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Schön leicht

So sparst Du sinnvoll Gewicht beim Ultraleicht-Trekking

6 Minuten Lesezeit
Lieber das bisherige Equipment benutzen oder alles in der leichteren Variante neu kaufen? Wo kann noch um ein paar Gramm optimiert werden? Beim Ultraleichtwandern verliert man sich leicht in Details. Bergzeit Autor Flo Wolf hat den Blick fürs Ganze und gibt einen groben Überblick, wo sich am sinnvollsten Gewicht sparen lässt.

Hier soll es nicht darum gehen, wie Du das letzte Gramm durch das Absägen Deiner Zahnbürste herausholen kannst, vielmehr möchte ich Dir, als Einsteiger in das Thema Ultraleicht-Trekking, sinnvolle Möglichkeiten aufzeigen, wie Du Gewicht einsparen kannst. Diese Tipps werden Deine Lebensqualität auf dem Trail kaum einschränken, Dir aber den Komfort eines leichten Rucksacks schenken.

Gewicht sparen beim Wandern und Trekking durch gute Planung

Gewicht lässt sich am einfachsten einsparen, wenn Du Dir vor der Tour die Zeit nimmst, ein paar Sachen im Vorfeld abzuchecken. Das fängt beim Wetter an, geht über die genaue Beschaffenheit des Weges bis hin zur Versorgungsstation unterwegs. Wenn Du Dir klarmachst, wann, wo, wie und wie lange Du unterwegs bist und entsprechend packst, wirst Du einige Kilos weniger schleppen müssen.

Ultraleicht-Trekking: Wenn man nicht Überflüssiges einpackt, weil man präzise geplant hat, ist schon mal viel gewonnen.

Deuter

Ultraleicht-Trekking: Wenn man nicht Überflüssiges einpackt, weil man präzise geplant hat, ist schon mal viel gewonnen.


Wetterbericht

Ob Tages- oder Mehrtagestour, ein Blick in den Wetterbericht lohnt immer. Vertraust Du den Meteorologen, brauchst Du nicht für jede Eventualität Klamotten einpacken. Warum eine Hardshelljacke und eine dicke Isolationsschicht mitnehmen, wenn für das Wochenende, an dem Du unterwegs bist, sonnige 25° C vorausgesagt sind?

Die Wegbeschaffenheit

In ähnlichem Maße gilt das für die Wegbeschaffenheit. Wenn Deine Tour Dich meist über sanfte Waldwege und einfache Steige führt, dann lohnt sich der Griff zu einem leichten Multifunktions– oder Trailrunningschuh. Du glaubst nicht, was ein paar hundert Gramm, die Du an den Füßen einsparst, für einen Komfortzuwachs bedeuten. Apropos Komfort, der Wunsch nach einem langen Tag in ein Paar Hüttenschuhe zu steigen, ist mit so einem sportlichen Schuh viel geringer, weshalb Du die Hüttenschuhe auch gleich zuhause lassen kannst.

Wo wirst Du schlafen?

Gerade bei mehrtägigen Abenteuern kommt der Planung noch eine größere Rolle zu. Wetterbericht und Infrastruktur haben einen großen Einfluss darauf, wo Du schläfst. Gerade bei Hüttenübernachtungen fällt viel Equipment weg. Wenn Du dagegen planst, draußen zu übernachten, reicht Dir in einer milden, trockenen Woche auch super ein Tarp oder Du verzichtest ganz auf eine Überdachung und schläfst in einer Hängematte mit Moskitonetz. Wichtig dabei nur: Erkundige Dich vorher, wo das Übernachten erlaubt ist.

Viel Gewicht kommt zusammen, wenn Du den Rucksack voll mit Essen, Trinken und Equipment packst.

Optimus

Viel Gewicht kommt zusammen, wenn Du den Rucksack voll mit Essen, Trinken und Equipment packst.


Viel Gewicht kommt zusammen, wenn Du den Rucksack voll mit Essen, Trinken und Equipment packst.

Grayl

Informiere Dich, ob es nicht auch unterwegs z.B. Möglichkeiten zum Auffüllen von Wasser gibt.


Was wirst Du essen?

Ähnlich verhält es sich bei der Verpflegung und gerade hier hast Du eines der größten Einsparpotenziale. Wenn Du Essen und Wasser für mehrere Tage schleppen musst, kommt schnell ganz schön was zusammen. Deshalb macht es Sinn, vorher zu planen, wann Du wo Nahrung nachkaufen kannst (Öffnungszeiten und Feiertage nicht vergessen). Das gilt in gleichem Maße für Dein Trinken: Schau Dir an, wo Du unterwegs auf Bäche, Brunnen etc. triffst und wie zuverlässig sie zu Trockenzeiten sind. Für das Wasser empfehle ich außerdem immer einen Filter dabeizuhaben. So kannst Du auch unbedenklich Dein Trinken aus wenig vertrauenerweckenden Quellen holen.

