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Womit bleibe ich wirklich trocken?

Wasserdicht, wasserabweisend, wasserfest – wo liegt der Unterschied?

5 Minuten Lesezeit
W wie: Wir wollen wissen was es mit wasserdicht, wasserabweisend und wasserfest auf sich hat. Die meisten Textilien und Schuhe sind bereits in irgendeiner Art und Weise vor dem Eindringen von Wasser geschützt. Doch worin unterscheidet sich die wasserabweisende von der wasserdichten Eigenschaft und sind die Unterschiede wirklich so gravierend?

Manchmal ist es wahrlich nicht leicht im verwirrenden Dschungel der Outdoor-Produkteigenschaften. Um aber das passende Produkt auszusuchen, muss man die Details verstehen, mit denen die Hersteller werben. Um Dir dabei ein wenig unter die Arme zu greifen, widmen wir uns in diesem Artikel dem Thema Regenschutz. Genauer gesagt: dem Unterschied zwischen wasserabweisender und wasserdichter Bekleidung. Und was ist eigentlich diese Wassersäule, von der bei Regenjacken immer die Rede ist?

Was ist der Unterschied zwischen „wasserdicht“ und „wasserabweisend”?

Wasserdicht bedeutet, dass das Material so dicht ist, dass kein Wasser durchgeht. Hier sollte man trocken bleiben, egal wie lange man draußen im Regen unterwegs ist. Bei wirklich wasserdichten Jacken, saugt sich nur die Oberfläche voll, die Bekleidung im inneren bleibt aber ansonsten durch die speziellen wasserdichten ePTFE- bzw. PU-Membrane und Laminate trocken und geschützt.
Wenn eine Jacke oder Hose wasserabweisend ist (andere Branchen bezeichnen ihre Produkte hierbei auch als wasserfest), dann perlt das Wasser oder auch der Schmutz an der Oberfläche ab und wird davon abgehalten, ins Innere durchzudringen. Bei Dauer- oder Starkregen kann aber leider nicht ausgeschlossen werden, dass es mit der Zeit auch im Inneren so einer wasserabweisenden Jacke nass wird.

Gut ausgerüstet, wenn man weiß, worauf es ankommt.

Bergans

Gut ausgerüstet, wenn man weiß, worauf es ankommt.


Um eine klare Definition und eine nachvollziehbare Richtlinie zu bekommen, ob eine Jacke oder Hose nun wasserdicht oder wasserabweisend ist und sich der Kunde beim Kauf von Outdoor-Bekleidung entsprechend orientieren kann, hat die Textilindustrie internationale Standards rund um die sogenannte hydrostatische Wassersäule definiert.

Was bedeutet die hydrostatische Wassersäule und wie wird sie berechnet?

Die hydrostatische Wassersäule bezeichnet die Höhe einer theoretischen Wassersäule, die auf eine Gewebeoberfläche drückt und wird in Millimetern angegeben.

Ein Beispiel: Eine Wassersäule von 10.000 Millimetern (also zehn Metern) entspricht einem Druck von 1 bar.

In Sachen Wasserdichtigkeit kommt also immer darauf an, welcher Druck auf das Gewebe aufgebaut wird. Dieser Druck erhöht sich entsprechend, wenn beispielsweise die Träger des vollbeladenen Rucksacks auf die bereits nasse Jackenoberfläche drücken. Auch wenn der Wind den Regen entgegenpeitscht, erhöht sich der Druck des Wassers, dem die Jacke standhalten muss.

Das perlt! Frisch imprägniert lässt die Gore-Tex-Jacke den Regen wieder abblitzen.

Gore-Tex

Das perlt! Frisch imprägniert lässt die Gore-Tex-Jacke den Regen wieder abblitzen.


Hier ein paar Beispiele:

  • Eine Person, die mit ihrem Körpergewicht im nassen Gras sitzt, erzeugt einen Wasserdruck von ca. 2.000 Millimetern Wassersäule, beim Knien im Gras sind es bereits ca. 4.000 Millimeter.
  • Für ein Zelttuch oder Segeltuch ist diese Rechnung unerheblich, weil kein Mensch darauf sitzt oder kniet. Daher sind hier 1.000 Millimeter Wassersäule, je nach Einsatzzweck bereits absolut ausreichend.
  • Genau dasselbe gilt für einen Trekkingschirm, während Zeltboden und Unterlegplanen bereits mindestens eine Wassersäule von 5.000 Millimeter haben sollten, um wirklich wasserdicht zu sein.
  • Eine Regen- oder Skihose hingegen, mit der man auch auf nassem Untergrund kniet oder sitzt, wird ab 15.000 Millimetern Wassersäule wirklich wasserdicht.
  • Eine Hardshelljacke, die für das Tragen eines schweren Rucksacks ausgelegt ist, ist ab einer Wassersäule von 20.000 Millimetern Wassersäule wasserdicht. Ohne Rucksack reichen Jacken mit einer Wassersäule von 10.000 Millimetern in der Regel aus.

