Der Winter steht nicht mehr nur vor der Türe, sondern hat jetzt auch wirklich angefangen. Das heißt spätestens jetzt solltest Du daran denken das Material herzurichten. Neben Ski, Schuhen und Fellen ist dabei auch die Sicherheitsausrüstung elementar, und mir stellen sich zu dieser Zeit regelmäßig Fragen wie „Wo sind nochmal Schaufel und Sonde?“ oder „Das Erste-Hilfe-Paket war doch auch schon einmal besser gefüllt?“. Aber welche Lawinenausrüstung braucht man denn nun wirklich um abseits der Piste gut ausgerüstet zu sein – und warum?
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LVS, Schaufel und Sonde
Wer sich abseits der Pisten (und seien es nur wenige Meter) bewegt, ist in potentiellem Lawinengelände unterwegs. Hier sind ein entsprechendes Bewusstsein und entsprechende Vorsicht unverzichtbar. Zudem sollte man sich mit Lawinengefahr und Risikomanagement auseinandersetzen und über das nötige Wissen verfügen. Hier gibt es mittlerweile viele Möglichkeiten sich zu informieren, zu lernen und Erfahrung zu sammeln. Es seien an dieser Stelle nur die umfassenden Angebote der Alpinen Vereine genannt, wobei es auch eine Vielzahl an anderen Kursen gibt. Alternativ kann man natürlich auch einen Führer engagieren, der für die Sicherheit verantwortlich ist und auch weiß wo man guten Schnee findet.
Eines ist aber in jedem Fall, auch für Expertinnen und Experten unerlässlich, nämlich das Mitführen von Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS), Schaufel und Sonde als Mindestausrüstung.
Beim LVS sollte es mittlerweile schon ein modernes Gerät mit drei Antennen und Markierfunktion sein. Eine Übersicht über die aktuellen Geräte, findest Du in unserem Marktüberblick LVS-Geräte. Falls Du noch ein älteres Gerät verwendest, wäre es dringend an der Zeit über ein Upgrade nachzudenken. Auch solltest Du, gerade zu Beginn der Saison, einmal die Funktion sowie die Batterien überprüfen und am besten auch nochmal eine Runde mit dem LVS üben gehen.
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Schaufeln und Sonden haben sich in den letzten Jahren wenig weiterentwickelt. Ich verwende gerne die Pieps I-Probe, wobei diese natürlich recht teuer ist und auch eine „normale“ Sonde gut funktioniert – lang genug und stabil sollte sie eben sein. Bei der Schaufel ist eine stabile Konstruktion wichtig, hier kann man zudem noch auf das Packmaß und das Gewicht achten. Auch hier gilt, Sondieren und Graben immer wieder üben!
Erste Hilfe: Know-how und Ausrüstung
Ein Erste-Hilfe-Set vervollständigt die Sicherheitsausrüstung. Auch hier hofft man natürlich, dass man es nie im Ernstfall auspacken muss, aber damit ausgerüstet sollte man in jedem Fall sein. Und natürlich kommen Dinge wie ein Pflaster oder ein Dreieckstuch auch bei kleineren Blessuren zum Einsatz, die nicht zwingend die Behandlung durch Profis erfordern.
Zusätzlich zum üblichen Inhalt sind gerade bei Skitouren Blasenpflaster immer wieder gern gesehen, auch habe ich persönlich immer ein paar Kabelbinder, extra Skistraps, eine dünne Reepschnur und etwas Gewebeklebeband in meinem wasserdicht verpackten Erste-Hilfe-Paket. Das ist natürlich zur Behandlung von gebrochenen Fellhalterungen, Skischuhschnallen und ähnlichem gedacht und kommt nicht bei Menschen zum Einsatz.
Zu Saisonbeginn solltest Du kurz überprüfen ob das Erste-Hilfe-Paket noch vollständig und einsatzbereit ist (Dinge wie steril verpackte Binden haben ein Ablaufdatum) und diese Dinge falls nötig ersetzen.
Mir wird klar, dass ich mich hier wiederhole, aber mindestens ebenso wichtig wie das Mitführen eines Erste-Hilfe Pakets sind Wissen und Übung.