Wie Du bei der Outdoorküche Gewicht einsparst, erklärt Dir Flo hier:

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Gewicht sparen fängt beim Packen an

Eine einfache Packregel lautet: Räume alles zusammen, was Du glaubst zu brauchen, lasse die Hälfte weg und Du hast immer noch zu viel dabei. Auch wenn es kleinkariert klingt, lege jedes Teil, das Du einpacken willst auf die Waage und trage das in eine Excelliste ein – dadurch findest Du schnell heraus, was wirklich an Gewicht auf Dich zukommt. Wiege wirklich jedes Teil, auch die Kosmetika, den Geldbeutel, Handy, Ladekabel usw., denn gerade das vermeintlich vernachlässigbare Zeug vergisst man gerne mit einzuberechnen.

Wenn Du vorher akribisch planst, wie viel was wiegt, dann erlebst Du beim Aufsetzen Deines Rucksacks keine bösen Überraschungen.

Lowe Alpine

Wenn Du vorher akribisch planst, wie viel was wiegt, dann erlebst Du beim Aufsetzen Deines Rucksacks keine bösen Überraschungen.


Mit dieser Basis kannst Du Dir jetzt überlegen, ob Du das alles mitschleppen willst oder ob Du auf etwas davon verzichten kannst. Außerdem siehst Du dabei schnell, wo Du eventuell in leichteres Equipment investieren kannst. Dabei halte Dir eines vor Augen: Weglassen ist immer günstiger als alles in ein paar Gramm leichter nachkaufen. Und mit etwas Mut zur Lücke erhöhst Du den Abenteuercharakter, Du lernst das Improvisieren und findest Spaß daran.

Wenn es schließlich ums Packen geht, ist im Endeffekt das Wichtigste, dass Du konsequent bleibst und wirklich nur das einpackst, was auf Deiner Liste steht.

Bevor Du alles einpackst, spreche Dich auch mit Deinem eventuellen Wanderpartner/Deiner eventuellen Wanderpartnerin ab und nutze Synergien. Viele Sachen auf Deiner Liste müssen nur einmal mitgenommen werden und das könnt ihr unter euch aufteilen.

Der Rucksack und Packlösungen

Auch auf das Eigengewicht Deines Rucksacks solltest Du achten, außerdem läufst Du bei kleineren Exemplaren grundsätzlich weniger Gefahr, zu viel mitzunehmen.

Lowe Alpine

Auch auf das Eigengewicht Deines Rucksacks solltest Du achten, außerdem läufst Du bei kleineren Exemplaren grundsätzlich weniger Gefahr, zu viel mitzunehmen.


Meine Empfehlung ist es, dass Du Dir lieber einen kleineren Rucksack für Deine Tour wählst. Der ist nicht nur allgemein leichter, sondern es passt auch weniger rein – Du wirst also von vorneherein zum minimalistischen Packen gezwungen. Auch bei der Wahl des Rucksacks lohnt ein Blick aufs Gewicht, allerdings solltest Du dabei den Tragekomfort nicht vergessen. Ein Turnbeutel aus Nylon mag mega leicht sein, aber selbst mit nur 5 kg beladen macht er Deine Tour zur Hölle.

Wenn es ums eigentliche Packen geht, lasse ich prinzipiell die Packsäcke von Isomatte, Schlafsack, Zelt etc. weg. Warum sollte ich das zusätzliche Gewicht einpacken? In meinem Rucksack ist so wenig drinnen, dass ich das, was ich suche auch so jederzeit schnell finde. Statt einer Regenhülle packe ich lieber einen ultraleichten, wasserdichten Liner in meinen Rucksack. Das erspart mir das Herumgefrickel, wenn es zu regnen beginnt, außerdem kann ich darin meinen Rucksack trocken verstauen, wenn ich unter dem Tarp schlafe.

Mehr erfahren: Rucksack richtig packen: So verstaust Du Dein Gepäck optimal

Vielseitige Lösungen sind gefragt

Kleidung

Was kommt jetzt eigentlich alles in den Rucksack? Neben dem Gewicht achte ich bei allem, was ich einpacke, auf möglichst multifunktionelle Lösungen und kleines Packmaß. Statt zwei T-Shirts und eines Longsleeves packe ich lieber nur die zwei T-Shirts und Armlinge ein. Das erfüllt den gleichen Zweck, ich kann schneller auf Temperaturänderungen reagieren und spare sogar noch einige Gramm. Je nach Tour und Jahreszeit funktioniert das auch mit kurzen Hosen und Beinlingen.

