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Der Alleskönner

K2 Wayback 88 ECOre 2016/17 Tourenski im Test

9 Minuten Lesezeit
K2 hat mit dem Wayback 88 ECOre seinen beliebten Allround-Tourenski für die Saison 2016/17 neu aufgelegt. Skitouren-Experte Markus Stadler hat den Ski für das Bergzeit Magazin bei abwechslungsreichen Frühjahrsbedingungen einem harten Test unterzogen.

Die Skitouren-Testbedingungen

Skitouren-Test mit Großglockner im Blick. | Foto: Markus Stadler
Skitouren-Test mit Großglockner im Blick. | Foto: Markus Stadler

Der K2 Wayback 88 ECOre wurde in der Länge 174 Zentimeter mit einer Marker Kingpin 13 Tourenbindung geliefert, dazu das Original-Steigfell von K2 für den Wayback (70 Prozent Mohair, 30 Prozent Nylon). Mein Tourenschuh ist ein relativ weicher Dreischnaller, der als aufstiegsorientiert klassifiziert wird. Nachdem ich den Testski erst in der zweiten Aprilwoche bekam, waren die Testbedingungen der Jahreszeit entsprechend schon sehr frühlingshaft. Trotzdem hab ich an drei Skitourentagen rund um Kals am Großglockner mit insgesamt über 5.000 Höhenmeter Aufstieg und Abfahrt sehr vielfältige Eindrücke sammeln können. Ich selbst bin reiner Skibergsteiger und so gut wie nie auf Pisten oder im Variantengelände unterwegs. Entsprechend ist mein Fahrstil als eher konservativ/defensiv zu charakterisieren.

K2 Wayback 88 ECOre 2016/17: Kurze Materialkunde

Der K2 Wayback 88 ECOre 16/17 wird vom Hersteller klar als Tourenski positioniert und liegt mit seinen Maßen von 126-88-113 Millimeter eher im oberen Bereich der Skibreite von typischen Allroundern für das Skibergsteigen. Das angegebene Gewicht liegt bei 1.350 Gramm pro Ski, bezogen auf eine Länge von 174 Zentimeter. Eine kurze Kontrollwiegung ergab 2.110 Gramm mit Bindung, die Herstellerangabe für die Bindung liegt bei 730 Gramm. Wenn diese stimmt, blieben für den Ski also 1.380 Gramm, was nicht superleicht, aber vertretbar ist.

Erreicht wird das günstige Gewichts-Fahrspaß-Verhältnis durch eine ausgeklügelte Konstruktion mit einem Leichtbau-Holzkern aus einem Mix aus Balsaholz und Flachsfasern – was angeblich rund 40 Prozent leichter ist als das von mehreren Skiherstellern verwendete Paulownia-Holz. Die Ummantelung mit einem Netz aus Carbonsträngen verleiht dem Ski zusätzliche Steifigkeit.

Die Kombination aus Seitenwangenkonstruktion und Cap-Bauweise gewährleistet einerseits Steifigkeit unter der Bindung für kraftvollen Kanteneinsatz, sorgt aber andererseits auch für genug Flexibilität und Geschmeidigkeit, um kleinere Fahrfehler zu tolerieren. Optimiert wird das Fahrverhalten mit einer leicht angehobenen Schaufel (Tip-Rocker) für guten Auftrieb im Tiefschnee sowie einem progressiven Sidecut für maximale Drehfreudigkeit. Als kleines Zuckerl für den Aufstieg verspricht das „Snophobic Topsheet“ eine Art Teflon-Effekt, um das Festkleben von Schnee an der Skioberfläche zu minimieren.

Erster Testtag: Leichte Skitour in Osttirol

Mitte April noch halbwegs realistische Testbedingungen zu finden – das bedeutet, hoch hinaus zu müssen. Mein Freund Peter ließ sich zu einem Trip nach Kals am Großglockner überreden, wo die Gipfelhöhen bekanntlich jenseits der 3.000 Meter liegen und in jedem Fall noch genügend Schnee für tagesfüllende Skitouren bieten sollten.

Am Tag der Anreise starten wir erst gegen 10 Uhr vormittags zum Bösen Weibl (3.119 Meter), eine unschwierige Modetour mit 1.200 Höhenmetern. Der Himmel ist klar, die Schneedecke gefroren und oben drauf liegen ein bis zwei Zentimeter Neuschnee. Entlang der Fahrstraße ist mein erster Spontaneindruck zum K2-Fell: „Besonders gut rutscht das aber nicht“. Im konkreten Vergleich bei kurzen Abrutsch-Passagen mit den Steigfellen meines Spezls ergibt sich jedoch kein großer Unterschied, die Black-Diamond-Felle „Glide-Lite“ gleiten nur minimal besser.

