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Wanderschuhe richtig schnüren: Profi-Tricks zum Binden von Outdoorschuhen

8 Minuten Lesezeit
Wie fest schnürt man Wanderschuhe beim Aufstieg und wie erreicht man generell unterschiedliche Schnürzonen? Wir zeigen die Basics rund ums Schuhe binden und erklären einfache Schnür-Tipps, um Druckstellen und Problemzonen entgegen zu wirken.

Wie schnürt bzw. bindet man Wanderschuhe richtig? Eine Frage, über die man sich meist erst dann Gedanken macht, wenn der neue Trekking- oder Bergschuh an der einen oder anderen Stelle drückt. Denn neben unterschiedlichen Schnürtechniken zum bergauf und bergab Laufen gibt es einige Tipps, um die Passform eines Outdoorschuhs ideal an den eigenen Fuß anzupassen. Somit kann das richtige Binden der Wanderschuhe helfen, Blasen und unangenehme Druckstellen zu vermeiden.

6 Grundregeln für gut sitzende Wanderschuhe

Eine ausgefeilte Schnürung hilft nichts, wenn die Basics nicht passen. Grundsätzlich passende Schuhe, gute Wandersocken und die richtige Anwendung des Tiefzughakens sind hier ebenso wichtig, wie routinemäßiges nachschnüren, der richtige Knoten und – banal aber nicht selbstverständlich – eine sauber platzierte Lasche.

1. Der Schuh muss passen und sitzen

Vorweg eine Selbstverständlichkeit – eigentlich: Schuhe sollten immer in der richtigen Größe und mit der entsprechenden Zugabe gewählt werden, denn grobe Unstimmigkeiten in der Passform lassen sich allein durch das Schnüren nicht ausmerzen. Bei Bergzeit empfehlen wir für Berg-, Trekking- und Wanderschuhe etwa 15 bis 20 Millimeter „Luft“ im Zehenbereich.

Deine Wanderschuhe sollten auf alle Fälle die richtige Passform haben und bequem sein.

Jörg Hackinger

Deine Wanderschuhe sollten auf alle Fälle die richtige Passform haben und bequem sein.


Wichtig ist dabei auch, dass die Schuhe generell ordentlich am Fuß sitzen. Wer schlampig in die Stiefel steigt und bindet riskiert ungewollten Fersenspielraum, der unterwegs das Blasenrisiko deutlich erhöht. Besser ist es, die Schuhe beim Anziehen auf die Hacken zu stellen bzw. einmal leicht damit auf den Boden zu klopfen. So rutscht die Ferse nach hinten in den Schuh.

2. Die richtigen Socken

Neben den Schuhen sollten auch die Socken „passen“, denn diese entscheiden weit häufiger über Freud und Leid auf einer Tour, als die Schnürung. Gute Wandersocken sitzen wie eine zweite Haut, sorgen für ein angenehmes Klima im Schuh, indem sie Feuchtigkeit puffern und polstern beanspruchte Stellen.

3. Die Lasche sitzt mittig

Ein Wanderschuh kann nur dann optimal geschnürt werden, wenn die Lasche (Zunge) in der Mitte sitzt – das gilt im Prinzip pauschal für alle Schuhe. Viele Sport-, Outdoor- und Bergschuhe bieten dafür eine Schlaufe oder einen Haken an der Lasche, um diese mit Hilfe der Schuhbänder in der Mitte dauerhaft in Position zu halten.

Die Lasche sitzt in der Mitte! Steht der Schuh auf der Hacke, rutscht die Ferse schön in den Schuh.

Jörg Hackinger

Die Lasche sitzt in der Mitte! Steht der Schuh auf der Hacke, rutscht die Ferse schön in den Schuh.


4. Feststellöse bzw. Tiefzughaken richtig nutzen

Der Tiefzughaken bzw. die Feststellöse sitzt auf Höhe des Knöchels am Übergang vom Spann zum Schaft eines Schuhs.

Der Tiefzughaken fixiert die unterschiedlichen Schnürzonen. Besser klappt das, wenn der Senkel von oben nach unten verläuft und sich anschließend kreuzt.

