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Kette gerissen - was nun?

So repariert man unterwegs eine gerissene Fahrradkette

5 Minuten Lesezeit
Eine Kettenriss gehört zu den unangenehmeren Erlebnissen in einem Radlerleben. Mit dem richtigen Werkzeug und der entsprechenden Fingerfertigkeit ist eine gerissene Kette jedoch schnell repariert, wie Bergzeit-Radexperte Flo Glott im dritten Teil seiner Fahrradreparatur-Artikelserie erläutert.

Ein schöner Sommertag in München. Unzählige Rennradler und Mountainbiker flitzen Richtung Münchner Süden – sei es nun auf die Isartrails oder auf das Nebenstraßen-Netzwerk, das Saison für Saison unzählige Radler anlockt. An einer Ampel in Thalkirchen trete ich in die Pedale – und  plötzlich ins Leere. Hinter mir rasselt etwas. Meine Kette ist gerissen und kringelt sich auf der Straßenoberfläche. Was nun?

Welches Werkzeug brauchst Du zur Reparatur einer Fahrradkette?

Für’s Nieten einer gerissenen Fahradkette brauchst Du folgendes Werkzeug:

  • Kettennieter
  • Kettenspanner (ist Bestandteil des ein- oder anderen Kettennieters oder Multitools, sonst tut es auch ein gebogenes Stück Draht/Speiche)
  • idealweise auch noch einen Lumpen, damit die Hände nicht dreckig werden

Kurzanleitung Fahradkette unterwegs reparieren:

  1. Kette wieder auflegen: Kette vor dem Zusammennieten durch Schaltwerk und Umwerfer fädeln – Laufrichtung der Kette beachten. mehr lesen
  2. Defektes Glied entfernen: Zu entfernendes Kettenglied in den Kettennieter einlegen, diesen drehen, bis die Nietspindel am Nietstift ansteht (s. Bild 2) – Stift fast, nicht ganz, herausdrücken. mehr lesen
  3. Kette zusammennieten: Defektes Kettenglied entfernen – Ketten-Enden zusammenführen und ineinanderdrücken – Kettennieter aufsetzen und Nietstift zurück ins Kettenglied drücken. mehr lesen
  4. Kettenglied gängig machen: Prüfen, ob sich das Kettenglied leicht bewegen lässt – falls ein Knick erkennbar ist oder sich die Kette nur zäh bewegen lässt, Kette an der Nietstelle hin- und herbiegen, bis es wieder leicht geht. mehr lesen

ACHTUNG: Unbedingt überprüfen, ob die Kettenspannung nach der Reparatur nicht zu hoch ist – sonst muss ein neues Glied eingesetzt werden (s.u.)!

Kette wechseln – so geht’s

1. Kette wieder auflegen: Bei einem klassischen Kettenriss habt ihr die Kette entweder verloren oder sie hat sich mehr oder weniger elegant um Kassette oder Kurbel gewickelt. Vor dem Zusammennieten müsst ihr sie daher  zunächst wieder durch das Schaltwerk und den Umwerfer fädeln. Hierzu sollte man

  • Schaltwerk als auch Umwerfer auf das jeweils kleinste Blatt schalten und
  • die Kette anschließend durchfädeln.
  • Bitte dabei auch die Laufrichtung der Kette beachten. Die beschriftete Seite der Kette sollte zu euch zeigen – zumindest wenn es nur eine beschriftete Seite gibt.

2. Defektes Kettenglied entfernen: Damit ihr den Nietstift mit dem Kettennieter herausdrücken könnt, legt das zu entfernende Glied in den Kettennieter ein und dreht am Nieter, bis der Stift des Werkzeugs am Nietstift ansteht, wie es bei Schritt 2 zu sehen ist. Sitzt der Stift des Nieters mittig auf dem Kettenniet, könnt ihr ihn herausdrücken.

Schritt 1: Vor dem Zusammennieten müsst ihr die Kette durch Umwerfer und Schaltwerk fädeln.

Florian Glott

Schritt 1: Vor dem Zusammennieten müsst ihr die Kette durch Umwerfer und Schaltwerk fädeln.


Schritt 2: Bei der Entfernung des defekten Glieds sollte man darauf achten, den Nietstift mit dem Kettennieter nicht komplett herauszudrücken.

Florian Glott

Schritt 2: Bei der Entfernung des defekten Glieds sollte man darauf achten, den Nietstift mit dem Kettennieter nicht komplett herauszudrücken.


ACHTUNG: Den Nietstift nicht vollständig herausdrücken. Dieser muss, mit leichtem Überstand, noch in der äußeren Kettenlasche sitzen, wie ebenfalls bei Schritt 2 zu sehen ist.