Das K2 Wayback-Originalfell kam mit den unterschiedlichen Schneebedingungen sehr gut zurecht. | Foto: Markus Stadler
Das K2 Wayback-Originalfell kam mit den unterschiedlichen Schneebedingungen sehr gut zurecht. | Foto: Markus Stadler

Vermutlich hinkt einfach der Vergleich mit meinem alten, abgetragenen Mohair-Fell. Dafür ist die Aufstiegsperformance des Wayback-Originalfells tadellos, was sich gleich am ersten Steilstück, einem Staudenhang mit ausgefahrenem, hartgefrorenem Sommerweg, zeigt. Hier hätte ich eigentlich erwartet, mit etwas Stockeinsatz nachhelfen zu müssen, aber die Felle halten perfekt. Auch das Biegeverhalten der Ski gibt keinen Anlass zum Meckern. Der Druck lässt sich sehr exakt dort ausüben, wo er nötig ist – entweder auf dem Fell unter der Bindung oder bei Bedarf auch mit Einsatz der Kante gegen seitliches Abrutschen. Die Harscheisen vermisse ich auf dem Stück an keiner Stelle. Weiter oben liegen dann zehn bis 20 Zentimeter pappiger Neuschnee und ich schere einige Male aus der vorhandenen Spur aus. Bei diesen Bedingungen ist das Spuren kein Problem – die Schaufel kommt immer gut nach oben. Anstollen ist weder an der Oberfläche noch am Fell zu beklagen, wobei aber die starke Sonnenstrahlung auch bei meinem Spezl (ohne Snowphobic) dafür sorgt, dass der Schnee an der Skioberfläche sofort taut.

Wie macht sich der K2 Wayback 88 bei der Abfahrt?

Am Gipfel zieht es dann leider zu, sodass wir uns bei sehr schlechter Sicht an die Abfahrt machen müssen. Entsprechend defensiv sind wir auf den ersten 300 Höhenmetern unterwegs – vor allem derjenige, der als erster fahren muss. Die ersten Schwünge erfordern etwas Umgewöhnung. Von meinem letzten Ski bin ich es gewohnt, die Schwungauslösung eher aktiv zu gestalten. Der Wayback ist für diesen Fahrstil fast zu drehfreudig und fühlt sich bei den ersten Bögen unruhig an. In dem leicht pappigen Pulverschnee der ersten Abfahrtshänge reicht es, leichten Schaufeldruck auf den Außenski zu geben – und schon zieht er um die Kurve. Bald habe ich den Dreh raus und die klassischen, engen Bögerl lassen sich sehr kraftsparend in den Hang malen.

Bei der Abfahrt von der Grauen Scharte beweist der K2 Wayback 88 ECOre, dass er zu den besten Allround-Tourenski auf dem Markt gehört. | Foto: Markus Stadler
Bei der Abfahrt von der Grauen Scharte beweist der K2 Wayback 88 ECOre, dass er zu den besten Allround-Tourenski auf dem Markt gehört. | Foto: Markus Stadler

Nachdem der Nachmittag noch jung ist und endlich wieder die Sonne zum Vorschein kommt, fellen wir am Peischlachtörl nochmal auf und steigen über die sulzigen Hänge aufs Kasteneck. Die Abfahrt bietet dann Frühjahrsbedingungen vom Feinsten: Die ersten, flachen Hänge drei bis fünf Zentimeter tiefen Firn, wo der Wayback auch bei größeren Radien und flotterem Tempo sauber Spur hält. Je tiefer wir kommen, umso sulziger wird der Schnee. Gerade hier profitiere ich vom guten Auftrieb und der Drehfreudigkeit des Wayback, ganz im Gegensatz zu meinem Begleiter, der sich sichtlich mehr anstrengen muss …

Zweiter Testtag: Eine anspruchsvolle Skihochtour

Am Tag darauf planen wir etwas Anspruchsvolleres und wählen den Großen Muntanitz (3.232 Meter) als Ziel. Für maximale Abwechslung haben wir uns eine kleine Rundtour herausgesucht, die allerdings am Anfang ein langes Tragestück beinhaltet. Mit Ski am Rucksack wandern wir durch die wilde Daberklamm ins Dorfertal und buckeln die Bretter über die teils aperen Wiesen bis auf 2.000 Meter hinauf. Das ist in den drei Tagen in Kals die einzige Phase, in der ich den Peter um seinen noch um einiges leichteren Ski beneide.

Mit Harscheisen geht es anschließend über die erst bockharten, aber bald auffirnenden Hänge 1.000 Höhenmeter hinauf zum 40 bis 45 Grad steilen, südostseitigen Gipfelhang, der schon ordentlich weich ist. In der Steilheit muss bei der Spitzkehre der erste Ski nach der Drehung „eingefädelt“ werden, was aber nicht so einfach ist, da mit der Kingpin-Bindung am Wayback die Skispitze automatisch nach oben klappt, wenn man den Ski anhebt. Dadurch bleibt das Skiende beim Zurückschieben im Schnee stecken, wenn man es nicht mit dem Skistock anhebt. Dieses Problem ist bei meinen anderen Ski-Bindungs-Kombinationen nicht so ausgeprägt.