Übrigens: Laut internationalen Standards liegt die Grenze, bei der aus einer wasserabweisenden eine wasserdichte Jacke wird, bei einer Wassersäule von ca. 800 Millimetern.

Was bedeutet „dauerhaft wasserdicht”?

Damit sichergestellt wird, dass bei wasserdichter Bekleidung nirgendwo Wasser eindringen kann, müssen alle Nähte und Reißverschlüsse versiegelt sein. Die speziell verschweißten Nähte, Säume und wasserabweisenden Reißverschlüsse müssen dann auch Waschmaschinen standhalten. Das bedeutet natürlich nicht, dass nicht versiegelte Jacken nicht wasserdicht sind, aber das Risiko, dass Nähte und Reißverschlüsse Wassertropfen hineinlassen – vor allem mit der Zeit und wenn diese spröder werden – kann gegeben sein.

Verliert die Kleidung irgendwann die Eigenschaft wasserdicht zu sein?

Es wäre nicht korrekt zu behaupten, dass wasserdichte Kleidung dauerhaft zu 100 Prozent wasserdicht bleibt, denn mit der Zeit kann die Membrane beschädigt werden, Schmutz oder scharfe Gegenstände können Undichtigkeit verursachen. Zudem werden bereits wasserdichte Hardshelljacken und -hosen oft zusätzlich imprägniert. Denn nur mit einer intakten DWR-Ausrüstung ist bei wasserdichter Funktionsbekleidung die gesamte Funktionalität gegeben.

Eine zusätzliche Imprägnierung wasserdichter Kleidung kann durchaus von Vorteil sein.

Florian Glott

Eine zusätzliche Imprägnierung wasserdichter Kleidung kann durchaus von Vorteil sein.


Durch die wasserabweisende DWR-Ausrüstung wird verhindert, dass das Obermaterial Wasser aufnehmen und in die Zwischenschicht gelangen kann. Denn selbst wenn die Nässe nicht durchdringt, kann die Bekleidung schwer werden. Zudem behindert ein durchweichtes Obermaterial den Abtransport von Feuchtigkeit aus dem Inneren.
Das heißt, dass durch die zusätzliche Imprägnierung wasserdichter Materialien gleich zwei Vorteile gegeben sind:

  • Erhöhung der Wasserdichtheit
  • Es wird verhindert, dass die Jacke oder Hose zu schwer wird und die Funktionalität leidet.

Test zur Überprüfung, ob die Kleidung noch wasserabweisend ist: Wasserflasche nehmen, Kleidung ansprühen, schauen ob das Wasser aufgesaugt wird oder abperlt. Das Abperlen nennt man übrigens den „Lotus-Effekt”.

Was bedeutet „dauerhaft wasserabweisend”?

Dauerhaft wasserabweisende Materialien sind normalerweise imprägniert, also chemisch oder thermisch behandelt. Die gängigste – aber bei weitem nicht die einzige (!) – Behandlung ist hierbei die D(urable) W(ater) R(eppellent) Finish Imprägnierung. Diese, aber auch andere Imprägnierungen, waschen sich mit der Zeit jedoch heraus. Deshalb die Empfehlung: Imprägniere Jacken und Hosen regelmäßig neu beziehungsweise reaktiviere die DWR-Imprägnierung. Damit wird sichergestellt, dass Wassertropfen auch weiterhin an der Oberfläche
abperlen und nicht ins Innere dringen.

Wie wäscht und pflegt man wasserdichte/-abweisende Kleidung?

Hat Deine wasserdichte Kleidung mal wieder eine Wäsche nötig, kannst Du sie mit einem Spezialwaschmittel oder milden Flüssigwaschmittel – aber unbedingt ohne Waschzusätze (!) – in der Waschmaschine reinigen.

Beim Waschen von wasserdichter Kleidung unbedingt die Angaben des Hersteller beachten.

Judith Hackinger

Beim Waschen von wasserdichter Kleidung unbedingt die Angaben des Hersteller beachten.


Welche Pflegemaßnahmen genau zulässig oder empfehlenswert sind, hängt dabei vom Material und der Struktur der verarbeiteten Klima-Membran ab. Poröse Membrane solltest Du regelmäßig reinigen, um die Atmungsaktivität flott zu halten. Porenlose Membrane müssen nur dann in die Wäsche, wenn der Oberstoff wirklich schmutzig ist.

Unsere Waschanleitungs-Beispiele für…

Willst Du die frisch gewaschene Regenjacke im Anschluss noch imprägnieren, hilft unsere Anleitung „Regenjacke imprägnieren – so geht’s richtig!“

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