Jörg Hackinger

Der Tiefzughaken fixiert die unterschiedlichen Schnürzonen. Besser klappt das, wenn der Senkel von oben nach unten verläuft und sich anschließend kreuzt.


Bei den meisten Wander- und Bergschuhen ist ein Tiefzughaken Standard, um einen Schuh mit unterschiedlichen Spannungen an Schaft und Rist/Spann zu schnüren und die Ferse in Position zu halten. Häufig ist hier von zwei „Schnürzonen“ (Rist und Schaft) die Rede.

🥾 Tiefzughaken richtig nutzen

Die Schnürsenkel laufen idealerweise von oben nach unten durch den Tiefzughaken. So entstehen zwei Reibungspunkte, um die unterschiedlichen Spannungen zu fixieren. Bei selbst blockierenden Tiefzugösen erübrigt sich dies.

4. Nachschnüren als Routine

Abhängig von Temperatur, Tageszeit und Aktivität verändert sich der Fuß. Beim Start einer Wanderung gerät der Kreislauf in Fahrt, der Fuß wird stärker durchblutet und dehnt sich aus. Gleichzeitig steigt die Temperatur im Schuh, das Material wird warm und nachgiebiger.

Mach's zur Gewohnheit: Etwa 15 bis 20 Minuten nach dem Start sollten Wanderschuhe nachgeschnürt werden.

Jörg Hackinger

Mach’s zur Gewohnheit: Etwa 15 bis 20 Minuten nach dem Start sollten Wanderschuhe nachgeschnürt werden.


Tipps zum Nachschnüren von Wanderschuhen

  • Routine: Etwa 15 bis 20 Minuten nach dem Start einer Tour ist es daher routinemäßig Zeit zum Nachschnüren.
  • Neu binden: Auf längeren Touren oder beim Wechsel vom Auf- zum Abstieg lohnt es sich die Schuhe zwischendurch neu zu binden.

6. Der richtige Knoten

Sauber und zuverlässig vollendet wird das Binden Deiner Wanderschuhe mit einem einem Kreuzknoten, der entsteht, wenn eine Schleife richtig gebunden ist. Diesen Kreuzknoten kannst Du mit einfachen Tricks zu einem „ultimativen Doppelknoten“ verfeinern. Damit sind lose Schuhbänder beim Wandern Geschichte.

Alles, was Du dazu wissen musst erfährst Du im Beitrag Doppelknoten: Bindest Du Deine Schuhe richtig?

Richtig schnüren: Unsere Standardempfehlung

Bergauf benötigt der Fuß etwas mehr Bewegungsfreiheit. Besonders am Schaft ist es häufig angenehm etwas mehr Luft zu geben, um beim Ansteigen den nötigen Spielraum zu haben. Am Spann sollte der Schuh dennoch gut sitzen, um guten Halt zu bieten.

Bergab empfiehlt es sich den Schaftbereich von der Beuge aufwärts fester zu schnüren, um die Ferse in Position zu halten. So rutscht der Fuß nicht so weit nach vorne, was Blasen und blauen Zehennägeln entgegen wirkt.

Wie fest die Schnürsenkel tatsächlich gezogen werden, ist eine individuelle Sache. Es entscheidet die persönliche Vorliebe und das Tragegefühl. Kribbelnde Zehen sind in jedem Fall ein Indiz, dass man es lockerer angehen sollte.

Fersenschlupf vermeiden: Die Flaschenzugtechnik

Der gefürchtete Fersenschlupf ist ein Problem, das vermutlich jeder Wanderer kennt. Oft ist die Ferse schmaler als der Fersenbereich im Schuh, der vorhandene Spielraum führt zu Reibestellen und Blasen. Neben den richtigen Socken kann hier ein ausgefeilter Schnürtrick helfen: Die Flaschenzugtechnik.

Mit der so genannten Flaschenzugtechnik sorgst Du für einen festen Sitz der Ferse und vermeidest damit unangenehme Reibungen.

