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Kette gerissen - was nun?

So repariert man unterwegs eine gerissene Fahrradkette

6 Minuten Lesezeit
Eine Kettenriss gehört zu den unangenehmeren Erlebnissen in einem Radlerleben. Mit dem richtigen Werkzeug und der entsprechenden Fingerfertigkeit ist eine gerissene Kette jedoch schnell repariert, wie Bergzeit-Radexperte Flo Glott im dritten Teil seiner Fahrradreparatur-Artikelserie erläutert.

Ein schöner Sommertag in München. Unzählige Rennradler und Mountainbiker flitzen Richtung Münchner Süden – sei es nun auf die Isartrails oder auf das Nebenstraßen-Netzwerk, das Saison für Saison unzählige Radler anlockt. An einer Ampel in Thalkirchen trete ich in die Pedale – und  plötzlich ins Leere. Hinter mir rasselt etwas. Meine Kette ist gerissen und kringelt sich auf der Straßenoberfläche. Was nun?

Welches Werkzeug brauchst Du zur Reparatur einer Fahrradkette?

Für’s Nieten einer gerissenen Fahradkette brauchst Du folgendes Werkzeug:

  • Kettennieter
  • Kettenspanner (ist Bestandteil des ein- oder anderen Kettennieters oder Multitools, sonst tut es auch ein gebogenes Stück Draht/Speiche)
  • idealweise auch noch einen Lumpen, damit die Hände nicht dreckig werden
  • Im Idealfall ein zusätzliches Steckglied bzw. Kettenschloss passend zur Kette und Hersteller

Kurzanleitung: Fahrradkette unterwegs reparieren:

  1. Kette wieder auflegen:

    Kette vor dem Zusammennieten durch Schaltwerk und Umwerfer fädeln – Laufrichtung der Kette beachten. mehr lesen

  2. Defektes Glied entfernen:

    Zu entfernendes Kettenglied in den Kettennieter einlegen, diesen drehen, bis die Nietspindel am Nietstift ansteht (s. Bild 2) – Stift fast, nicht ganz, herausdrücken. mehr lesen

  3. Kette verschließen durch:

    a) Kette zusammennieten: Defektes Kettenglied entfernen – Ketten-Enden zusammenführen und ineinander drücken – Kettennieter aufsetzen und Nietstift zurück ins Kettenglied drücken. mehr lesen
    b) Steckglied einsetzen: Defektes Kettenglied gegen Steckglied austauschen.
    c) Zum Verschließen des Steckgliedes muss sich dieses oben befinden. Durch festhalten des Hinterrades und gleichzeitigen Ruck am Pedal wird die Kette gespannt und das Steckglied verschießt sich.

  4. Kettenglied gängig machen:

    Prüfen, ob sich das Kettenglied leicht bewegen lässt – falls ein Knick erkennbar ist oder sich die Kette nur zäh bewegen lässt, Kette an der Nietstelle hin- und herbiegen, bis es wieder leicht geht. mehr lesen

ACHTUNG: Unbedingt überprüfen, ob die Kettenspannung nach der Reparatur nicht zu hoch ist – sonst muss ein neues Glied eingesetzt werden (s.u.)!

Bei gerissener Kette das Bike tragen? Dann lieber reparieren!

Flo Glott

Bei gerissener Kette das Bike tragen? Dann lieber reparieren!


Kette wechseln – so geht’s

1. Kette wieder auflegen: Bei einem klassischen Kettenriss hast Du die Kette entweder verloren oder sie hat sich mehr oder weniger elegant um Kassette oder Kurbel gewickelt. Vor dem Zusammennieten musst Du sie daher zunächst wieder durch das Schaltwerk und den Umwerfer fädeln. Hierzu sollte man

  • Schaltwerk als auch Umwerfer auf das jeweils kleinste Blatt schalten und
  • die Kette anschließend durchfädeln.
  • Bitte dabei auch die Laufrichtung der Kette beachten. Die beschriftete Seite der Kette sollte zu Dir zeigen – zumindest wenn es nur eine beschriftete Seite gibt.