Spiel mit den Radien bei der Abfahrt

Mit dem K2 Wayback 88 ECOre auf dem Gipfel des Großen Muntanitz. | Foto: Markus Stadler
Mit dem K2 Wayback 88 ECOre auf dem Gipfel des Großen Muntanitz. | Foto: Markus Stadler

Letztendlich erreichen wir mit einem kurzen Tragestück den Grat und kurz darauf auch den Gipfel. Schnell rüsten wir uns zur Abfahrt. Der erste Hang am Grat ist hartgefroren, hier greifen die Kanten gut, für größeres Tempo sind allerdings zu viele Steine im Hang. Der Steilhang ist sulzig und mit vielen Lawinenbollern übersät, so dass man teilweise auch umspringen muss, weiter unten pflüge ich dann in einigen großen Schwüngen hinab ins flache, wo der gute Auftrieb des Skis hilfreich ist.

Die weitere Abfahrt über den eher flachen Gletscher bei idealem Firn bietet die Möglichkeit, ein wenig mit den Radien zu spielen. Mir persönlich taugen mittlere Radien am besten, weil am meisten Zug zu spüren ist. Sicher wäre bei meiner Größe von 1,83 Meter der längere Ski von 1,81 Meter in so großzügigem Gelände noch sportlicher zu fahren.

Der Weiterweg führt mit einem Gegenanstieg von 400 Höhenmetern hinauf zur Grauen Scharte und jenseits über eine grandiose Abfahrt zurück nach Kals. Die Bedingungen wechseln zwischen idealem Firn und unten schon recht tiefem Sulz, bringen aber keine neuen Erkenntnisse – außer der nochmaligen Bestätigung, dass der Ski in tiefem Sulz außerordentlich viel Kraft spart.

Das letzte Stück queren wir nach rechts zur Skipiste, die zwar bereits geschlossen ist, sich aber noch in einem gutem Zustand befindet. Einen kurzen Tempo-Test und zwei oder drei Turns auf den verbliebenen, oberflächlich antauenden Eisplatten absolviert der Wayback ebenfalls zur vollsten Zufriedenheit. Am dritten Tag statten wir noch dem Zollkopf einen Besuch durch das Teischnitztal ab, wo die Bedingungen wieder sehr ähnlich sind wie an den Vortagen und ich mich daher nicht wiederholen möchte.

Test-Fazit zum K2 Wayback 88 ECOre 16/17

Im Gesamtpaket ist der K2 Wayback ein absolut überzeugender Allround-Tourenski, der sich bei den Test-Bedingungen keine Schwäche erlaubte. Ich kenne keinen anderen für längere Aufstiege geeigneten Ski, der dem Wayback bezüglich der Fahreigenschaften das Wasser reichen könnte.

Der Ehrlichkeit halber sei jedoch gesagt: Richtig harte Abfahrtsverhältnisse fanden wir nicht vor – und auch der Snowphobic-Effekt bei kälteren Temperaturen und oberflächlich antauendem Pulverschnee (den typischen Anstoll-Bedingungen) würde mich noch interessieren. Ansonsten könnten vielleicht Gewichtsfetischisten ein Haar in der Suppe finden, da es durchaus leichtere Tourenski gibt, allerdings müssen dann aber teils deutliche Abstriche in Sachen Stabilität hingenommen werden. Gut finde ich auch die Wayback-Steigfelle mit idealer Befestigung an den beiden Bohrungen im Ski, sehr guter Aufstiegsperformance und ordentlichen Gleiteigenschaften.

Test beendet: K2 zeigt mit dem Wayback 88 ECOre auch in der Saison 2016/17, wo der (Ski)Hase läuft. | Foto: Markus Stadler
Test beendet: K2 zeigt mit dem Wayback 88 ECOre auch in der Saison 2016/17, wo der (Ski)Hase läuft. | Foto: Markus Stadler

Geeignet für:

  • Einsteiger, die einen fehlerverzeihenden Ski für einfache Standardtouren und fürs Variantenfahren wollen
  • Gelegenheitstourengeher, die eine „eierlegende Wollmilchsau“ für nahezu jede Art von Skitour suchen
  • Allroundskibergsteiger, die einen zuverlässigen Ski mit akzeptablem Gewicht bei maximaler Abfahrtsperformance suchen

Nicht geeignet für:

  • Speed-Tourengeher, denen es auf minimales Gewicht ankommt
  • Freerider, die häufiger mit Lifthilfe unterwegs sind
  • Große, athletische Tourengeher ab ca. 1,90 Meter, für die der 181 Zentimeter lange Wayback 88 eher unterdimensioniert ist

Produktvideo von K2 zum Wayback 88 16/17:

Der K2 Wayback 88 ECOre 16/17 ist derzeit nicht verfügbar. Die Nachfolger Modelle findest Du im Bergzeit Shop:

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