Jörg Hackinger

Mit der so genannten Flaschenzugtechnik sorgst Du für einen festen Sitz der Ferse und vermeidest damit unangenehme Reibungen.


Anleitung Flaschenzugtechnik

  • Bei der Flaschenzugtechnik wird der Schnürsenkel direkt von der obersten Öse am Rist von unten durch den Tiefzughaken der selben Seite geführt. Öse und Haken sind so direkt verbunden.
  • Anschließend werden die Schuhbänder jeweils auf der gegenüberliegenden Seite durch diese Verbindung geführt, straff gezogen und normal weiter geschnürt.

Durch die Flaschenzugwirkung dieser Schnürung wird die Ferse tiefer in den Schuh gedrückt und der Spielraum für Reibung minimiert.

Sieht komplizierter aus, als es ist: Die Flaschenzugtechnik hilft den Fersenschlupf zu vermeiden.

Jörg Hackinger

Sieht komplizierter aus, als es ist: Die Flaschenzugtechnik hilft den Fersenschlupf zu vermeiden.


Sieht komplizierter aus, als es ist: Die Flaschenzugtechnik hilft den Fersenschlupf zu vermeiden.

Jörg Hackinger

Dafür läuft der Schnürsenkel direkt von der letzten Öse am Spann zum Tiefzughaken und fädelt auf der gegenüberliegenden Seite durch diese Verbindung.


Mehr Schnürzonen: Falsche Feststellöse

Manche Wanderschuhe haben keinen Tiefzughaken, der unterschiedliche Schnürzonen ermöglicht. Oder, man wünscht sich aufgrund bestehender Druckstellen oder Verletzungen eine weitere Zone mit definiertem Zug. In diesem Fall hilft die sogenannte falsche Feststellöse.

Anleitung falsche Feststellöse

  • Bei einer falschen Feststellöse werden die Schuhbänder zweifach gekreuzt bzw. umeinander geschlagen.

Der so entstandene Reibungswiederstand verhindert das Lockern der Bänder.

Die falsche Feststellöse hilft beim Fixieren unterschiedlicher Schnürzonen, zum Beispiel wenn im Zehenbereich ein definierter Zug gewünscht ist.

Jörg Hackinger

Die falsche Feststellöse hilft beim Fixieren unterschiedlicher Schnürzonen, zum Beispiel wenn im Zehenbereich ein definierter Zug gewünscht ist.


Die falsche Feststellöse hilft beim Fixieren unterschiedlicher Schnürzonen, zum Beispiel wenn im Zehenbereich ein definierter Zug gewünscht ist.

Jörg Hackinger

Dafür werden die Schuhbänder zweifach umeinander geschlagen.


Mehr Spiel am Schienbein: Tiefer Knoten

Insbesondere beim Anstieg drückt häufig der Knoten am Schaft gegen das Schienbein. Das schränkt die Bewegungsfreiheit ein und ist auf Dauer unangenehm. Sehr einfach lässt sich ein drückender Knoten beheben, indem dieser einfach tiefer gesetzt wird.

Oft hilft es den obersten Haken von oben nach unten zu fädeln. Der Knoten liegt so rund einen Zentimeter tiefer.

Jörg Hackinger

Oft hilft es den obersten Haken von oben nach unten zu fädeln. Der Knoten liegt so rund einen Zentimeter tiefer.


Beim tiefer gesetzten Knoten laufen die Schnürsenkel von oben nach unten durch den obersten Zughaken. Der Knoten sitzt so etwa einen Zentimeter weiter unten am Schaft – ein kleiner Unterschied, der aufgrund der verringerten Hebelwirkung oft einen großen Nutzen hat.

Schuhweite anpassen: Kreuzung aussparen

Drücken die Schuhe seitlich auf den Fußrücken oder Vorfuß, dann hilft es oft eine Schnürsenkelkreuzung auszulassen.

Anstatt über Kreuz werden die Schuhbänder auf Höhe der Druckstelle von Öse zu Öse geführt, ohne die Seite zu wechseln. So erhält der Fuß etwas mehr Raum und der Druck in diesem Bereich reduziert sich.