Bleib hier am Ball und überlege wieder einmal einen Erste-Hilfe-Kurs zu machen, wenn Du nicht mehr weißt, was Du im Notfall zuerst machen sollst, kannst und darfst oder was nochmal die stabile Seitenlage war. Auch hier gibt es ein breites Angebot an Kursen speziell für den Outdoor-Bereich, in denen man nicht nur potentiell lebensrettende Maßnahmen lernt, sondern auch beispielsweise wie man einen Abtransport im Hubschrauber vorbereitet oder wie man ein Dreieckstuch um einen verletzten Arm legt. Dani Hornsteiner bietet die beispielsweise an.
Airbag-Rucksack
Schaufel und Sonde, aber auch alles Weitere was man im Schnee dabei hat muss in einem Rucksack verpackt werden. Und was läge hier näher als einen Airbag-Rucksack zu verwenden?
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Modellen in allen Größen, die auch nicht mehr so schwer und unförmig sind wie noch vor einigen Jahren. Eines haben sie alle gemeinsam, sie funktionieren gut und können im Ernstfall die Verschüttungstiefe verringern und die Wahrscheinlichkeit einer Totalverschüttung reduzieren. Da hierdurch die Zeit zur Rettung entscheidend reduziert werden kann, ist ein Airbag-Rucksack durchaus in der Lage Leben retten. Zum Saisonbeginn sollte der Airbag überprüft werden, wobei die Hinweise des Herstellers zu beachten sind. Eine gelegentliche Probeauslösung beweist nicht nur die Funktion, sondern hilft auch sich an den Griff vom Auslösehebel zu gewöhnen. Einen Überblick über all die verschiedenen Airbag-Systeme bekommst du in unserem Marktüberblick Lawinenrucksäcke.
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Und sonst noch? Biwaksack, Brotzeit und mehr
Die Pflicht haben wir jetzt abgehandelt, als Kür gibt es aber noch weitere Dinge, die leicht eingepackt werden können und nicht nur im Notfall eine sinnvolle Verwendung am Berg finden.
Zunächst wäre hier ein Biwaksack zu nennen. Dieser kann nicht nur im Notfall vor Nässe und Kälte schützen, sondern auch zum Transport von Verletzten verwendet werden. Leichte Modelle wie der Mountain Equipment Ultralite wiegen fast nichts und brauchen so gut wie keinen Platz, andere Modelle sind schwerer, dafür aber auch stabiler und bieten teilweise auch Zusatzfunktionen und können so beispielsweise als Sitzkissen, Poncho oder Not-Zelt verwendet werden.
Auch eine Daunenjacke ist nicht nur bei der kalten Gipfelpause, sondern auch im Notfall Gold wert. Mit ihr kann man einen Verletzten zumindest einigermaßen warmhalten, gerade auch in Kombination mit einem Biwaksack.
Fast schon banal ist an dieser Stelle auch mein Hinweis auf Getränke und energiereiche Nahrung. Ein warmer Tee hebt nicht nur die Stimmung, sondern versorgt einen auch mit notwendiger Flüssigkeit. Und falls, beispielsweise aufgrund eines Notfalls, die Tour deutlich länger dauert als geplant, können ein paar Riegel oder Gels (persönlich schwöre ich auf die Shot Bloks von Clif Bar ) den Körper mit der notwendigen Energie versorgen.
Karte, GPS, Höhenmesser
Zu wissen wo man sich eigentlich gerade befindet sollte am Berg eine Selbstverständlichkeit sein, im Notfall ist es allerdings absolut unerlässlich. Daher gehören, gerade im unbekannten Gelände, auch eine Karte sowie gegebenenfalls ein Kompass, ein GPS und auch ein Höhenmesser ins Gepäck. Diese Funktionen können heutzutage oft mit dem Handy abgedeckt werden, in diesem Fall sollte man jedenfalls darauf achten das der Akku auch bei kaltem Wetter lange genug hält.
Lorenzos Fazit
Das wäre mein kurzer Überblick über die Sicherheitsausrüstung und die damit verbundene Saisonvorbereitung. Was hast Du noch dabei, oder womit möchtest Du Deine Sicherheitsausrüstung noch ergänzen? Teile es mir, dem Bergzeit-Team, sowie allen Leserinnen und Lesern doch in den Kommentaren mit!
Ansonsten bleibt mir nur noch Dir eine tolle und vor allem unfallfreie Saison zu wünschen, wie bereits angesprochen ist das beste Sicherheitsmaterial jenes welches man nie brauchen wird.
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