Insgesamt vertraue ich durchweg auf schnell trocknende Kleidung, die idealerweise geruchsneutralisierende Eigenschaften mitbringt. So kann ich immer einen Satz Klamotten am Abend durchwaschen, während ich den frischen Satz Klamotten trage. Mit spezieller Outdoorseife kann ich nicht nur meine Kleidung, sondern auch mich und mein Geschirr waschen – und biologisch abbaubar ist sie noch dazu.

Wenn die Wettervorhersage nicht gerade Dauerregen prophezeit, kannst Du die Hardshelljacke ruhig durch einen wasserabweisenden Windbreaker ersetzen.

Bergzeit

Wenn die Wettervorhersage nicht gerade Dauerregen prophezeit, kannst Du die Hardshelljacke ruhig durch einen wasserabweisenden Windbreaker ersetzen.


Je nach Wetterbericht, Region und Jahreszeit lasse ich die Hardshelljacke häufig weg und nehme lieber einen wasserabweisenden Windbreaker mit. Der ist leichter, kleiner packbar und reicht meist komplett aus. Statt einer Fleecejacke packe ich eine Isolationsjacke ein, die ist meist sogar leichter, auf jeden Fall kleiner komprimierbar und bietet einen besseren Allwetterschutz.

Equipment

Die Isolationsjacke kannst Du dann auch gut im Schlafsack tragen, um hier noch ein paar Grad zusätzlich Isolation rauszuholen. Das erlaubt Dir auch, den leichteren, nicht ganz so warmen Schlafsack einzupacken.

Wann möglich, bin ich lieber mit einem Tarp unterwegs. Das gibt mir nicht nur das Gefühl, unter freiem Himmel zu schlafen, es spart auch enorm viel Gewicht ein. Zumal die Wanderstöcke gleich als Gestänge funktionieren und somit auch vielseitig genutzt werden können.

Beim Schlafsack und der Isomatte lohnt auf jeden Fall ein Blick aufs Gewicht, denn gerade bei diesen beiden Teilen kannst Du wirklich viele Gramm und auch Packmaß einsparen. Dabei musst Du natürlich abwägen, wie viel Komfort Du aufgeben, aber auch wie viel Geld Du investieren willst.

Wird gern vergessen: der Kleinkram

Ich habe ihn oben erwähnt und spreche es nochmal an, denn er geht einfach zu gerne vergessen: Der Kleinkram. Handy, Foto, Ladekabeln, Powerbank, Notizbücher, Feuerzeug, Messer und Co. summieren sich enorm auf. Was davon brauchst Du aber wirklich?

Ein gutes Beispiel ist hier der Geldbeutel: Statt Deines kompletten Geldbeutels, packe einfach Ausweise, Geld- und Versicherungskarten sowie etwas Bargeld (Scheine) in einen Zip-Lock-Beutel, das ist superleicht und die Sachen sind dann auch noch wasserdicht verpackt.

Video: Tipps & Tricks zum Gewicht sparen beim Trekking

Lerne aus vergangenen Touren

Du musst nicht bei Deiner ersten Tour alles gleich perfekt machen. Fange irgendwo an Gewicht einzusparen, lerne daraus und baue in der Zukunft darauf auf. Meine Excelliste mit all meinem Equipment hat sich über die Jahre stetig verändert und war für mich immer ein guter Ausgangspunkt, um die nächste Tour zu planen. Dafür mache ich mir gerne nach jedem Ausflug Anmerkungen in die Liste über Sachen, die sinnvoll waren, Sachen, die ich weglassen kann und Sachen, die ich vermisst habe.

Risikoeinschätzung

Bei aller Lust zum Minimalismus, schätze vor der Tour bitte auch das Risiko realistisch ein. Beim Patagonien-Trekking oder bei Hochgebirgstouren ist Mut zur Lücke nicht immer die beste Herangehensweise, hier solltest Du besser auf Nummer Sicher gehen.

Mut zur Gepäcklücke und Abenteuerlust in allen Ehren, notwendige Sicherheitsausrüstung solltest Du nie von Deiner Liste streichen.

Bergzeit

Mut zur Gepäcklücke und Abenteuerlust in allen Ehren, notwendige Sicherheitsausrüstung solltest Du nie von Deiner Liste streichen.


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