Hoher Spann: Parallelschnürung

Bei einem hohen Rist sorgt die normale Schnürung häufig für unangenehmen Druck an den Kreuzungspunkten der Schnürsenkel.

Die Parallelschnürung kann in diesem Fall für Erleichterung sorgen. Die Schuhbänder werden dabei asymmetrisch durch die Ösen geführt.

Bei der Paralleltechnik laufen die Schuhbänder asymetrisch. Die Kreuzungspunkte sind versetzt und verteilen den Druck über den Spann.

Jörg Hackinger

Bei der Paralleltechnik laufen die Schuhbänder asymetrisch. Die Kreuzungspunkte sind versetzt und verteilen den Druck über den Spann.


Anleitung Paralellschnürung

  • Während der erste Senkel bei der Parallelschnürung direkt ins dritte Ösenpaar kreuzt, läuft der andere nach der Kreuzung parallel zum Start durch beide Ösen der zweiten Reihe.
  • Anschließend wechselt das Muster (siehe Bild).

Durch diese Art der Schnürung verteilen sich die Kreuzungspunkte über dem Spann und der lineare Druck auf den Spann reduziert sich.

Druck an Vorfuß und Zehen: Ladenschnürung

Die sogenannte Ladenschnürung kann helfen bestehende Druckstellen im vorderen Bereich des Fußes zu entlasten. Beispielsweise schmerzende Zehen oder Hühneraugen.

Die Ladenschnürung erleichtert das gezielte Anpassen der Festigkeit.

Jörg Hackinger

Die Ladenschnürung erleichtert das gezielte Anpassen der Festigkeit.


Anleitung Ladenschnürung

  • Bei der Ladenschnürung wird ein Schnürsenkel (kurzes Ende) direkt nach oben geführt
  • Das lange Ende läuft von unten nach oben alternierend durch alle Ösen.

Die Ladenschnürung vereinfacht das Anpassen des Drucks auf der ganzen Fußlänge und lässt sich einfach in unterschiedliche Bereiche anpassen.

Auf die richtigen Schnürsenkel achten

Auch bei den Schnürsenkeln hat sich der Schuhhersteller in aller Regel etwas gedacht, daher sollten die original beiliegenden Schuhbänder nicht vorschnell ausgetauscht werden. Zum einen ist die Stärke der Bänder auf die Ösen abgestimmt, was speziell bei selbst blockierenden Tiefzughaken die Funktionalität sicher stellt. Zum anderen sind Schnürsenkel dehnbar, um sich an Fuß und Schuhe anzupassen.

Beim Einsatz festerer Schnüre, wie beispielsweise einer Reepschnur, geht die Flexibilität verloren. Die Gefahr von Druckstellen steigt. Das bedeutet – sofern eine „harte“ Schnürung nicht explizit gewünscht ist – sollten Schnürsenkel nur im Notfall durch andere Schnüre ersetzt werden. Vor der nächsten Tour lohnt sich die Suche nach einem adäquaten Ersatz.

Fazit: Einfach ausprobieren!

Der Schuh drückt beim Wandern unangenehm am Spann? Dann lohnt sich der Versuch die Schnürsenkel einfach mal umzufädeln, anstatt den Druck als notwendiges Übel hinzunehmen.

Das Einfädeln einer anderen Schnürtechnik dauert nur wenige Minuten und ist deutlich günstiger als ein neues Paar Outdoorschuhe.

Oft macht bereits ein erster Versuch klüger und offenbart, wo der Hund begraben liegt.

Wer die unterschiedlichen Tricks und Techniken kennt, kann auch sich unterwegs noch an das ideale Setup der Schuhbänder herantasten und nachbessern, bis die ideale Spannung gefunden ist.

Wichtig dabei ist: nur wenn die Basics stimmen – Socken und Schuhgröße passen, Ferse und Lasche richtig sitzen und generell auf die Schnürung geachtet wird – kann diese helfen Problemstellen in Wanderschuhen zu lindern oder beheben.

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