseiten dieser mit großer Sicherheit beliebtesten Hochtour der Alpen eingehen: eben ihre Beliebtheit! An schönen Sommertagen sind es allmorgendlich rund 200 Personen, die den Aufstieg vom Refuge de l’Aiguille du Goûter zum rund fünf Stunden entfernten Gipfel versuchen. Was die Hütte vor nicht unerhebliche logistische Probleme stellt (Reservierung zwingend!). Und da wir in einer Gesellschaft leben, wo die Nachfrage den Preis bestimmt, darf man sich diesen nicht wundern: 68 Euro beträgt der Normalpreis für Erwachsene pro Nacht. Das Abendessen schlägt mit 50,20 Euro zu Buche.
Kommen wir zum unerquicklichsten Aspekt unserer Traumroute: Man sollte vorher akklimatisiert sein! Leider scheinen viele Mont-Blanc-Aspiranten dieses Wort noch nie gehört zu haben – Details zu den Hinterlassenschaften links und rechts der normalerweise gut ausgetretenen Spur ersparen wir uns hier.
👉 Mehr dazu: Höhenkrankheit vorbeugen: Tipps zur richtigen Prophylaxe
4.810 Meter sind kein Pappenstiel und die Luft da oben ist ganz schön dünn. Wer also ein wenig das ABC des Bergsteigens in großer Höhe bei der Vorbereitung für diese Tour berücksichtigt hat, ist klar im Vorteil und erlebt mit großer Wahrscheinlichkeit einen Bergtag, der für immer ein Markstein in seinem Leben sein wird. Einmal auf dem Mont Blanc!

Ralf Gantzhorn
Auf den letzten Metern auf dem Bossesgrat zum Gipfel öffnet sich ein spektakulärer Tiefblick nach Westen.
Adaptierte Textversion, mit freundlicher Genehmigung des Bergverlag Rother.
Eckdaten: Mont Blanc über die Aiguille du Goûter
Mit 4.810 Metern ist der Mont Blanc der höchste Gipfel im Westen Europas. Als Erstbegeher gelten Leslie Stephen, F. F. Tucket, Melchior Anderegg, Johann-Josef Bennen und Peter Perren, die am 18. Juli 1861 den Gipfel erreichten.
Die Normalroute führt als hochalpine Tour vom Ausgangspunkt Nid d’Aigle über die Aiguille du Goûter auf den Mont Blanc. Eine Besteigung setzt entsprechende Bergerfahrung (hochalpinen Touren über Gletscher), Kondition, Training und eine angemessene Akklimatisierung voraus.
Eine umfassende Tourenplanung und Vorbereitung ist Pflicht. Im Zweifel oder mit wenig Bergerfahrung schließt Du Dich einer der zahlreichen geführten Touren an, die jedes Jahr von ausgebildeten Bergführern aus ganz Europa angeboten werden.
Anforderungen
- Schwierigkeiten: Firn bis 35°, im Fels Stellen UIAA II
- Gefahren: im Sommer Steinschlag im Grand Couloir (früher Aufbruch!)
- Material: Gletscherausrüstung
- Verpflichtende Reservierung: Für die Besteigung des Mont Blanc über die Normalroute ist seit 2020 eine Buchung auf einer der drei Hütten (Goûter, Tête Rousse, Nid d’Aigle) verpflichtend. Die Buchungsbestätigunt muss auf der Tour mitgeführt werden. Kontrollen sind üblich.
Infrastruktur
- Talort: Chamonix, 1.050 Meter
- Ausgangspunkt: Nid d’Aigle, 2.372 Meter, Ende der Zahnradbahn von Fayet-St Gervais
Stützpunkte und Hüttenbuchung
Für die Hütten am Mont Blanc Normalweg ist eine Buchung zwingend erforderlich. Zelten und biwakieren ist im gesamten, dem Mont Blanc zugerechneten Gebiet, nicht erlaubt.
- Refuge de Tête Rousse, 3.165 Meter, Telefon +33 (0) 4 50 58 24 97, etwa zwei Stunden und 800 Höhenmeter Aufstieg, ab 24. Mai bis 5. Oktober 2025
- Refuge de l’Aiguille du Goûter, 3.815 Meter, Telefon +33 (0) 4 50 54 40 93 (8 bis 17 Uhr), Aufstieg (vom Nid d’Aigle) etwa fünf Stunden und 1.500 Höhenmeter, ab 25. Mai bis 6. Oktober 2025
- Refuge Du Nid D’Aigle, 2372 Meter, Telefon +33 (0) 4 50 58 05 78 (8 bis 17 Uhr), ab Juni. Aufstieg via Plat de l’Are 985 Höhenmeter (schwierig) oder per Bahn.
- Buchungsportal: montblanc.ffcam.fr – ein Anleitung findest Du hier.
Gehzeiten Gipfelbesteigung ab Goûterhütte
- Aufstieg: etwa fünf Stunden, 50 Höhenmeter Abstieg, 1.050 Höhenmeter Aufstieg
- Abstieg zur Goûterhütte: etwa zwei Stunden; weiter bis zum Nid d’Aigle: drei Stunden.
Weitere Infos & Karten
- Karte: IGN 3531 ET
- Führer: Rother Hochtouren Westalpen Band 2
Fazit zur Besteigung des Mont Blanc über den Normalweg
Der Normalweg vom Nid d’Aigle durch das Grand Couloir, die Goûter-Hütte und den Bossesgrat auf den Mont Blanc mag zwar „nur“ ein Normalweg sein. Trotzdem ist er aufgrund der objektiven Gefahren (Stichwort Steinschlag im Grand Couloir!), der großen Höhe und der an schönen Tagen recht hohen Frequentierung nicht zu unterschätzen. Eine sorgfältige Vorbereitung ist daher unabdingbar – sowie eine grundsolide Kondition und ein geschicktes Timing.
Weitere Routen auf den Mont Blanc:
Text von Hartmut Eberlein und Ralf Gantzhorn. Adaptierte Version, mit freundlicher Genehmigung des Bergverlag Rother. Der Beitrag wurde von der Bergzeit Redaktion zuletzt am 16. Mai 2025 überarbeitet und mit aktuellen Informationen zur Saison 2025 ergänzt.
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