2. Defektes Kettenglied entfernen: Damit Du den Nietstift mit dem Kettennieter herausdrücken kannst, lege das zu entfernende Glied in den Kettennieter ein und drehe am Nieter, bis der Stift des Werkzeugs am Nietstift ansteht, wie es bei Schritt 2 zu sehen ist. Sitzt der Stift des Nieters mittig auf dem Kettenniet, kannst Du Ihn herausdrücken.

Schritt 1: Vor dem Zusammennieten musst Du die Kette durch Umwerfer und Schaltwerk fädeln.

Florian Glott

Schritt 1: Vor dem Zusammennieten musst Du die Kette durch Umwerfer und Schaltwerk fädeln.


Schritt 1: Vor dem Zusammennieten musst Du die Kette durch Umwerfer und Schaltwerk fädeln.

Florian Glott

Schritt 2: Bei der Entfernung des defekten Glieds sollte man darauf achten, den Nietstift mit dem Kettennieter nicht komplett herauszudrücken.


ACHTUNG: Den Nietstift nicht vollständig herausdrücken. Dieser muss, mit leichtem Überstand, noch in der äußeren Kettenlasche sitzen, wie ebenfalls bei Schritt 2 zu sehen ist.

3a. Kette zusammennieten: Ist das defekte Glied entfernt, kannst Du die Kette wieder zusammennieten.

  • Hierfür die beiden Enden zusammenführen und ineinanderdrücken. Dadurch, dass ihr den Nietstift nicht vollständig aus der Außenlasche herausgedrückt habt, sollte die Kette von alleine zusammenhalten.
  • In ein gut ausgestattetes Reparaturset gehört jedoch auch ein Kettenspanner, der die beiden Enden der Kette während des Nietvorgangs zusammenhält – er kann einem die „Nietarbeit“ deutlich erleichtern.
  • Jetzt setzt Du den Kettennieter wieder auf und drückst den Nietstift wieder zurück in das Kettenglied, bis er vollständig verschwindet. Steht die Kette dabei zu sehr unter Zug, kannst Du diese auch vom kleinen Kettenblatt auf das Innenlagergehäuse legen.

ACHTUNG: Achte darauf, den Nietstift nicht zu weit in die Außenlasche hineinzudrücken. Orientiere Dich im Zweifelsfall am Überstand auf der anderen Seite der Kette.

3b. Kette mit Steckglied verbinden:

  • Das Steckglied bzw. das Kettenschloss verbindet die Kette, ohne diese vernieten zu müssen. Um die Kette damit zu verbinden, müssen jeweils die beiden inneren Kettenglieder verwendet werden, also genau anders als es beim Kette zusammennieten.
  • Die Steckglieder bestehen aus zwei Teilen. Jedes davon hat einen Stift sowie ein Teil des äußeren Kettengliedes. Die Stifte werden jetzt einmal von vorne und einmal von hinten durch die Fahrradkette und ineinandergesteckt. Dabei ist auf die Laufrichtung zu achten.
  • Durch leichten Zug an der Kette verschließen sich die beiden Teile des Steckgliedes schon einmal leicht. Kontrolliere hier unbedingt, ob diese auch sauber anliegen.
  • Zum finalen Verschließen wird das Hinterrad mit einer Hand festgehalten. Durch gleichzeitigen Druck auf die Pedale wird die Kette gespannt und das Steckglied verschließt sich zur Gänze mit einem kleinen Klick. Am einfachsten ist dies, wenn sich das Steckglied oben befindet.

Achtung: Unbedingt darauf achten, dass das Steckglied bzw. das Kettenschloss auch zur verwendeten Kette und Hersteller passt.

Schritt 3a: Beim Zusammennieten darauf achten, dass der Nietstift vollständig auf beiden Seiten der Kette im Glied verschwindet.