3. Kette zusammennieten: Ist das defekte Glied entfernt, könnt ihr die Kette wieder zusammennieten.

  • Hierfür die beiden Enden zusammenführen und ineinanderdrücken. Dadurch, dass ihr den Nietstift nicht vollständig aus der Außenlasche herausgedrückt habt, sollte die Kette von alleine zusammenhalten.
  • In ein gut ausgestattetes Reparaturset gehört jedoch auch ein Kettenspanner, der die beiden Enden der Kette während des Nietvorgangs zusammenhält – er kann einem die „Nietarbeit“ deutlich erleichtern.
  • Jetzt setzt ihr den Kettennieter wieder auf und drückt den Nietstift wieder zurück in das Kettenglied, bis er vollständig verschwindet. Steht die Kette dabei zu sehr unter Zug, könnt ihr diese auch vom kleinen Kettenblatt auf das Innenlagergehäuse legen.

ACHTUNG: Achtet darauf, den Nietstift nicht zu weit in die Außenlasche hineinzudrücken. Orientiert euch im Zweifelsfall am Überstand auf der anderen Seite der Kette.

4. Glied gängig machen: Nach dem Nieten sollten sich die Glieder wieder leichtgängig bewegen lassen. Bei gespannter Kette sollte kein Knick in der Kettenlinie erkennbar sein, wenn ihr die Kette zur Probe durch das Schaltwerk laufen lasst, sollte das Schaltwerk nicht durch die Kette mitgezogen werden. Ist dies doch der Fall, das entsprechende Glied – wie auf Bild 4 gezeigt – festhalten und die Kette hin- und herbiegen, bis das Glied wieder leichtgängig ist.

Schritt 3: Beim Zusammennieten darauf achten, dass der Nietstift vollständig auf beiden Seiten der Kette im Glied verschwindet.

Florian Glott

Schritt 3: Beim Zusammennieten darauf achten, dass der Nietstift vollständig auf beiden Seiten der Kette im Glied verschwindet.


Schritt 4: Sollte das Kettenglied nach dem Nieten nicht leichtgängig sein, könnt ihr es durch hin- und herbiegen des entsprechenden Gliedes wieder leichtgängig machen.

Florian Glott

Schritt 4: Sollte das Kettenglied nach dem Nieten nicht leichtgängig sein, könnt ihr es durch hin- und herbiegen des entsprechenden Gliedes wieder leichtgängig machen.


Eine unterwegs reparierte Kette sollte ersetzt werden

Eine unterwegs mehrmals reparierte Kette solltet ihr, sobald ihr wieder daheim seid, unbedingt ersetzen. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe: Unterwegs habt ihr oft nur die Möglichkeit, die Kette um das defekte Glied zu kürzen. Das Einsetzen eines Ersatzglieds ist nicht immer möglich. Bei gekürzter Kette stehen jedoch nicht mehr alle Gänge zur Verfügung, da die Kettenspannung immer höher wird, je schräger die Kette aufliegt (Stichwort richtige Kettenlinie!). Hat die Kette schon ein paar Kilometer „auf den Gliedern“, zeigen sich darüber hinaus am gesamten Antriebsstrang (Kettenblätter, Kette, Kassette) mehr oder weniger starke Abnutzungsspuren. Ein noch unbenutztes Glied passt letztlich nicht mehr zum Rest des Antriebsstrangs; im schlimmsten Fall kann die Kette an der Stelle des neu eingesetzten Glieds bei Belastung durchrutschen. Je neuer die Kette, desto mehr macht das Einnieten eines neuen Glieds also auch langfristig Sinn.

TIPP: Einzelne Hersteller wie SRAM und Shimano bieten Ketten mit Kettenschloss an. Ein Kettenschloss ermöglicht ein Verschließen der Kette, ohne dass dafür Kettenniet und Kettennieter nötig wären. Man sollte im Idealfall nur Kettenschlösser des jeweiligen Kettenherstellers verwenden – auch wenn diese z.T. untereinander kompatibel sind.

Fazit zur Reparatur einer gerissenen Kette

Keine Angst vor gerissenen Ketten! Wie jedes andere mechanische Bauteil kann auch eine Fahrradkette mit dem richtigen Know-How relativ schnell repariert werden. Kleiner TIPP zum Schluß: Wer zu Hause ein paar „Kettenreste“ herumliegen hat, kann das Nieten relativ einfach üben – so ist man im Ernstfall schneller.

Werkzeug benötigt? Hier geht es zur kompletten Auswahl bei Bergzeit:

Du suchst noch einen passenden Fahrrad– oder MTB-Führer? Im Bergzeit Shop wirst Du sicher fündig:

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