Florian Glott

Schritt 3a: Beim Zusammennieten darauf achten, dass der Nietstift vollständig auf beiden Seiten der Kette im Glied verschwindet.


Schritt 3a: Beim Zusammennieten darauf achten, dass der Nietstift vollständig auf beiden Seiten der Kette im Glied verschwindet.

Florian Glott

Schritt 3b: Kette mit verschlossenem Steckglied.


4. Glied gängig machen: Nach dem Nieten sollten sich die Glieder wieder leichtgängig bewegen lassen. Bei gespannter Kette sollte kein Knick in der Kettenlinie erkennbar sein, wenn Du die Kette zur Probe durch das Schaltwerk laufen lässt, sollte das Schaltwerk nicht durch die Kette mitgezogen werden. Ist dies doch der Fall, das entsprechende Glied – wie auf Bild 4 gezeigt – festhalten und die Kette hin- und her biegen, bis das Glied wieder leichtgängig ist.

Schritt 4: Sollte das Kettenglied nach dem Nieten nicht leichtgängig sein, kannst Du es durch hin- und her biegen des entsprechenden Gliedes wieder leichtgängig machen.

Florian Glott

Schritt 4: Sollte das Kettenglied nach dem Nieten nicht leichtgängig sein, kannst Du es durch hin- und her biegen des entsprechenden Gliedes wieder leichtgängig machen.


Eine unterwegs reparierte Kette sollte ersetzt werden

Eine unterwegs mehrmals reparierte Kette solltest Du, sobald Du wieder daheim bist, unbedingt ersetzen. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe: Unterwegs hast Du oft nur die Möglichkeit, die Kette um das defekte Glied zu kürzen. Das Einsetzen eines Ersatzglieds ist nicht immer möglich. Bei gekürzter Kette stehen jedoch nicht mehr alle Gänge zur Verfügung, da die Kettenspannung immer höher wird, je schräger die Kette aufliegt (Stichwort richtige Kettenlinie!). Im schlimmsten Fall kann es hier zu einer Beschädigung des Schaltwerks kommen.

Hat die Kette schon ein paar Kilometer „auf den Gliedern“, zeigen sich darüber hinaus am gesamten Antriebsstrang (Kettenblätter, Kette, Kassette) mehr oder weniger starke Abnutzungsspuren. Ein noch unbenutztes Glied passt letztlich nicht mehr zum Rest des Antriebsstrangs; im schlimmsten Fall kann die Kette an der Stelle des neu eingesetzten Glieds bei Belastung durchrutschen.

Bei einer Kette mit noch geringer Laufleitung kann aber durchaus ein Kettenglied eingenietet werden. Dabei sollten unbedingt neue Nietstifte verwendet werden. Auch sollte nach einer Reparatur unbedingt eine kurze Probefahrt erfolgen, bevor es wieder auf Tour geht um gegebenenfalls doch noch eine neue Kette aufziehen zu können.

TIPP: Einzelne Hersteller wie SRAM und Shimano bieten Ketten mit Kettenschloss an. Ein Kettenschloss ermöglicht ein Verschließen der Kette, ohne dass dafür Kettenniet und Kettennieter nötig wären. Man sollte im Idealfall nur Kettenschlösser des jeweiligen Kettenherstellers verwenden – auch wenn diese zum Teil untereinander kompatibel sind.

Fazit zur Reparatur einer gerissenen Kette

Keine Angst vor gerissenen Ketten! Wie jedes andere mechanische Bauteil kann auch eine Fahrradkette mit dem richtigen Know-How relativ schnell repariert werden. Kleiner Tipp zum Schluss: Wen Du zu Hause ein paar „Kettenreste“ herumliegen hast, kannst Du das Nieten relativ einfach üben – so bist Du im Ernstfall schneller.

Du suchst noch einen passenden Fahrrad– oder MTB-Führer? Im Bergzeit Shop wirst Du sicher fündig:

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